aufgegraben und den durstigen Bäumen einen gehörigen Trunk geben lassen. — Zweifellos hätte es aber den Bäumen nichts geschadet, wenn die städtische Gartenbaudirektion ihnen den Trunk hätte zukommen lassen, ehe ihr Laub zu verdorren begann.
Stuttgart, 25. Juli. Verschiedene hiesige Schweinehändler haben, wie zum Teil berichtet, gestern schweren Schaden dadurch erlitten, daß die für sie eingegangenen Eisenbahntransporte zahlreiche tote Schweine enthielten. Es waren insgesamt 246 Tiere, die hier unter den Folgen der Hitze verendet ankumen. Weiter berichten die Stuttgarter Zeitungen, in einem Ludwigsburger Transport habe man 35 tote Schweine vorgefunden; bei einem Eß- linger Transport 55 und einem Fruerbacher 22. Ueberall seien die Tiere bis zu 36 Stunden in den Eisenbahnwagen ohne Wasser zusammengepfercht gewesen, und als man ein Schwein geschlachtet habe, seien die durstigen Tiere gierig über das Blut hergefallen. — Wen trifft für solche barbarische Unterlassung, die sich an den Eigentümern schwer rächt, die Hauptschuld? Geschieht denn bei dieser afrikanischen Hitze auf der Eisenbahn gar nichts, um auch den Tieren den Transport erträglich zu machen?
Mühlacker, 25. Juli. Die Anzahl der bei der Hitze auf dem Transport umgestandenen Schweine für den ganzen süddeutschen Bezirk dürfte nach der Schätzung erfahrener Fachleute mit rund 1000 Stück nicht zu hoch gerechnet sein. Das Schwein durchschnittlich zu 100 Mk. gerechnet — bei den verendeten Tieren handelt es sich in der Hauptsache um die stärksten und besten Exemplare — bedeutet dies einen Gesamtverlust von 100000 Mk. Für den Viehhandel bezw. die Volkswirtschaft zweifellos ein schwerwiegender Ausfall. Bei dieser Schätzung ist die gesamte Hitzepoche der letzten Tage berücksichtigt und vor allem die Großstädte Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Heilbronn, München, Nürnberg usw. in Betracht gezogen. Wie man hört, sollen die Absender größtenteils nicht versichert sein. Es wird übrigens versichert, daß die Bahnwagen durchaus nicht übermäßig voll geladen gewesen seien. Von sachverständiger Seite wird an die Bahnverwaltung die Aufforderung gerichtet, einen Versuch mit „Viehwagen mit Tränktrögen" zu machen, und die Viehtransporte möglichst zu beschleunigen.
Eßlingen, 26. Juli. Gestern mittag entlud sich ein Gewitter von ungewöhnlicher Heftigkeit über unsere Stadt. Aechzend bogen sich die Bäume unter der Gewalt des Sturmwindes und krachend stürzten die Zweige zu Boden. Große starke Bäume wurden entwurzelt, einer davon stürzte auf die Drähte der elektrischen Leitung und bog deren Maste um, der Blitz schlug mehreremale in das Netz der elektrischen Leitung und zerstörte Kabel und Sicherungen. Hinter dem Gaswerk- wurde ein Häuschen umgeworfen und von vielen Dächern die Dachplatten auf die Straße geschleudert. Auf dem Jakobimarkte sprengte der Sturm alles auseinander, einzelnen Händlern wurden die Waren schwer beschädigt. Das Gewitter lieferte 18 Millimeter Regen, fast '/s der im Juli zu erwartenden Menge. Der Sturm hat ziemlich viel Zwetschgen, teilweise auch Aepfel herunter gerissen, andererseits hat der Regen den Boden der Hackfrüchte gut durchseuchtet, auch die Wiesen, deren Grasnarbe noch nicht gänzlich verbrannt ist, dürften sich wieder erholen. Den Gurken kam der Regen sehr zu statten, wenn es noch mehr regnet, kann die Ernte Heuer sehr gut werden. Das Hundert kostet zur Zeit 40 Pfg.
Leonberg, 25. Juli. Bei dem gestrigen Gewitter schlug der Blitz in den Wartturm auf dem Engelberg, das Wahrzeichen Leonbergs, und zündete, so daß der Turm völlig ausgebrannt ist. Ein weiterer Blitzstrahl schlug in die Schmalzried'sche Schuhfabrik, ohne jedoch zu zünden. Ein am Kessel beschäftigter Heizer wurde von dem Blitzschlag zu Boden geworfen, erlitt aber keine Verletzungen.
Neckargartach. 27. Juli. Auf einem Felde des Böllinger Hofs entstand ein Brand, der sich so schnell ausdehnte, daß ein etwa 13 Morgen großes, sehr schön stehendes Gerstenfeld vollständig eingeäschert wurde. Der Schaden, der dem Hofgutsbesitzer entstanden ist, beläuft sich auf etwa 4000 Mark. Der Brand soll auf die Unvorsichtigkeit eines 58 Jahre alten Schnitters zurückzuführen sein, der beim Anzünden seiner Pfeife das noch glimmende Streichholz weggeworfen hatte.
Friedrichshafen, 26. Juli. Die Stadt Düsseldorf hat einen neuen Vertrag mit der „Delag" auf Stationierung des Luftschiffs „Schwaben" in Düsseldorf abgeschlossen. Der Vertrag hat bis 1914 Gültigkeit. Darnach soll das Luftschiff „Schwaben" in Düsseldorf mindestens ebensoviele Aufstiege unternehmen, wie von Frankfurt a. M. und von
Baden-Baden aus. Nach Mitteilungen der „Delag" wird das Luftschiff Mitte August in Düsseldorf ein- treffen.
Tübingen. 26. Juli. Große Aufregung herrschte in Walddorf über einen nachts erfolgten Einbruch im dortigen Postamt. Als Postverwalter Welsch in der Frühe das Postgebäude betreten wollte, war es von innen verschlossen. Bei näherer Untersuchung entdeckte Welsch, daß von einem Fenster die Scheibe herausgeschnitten war. Der Postoerwalter schlüpfte durch die Oeffnung und wurde im Innern des Gebäudes von dem Einbrecher überfallen und mit einem Messer mehrere Mal in den Kopf und zweimal in den Arm gestochen, ihm außerdem ein Finger der linken Hand durchgeschnitten. Der Einbrecher hatte sich, da das Postgebäude geschlossen war, auf die Bühne geflüchtet. Der schwerverletzte Welsch rief Leute herbei und der Täter, der 19jährige frühere Bäckerlehrling Frick, wurde aus einer Holzbeuge, in der er sich versteckt hatte, hervorgezogen und verhaftet; es wurde ihm ein Revolver mit 5 scharfen Patronen abgenommen, von dem er infolge des energischen Vorgehens Welschs keinen Gebrauch machen konnte.
Blaubeuren, 27. Juli. Die bürgerlichen Kollegien und die 24 Bezirksgemeinden des Oberamts Blaubeuren haben an die Landstände eine Eingabe gerichtet, in der um die Belassrrng des Oberamts Blaubeuren gebeten wird. Es wird darauf hingewiesen, daß, vom rein geschäftsmännischen und finanziellen Standpunkt aus betrachtet, die Aufhebung der Oberamtsverwaltung Blaubeuren einen entschiedenen Rückschritt bedeuten würde. Sie würde selbst für den Fall eine Erschwerung des amtlichen lichen Verkehrs herbeiführen, wenn in Blaubeuren künftig Amtstaze abgehalten würden. Die hiesigen Geschäftsleute, die von jeher hauptsächlich auf die Landkundschaft angewiesen sind, würden einen un- gemein schwierigen Stand haben, da die jetzigen Ueberreste des geschäftlichen Verkehrs der Landbevölkerung in Blaubeuren zum größeren Teil nur auf dem Umstande beruhen, daß die Bezirksverwaltung und insbesondere das Oberamt hier seinen Sitz hat.
Weinsberg, 27. Juli. (Ungutes Verhältnis.) Ueber eine durch den Stadtvorstand bei einer auswärtigen Firma erfolgte Bestellung von 100 Ztr. Schmierseife zur Sauerwurmbekämpfung gab es im Gemeinderat eine derart erregte Debatte, daß einem Gemeinderatsmitglied das Wort entzogen wurde und dieser daraufhin den Saal verließ. Der Vorfall ist deshalb bemerkenswert, weil die Weinsberger Gewerbetreibenden der Meinung sind, die Staatsirrenanstalt Weißenhof beziehe den größten Teil ihrer Bedürfnisse von auswärts und auf einen gegenteiligen Nachweis nicht eingingen.
Gosbach, 24. Juli. („Hände hoch!") Ein gelungenes Ergebnis hatte hier, wie die „Geislinger Zeitung" schreibt, gestern ein Gerichtsvollzieher zu verzeichnen. Ein „Hofhändler", der im Februar ds. Js. einem hiesigen Bauern sein Gut abkaufte und veräußerte aber die auf 1. April angesetzte Anzahlung nicht leistete, weil er kein Geld dazu habe, war eben daran, gestern die letzten Güterftücke zu versteigern, als der Gerichtsvollzieher erschien und nicht nur die Frucht auf dem Halm, sondern auch das Geld in der Tasche pfändete. Dieser wehrte sich zwar gewaltig mit der Versicherung, er habe nichts, aber nach dem Kommando: „Hände hoch!" visitierte der geschäftskundige Diener des Gerichts die tiefen Taschen des Händlers und brachte die schöne Summe von 930 zu Tage. Allgemeine Befriedigung über diese erfolgreiche Pfändung herrschte unter dem Publikum, da nun der Gläubiger wenigstens zu einem Teil der bedungenen Anzahlung gekommen ist. Der so erleichterte Händler aber soll sehr kleinlaut davongegangen sein mit der bangen Frage: „Was wird wohl meine Frau dazu sagen?"
klus StaSt» Bezirk unS Umgebung.
Z Schwann, 26. Juli. Am letzten Montag ist wieder die muntere Schar der Ferienkolonie Stuttgart, 27 Mädchen mit ihrer Lehrerin, Frl. Katz, bei uns eingezogen und hat im Adler Quartier auf 4 Wochen bezogen. Wir wünschen den Kindern gute Erholung.
Kgl. Hoftheater Wildbad. Am nächsten Sonntag findet die Erstaufführung einer äußerst interessanten Novität statt „Der Rechtsanwalt," ein Lustspiel von Franz Molnar. dem berühmten ungarischen Verfasser des „Teufel". Das Lustspiel erlebte seine Uraufführung vor 3 Jahren im Kgl. Hoftheater in Altenburg, unter Mitwirkung fast ! sämtlicher Darsteller am Kgl. Kurtheater. Später
unterzog der Direktor des neuen Schauspielhauses in Berlin das Lustspiel einer Bearbeitung und führte es unter dem Titel „Der Herr Verteidiger" an seinem Theater auf. Franz Molnar protestierte sofort gegen diese Bearbeitung, welche seiner durchaus originellen und geistreichen Dichtung Elemente hinzufügte. welche die Einheitlichkeit durch billige Mätzchen und Effekte zerstörte. Das Lustspiel wird deshalb am Kgl. Kurtheater in seiner ursprünglichen Fassung und unter dem Originaltitel „Der Rechtsanwalt" zur Aufführung gebracht werden. Die Satyrs ist glänzend: Der Rechtsanwalt, welcher sich einen geriebenen Dieb züchtet, um ihm durch seine Verteidigung wieder zu einem Freispruch zu verhelfen und dadurch sich selbst berühmt zu machen, und schließlich von seinem „Compagnon" selbst ausgeraubt wird, und für diesen sogar noch eine Nacht auf der Polizeiwache verbringen muß.
Neuenbürg, 25. Juli. In einem Vortrag, den Dr. Franz Linke in Frankfurt über das Thema dieser Tage: „Warme und kühle Sommer" gehalten hat. führte er aus: Das Ueberwiegen von barometrischen Hochdruckgebieten mit heiterem Wetter bringt uns kontinentale Winde und damit heiße Sommer, die rasche Aufeinanderfolge von Tiefdruckgebieten bringt Seewinde und damit trübes und kühles Wetter. Daher rührt auch das in der Regel stattfindende Zusammentreffen von warmem und trockenem, bezw. kühlem und regnerischem Weller. Interesse wird auch die Berichtigung der falschen Vorstellung von den Hitzwellen erregen, von denen das Publikum annimmt, daß sie häufig von Nordamerika über den atlantischen Ozean zu uns herüber kommen können. Aber abgesehen davon, daß warme Luft sich nicht in Wellen, sondern durch Luftströmungen fortbewegt, müßte sie sich über dem kühlen Ozean vollkommen abkühlen und eher als Kältewelle bei uns auftreten. Andererseits wäre es doch nicht ganz ausgeschlossen, daß die Hitze in Europa auf die gleichen Ursachen zurückzuführen ist, die kurz vorher in Amerika gewirkt haben, nämlich die Wirkung von Hochdruckgebieten. Aber es hat sich gezeigt, daß auch dies nicht zutrifft, daß eine Verlagerung von Hochdruckgebieten von Nordamerika über den Ozean nach Europa nicht oder nur selten die Ursache von Hitzperioden in Europa ist. Die Vorherbestimmung des Sommerwetters ist noch nicht möglich. Für Frankfurt hatte der Vortragende statistische Tempe- raturtabellen, die bis ins Jahr 1830 zurückgehen und deutlich eine Periode von 23 und 'eine zweite von 11 Jahren erkennen lassen. Wenn die Extreme von beiden Perioden gerade auf dieselben Jahre fallen, so treten in diesem Sommer besonders hohe bezw. tiefe Mitteltemperaturen ein. So war der Sommer in den Jahren 1858, 1874, 1904 sehr warm, in den Jahren 1846, 1863, 1871, 1891, 1909 sehr kühl. Aus den Beobachtungen ergibt sich, daß das Jahr 1911 nach den säkularen Perioden ähnlich sein muß den Jahren 1864 und 1887. Wenn wir hiernach die nächsten Monate schließen würden, so würde daraus hervorgehen, daß der Rest des Juli und der August sehr trocken, der August aber verhältnismäßig kühl sein wird, daß also, was einem unter dem Druck der Temperatur der letzten Zeit kaum glaublich erscheint, trotz dieser hohen Temperatur im Juli der Gesamtsommer als unternormal zu bezeichnen ist. Für die nächsten Jahre hingegen ließe sich nach dem säkularen Verlauf eine allmähliche Besserung voraussehen, die Reihe der kühlen Sommer der letzten Jahre scheint also nunmehr abgeschlossen zu sein.
Neuenbürg, 25. Juli. (Badet nicht mit vollen Magen.) In der jetzigen Badezeit vergeht kein Tag, an dem man nicht liest, daß da und dort einer beim Baden ertrunken ist. Es heißt, daß sie plötzlich im Wasser versunken seien und daß vermutlich ein Herzschlag ihrem Leben ein Ende gemacht habe. Das ist in 96 Fällen von 100 ein Irrtum. Wahrscheinlich ist, daß der Ertrunkene mit vollem Magen ins Wasser ging und der Wellenschlag gegen den Unterleib eine momentane Uebelkeit verursachte, daß Erbrechen und Schwindel eintrat, der Betreffende für einen Augenblick die Besinnung und die Herrschaft über seinen Körper verlor, nicht mehr die Kraft hatte, den heraufkommenden Speisebrei auszuspeien, vielleicht auch noch Wasser ausnahm und einfach erstickte. Es ist keine Frage, daß selbst geringer Wellenschlag und leichtes Schaukeln auf einen vollen Magen höchst ungünstig wirken kann. Es ist daher zu raten, nach einer größeren Mahlzeit mindestens 3—4 Stunden bis zu einem Bad verstreichen zu lassen.
Calw, 25. Juli. Für die auf 1. Oktober d. I. neu zu besetzende Oberamtsbaumeisterstelle haben sich 38 Bewerber gemeldet. In geheimer Abstimmung wurde von der heutigen Amtsversammlung Erwin