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kurzen Ueberblick über die Geschichte dieser neuen Einrichtung und sprach allen, welche zum Gelingen des Werkes beigetragen hatten, den herzlichsten Dank aus. Hr. Reg.-Rat Voelter erwiderte darauf mit Worten des Dankes für die Bemühungen des Vorstands. Herr Stadtschultheiß Conz begrüßte in warmen humorvollen Worten das neue Unter­nehmen, bezeugte^die freundliche Teilnahme der bürgerlichen Kollegien und wünschte dem Werke glücklichen Fortgang. Herr Stadtpfarrer Schmid hatte aus der Ferne Grüße und Glückwünsche ge­sandt. Ein hübsches Gedicht von einer Freundin des Kaffeehauses fand freudige Aufnahme. Seine Veröffentlichung wird manchen Lesern dieses Blattes willkommen sein.

Zur Einweihung des Kaffeehauses in Calw.

Erfüllt ist das Hoffen, Erstanden das Haus! Die Pforten stehn offen Und Winken hinaus!

Wen dürfen wir laben Mit wärmendem Trank? Die schlichtesten Gaben Sind köstlich mit Dank.

Ihr frierenden Armen, Am Markte ihr steht, Ihr dürft hier erwärmen, Kommt alle und seht!

Und ihr, die beim Weben Und Spulen euch müht, Tie Freude am Leben Euch manchmal verglüht!

Ihr kennet die Sorgen, Den täglichen Harm,

Am Abend, am Morgen, O wär' ich nicht arm!

Euch ist ja vor Allen Die Stätte bereit I Laßt sie euch gefallen Zu jeglicher Zeit !

Die reinlichen Tische, Die Bänke dazu,

Die Suppe, die frische, Hier ißt man in Ruh'!

Ihr schwieligen Hände, Du müdes Gebein,

Euch wird ja am Ende Ganz traulich hier sein!

Vertauschet die Gläser! Die Tassen tun's auch! Ihr findet euch besser Bei diesem Gebrauch.

Und ziehet ihr weiter Hinauf in den Wald, Wie wandert sich's heiter! Bezahlt war so bald!

Man blieb ja nicht sitzen Und wurde doch satt. Mußt' nicht sich erhitzen An Händeln der Stadt.

So kommt denn, ihr Gäste, Mit Freuden herein Und haltet hier Feste In trautem Verein!

O laßt euch hier grüßen Aus jeglichem Stand.

In Liebe wir schließen Ein herzliches Band!

Die beste der Gaben.

Das himmlische Brot,

Die Seele zu laben.

Sie schenke uns Gott!

Morgen wird nun das Haus seiner Bestimmung übergeben werden. Möge es vielen Bewohnern von Stadt und Land einen freundlichen wohltuenden, Aufenthalt gewähren.

Calw, 14. Okt. Auf den Donnerstag abends 8 Uhr in der Brauerei Dreiß statlfindenden Vor­trag des Fachlehrers Schwab aus Stuttgart über Glanz bügeln" wollen wir auf Wunsch nicht versäumen, Jntcressentinnen auch an dieser Stelle aufmerksam zu machen. Mit dem Vortrag werden praktische Anweisungen verbunden sein. Ueber einen solchen Vortrag schreiben dieMünchener Neuesten Nachrichten":Es war höchst interessant, die Aus­führungen eines erprobten Fachmannes über ein so speziell weibliches Arbeitsgebiet zu hören. Um dem Auditorium nicht nur trockene Theorien zu bieten, demonstrierte der Redner die auf 22jähriger Praxis basierende Methode, indem er bereits ein­geschlagene Wäsche mittelst äußerst praktischer Hand­griffe rasch und tadellos bügelte und diesen Wäsche­stücken zugleich blendenden Glanz verlieh. Dank der Erklärung des Redners konnten sogleich drei Damen das bewährte Verfahren praktisch erproben.

Daß selbst mit den primitivsten Werkzeugen die reizendsten Arbeiten hergestellt werden können, bewies der Vortragende, als er mit Hilfe eines kleinen zangenartigen Instrumentes und eines einfachen Lineals niedliche Blumen. Saum- und Schnürchen­dessins an Herrenvorhemden und Manschetten an­brachte. Zum Schluß gab der Redner einige wichtige und praktische Winke über Reinigung von Woll- und Seidenstoffen und Filzhüten". In Berlin, Breslau, München, Stuttgart, Ulm, Tübingen wur­den solche Vorträge wiederholt mit großem Beifall ausgenommen.

Calw, 14. Okt. (Viehmarkt.) Der heu­tige Viehmarkt war schwach befahren. Es waren zugebracht 21 Pferde, 270 Stück Rindvieh, 72 Körbe Milchschweine, 126 Stück Läuferschweine. Der Han­del in Rindvieh ging flau, da jüd. Händler fehlten. Trotzdem hielten die Eigner die seitherigen hohen Preise. Für 1 Paar Ochsen wurden 700960 bezahlt; selbst für fette Ware mangelte es an Käu­fern. Verkauft wurden im ganzen etwa 100 Stück Rindvieh. Auch auf dem Schweinemarkt war der Handel wenig belebt, Milchschweine lösten nur 14 bis 26 pro Paar und Läufer wurden zu 35 bis 80 gehandelt. Vom Lebensmittelmarkt ist der hohe Preis von 1.30 für 1 Pfd. saure Butter zu verzeichnen.

Nagold, 11. Okt. In unserer Nachbar­gemeinde Nothfelden brannte in vergangener Nacht die Scheune des Gemeindepflegers Rentschler mit sämtlichen Futter- und Fruchtvorräten nieder. Als Ursache des Brandes nimmt man Brand­stiftung an.

Ebhausen, 12. Okt. Gestern nachm, fand in der hies. Kirche das Bezirksfest des Gustav- Adolf-Vereins statt. Außer dem Ortsgeist­lichen, Pf. Eberbach, traten dabei als Redner auf Stadtpf. Dr. Fauth von Nagold, Stadtpf. Kirn von Horb, Vikar Schule, Prediger der evangelischen Gemeinde in Boreslau in Böhmen und Stadtpf. Breuuinger von Altensteig.

Sindelfingen, 13. Okt. Am Samstag abend wollte lautAnz. Zuffenhausen" von Böb­lingen aus der stellt,. Finanzamtmann Wörner von hier noch Stuttgart fahren, kam aber dem ein­führenden Zug zu nahe und wurde von der Maschine auf die Seite geschleudert, so daß er schwere Ver­letzungen erhielt.

Stuttgart, 13. Okt. Oberkriegs­gericht. Wegen gefährlicher Körperverletzung hatten sich heute die Ulanen Jakob Epple und Michael Kunz von der 2. Eskadron des Ulanen­regiments Nr. 19 zu verantworten. Die beiden waren beschuldigt, anfangs Juni während des Regi- mentsexerzicrens den Ulanen Clement körperlich miß­handelt zu haben. Als Clement ohne sein Verschulden zu spät zur Stallwache kam, schlug Epple mit einem Stock und Kunz mit den Fäusten auf ihn und warfen ihn zu Boden. Während Clement auf dem Boden lag, versetzte ihm Epple noch mehrere Schläge mit dem Stock. Nach einigen Tagen wurde Clement fahnenflüchtig, stellte sich aber selbst wieder beim Regiment. Als Grund gab er Mißhandlungen von

für die Nachricht, sie ist von höchster Wichtigkeit da hören Sie nur, im Walde wird bereits geschossen!"

In der Ferne sielen jetzt in der Tat einige Schüsse.

Ich muß meinem Kommandeur Meldung machen. Ich rate Ihnen, Fräu­lein, auf jener Anhöhe, hinter der unser Bataillon steht, zu bleiben. Es wird sich um diese Anhöhe ein interessantes Gefecht entspinnen. Ich bitte, mich sitzt zu entschuldigen ich werde später wohl noch die Ehre haben. Auf Wiedersehen!"

Auf Wiedersehen!"

Der Adjutant jagte zurück; Herr de Marange und Clarissa folgten etwas langsamer.

Ihr Gespräch war verstummt. Schweigend schaute Clarissa in die wallenden Nebel hinaus; »ssz aufmerksamen Blicken beobachtete der Kapitän seine Cousine, indem sich seins Augenbrauen wie in leichter, zorniger Erregung zusammenzogen.

Ein frischer Ostwind hatte sich aufgemacht und zerteilte das Nebelmeer in einzelne Wolken und Dunstschleier, die rasch über das feuchte Gefilde zogen und nach der Höhe zu sich lichteten. Je höher die Sonne stieg, desto tiefer wurden die Nebel herabgedrückt, aufgesogen und zerteilt, so daß schon nach kurzer Zeit nur noch die tief gelegenen Punkte von einem dunstigen Schleier bedeckt waren, während daS freie Feld und die Anhöhen in strahlendem Sonnenlicht des Mor­gens dalagen.

Als Herr de Marange und Clarissa die ihnen von Konrad bezeichnet« An­höhe erreichten, zog sich das Bataillon soeben in Kompagniekolonnen auseinander.

seiten seiner Kameraden an. Wegen Fahnenflucht wurde Clement zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt, diese Strafe wurde ihm aber im Gnadenweg er­lassen. DaS Kriegsgericht der 27. Div. verurteilte Epple zu 2 Monaten 15 Tagen Gefängnis und Kunz zu 2 Wochen Gefängnis. Gegen die Höhe der Strafe legten beide Berufung ein, welche aber vom Oberkriegsgericht als unbegründet verworfen wurde.

Cannstatt, 12. Okt. Am letzten Samstag Nachmittag wurde It.Cannstatter Ztg." ein hies. Hausknecht von seiner Dienstfrau beauftragt, in einem Bäckerladen Brot zu holen und hiebei einen Hundertmarkschein wechseln zu lassen. Statt aber mit dem gewechselten Gelde wieder zurückzukehren, ist der Bursche, der von Bückingen OA. Heilbronn ist, mit dem Gelde durchgebrannt und konnte bis jetzt nicht gefaßt werden.

Cannstatt, 12. Okt. Gestern früh wurde lt.Cannstatter Zeitung" bei Münster ein Sergeant vom Jnf.-Reg. No. 125 in Stuttgart als Leiche aus dem Neckar gezogen und in das Leichenhaus in Münster verbracht. Ob Selbstmord oder ein Un­glücksfall vorliegt, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden.

Cannstatt, 13. Okt. Auf dem Güter­bahnhof waren heute sieben Waggons ausländisches Mostobst zugeführt. Ter Preis betrug 6.50 bis 6.70 per Zentner.

Eßlingen, 12. Okt. Der Verein zur Belohnung treuer weiblicher Dienst­boten konnte auch in diesem Jahr an 10 Dienst­boten Ehrenbriefe und ein Geldgeschenk von je 20 ^ überreichen. Die Dienstboten, deren Dienstherrschaften dem Verein angchören, müssen mindestens 5 Jahre bei einer Familie in Dienst stehen.

H e ilb ro n n, 12. Okt. Wie die Heilbronner Blätter melden, kam ein Einwohner einer benach­barten Ortschaft zur hiesigen Polizei mit der Anzeige, daß er vor elwa 12 Jahren einen Brand, dem 2 Scheunen in seinem Wohnort zum Opfer fielen, gelegt habe.

Aus Heilbronn wird zur Herbstlage geschrieben: Die Wärme des Herbstmonats wirkt mächtig auf die vollkommene Ausreife unserer spä­teren Traubensorten; oozu hilft daS reife Holz und die prächtige, gesunde Belaubung der Weinstöcke. Es herrscht deshalb auch allgemein die Ueberzeugung, daß die Lese so lange wie möglich hinauszuschieben und nur bei frühen, überreifen Sorten eine kleine Vorlese zu halten ist.

Fellbach, 12. Ott. Die Herbstaussichten sind andauernd gute. Dank der frühzeitigen, aus­giebigen und mit Erfolg gekrönten Bespritzung und Beschwefelung der Heinberge sind die Stöcke noch schön belaubt und sind die Trauben mit geringen Ausnahmen von jeder Krankheit frei. Die allge­meine Lese wird voraussichtlich in 810 Tagen beginnen.

Gmünd, 13. Okt. Heute früh erschoß sich auf dem Kirchhof am Grabe seiner Mutter der 20jährige Sohn des hiesigen Kronenwirtes. Er sollte morgen zum Militär einrücken.

Die Kompagnie des Hauptmanus Brandt besetzte ein Gehöft, welches zwischen dem Walde und der bedrohten Anhöhe lag und von dem aus die Straße und das Vorderterrain bestrichen werden konnte. Zwei Kompagnien bildeten die Haupt­stellung auf der Anhöhe, während sich die vierte in der Reserve befand. ,

Hauptmann Brandt auf seinem dicken, kurzbeinigen Fuchs senkte stolz den Degen, als er Fräulein von Ladonchamps von weitem erblickte. Auch Herr von Schütze und der blonde Walter grüßten nnd neidvoll blickten die übrigen Leut­nants auf ihre Kameraden, denen eine solch interessante Bekanntschaft zu teil geworden war. Major von Auer war außerordentlich beschäftigt. Er fand kaum Zeit, Clarissa mit wenigen Worten zu begrüßen.

Sind Ihre Verwandten nicht auf dem Manöverfelde, mein gnädiges Fräulein ?" Gewiß, Herr Major. Sehen Sie dort den Wagen auf der Chaussee? Das sind sie mein Großvater, Tante Josephine und die kleine Madeleine! Soeben spricht ein höherer Offizier mit meinem Großvater."

Der Major erkannte den General von Brunken, den Brigadekommandeur, und geriet in eine gelinde Aufregung, als der General jetzt gerade auf die von demunverheirateten Bataillon" besetzte Anhöhe zu galoppierte.

Im Walde ward das Gefecht der Patrouillen mit dem vorrückenden Feind lebhafter. Die Schüsse folgten rasch aufeinander. Einzelne Patrouillen kamen eilig zurück. Links von dem Gehöft, welches Hauptmann Brandt besetzt hielt, zeigte sich bereits der Feind, gegen den Hauptmann Brandt einen Zug ausschwär­men ließ.