Erscheint

Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.

Preis vierteljährl.:

w Neuenbürg ^ i.20. Durch d' Post bezogen: .m Vrts- und Nachvar» orts-Verkehr ^ 1.15; zm sonstigen inländ. Verkehr 1.25; hiezu je 20 Bestellgeld.

»i»»nnement» nehmen alle ^«-anfioirrn and Postboten jrbeilzelj entgegen.

Der «nztäler.

Anzeiger für das Lnztal und Umgebung.

Amtsblatt tür Sen Vberamtsbezirk Neuenbürg.

Knzeigeupreis:

die 5 gespaltene Zeile oder deren Raum 13 ^ bei Auskunfterteilung durch die Exped. 12 F- Reklamen die Sgesx. Zeile 25 F.

Bei öfterer Insertion entsprich. Rabatt.

Fernsprecher Nr. 4.

Telegramm-Adresse: ^Lnztäler, NeuenbLrg-.

119.

Neuenbürg, Freitag den 28. Juli 1911.

69. Jahrgang.

RunSschau.

Kiel, 27. Juli. 312 Lehrer aus allen Gauen des Reiches sind gestern abend auf Einladung des Deutschen Flottenvereins hier eingetroffen. Es fand eine kleine Begrüßungsfeier statt. Die Gäste besich­tigen heute und morgen die Marineanlagen von Kiel und begeben sich dann nach Bremen und Helgoland.

München, 27. Juli. Die deutschen Bischöfe werden in einer gemeinschaftlichen Vorstellung den Papst bitten, für Deutschland von der im letzten Uotu proprio vorgeschriebenen Aufhebung oder Ver­legung der Feiertage absehen zu dürfen. Sie wollen lediglich die Verlegung des Festes Johannes des Täufers (24. Juni) auf einen Sonntag beantragen.

In badischen Eisenbahnerkreisen erzählt man sich, daß der Lokomotivführer Platten kurz vor dem Unglückstage von Müllheim aus seinem seitherigen Dienstkurs herausgekommen und in einen anderen Kurs eingeteilt worden sei. Während er seit­her u. a. den V-Zug 11, ab Basel 7.53 früh gefahren habe, der in Müllheim nicht anhält, habe er dann den ihm folgenden Eilzug 9 übernehmen müssen, der auf der Unfallstation 8.29 ankomme und 8 30 weiterfahren solle. Der alte bewährte Führer, der so lange den v 11 gefahren habe, habe im kritischen Augenblick vergessen, daß er nicht mehr den v 11, sondern den Eilzug führe, und so sei er denn mit voller Geschwindigkeit auf Müllheim losgefahren, bis ihm eingefallen sei, daß dort gehalten werden müsse leider zu spät, um das Unheil noch ver­hüten zu können.

Ludwigshafen, 26. Juli. In der Badischen Anilin- und Sodafabrik legten gestern mittag etwa 1200 Arbeiter aus verschiedenen Betrieben die Arbeit nieder.

Mannheim, 26. Juli. Die Ausstands­bewegung in der Badischen Anilin- und Soda­fabrik greift weiter um sich. Bis heute früh waren 1300 Mann ausständig. Die Bewegung ist jedoch noch immer nicht abgeschlossen. Die Schutzmannschaft ist im Gebiete der Fabrik bedeutend verstärkt worden, doch die Arbeiter verhalten sich ruhig. Gefordert wird eine lOprozentige Lohnaufbesserung, ebenso die Wiedereinstellung jener Arbeiter, die vergangene Woche die Arbeit ohne Kündigung niedergelegt haben.

Berlin, 27. Juli. Ein ungewöhnlich heftiger Gewitter sturm ging gestern abend gegen 8 Uhr über Berlin nieder. Viele Straßen standen unter Wasser. Zahllose Keller waren überschwemmt.

Oberhausen, 27. Juli. Der Prokurist Robert Mahlberg hat im Verlaufe von 4 Jahren der Firma Oberhausener Stahl- und Eisengießereien an­nähernd 100000 Mk. unterschlagen. Der un- getreue Prokurist ist 35 Jahre alt und seit 2 Jahren verheiratet. Er wurde gestern nachmittag verhaftet.

Posen, 27. Juli. Beim Regimentsexerzieren fanden zwei Leute des Grenadierregiments zu Pferde Nr. 3 gestern früh einen nicht explodierten Zün­der. Trotz des strengen Verbotes trugen sie ihn in das Barackenlager und versuchten nachmittags ihn zu. öffnen. Plötzlich explodierte das Geschoß und verletzte die beiden Soldaten furchtbar. Dem einen der beiden Soldaten wurden beide Hände weg­gerissen.

München, 27. Juli. Am Totenkirchel ist Ober­leutnant Graf Fuger-Blumental vom Infanterie-' Leib-Regiment abgestürzt. 6 Stunden darnach war er tot.

Neustadt a. H., 26. Juli. Bei einem Trans­port Schweine, welche von Bremen aus ankamen, wurden bei der furchtbaren Hitze 47 Tiere vom Hitzschlag betroffen und kamen tot an. Bei einem weiteren Transport kamen 12 Schweine durch die Hitze im Eisenbahnwagen um. Man rechnet mit weiteren Verlusten, da die Hitze anhält.

Platz (bei Bad Brückenau), 27. Juli. Gestern abend b/r7 Uhr brach Großfeuer aus, das wahr­scheinlich durch zündelnde Kinder verursacht wurde. 23 Häuser und 25 Scheunen mit Nebengebäuden sind abgebrannt. Der Automobilverkehr zwischen Bad Kissingen und Brückenau, sowie die telephonische und telegraphische Verbindung sind unterbrochen. Verluste an Menschenleben sind nicht zu beklagen.

Karl Schönherr, der Dichter vonGlaube und Heimat", hat, wie derFrankfurter Zeitung" aus Innsbruck geschrieben wird, die Ausführung seiner sämtlichen Werke für seine Heimat Tirol gesperrt. Die Gründe für diesen eigenartigen Boykott sollen in den wenig erfreulichen künstlerischen Verhältnissen der Tiroler Buhnen liegen, außerdem < aber auch in persönlichen Schikanen.'

Matzenheim i. Elf., 25. Juli. Ein trauriges Hochzeitsfest wurde einer hiesigen Frau Willmann bescheert. Während sie auf dem Standesamt war, um eine neue Ehe zu schließen, ertrank ihr 10 Jahre alter Sohn beim Baden.

Chamonix, 27. Juli. Als zwei Touristen in Begleitung eines Führers und eines Trägers die Aiguille du Plan bestiegen, löste sich ein Felsblock und erschlug den Träger. Kurz darauf glitt der eine Tourist aus und stürzte in einen Abgrund. Der Verunglückte ist noch nicht gefunden.

Tokio. 26. Juli. Ein Taifun, der in Tokio und Aokohama seinen Mittelpunkt hat, hat heute 3 Uhr morgens seinen Höhepunkt erreicht und aus­gedehnten Schaden angerichtet. Die tiefer gelegenen Stadtviertel sind überflutet. Etwa 200 Menschen haben den Tod gefunden. 40 Leichen wurden ge­borgen. Man befürchtet den Untergang vieler Schiffe.

Württemberg.

Stuttgart, 26. Juli. Die Anträge des Finanz­ausschusses der Ersten Kammer zum Sportel­ia rif gehen in der Mehrzahl auf Zustimmung zu den Beschlüssen der Zweiten Kammer. Bei der Feuerbestattung wurde dagegen eine Sportel von 3 Mk. bezw. Abweisung von 2 Mk. festgesetzt. In einer Resolution wird die Regierung ersucht, die Einführung eines Waffenpasses für Handfeuerwaffen, namentlich für mehrladige Handfeuerwaffen, und einer auf diesen Waffenpaß zu legenden Sportel in Erwägung zu ziehen.

Stuttgart, 26. Juli. Die Zweite Kammer setzte heute die Beratung des Eisenbahnbaukredit- gesetzes bei der Forderung von 14 Millionen als sechste Rate für den Umbau des Hauptbahnhofs Stuttgart und für die Neu- und Erweiterungsbauten zwischen Ludwigsburg und Plochingen fort. In der Debatte wurde das Projekt eines Verschiebebahnhofs bei Kornwestheim als sehr zweckmäßig bezeichnet und betont, daß die Ueberschreitungen höchstens 10"/« betragen würden. Der Ministerpräsident erklärte sich für strenge Sparsamkeit. Nach längerer Debatte wurde die Forderung genehmigt. Es wurde dann noch der 5. Nachtrag, enthaltend einen Nachtrag zu Kap. 61, Universität und zu Kap. 82, Aufsichtskosten für die Volksschulen, in erster Lesung erledigt.

Stuttgart, 27. Juli. Die Zweite Kammer genehmigte heute in erster und zweiter Lesung den Gesetzentwurf betreffend die Forterhebung der Steuern und nahm dann mit verschiedenen Ab­änderungsanträgen den Gesetzentwurf betr. das Staatsschuldbuch an. Morgen Nachtragsetat.

Stuttgart, 26. Juli. Nach einer Entscheidung des Ministeriums des Innern muß die von der Bauordnung verlangte bautechnische Beratung einer Gemeinde eine einheitliche sein. Es ist da­her nicht zulässig, daß eine Gemeinde für die Fälle des Art. 103 Abs. 3 und 4 der Bauordnung, um sich die hier eingeräumte Zuständigkeit zu sichern, I einen geprüften Ortsbautechniker, z. B. den Ober- j amtsbaumeister, im übrigen aber für die zahlreicheren '

Fälle des Art. 103 Abs. 2 der Bauordnung einen ungeprüften Ortbautechniker aufstellt.

Stuttgart, 29. Juli. Am 1. August d. I. tritt ein neuer Tarif für die Beförderung von Gütern, Fahrzeugen und lebenden Tieren in Eisen­bahnwagen auf dem Bodensee in Kraft, durch den der Tarif vom 1. Januar 1889 nebst Nachträgen aufgehoben wird. Die durch den neuen Tarif be­dingten Frachterhöhungen treten erst am 1. November d. I. in Kraft.

Stuttgart, 26. Juli. Kürzlich sind auf zwei württembergischen Stationen zwei Nachnahmen mit 535.50 und 580 Mk. betrügerischer Weise erhoben worden. Zwei bis drei Tage nach Abgang der Sendungen (Inhaltsangabe Kinematograph, tat­sächlicher Inhalt Sand und Steine) traf bei den Versandstationen in einem mit gefälschtem Gummi­stempel versehenen Umschlag ein in gleicher Weise abgestempeltes gefälschtes Doppel des Nachnahme­begleitscheins ein, das den VermerkOriginal­begleitschein ging anscheinend auf dem Transport verloren" trug und in dem einen Fall mit der Schreibmaschine geschrieben war. Die Güterstellen sind wiederholt zur Vorsicht bei Ausbezahlungen von Nachnahmen namentlich von solchen mit hohen Be­trägen und an unbekannte Absender ermahnt worden.

Stuttgart, 26. Juli. (Ein Opfer der Berge.) Wie vom Hinteren Bregenzerwald gemeldet wird, verflieg sich dort ein Tourist aus Stuttgart beim Edelweißsuchen in der Kanisfluh (2041 Meter) und stürzte über ein steiles Felsband ab, wodurch er sich Quetschungen am ganzen Körper, sowie eine Knöchel­zersplitterung zuzog.

Stuttgart, 25. Juli. Heute vormittag 9 Uhr jagte ein Automobil über den Wilhelmsplatz und überfuhr drei Hunde, die nicht mehr schnell ge­nug ausweichen konnten. Alle drei, zwei Schnauzer und eine Dogge, wurden zu Schanden gefahren. Bei der Feststellung des Chauffeurs entstand ein kleiner Auflauf, da sich der Zuschauer eine große Erbitterung bemächtigt hatte.

Stuttgart, 26. Juli. Bei der heutigen Zieh­ung der Geldlotterie zu Gunsten des Vereins für Volksbildung in Cannstatt fiel der Hauptgewinn von 15 000 Mk. auf Nr. 99 375, der zweite Gewinn von 5000 Mk. auf Nr. 23 692, der dritte Gewinn von 2000 Mk. auf Nr. 52 257; je 1000 Mk. fielen auf Nr. 12485, 93 262; je 500 Mk. auf Nr. 92 940, 7841. (Ohne Gewähr.)

Stuttgart, 25. Juli. Die Hitze des Sonntags hat in Stuttgart, wie die Blätter berichten, 35 Grad erreicht. Solche Hitze ist zwar selten, aber doch nicht ganz ungewöhnlich. Wir haben am 12. Juli 1908, also vor nur drei Jahren, in Stuttgart 34,6 Grad, sonach nicht viel weniger verzeichnet und 1905 ist am 4. Juli gleich viel Hitze wie diesmal, 35 Grad, vorgekommen. Dann aber müssen wir bis auf den 17. und 18. August 1892 zurückgehen, um auf ähn­liche, ja noch größere Wärmeentwicklung zu stoßen. Wir hatten am 17. August 1892 sogar 36,2 Grad. Was aber diesmal die Hitze so schwer ertragen ließ, war die mangelnde Abkühlung der Nacht. Die Temperatur ging nicht unter 21,4 Grad herab. Dies steht zwar mit der Nachmittagswärme im Einklang, da die durchschnittliche Abkühlung bei klarem Himmel 14 Grad beträgt, ist aber für das menschliche Empfinden ein zu hoher nächtiger Temperaturstand, weil innerhalb unserer Häuser noch einige (34) Grade dazukommen, die dann hinreichen, um die Empfindung von schwüler Hitze hervorzubringen.

Stuttgart, 22. Juli. Von der im Stuttgarter Talkessel herrschenden Gluthitze kann man sich einen Begriff machen, wenn man hört, daß das Laub der in der Bahnhofstraße befindlichen Kastanienbäume ! sich schon gelb zu färben beginnt. Die städtische ! Gartenbaudirektion hat denn auch im Laufe des gest- ' rigen Nachmittags die Erde um die Bäume herum