Württemberg.

Stuttgart, 10. Januar. Auf der Landesver­sammlung der Fortschrittlichen Volkspariei hatte der Reichstagsabgeordnete Konrad Haußmann an die Parteigenossen des ganzen Landes einen warmen Apell gerichtet, die aus politischen Erwägungen her­vorgegangene Verständigung mit der Nationalliberalen Partei loyal und tapfer zu erfüllen. Daß dieser Apell angezeigt war, beweist eine demSchwäb. Merkur" aus dem 4. Reichstagswahlkreis (Böb­lingenLeonberg) zugegangene Zuschrift, in der es u. a. heißt:Wie es scheint, ist ein Teil der Wähler der Volkspartei im 4. Wahlkreis mit der von ihrer Parteileitung und der Nationalliberalen Partei getroffenen Abmachung nicht einverstanden und beabsichtigt an einer eigenen Kandidatur festzu­halten. Auf nationalliberaler Seite war anfangs in Verschiedenen Kreisen auch keine große Neigung vor­handen gewesen, auf eigene Kandidaturen zu ver­zichten, aber man hat sich mit dem nun einmal Vereinbarten abgefunden und bis jetzt das Abkommen loyal gehalten. Es würde deshalb, wenn die ganze Abmachung durch das Verhalten der Volkspartei im 4. Wahlkreis in die Brüche ginge, alle Verantwort­ung auf der Volkspartei ruhen, denn davon kann doch nicht die Rede sein, daß das getroffene Ueber- einkommen nur auf der einen Seite eingehalten zu »erden braucht."

Stuttgart, 12. Jan. Der Kreisturntag der Schwäbischen Turnerschaft wird am 12. Februar hier im Stadtgartensaal abgehalten werden.

Stuttgart, 11. Januar. Der Verein für das Wohl der arbeitenden Klassen hielt gestern abend eine Versammlung ab, in der Geh. Hofrat v. Pfeiffer vor Interessenten das Projekt der Erstellung einer Wohnungskolonie für mittlere Beamte und Privatangestellte vortrug. Das bereits zur Verfügung stehende Gelände liegt bekanntlich zwischen Ostheim und Gaisburg; auf ihm sollen 5060 Häuser er­stellt werden. Die Kolonie soll den schönen Namen Ostenau" erhalten.

Heilbronn, 11. Januar. Bei der heutigen Landtagsersatzwahl im Bezirk Heilbronn-Amt, der bisher durch den verstorbenen sozialdemokratischen Abg. Schäffler vertreten war. wurden von 7148 Wahlberechtigten 5978 Stimmen abgegeben. Hievon entfielen auf Schneidermeister August Hornung (Soz.) 3022, auf Parteisekretär Fischer (Fortschr. Vp) 1388, auf Weingärtner Wilhelm Haag (Bbd.) 1024 und auf Landgerichtsdirektor Gröber (Ztr.) 544 Stimmen. Somit wurde der Sozialdemokrat Hor­nung schon im ersten Wahlgang mit 66 Stimmen Mehrheit gewählt. Die Verschiebung der Partei­stärkeverhältnisse ergibt sich aus dem Vergleich mit früheren Wahlen: Bei der Ersatzwahl im Jahre 1902 erhielten in der Hauptwahl: Hagner(Vp.) 912, Schäffler (Soz.) 1556, Hegelmaier (Bd. d. L.) 1163, Gröber (Ztr.) 312. Bei der Stichwahl erhielt Schäffler 2577 und Hegelmaier 2397 Stimmen. Bei der Hauptwahl am 5. Dezember 1906 erhielten: Schäffler (Soz.) 2383, Eckert (Vp.) 1048, Haag <Bbd.) 1268, Gröber (Ztr.) 525 Stimmen. Bei

der Nachwahl am 18. Dez. 1906, bei der nur noch die Kandidaten des Bauernbundes und der Sozial­demokraten auftraten, erhielt Haag (Bbd.) 2271 und Schäffler (Soz.) 2972 Stimmen. Die Sozialdemo­kratie hat einen Stimmenzuwachs von 63S zu ver­zeichnen, die Volkspartei einen solchen von 336; der Bauernbund dagegen einen Stimmenrückgang um 242. Die Sozialdemokratie wird nunmehr im Landtag 16 Abgeordnete haben, also ebensoviele wie der Bauernbund; das Zentrum zählt 25, die Volks­partei 22 und die Nationalliberalen 12.

Neckarsulm, 12. Jan. Vom hiesigen Amts­gericht wurde über das Vermögen des Freiherrn Konrad v. Ellrichshausen in Äffumstadt, Gemde. Züttlingen, zur Zeit wohnhaft in Baden-Baden, das Konkursverfahren eröffnet. v. Ellrichshausen war in letzter Zeit in größere Prozesse verwickelt, auch lebt seine Frau von ihm getrennt. In früheren Jahrzehnten waren Gantverfahren über Exemte nicht gerade selten.

Freudenstein OA. Maulbronn, 11. Januar. Die Wahl des Verwaltungskandidaten Kienzle zum Schultheißen hier, die mit nur einer Stimme erfolgt war, ist von der Kreisregierung nicht be­stätigt worden, da Kienzle noch nicht 25 Jahre alt ist.

Ulm, 11. Jan., Neben Stuttgart ist Ulm jetzt endgültig in die Reihe dergroßen Städte", d. h. der Gemeinden mit mehr als 50 000 Einwohnern, eingerückt, nachdem schon bei der Volkszählung von 1905 eine Einwohnerzahl von 51820 Seelen er­mittelt worden war und auch die letzte Volkszählung vom 1. Dezember 1910 wiederum eine ortsanwesende Bevölkerung von mehr als 50000 Einwohnern er­geben hat. Nach Art. 7 der Gemeindeordnung ist bekanntlich das Ergebnis der zwei letztvorangegangenen allgemeinen Zählungen für die jeweilige Einteilung der Gemeinden maßgebend.

Von der oberen Donau, 12. Jan. Erst jetzt hat der Winter ernstlich mit starkem Schnee­fall und zirka 16 Grad Neaumur Kälte eingesetzt. Auf den Heubergorten mußten die tief verwehten Wege mit dem Bahnschlitten gangbar gemacht werden. In den Wäldern verursacht der starke Schneedruck durch Abbrechen der Neste schon ziemlichen Schaden. Die Vögel drängen sich in größeren Scharen bis an die Wohnhäuser, um Nahrung zu suchen. Der Eis­sport wird auf der Donau und den Nebenflüssen Elta und Beera stark betrieben. Die Eisgewinnung für gewerbliche Zwecke ist in vollem Gang. Täg­lich werden Hunderte von Schlitten mit klarem, ca. 1520 Zentimeter starkem Eise von den Bier­brauereien eingeführt, welches Geschäft einer Menge während der Winterszeit nicht vollbeschäftigter Ar­beiter lohnenden Erwerb bietet.

Balingen, 12. Jan. In Erlaheim wurde bei Grabarbeiten eine alemannische Grabstätte bloß­gelegt. Das Grab enthielt ein eisernes, zweischnei­diges Schwert von etwa 90 Centimeter Länge, ein eisernes Kurzschwert, einen sogen. Sax, sowie ver­schiedene in gerader Linie liegende Röhrenknochen. Nach der Lage der Fundstätte scheinen hier noch mehrere Angehörige dieses Stammes begraben zu sein.

Großbottwar, OA. Marbach, 9. Jan. Von einer wahren Tragik wird die Witwe des in Klein­bottwar von der Lokomotive des Schmalspurzuges beim Einholen seiner Aussteuermöbel getöteten Metzgermeisters Karl Baldreich von Aldingen ver­folgt. Ihr erster Mann verunglückte seinerzeit nach kurzer Ehe und als sie nach Ablauf der Wartezeit sich mit einem ehrbaren jungen Manne wieder ver­ehelichen wollte, glitt diesem einige Tage vor der Hochzeit beim Fleischausbeinen das Messer aus der Hand und drang ihm so unglücklich in die Brust, daß er auf dem Platze verschied. Nach kaum vier­wöchiger Ehe mit Baldreich wurde ihr auch dieser auf so schreckliche Weise entrissen. Während die mitfahrende Person unversehrt davonkam, auch das Pferd unverletzt blieb, wurde Baldreich bei dem Zusammenstoß erfaßt und kam ums Leben.

Laupheim, 12. Jan. (Ein Schmutzfink.) Seit einiger Zeit wurden schulpflichtige Mädchen während der Elsenbahnfahrt vom Hauptbahnhof hierher und zurück von einem gutgekleideten Herrn durch Geldgeschenke in leere Abteilungen gelockt und in unsittlicher Weise belästigt. Durch einen Land­jäger wurde der Täter auf dem Hauptbahnhof, als er eben weiter fahren wollte, festgenommen und an das K. Amtsgericht hieher eingeliesert. Er ist geständig.

Kus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

k Neuenbürg. (Aus der Bezirksrats­sitzung vom 9. Januar 1911.) In öffentlicher mündlicher Verhandlung wird das Gesuch des Land­wirts Fr. Schrafft in Kälbermühle, Gde. Wildbad, um die Erlaubnis zum unbeschränkten Ausschank von Wein, Bier und Branntwein abgewiesen, da ein örtliches Bedürfnis für Ausdehnung der dem Gesuchsteller früher schon erteilten, auf die Sommer­monate beschränkten Weinausschank-Konzesston nicht anerkannt werden kann. Die Uebernahme der Gast­wirtschaft zur schönen Aussicht in Birkenfeld durch Hermann Bester, Goldarbeiter, wird genehmigt. Die Weiterführung der Gastwirtschaft zum Ochsen in Arnbach durch die Wstwe Pauline Ochner wird nicht beanstandet. Genehmigt wird die Verlegung des Wirtschaftsbetriebs der Witwe Rosine Düttling in Calmbach in den in das Erdgeschoß des Gebäudes Nr. 21 daselbst eingebauten Saal. Jakob Ochner, Maurer in Höfen bittet wiederholt um die Erlaub­nis zum Ausschank von Wein in seinem Gebäude an der Langenbrander Straße daselbst. Dem Ge­suchsteller soll anheimgegeben werden, sein Gesuch zurückzunehmen, da auch jetzt nicht ein Bedürfnis zu Errichtung einer weiteren Wirtschaft in Höfen besteht. Da Klagen über schlechten Zustand der Staatsstraße BirkenfeldKälbermühle wegen allzustarker Abnutzung laut geworden sind, soll die K. Straßen­bauverwaltung um Bewalzung der Straße im kom­menden Frühjahr ersucht werden.

* Neuenbürg. 11. Jan. Wie wir hören, ist Pfarrer Schneider in Höfen a./Enz auf eine Stadtpfarrstelle in Gmünd. Dekanats Aalen, er­nannt. Schneider ist am 15. Dezember 1897 als erster Geistlicher der neu geschaffenen Pfarrei Höfen

edlen Mannestugenden aufnehmen konnte, also die Verleihung des Titels Junker einen Würdigen ge­troffen hatte.

So war Junker Georg in treuen Diensten für seinen Herrn und Gönner und geachtet und geliebt von allen ehrbaren Untergebenen des Grafen sieben­undzwanzig Jahre alt geworden, als die siebzehn­jährige Gräfin Gertrud aus einem Stifte, wo sie zu ihrer Ausbildung einige Jahre verweilt hatte, auf das väterliche Schloß zurückkehrte. Die junge Gräfin sah in dem schönen ritterlichen Junker jetzt aber nicht mehr den harmlosen Gefährten ihrer Kinderjahre, sondern sie schenkte dem Junker Georg, der seines Gleichen in den Kreisen der Gertrud bekannten jungen Ritter und Junker nicht hatte, allmählich ihr Herz, ohne daß es ihr Vater ahnte oder befürchtete.

II.

Am andern Morgen nach dem Tage, an welchem wir Gertrud und Georg im Walde gesehen, ging der Graf Herrenried gar zornig in seinem Zimmer auf und ab. Ein älterer Mann in der Kleidung eines Jägers stand in leicht gebückter Haltung vor dem Grafen und schien innerlich sehr zufrieden da­rüber zu sein, daß der Graf so fuchswild war.

Mit funkelnden Augen blieb jetzt der Graf vor dem Manne stehen und herrschte ihn mit den Worten an:

Sprachst Du die reine Wahrheit, Kunibert? Du mußt im Burgverließ sterben, wenn Du ohne Not den Junker Georg verleumdet hast!"

Was meine Augen sahen, das berichte ich, gnä­

diger Hetr," erwiderte der Jäger Kunibert mit er­heuchelter Ruhe und seinen innern Schreck vor der Drohung des Grafen verbergend.Sah der gnädige Herr noch je, daß ich auf der Jagd einen Fuchs mit einem Wolfe verwechselte und find meine dreißig treuen Dienstjahre so wenig wert, daß ich in meinen alten Tagen als Lügner gelte."

Hölle und Teufel! So ist es also wahr, der Junker ist der Verführer meiner Tochter!" donnerte der Graf und stampfte mit dem Fuße.So viel Niederträchtigkeit für so viel Wohltaten, das soll mir der Elende schwer büßen! Verlaß mich. Kuni­bert, ich habe vorläufig keine Befehle für Dich."

Als der Jäger Kunibert das Zimmer verlassen hatte, verfiel Graf Herrenried zunächst in ein dumpfes, schmerzliches Nachdenken und Hinbrüten.

Er hatte Georg, den Knaben, in sein Herz ge­schlossen und hätte ihn gern als seinen Sohn besessen, aber diesen Wunsch verhinderte ja nun einmal eine unübersteigbare Schranke und ebensowenig konnte der namenlose Junker, dessen Eltern ebensogut dem Gesindel als einer guten Familie oder einem adeligen Geschlechts angehören mochten, denn niemand kannte die Herkunft Georgs, der Gemahl Gertruds von Herrenried werden.

Ganz unverzeihlich fand es daher der Graf, daß der schöne und hochbegabte Georg der jugendlichen, unerfahrenen Gertrud eine hoffnungslose Liebe ein­geflößt hatte, denn dies war nach dem Berichte Kuniberts mindestens geschehen.

An eine Verführung Gertruds durch Georg glaubt, der Graf nach einigem ruhigen Nachdenken nich recht, zu einer solchen Schandtat mußte er Georgs Charakter für zu ehrenhaft halten nnd hielt es füi sicher, daß in dieser Hinsicht der spionierende Jäge, Kunibert eine übertriebene Schilderung oder gar ein, Lüge berichtet habe.

Etwas Wahres mußte aber an dem Liebesver­hältnis zwischen Gertrud und Georg sein, darar zweifelte Graf Herrenried keinen Augenblick, denn sein gesamtes Dienstpersonal wußte, wie er übe, grundlose Verleumdungen dachte, wußte auch, daß Georg des Grafen Liebling war und diesen zu ver­leumden. sehr gefährlich für den Verleumder sein würde

Graf Herrenried beschloß den peinlichen Gefühlen, die sein Herz bewegten, durch ein Verhör Georgs ein Ende zu machen und ließ deshalb diesen auf sein Zimmer rufen.

Georg trat wie gewöhnlich mit freundlicher, un­befangener Miene in das Herrenzimmer und wollt, seinem hohen Gönner ehrerbietig die Hand küssen, schreckte aber vor dem zornigen und drohenden Blicke des Grafen zurück, erwartete dann ruhig die Anrede.

Sage mir. Georg," begann der Graf in seh, .strengem Tone,was ist zwischen Dir und meiner Tochter vorgegangen? Ist es wahr, daß Du deren Herz mit fluchwürdiger Liebe betört und in das Ver­derben gelockt hast? Wärest Du imstande, lang­jährige Wohltaten mit einer solchen niederträchtigen Handlungsweise zu vergelten?"

(Fortsetzung folgt.)

a./Enz, die vordem F war, in die Diözese 1902 hat er neben sei Bezirksschulaufsicht ve, Gmünd wird voraussiö

* Neuenbürg, 1 wochsblatt bereits angekü des Hrn. Jannasch i wir auch an dieser Si nicht versäumen. Der verschiedenen Städten , Auslands eine überaus funden, und wir zweife hier der Fall sein wird, photographisch aufgenor aus Labrador in Nc des eisigen Grönland, r sionar der Brüdergeme werden von Kennern gerühmt. Der Vortrag völkerkundlicher Hinsichi wird aber namentlich au zeigen, was das Evang Menschenseelen zu Gott Bozenhardt wird d erworbenen Lichtbilderc Vereins zur Verfügung während des Vortrags

Neuenbürg, 12.. Mitteilung von dem Nagel werden wir voi aufmerksam gemacht, da forftrat sr. Zt. Oberförst (nicht in Calmbach) wa, noch seines Lebens erfre ist, der nach dem 187 macht, eine Reihe von ^ bach war.

Wildbad, 10. Ja Wallung hat, wie schon genehmigt zur Errichtm auf dem Sommerberi mehrere Morgen großen Winterhalde, beginnend berg. Die Arbeiten we nommen. Zu dieser wird geschrieben: Auch kräftige Bewegung des ( einigen Tagen ist der Schwäbischen Schneeschuh einer Einladung des Stc gefolgt, um das Gelände barkeit zur Anlage von U einer großen Sprungschl Führung von Stadlschul die Kommission zwei St> die Hänge, um die geeigr der darauffolgenden Sitz, wurde Hrn. Dinkelacker Wirkung warmer Dank g Anlage von Uebungsfeld« Sprungschanze beschlossen Wildbad die Bedeutung Wintersport richtig gewü Kurort sich die Heranzieh kosten läßt in der Vorm Kapital eine gute Spek ganz enorm anschwellendei der sich immer weiter , städtischen Bevölkerung, c reisen zu unternehmen, von der Bedeutung Will nicht ins Hintertreffen z ihm gelingt, sich hier sein besser werden sich die grc vaten im Kurwesen invesi zum Besten unseres 0

Neuenbürg, 11. I dem Reiche werden eine Unfällen gemeldet, die richten wollen. Nur als Fälle erwähnt: In Enzb< fahren zwei Kinder im A ein Fuhrwerk und wurden Stuttgart wurden seit welchem Tage Schnee lie; recht schwere Unfälle, nar Gehirnerschütterungen, gez. berger Rodelbahnen ereign tag zwölf Unfälle, meist fast durchweg durch Sportu Ein Rodler wurde am U ein anderer erlitt einen -l wurden Unterschenkelbrüch,