Auskunftstelle des dortigen „Internationalen öffentl. Verkehrsbureaus u. a. folgendes geschrieben: „Wie richtig es war, das gesamte Schwabenland in eine gemeinsame Ausstellungsabteilung unterzubringen, zeigt sich hier ganz deutlich. Das Publikum sucht zuerst nicht den bestimmten Platz, nach dem es reisen will, sondern das betr. Gebiet. Erst innerhalb dieses Gebietes wird dann der Einzelne das für ihn Geeignete heraussuchen. Hier gilt die alte Erfahrung: „Wer Vieles bringt, wird jedem etwas bringen." Die gemeinsame Propaganda, wie sie nun auch glücklicherweise das Schwabenland in gemeinsamen Broschüren betreibt, bedeutet nicht nur eine Erhöhung der Wirkung, sondern auch eine Ersparnis an Kraft, Zeit und Geld. Was die Ausstellung der Bilder von Freudenstadt anbelangt, so wirken diese sehr günstig; die Ausstellung von Freudenstadt hat. wie auch ganz besonders Wildbad, einen Ehrenplatz. Die schwäbische Schwarzwälderstube wird jedem Ausstellungsbesucher in angenehmer Erinnerung bleiben, sie bedeutet geradezu einen Ruhepunkt unter dem Vielerlei, das die Ausstellung bietet. Solche Dinge wirken deshalb auch mehr, als die in allen Ecken und Winkeln verstreuten Bilder. Nach dieser Anschauung werden diejenigen Städte und Kurorte, die sich zusammenhanglos in der Ausstellung auf kleinen Plätzen zerstreut haben, keinen nachhaltigen Erfolg erringen; deshalb ist es umso erfreulicher, daß das Schwabenland als Gesamtkomplex vertreten ist und daß die Wirkung, die von dieser Gesamtheit ausgeht, auch auf die einzelnen Untergebiete sich erstreckt.
Neuenbürg. 15. April. (Erziehung zur Arbeit.) Viele Eltern können sich nicht entschließen, ihre Knaben sofort nach Beendigung der Schulzeit einem Handwerk zuzuführen. Sie geben dem Widerwillen ihrer Kinder gegen geregelte körperliche Arbeit nach, oder suchen die mehrjährige Lehrzeit zu vermeiden und durch Beschäftigung der 14—16-Jährigen mit ungelernter Lohnarbeit ohne Verzögerung Geld ins Haus zu bekommen. Solche ungelernten Jugendlichen verfallen aber erfahrungsgemäß häufig und leicht dem Müßiggänge und stellen ein starkes Kontingent zu jenen arbeitsscheuen Rotten halbwüchsiger Burschen, aus denen sich das Zuhälter- und Verbrechertum der Großstädte rekrutiert. — Die Einrichtung obligatorischer Fortbildungsschulen, die im letzten Jahrzehnt so gewaltig an Boden gewonnen haben, ist sicher ein vorzügliches Mittel, um diese Auswüchse zu bekämpfen. Aber die Fortbildungspflicht würde sich noch viel wirksamer gestalten, wenn er sich überall mit der schulmäßig-geistigen Arbeit die Pflege körperlicher Uebung verknüpfte. Es sollten deshalb mit allen Fortbildungsschulen Veranstaltungen zu ausgiebiger Betätigung turnerischer oder sportlicher Art verbunden sein, so daß auch diesen nicht in der Handwerlslehre stehenden Jungen Gelegenheit zu regelmäßigen körperlichen Uebungen geboten wäre. In München hat man seit 1908 den Versuch durchgeführt in sämtlichen Klassen der „Bezirksfortbildungsschulen", das ist jener Schulen, in denen die ungelernten und beruflosen Jugendlichen ihrer 3jährigen Fortbildungspflicht genügen, nicht bloß Turnunterricht,
Haralds Mutter siedelte nach Ablauf des Trauerjahres nach Wien über. Frau von Rabenau hatte sich in Helmsbruck, für das sie von Anfang an keine Zuneigung empfunden hatte, nach dem Tode ihres Gatten völlig vereinsamt gefühlt. Ihre Schwiegertochter hatte zwar im Verein mit Harald alles auf- geboten, um sie zu zerstreuen, doch sie war zu feinfühlig, um nicht zu empfinden, daß sie auf dem Schloß, das nun eine neue Herrin hatte, keine Lücke mehr auszufüllen hatte, so zog sie es vor, ihren Lebensabend in der Kaiserstadt, zu der sie manche Beziehungen hatte, zu verbringen.
Harald sah seine Mutter sehr ungern scheiden.
Einige Zeit vor ihrer Abreise wurde dem jungen Paare ein Kind geboren, ein zartes Mädchen, dessen Geburt der Mutter beinahe das Leben gekostet hätte. Wie eine kleine, welke Rosenknospe sah das schwächliche Kind in seiner kostbaren Wiege aus.
Harald hatte wenig Freude an dem kränklichen Geschöpfchen, um so inniger hing die Mutter an ihrem ersten Kinde.
Gerade weil das kleine Wesen so hilfsbedürftig mar, hätte sie Tag und Nacht die Hände darüber breiten mögen. Stets war sie von Unruhe ergriffen, wenn sie nicht bei ihrem Töchterchen weilen konnte.
Harald aber riß seine Frau, so bald sie sich etwas erholt hatte, in den tollsten Strudel der Geselligkeit hinein und konnte sehr ungehalten werden, wenn sie sich ihres Kindes wegen von den gesellschaftlichen Pflichten zu entziehen suchte. Es schien fast, als wäre Harald eifersüchtig aus sein Kind.
sondern auch obligatorischen Werkstattunterricht in Holz- und Metallarbeiten einzuführen, und dieser Versuch hat sich aufs glänzendste bewährt.
Enztal. 15. April. Auf unaufgeklärte Weise sind dieser Tage einem hiesigen Einwohner 1900 abhanden gekommen, die er kurz zuvor eingenommen hatte.
Calw. Die Bäckerinnung Calw begeht am Dienstag den 18. April ihr 25jähriges Jubiläum. Sie wird an diesem Tage ausnahmsweise von dem ihr alljährlich auf Lichtmeß zustehenden Recht des Zusammenläutens aller Glocken Gebrauch machen, das sie seit einiger Zeit nur noch alle fünf Jahre ausübt. Der fünfjährige Zeitraum wird fortan aus 1911 berechnet. Das Geläute findet von 6 ffs— 6^/4 Uhr abends statt. — Der Brauch geht der Ueberlieferung nach auf Kaiser Leopold I. zurück, welcher der Bäckerzunft Calw an ihrem Jahrestag ein Ehrengeläute verlieh, weil bei der Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1683 ein Bäckergeselle von Calw während seinem nächtlichen Geschäft die unterirdischen Arbeiten der türkischen Minierer belauschte und rechtzeitig so genaue Anzeige erstattete, daß schnell Gegenarbeiten gemacht werden konnten, welche Wien retteten. (C. W.)
Unterreichenbach. Für den Umbau des Bahnwärterhauses Posten 58 bei Dennjächt werden folgende Arbeiten vergeben: Grab-, Betonier-, Maurer-, Steinhauer- und Dachdeckerarbeit 1027 -Ki, Zimmerarbeit 486 Schreiner- und Glaserarbeit 198 Anstricharbeit 130 ^ Die Unterlagen sind in Zimmer Nr. 5 der Bauinspektion Pforzheim, Luisenstraße 2, zur Einsichtnahme aufgelegt. Angebote sind mit entsprechender Aufschrift versehen, spätestens bis Samstag den 22. April 1911, vormittags 10 Uhr, einzureichen, um welche Zeit die Oeffnung der Angebote in Gegenwart der Unternehmer stattfindel. Zuschlagsfrist 3 Wochen.
Pforzheim, 14. April. Die Gabelsberger Stenographenvereine Badens werden am 13., 14. und 15. Mai hier ihren diesjährigen Verbandstag abhalten.
** Pforzheim, 18. April. Hier kann heute Bijouteriefabrikant Moritz Müller mit seiner Gemahlin, beide gesund und rüstig, das Fest des goldenen Ehejubiläums begehen.
Pforzheim, 15. April. Der mit der hiesigen zusammengebrochenen Firma Neuburger in enger Geschäftsverbindung gestandene Vertreter der mexikanischen Firma I. Weil, Kaufmann Otto Rheder in Mexiko, ist ein Opfer des großen Konkurses geworden. Nach Kenntnis des Zusammenbruches des Pforzheimer Haupthauses trat bei ihm eine starke Gemütsdepression auf, verbunden mit Schlaflosigkeit, diese letztere wollte er mit Morphium bekämpfen. Eine zu groß gewählte Dosis des Betäubungsmittels scheint den Tod herbeigeführt zu haben.
Pforzheim, 15. April. Dem Pfandleiher Wilhelm Gentner hier wurde eine braun lackierte Blechkaffette, in der sich 470 ^ bares Geld, sowie 2 Hypothekenbriefe über 7000 und 3000 ^ befanden, entwendet.
i „Begreifst du denn nicht, daß ich in dem Kinde ! dich über alles liebe?" sagte ihm Marianne, als er sich darüber beklagte, daß sie ihn jetzt so vernachlässige.
„Ich liebe mein Kind ebenfalls," erwiderte er vorwurfsvoll. „Aber deine Liebe gehört in der ersten Linie mir. Ich habe viel durchmachen müssen, ehe ich dich errungen habe, und um so berechtigter ist auch mein Wunsch, mir deine ganze Liebe zu erhalten. Unser Kind hat eine zuverlässige Wärterin, genügt sie nicht, so nimm zu ihrer Unterstützung noch weiteres Personal hinzu."
„Harald! Ein ganzes Heer bezahlter Personen wiegt die Liebe einer Mutter nicht auf."
„Trotzdem habe ich als Gatte das Recht, zu fordern, daß du mehr Rücksicht auf mich nimmst," antwortete Harald gereizt.
„Wie aufgeregt und -empfindlich du geworden bist!" sagte Frau Marianne mit einem besorgten Blick auf ihren Gatten. „Was quält dich, daß du i dich so sehr verändert hast? Ich habe schon oft ! darüber nachgedacht, ob ich die Schuld trage, doch ich finde nichts, was dir die Ursache zu einer Verbitterung gegen mich geben könnte."
! »Ich sagte es dir ja schon," meinte Harald etwas ! freundlicher, „ich nehme nicht mehr den ersten Platz j in deinem Herzen ein, er gehört jetzt deinem Kinde."
! „Mißgönnst du dem armen Kinde die Mutter» ! liebe? Müßtest du mir nicht selbst Vorwürfe machen, ! wenn ich Ilse fremden Leuten überlassen würde? ! Sie bedarf meiner!"
** Pforzheim, 17. April. Am Ostertonntag nachmittag schoß der Hausierer Christian Wittich auf seine frühere Geliebte, die Hausiererin Hilda Denn er auf offener Straße, zum Glück ohne sie zu treffen. Als ihm dann sein Bruder die Waffe abnehmen wollte, gab er noch 3 Schüsse ab, die aber auch alle fehl gingen. Der Revolverheld, der sofort verhaftet wurde, ist ein Bruder des Alwin Wittich, der anfangs Oktober aus Eifersucht auf seine Geliebte, die Hausiererin Luise Hoffmann in Eutingen losstach und sie verbluten ließ, ohne ihr Hilfe zu leisten.
vermischtes
Hagenau, 12. April. Eine seltsame Mißgeburt hat ein dem Wirt Damasko gehöriges Mutterschwein zur Welt gebracht. Neben neun normalen Ferkeln befand sich ein zehntes, das sich durch große Elefantenohren, Kuhfüße und einen Kuhschwanz auszeichnet. Ferner trägt es einen Rüssel an der Stirn und an der Stelle des Maules sitzt ein Auge. Das Tier starb sofort und wird nun in Spiritus aufbewahrt.
Unvergängliche Schönheit. Eine junge Mutter teilt der „Vossischen Zeitung" das folgende Geschichtchen aus dem Familienkreise mit: „Großmutter hatte kürzlich ihren 70. Geburtstag gefeiert, und meine Kleine hatte zu diesem Fest gemeinsam ein von einer Bekannten verfaßtes Gedicht aufgesagt, das von den hervorragenden persönlichen Eigenschaften der Greisin erzählte. Vorige Woche nun war mein eigener Geburtstag, und nicht wenig gerührt vernahm ich die Glückwünsche meiner Kinder, die mir jenes Gedicht in einer von meiner 7 jährigen Aeltesten diesem Anlaß angepaßten Form vortrugen. Besonders aber freute ich mich über die Schmeichelei meines ältesten Töchterchens:
„Denn du bist ja, ich weiß es genau,
Auch noch mit dreißig'ne sehr schöne Frau!"
Bestellungen
auf den
„AnztäLer"
für die Monate Mai und Juni
werden von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austrägerinn«, entgegengenommen.
Bei umsichtigen Landwirten bürgert sich mehr und mehr der Brauch ein, wenigstens einen Teil des Herbstbedarfes an Thomasmehl nicht nur früher zu beziehen, sondern auch schon in den Monaten April und Mai auszustreuen. Der Bezug in diesen Monaten bietet viele Vorteile. Erstens werden beispielsweise im April im Durchschnitt 26 Mark pro Doppelwaggon von 10000 Kilogramm erspart. Zweitens werden die Herbstbestellarbeiten verbilligt durch Verlegen eines Teiles derselben in eine weniger arbeitsreiche Zeit und drittens kommt auch in Betracht, daß jetzt die Lieferungen prompt erfolgen.
„Und bedarf ich deiner nicht? Du weißt, daß ! ich die Geselligkeit brauche, um mich zu zerstreuen. - Verlangst du von mir, daß ich dich beständig in der ' Kinderstube lasse, so verleidest du mir mein eigenes Heim, und du kannst es mir nicht verdenken, wenn ich auswärts Zerstreuung suche."
Harald verstand es immer wieder, auf seine Frau einzuwirken, so daß sie öfter, als es ihr lieb war, auf Helmsbruck Gesellschaften gab oder mit ihrem Gatten über Land fuhr, um benachbarte Rittergüter aufzusuchen.
„Nur im Lichterglanz, von heiteren Menschen umgeben, schien Harald sich wohl zu fühlen.
Waren die Gäste aber gegangen oder kam er von Vergnügungen heim, so überfiel ihn wieder eine grenzenlose Unruhe. Er war in solchen Augenblicken ein völlig zusammengebrochener Mann.
„Welches Geheimnis verbirgst du vor mir?" fragte Marianne eines Tages ihren Mann, als sein verändertes Aussehen ihr zum Bewußtsein kam. „Es gibt in deinem Seelenleben Vorgänge, von denen ich nichts weiß oder nichts wissen soll. Befreie dich doch durch eine offene Aussprache. Ich fühle mich in ^diesem Strudel gesellschaftlicher Verpflichtungen nicht wohl. Ich habe mir unsere Ehe nicht so geräuschvoll vorgestellt. Das alte Ideal vom stillen Glück am häuslichen Herde schwebt mir trotz meiner geselligen Erziehung auch heute noch als schönster Lebenstraum vor Augen.
(Fortsetzung folgt.)