der reichhaltigen Tagesordnung war die Frage der Frachtermäßigung für frisches Obst, der Fahrpreis­ermäßigung zum Zwecke der Arbeitsvermittlung, ferner die Festsetzung erleichternder Bestimmungen für die Ausgabe von Schnellzugszuschlagskarten, die Aenderung der Bestimmungen über den Uebergang in höhere Wagenklassen, die frachtfreie Beförderung des zur Fütterung von Ausstellungstieren benötigten Futters, die Abfertigung von Expreßgut auf Gepäck­schein statt auf Eisenbahnpaketadresse u. a. An den Verhandlungen nahm auch der Präsident v. Stieler und sonstige Mitglieder der Generaldirektion der württ. Staatseisenbahnen teil. Gestern nachmittag besichtigten die Teilnehmer unter Führung des Grafen Zeppelin die Luftschiffwerft. Im Kurgartensaal fand dann noch eine italienische Nacht mit Gondelfahrt und Feuerwerk statt.

Rottweil, 14. Juni. Beim Reichsbankoorstand Elben wurde ein Einbruch verübt, wobei dem Ein­brecher ein Geldbeutel mit 240260 ^ Bargeld, eine goldene Tabaksdose im Wert von 400 eine silberne im Wert von 50 ^ und eine Brosche im Wert von 15 in die Hände fielen. Der herbei- gerusene Polizeihund von Schömberg nahm eine Spur auf, hatte aber keinen Erfolg.

Geislingen, 15. Juni. Die hiesigen Kollegien und die von Altenstadt haben den Eingemein­dungsvertrag, der am 1. Juli in Kraft tritt, gestern einstimmig angenommen. Die Gemeinde Altenstädt stellt 4 Vertreter zum Gemeinderat und 4 Vertreter zum Bürgerausschuß.

Ulm, 14. Juni. Die Tierhandlung von Jul. Mohr hier hat bedeutende Aufträge an Tierliefer­ungen für den Münchener Zoolog. Garten erhalten, der im nächsten Monat eröffnet wird. Unter anderem liefert die Firma 4 indische Elefanten, eine Anzahl Königstiger und Leoparden, Hirsch- und Antilopen­arten, Känguruh, Strauße, Steinböcke, Gazellen usw.

Ulm, 14. Juni. Auf der Messe wurde ein Bursche von einer Schiffsschaukel so unglücklich ge­troffen. daß ihm die Hirnschale zertrümmert wurde. Der Tod trat sofort ein.

Blaubeuren, 14. Juni. In der Nähe des Dorfes Arnegg wurden sehr interessante Funde gemacht. Bei Erdarbeiten zur Anlage eines Fisch­weihers stieß man auf eine größere Anzahl von Pfählen aus Birkenholz; auch entdeckte man ver­schiedene Gefäffe und Scherben von solchen. Ver­mutlich handelte es sich bei dem Pfahlbau um eine etwa aus dem 12. Jahrhundert stammende primitive hölzerne Wasserburg.

Brackenheim, 14. Juni. Der Schaden, der durch den Brand des Anwesens des Müllers Kern

Die Perle von HMgensande.

Erzählung von R. Hymann.

17) -- (Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Es war fast Nacht geworden. Die Sternen standen am Himmel wie silberne Kerzen, und einer Möwe gleich glitzerte der Widerschein des Mondes über die tiefblaue Flut dahin.

Hoch oben am Kap reckte sich das Schloß Lord Curzons dunkel und traurig gen Himmel. Bertram hatte seine Jacht in See stechen lassen und befohlen, ihn draußen zu erwarten. Nur ein kleines Boot lag am Strande, in dem er Weib und Kind allein hinausrudern wollte, daß niemand Verdacht schöpfen konnte. Er selbst ging unruhig auf und ab.

Das Meer murmelte in seiner uralten Tonart, die wie flüsternde Musik klingt. Der Wartende sah eine Gestalt auf sich zukommen und plötzlich standen sich.die beiden Rivalen gegenüber. Mann gegen Mann.

Sie waren an Größe ziemlich gleich und doch bestand ein großer Unterschied zwischen ihnen. Hier der mächtige, durch Arbeit starke Fischer in seinem groben Gewände, dort der Herr, schlank, elastisch, mit den jetzt feinen Händen und der Eleganz des Weltmannes.

Joseph trat dicht an ihn heran.

Du bist Bertram?"Nein."

Wer bist du denn?"

Ein Fremder."

Ah ein Fremder! Das ist gut so, besser als wenn du Bertram wärst. Du willst mein Weib stehlen?"

Dein Weib? Nein. Ich hole nur jemand ab."

Ah deine frühere Frau die du dereinst

geschmäht, verachtet-gegen die du die Hand

erhoben hast und die mein ganzes Glück aus­macht? Mit welchem Rechte tust du das?"

Mit dem Rechte des Stärkeren," erwiderte der andere leise, aber fest.

Ah du bist der Stärkere?"

Ja, nach dem Rechte der Liebe!"

in Massenbach entstand, beläuft sich auf etwa 35 000 Mark. Der Brandgeschädigte ist jedoch nur mit 20 000 ^ versichert. Brandstiftung wurde vermutet, da ein Betrag von 700 ^ verschwunden war. Unter dem Verdacht, den Brand gelegt zu haben, wurde der 19 Jahre alte Dienstbube des Müllers, Heinrich Fiedler aus Wimpfen, verhaftet, der schon bei den Aufräumungsarbeiten ein Zehnmarkstück ge­funden haben wollte. Nachher machte sich der junge Mann durch große Geldausgaben verdächtig und wurde verhaftet. In seinem Besitz fand man 575 die der Bursche auf dem Brandplatz gefunden haben will.

Binsdorf. OA. Sulz, 14. Juni. Gestern wurde hier im Alter von fast 93 Jahren der älteste Mann der Gemeinde zu Grabe getragen, Philipp Stehle, der früher 30 Jahre lang das Amt eines Nachtwächters versehen hatte. Er war in seinem langen Leben nie Eisenbahn und Postwagen gefahren gewiß eine Seltenbeit in unserer Zeit und l als in unserem Bezirk die Autoverbindung eingeführt wurde, ließ er sich von seinen Angehörigen an die Straße führen, um dieses Verkehrsmittel der Neu­zeit in seinen alten Tagen wenigstens noch sehen zu können.

Freudenstadt, 15. Juni. Drei Tage Ge­fängnis für einen Kuß erhielt vom hiesigen Schöffen­gericht ein hier in einer Villa beschäftigt gewesener 46 jähriger Sattler aus Wittlensweiler, weil er ein eben aus der Schule entlassenes Mädchen, die ihm das Vesper brachte, liebkoste. Der Vater des Mädchens hatte Strafantrag gestellt.

Slus StaSt, Bez irk u nS Umgebung.

Am Sonntag den 18. Juni ds. Js. werden aus Anlaß des Gausängerfestes in Weilderstadt und des Turnfestes in Unterreichenbach folgende Sonderzüge ausgeführt:

1) Von Pforzheim nach Calw:

^ Pforzheim ... ab 5.48 vorm.

Unterreichenbach . an 6.20

. ab 6.34

Calw .... an 7.05

(Anschluß an den Sonderzug nach Weilderstadt).

2) Von Calw nach Weilderstadt:

> Calw .... ab 7.12 vorm.

! Weilderstadt . . an 7.58

3) Von Weilderstadt nach Calw:

Weilderstadt . . ab 8.21 nachm.

Calw .... an 9.04

Die Züge halten auf sämtlichen Zwischenstationen an. Zu ihrer Benützung berechtigen die allgemein gültigen Fahrkarten.

Joseph hatte alles von sich geworfen, was bisher sein Herz gut gemacht hatte.

Zwei Messer blitzten in der klaren Luft, kreuzten sich pfeilschnell, klirrten zusammen, flohen sich und trafen sich doch wieder und plötzlich bildeten die beiden Männer einen dunklen Haufen, der sich zuckend im Sande bewegte. Es war ein kurzes Ringen.

Dann wurde alles totenstill, selbst das Meer ^ schien zu lauschen.

Joseph erhob sich langsam, steckte sein Messer ein und ging schwerfällig zurück, i Der andere blieb liegen und regte sich nicht.

! Unerwartet trat Joseph bei Kamilla ein; und er

^ lächelte, weil sie geschmückt war wie eine Braut, f Sie sah flüchtig auf, aber ihr Blick blieb an ihm i haften, weitete sich, erstarrte, und dann schrie sie auf, i daß es gellend in dem kleinen Raume widerklang:

!An deiner Brust klebt Blut Blut Joseph!"

, Er nickte, immer lächelnd,

jSein Blut. Perle!"

> Es war ein häßliches Wort, das sie ihm zu- ^ schleuderte, in dem sich all' ihr Haß und all' ihre z Verachtung zusammenfand und das den Schiffer traf j wie ein Dolchstoß, daß er taumelte, dann eilte sie j an ihm vorüber ins Freie.

! Margarete wollte ihr folgen. Joseph hielt sie zurück.

In früher Morgenstunde wurde es lebendig am Strande, nicht so wie sonst, wo die Geräusche des täglichen Lebens ihren gewöhnlichen Klang vernehmen ließen. Etwas Erschreckendes, Grauenhaftes tönte aus den einzelnen Stimmen und formte sich zu einer unfaßbaren Klage. Joseph nahm die willenlose Mar­garete an den Arm und ging mit schnellen Schritten hinunter. Da lag angeschwemmt im Sande Kamilla, die Perle, so schön, wie sie stets im Leben gewesen war, aber mit einem Zug des Entsetzens in den Augen, die weit geöffnet waren, der unter die plötz- plötzlich verstummten Fischer trat. Er begriff alles.

Sie war mit dem Leichnam Bertrams hinaus­gefahren und hatte sich im tiefen Meere begraben.

Margarete war auf die tote Mutter zugeeilt und

Vom 15. Juni an verkehrt täglich der Eilzug nach Wildbad, Pforzheim ab 2.05 Uhr nachm., in Wildbad an 2.42 Uhr mit Wagendurchlauf München-Wildbad.

Neuenbürg, 14. Juni. In Süddeutschland befinden sich gegenwärtig falsche Zweimarkstücke in großer Zahl in Umlauf. Die Falsifikate sind nicht gegossen, sondern geprägt aus einer Zusammen­setzung verschiedener Metalle, tragen das Münzzeichen 6 und die Jahreszahl 1876 und sind so gut herge- stellt, daß selbst Fachleute sie von echten Zweimark­stücken nur schwer unterscheiden können.

Neuenbürg. (Warnung.) In der heißen Jahreszeit pflegen allerlei chemische Präparate, meist unter Phantasienamen und ohne Angabe der Zu­sammenstellung, als Zusätze zur Milch, um deren Gerinnen zu verzögern, empfohlen zu werden. Vor dem Ankauf und der Verwendung dieser Mittel wird dringend gewarnt. Es ist keine chemische Sub­stanz bekannt, die imstande märe, die Milch frisch zu erhalten und vor dem Gerinnen zu bewahren, ohne ihr gleichzeitig gesundheitsschädliche Eigenschaften zu verleihen.

Pforzheim, 14. Juni. Dem Oberpostschaffner Springmann, der hier durch eine Explosion eines Postpaketes verunglückt ist, wurde gestern ein Auge auf oparativem Wege entfernt. Wie die ärztliche Untersuchung ergab, wird das andere Auge wahrscheinlich erblinden oder mindestens in seiner Sehkraft beeinträchtigt sein.

Pforzheim, 14. Juni. Der heutige Schweine­markt war mit 52 Ferkeln befahren, welche alle zum Preise von 3340 pro Paar verkauft wurden.

OermlsciMs»

Die kgl. Eisenbahndirektion Saarbrücken er­läßt nachfolgende Bekanntmachung:Der gegen­wärtig bei Frauen beliebte Gebrauch überlanger Hutnadeln kann im Gedränge des Eisenbahnver­kehrs sehr leicht schwere Verletzungen anderer Per­sonen verursachen. Die Eisenbahnverwaltung sieht sich genötigt, zum Schutz der anderen Reisenden hier­gegen Maßregeln zu ergreifen. Es ergeht daher an alle reisenden oder den Bahnhof betretenden Damen das Ersuchen, ihre Hüte nicht mit solchen durch ungewöhnliche Länge gefährliche Nadeln zu befestigen oder wenigstens die gefahrdrohende Spitze durch Schutzhülsen oder sonstwie unschädlich zu machen. Die Eisenbahnverwaltung hat ihr Personal ange­wiesen, darauf zu achten, und, ohne erst Beschwerden anderer Reisenden abzuwarten, Damen mit solchen Hutnadeln zur Entfernung der Nadeln aufzufordern.

an der Leiche zusammengebrochen, unfähig, den Zu­sammenhang zu begreifen, nur das eine fühlend, daß ihre gute Mutter gestorben sei!

Joseph aber stand hochaufgerichtet und sah auf die blasse Perle, die er so sehr geliebt hatte, daß er sie hatte in den Tod treiben müssen.

Er bereute nichts!

Ihre Schuld war so groß wie die Seine, denn sie hatte sich an der Liebe versündigt, weil sie aus Mitleid sich ihm zum Weibe gegeben hatte.

Die Fischer traten zur Seite, als jetzt auch Lord Curzon mit schnellen Schritten in den Kreis trat.

Armes Weib," flüsterte er, was ist vorgegangen?"

Und sich zu der Leiche niederbeugend, erblickte er eine goldene Kette an ihrem Halse, an der ein Bildnis hing, das einen schönen Männerkopf darstellte.

Das ist das ist", stotterte der alte Mann, mein Kind!"

Lautlose Stille herrschte. Der alte Mann weinte.

Da drängte sich ein warmer Körper an ihn und schmeichelnd ihr Haupt an seine Wange lehnend, i sagte Margarete leise:Nicht weinen, lieber Vater!

Bin ich jetzt nicht auch dein Kind? Ich habe mein ' Mütterchen verloren, Vater, und du dein Kind!"

Joseph zitterte am ganzen Körper.

Margarete mein Kind verlasse mich nicht ich flehe dich an ich bin schuldlos ganz schuld­los es war wohl so Gottes Wille!"

Das Kind wandte sich um und die Augen von der Mutter zum Stiefvater erhebend, sagte sie leise, aber unerbittlich:Ich hasse dich !" f Die Arme des Lords schlossen sich um seinen Schatz,

t Man trug die Perle ins Dorf und alle ge-

? leiteten sie.-

! Es war wieder ganz still geworden. Am Strande - aber stand Joseph, der einsame, von allen verlassene ! Mann, nahm die Mütze vom Haupte und sah über j das silberglänzende Meer:

^Herr Gott im Himmel, dein Wille geschehe!" i Dann ging er zurück in seine Hütte, um die Netze zum Fischfang zu holen.