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verhandelt, welcher zu einjähriger Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
Cannstatt, 13. Okt. Mit dem Bau von Arbeiterhäusern im Gewand Ebitz neben der Remstalbahn wird die Eisenbahnverwaltung demnächst beginnen. Die Bauarbeiten sind bereits zur Vergebung ausgeschrieben. Zur Ausführung gelangen vorerst 4 Doppelwohnhäuser.
Tübingen, 16. Okt. Unter dem Pferdematerial der „Vereinigten Brauereien" im Wald- hörnle brach in letzter Zeit eine Krankheit aus unter höchst eigentümlichen Erscheinungen. Elf von den wertvollen Tieren verendeten nach kurzer Zeit. Nach der Ansicht der beigezogenen Tierärzte und eines Professors der Tierarzneischule soll eine Futtervergiftung durch Heu vorliegen. Ganz aufgeklärt ist die Sache noch nicht.
Göppingen, 16. Okt. Die Typhusepidemie in der hiesigen Privat - Irrenanstalt scheint jetzt im Rückgänge zu sein. Seit mehreren Tagen ist eine Neuerkrankung nicht zu verzeichnen; die Mehrzahl der Kranken befindet sich in Besserung. Insgesamt sind von der Epidemie etwa 90 Personen ergriffen worden, davon starben 7. Von dem Aufsichtspersonal erlagen ein Wärter und eine Wärterin der Krankheit; die übrigen Todesfälle betreffen Anstaltspfleglinge.
Heilbronn, 6. Okt. Bei dem Sonnenwirt Hermann Schiffer in Bückingen trug sich im August d. I. eine Affaire zu, die ihn in Untersuchungshaft brachte. Ein Reisender, der in der „Sonne" eingekehrt war, hatte sein Portemonnaie mit ca. 800 liegen lassen, den Verlust aber bald bemerkt und den Wirt über das Verschwinden befragt. Der Verdacht, das Geld beseitigt zu haben, lenkte sich sofort auf diesen und eine Haussuchung förderte auch das Geld aus dem Abort zu Tage. Schiffer bestritt zwar jede Schuld, wurde aber für überführt erachtet und zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Möckmühl, 16. Oktober. Seit mehr als Jahresfrist trieb hier ein anonymer Briefschreiber sein Unwesen, der durch seine schamlosen Anschuldigungen, besonders von verheirateten Frauen, viel Aerger und Unfrieden stiftete. Endlich glückte es, den Verleumder zu ermitteln. Es war der Bäcker Wilhelm Hetzler hier, der zwar zuerst jede Täterschaft leugnete, gegenüber den Feststellungen eines Schriftexperten aber doch schließlich sich zu einem Geständnis bequemte. 10 Monate Gefängnis sind der Lohn für seine Tat.
Ravensburg, 17. Okt. In der Nacht vom 15. auf 16. ds. brannte es lt. „Oberschw. Anz." in dem mit Heu gefüllten, hinter der Ober- 'torwirtschaft befindlichen und an diese angebauten Stadel des Stadtrats Bernherd zum „Mohren". Die rasch herbeigeeilte Feuerwehr rettete in kurzer Zeit nicht nur den größten Teil des brennenden Stadels, sondern auch das Vasenmayer'sche Haus, welches immerhin größeren Schaden nahm. Das Brandobjckt wurde förmlich mit Wasser überflutet, das Vieh gerettet. Es wird allgemein Selbst
entzündung der Heuvorräte als Ursache des Feuers betrachtet.
Friedrichshafen, 16. Okk. TieHos- jagden, zu welchen jährlich eine größere Anzahl Einladungen an Mitglieder des K. Hauses, deS Adels, an Offiziere und angesehene Beamten ergehen, dauern etwa vom 9.-22. Okt. Die Jagden werden teilweise im Seewald, teilweise in den Alts- hausener Hofkammerwaldungen abgehalten.
Schwetzingen, 16. Okt. In Plankstadt mußte der 16 Jahre alte Sohn des Maurers Jak. Gund auf schreckliche Weise sein Leben lassen. Er geriet in den Strohbmdcr der Dreschmaschine; der Kopf wurde ihm vollständig vom Rumpfe getrennt.
Vom Bodensee, 16. Okt. Welch großer Obstsegen im Ueberlinger Bezirk Heuer wahrzunehmen ist, davon geben die beiden Markttage der letzten zwei Wochen beredten Aufschluß. Es wurden zugesührt an Mostobst 280 000 kx, an Tafelobst 190 000 zusammen also 470000 kx Obst. Wenn man den Durchschnittspreis des jeweiligen Markttages nimmt (für Tafelobst 9 für Mostobst 5 pro Zentner) giebt es die beachtenswerte Summe von 62 000
Berlin, 16. Okt. Die neue Verhandlung im Kaiserinsel-Prozeß hat heute vor der 3. Strafkammer des Landgerichts I stattgefunden. Nach Verlesung des incriminierten Artikels erklärte der Angeklagte Leid nochmals, daß der Artikel sich nicht gegen den Kaiser, sondern gegen dessen Umgebung richte. Der Angeklagte Kalirke erklärte kurz, daß noch seiner Ueberzcugung Herr v. Trotha jene Pläne hätte wissen müssen und sie infolgedessen nicht hätte ableugnen dürfen. Der erste Zeuge, Hof- mcnschall v. Trotha, bekundet wiederum, daß ihm von einem solchen Schloßbauprojckt absolut nichts bekannt sei. In ähnlicher Weise äußern sich auch die übrigen Zeugen, unter denen sich Architekt Bodo Ebhardt, der Chef des Militärkabinetts Graf Hülsen- Häseler, der Chef des Zivilkabinetts v. LukanuS, Oberhofmarschall Graf Eulenburg und der Oberhofmarschall der Kaiserin Freiherr von Mirbach befanden. Redakteur Eisner vom „Vorwärts" gab über die Entstehung des Artikels Auskunft. Derselbe sei auf Grund eines Aktenstücks entstanden, das amtlichen Charakter getragen Habs und nach Form und Inhalt außerordentlich charakteristisch war. Derselbe Mann, der die handschriftliche Bemerkung auf dem Aktenstück machte und eine sehr charakteristische Handschrift besitze, habe später durch eine Stadtpostkarte der Redaktion mitgeteilt, daß sie Näheres von Herrn v. Trotha und von Herrn Ebhard erfahren könne. Auf die Frage des Oberstaatsanwalts nach dem Gewährsmann des Dokuments verweigerte der Zeuge die Auskunft. Redakteur Metzger machte dieselbe Aussage. Die Vereidigung der beiden letztgenannten Zeugen wurde abgelehnt, weil sie der Teilnahme verdächtig seien. Der Staatsanwalt beantragte gegen Leid 9 Monate Gefängnis und Verlust der ans eventuellen Wahlen
hervorgehenden Rechte, gegen Kaliski 4 Monate Gefängnis. Diesem Anträge entsprechend Miete auch das Urteil. Leid wurde wegen Majestätsbeleidigung und Kaliski wegen Beleidigung des Hofmarschalls von Trotha verurteilt.
Lemberg, 16. Okt. Nach einer Blättermeldung ist unter den Pferden die Rotzkrankheit auSgebrochen. Ueber 400 Pferde fielen ihr bereits zum Opfer.
Rom, 16. Okt.' Von kompetenter Seite wird die Meldung, daß der russische Botschafter den Zaren vom Besuch in Rom ferngehalten habe, kategorisch dementiert. Die Dreibund- Gegner sind von den Pariser Trinksprüchen nicht befriedigt, weil in denselben von Waffenbrüderschaft nicht die Rede war.
Paris, 16. Sept. Nach der Rückkehr aus Versailles dinierte dos italienische Königspaar im Ministerium des Aeußern und wohnte dann der Galavorstellung in der Oper bei, wo das Publikum den hohen Gästen Ovationen darbrachte. Die Illumination auf den Straßen war wieder eine glänzende. Vor der Oper bereitete die Menge dem Königspaar begeisterte Kundgebungen. Um 11'/- Uhr begab sich das Königspaar in das Ministerium des Aeußern zur Ruhe.
Paris, 16. Okt. Auf den Boulevards und in den Straßen hielt gestern der rege Verkehr bis gegen 1 Uhr nachts an. Da das offizielle Programm für heute nachmittag keinerlei Bestimmung enthält, nimmt man an, daß das italienische Königs- Paar heute nachmittag eine Rundfahrt durch die Stadt unternimmt, um die Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. — In der Avenue de l'Opera wurden gestern abend 11 Sozialisten, welche die Carmag- nole austimmten, verhaftet.
London, 16. Okt. Wie die Blätter aus Peking melden, soll am Dienstag abend gegen die dortige englische Gesandtschaft ein geheimnisvolles Attentat verübt worden sein. Man soll den Versuch gemacht haben, das Arsenal der Gesandtschaft, in welchem Explosivstoffe und Munition aufgespeichert sind, in die Luft zu sprengen. In der Eingeborenen-Stadt habe man einen unterirdischen Leitungsdraht entdeckt, welcher mit einer unter dem Arsenal angebrachten elektrischen Batterie in Verbindung stand. Außerdem soll auch ein Zubehörteil von Geschützen aus dem Arsenal entwendet worden sein, welcher jedoch an einem entlegenen Orte wieder aufgefunden wurde.
London, 16. Okt. Daily Expreß meldet aus Madrid: Amtlich wird mitgeteilt, daß Kaiser Wilhelm und König Eduard den jungen König von Spanien eingeladen haben, ihnen einen Besuch in ihren Hauptstädten zu machen. Der König wird indessen in diesem Jahre nur Lissabon einen Besuch machen und erst nächstes Jahr eine Reise nach England, Frankreich und Deutschland unternehmen.
vermischtes.
— Eine eigenartige Opferbüchse besitzt die zur Neukirchener Mission gehörige Station
Abend noch, nach dem Souper, wollte er sie fragen — heute Abend noch sollte die Entscheidung fallen. Wenn sie ihn liebte, wenn sie dachte wie er, dann würde er den Kampf um ihre Liebe, um ihren Besitz nicht scheuen.
Mit diesem festen Vorsatz erschien er am Abend zu dem Souper im Speisesaal. Oberst de Marangs und seine Gattin empfingen die Offiziere mit großer Höflichkeit. Aber dem scharf beobachtenden Auge Konrads entging es nicht, daß der Ton seit gestern Abend kühler und zurückhaltender geworden war. Nach dem Marquis und Clarifsa schaute er sich vergeblich um.
„Die Herren müssen heute mit uns allein fürlieb nehmen," sprach Frau de Marange mit leichtem Lächeln. „Mein Vater und Fräulein de Ladonchamps sind nach Schloß Ladonchamps zurückgekehrt. Mein Schwager har sich zur Jagd nach Schloß Marange begeben."
Major von Auer warf Konrad einen bezeichnenden Blick zu. Der junge Offizier senkte traurig das Haupt; er fühlte, daß der Marquis und dessen Enkelin in Folge des heutigen Vorfalls abgereist waren und mußte unwillkürlich an den feindseligen, finsteren Blick denken, mit dem ihn der Kapitän beim Zusammentreffen am Steinbruch gemessen hatte. Der Zusammenhang war klar. In seinem Herzen klang das zärtlich-schmerzliche Wort Clarista's wieder: „Zürnen Sie mir nicht — es kann ja nicht sein!"
DaS Souper verlief ziemlich einsilbig. Frau de Marange zog sich bald zurück; die Herren blieben noch bei einem Glase Wein und einer Cigarre sitzen, doch nach kurzer Zeit begaben auch sie sich auf ihre Zimmer. In tiefer Ruhe lag das Schloß da. Nur Konrad fand keinen Schlaf. Er stand am offenen
Fenster und starrte hinauf zum sternenbesäten Nachthimmel und lauschte dem Sausen der alten Bäume im Park, in dercn Kroncn der Nachtwind brauste.
Am andern Morgen in aller Frühe marschierte das Bataillon von Haucon- court ab, ohne daß die Offiziere die Schloßherrlchaft wieder gesehen hatten. Sie sandten Frau de Marange ihre Karten zum Abschied, dann ging es fort in den nebligen Herbstmorgen hinaus.
X.
Der Marquis von Ladonchamps war trotz seiner achtzig Jahre noch ein eifriger Jäger. Seine ausgedehnten Besitzungen gaben ihm vollauf Gelegenheit, dieser seiner Vorliebe zu genügen. Da er aber auch gern Gäste um sich sah, so versammelte er zur Herbstzeit in Schloß Ladonchamps stets eine größere Gesellschaft zu mehrtägigen Jagden auf den Feldern und Wäldern von Ladonchamps. Freilich so großartige Jagden zu Pferde, wie sie in England Sitte waren, fanden auf dem Gebiet des Marquis nicht statt; denn besten Ländereien waren in kleine Pachthöfe zerteilt und befanden sich in einem solch hohen Kulturzustande, daß eine Parforcejagd zu Pferde sich von selbst verbot. Es wurden auf den Feldern nur große Treiben auf Hasen abgehalten, während in dem Wald die Birschjagd auf Hochwild abgehalten wurde. Im Winter schloß-» sich daran die Treibjagden auf Schwarzwild und Raubzeug, unter dem sich nicht selten ein Wolf aus den nahen Ardennen oder den Dickichten der Vogesenwäldsr befand. .
(Fortsetzung folgt.)