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Mergentheim, 13. Okt. (Diebstahl.) Gestern nachmittag 4 Uhr entnahm ein Vagabund der Ladenkasse des Metzgermeisters Markert hier den Betrag von etwa 20 ^ Ein Mädchen, das in das Geschäft kam, begegnete dem frechen Dieb, der mit dem eroberten Gelde in der Tasche fidel klapperte und machte den ahnungslosen Metzgermeister auf die Sache aufmerksam. Einstweilen hatte sich der Diebdünne" gemacht und olle Bemühungen, denselben beizubringen waren bis jetzt erfolglos. Der Gauner muß im Diebeshandwerk kein Neuling sein, wenigstens wurde fcstgestellt, daß die Kasse wohl verschlossen war und nur durch einen Kunst­griff zu öffnen ist, der nur dem damit wohl Ver­trauten gelingen kann.

Tuttlingen, 11. Okt. LautGränzbote" stürzte der nach 34jähriger Abwesenheit von Amerika auf Besuch hier weilende Andreas Förster in Altenthal so unglücklich vom Fahrrad, daß er be­wußtlos aufgefunden wurde. Vom Arzt wurde ein Schädelbruch konstatiert, der Zustand des Ver­unglückten, der dieser Tage wieder zu seiner Familie nach Amerika zurückreiscn wollte, ist sehr bedenklich.

Tettnang, 13. Oktober. Dem Bauern Reinöl aus Liebenau ging vorgestern Abend auf der Heimfahrt das Pferd durch, da sich das Wag­scheit der Chaise auSgehängt hatte. Eine junge Frau, die bei ihrem Schwager auf Besuch war und mit ihm die Ausstellung besuchte, wollte abspringen und fiel so unglücklich auf, daß sie infolge eines Schädelbruches bewußtlos liegen blieb und bald darauf starb.

Nürnberg, 12. Okt. DerFränk. Kurier" meldet aus Bamberg: Als heute früh 11'/» Uhr der frühere Hauslehrer Dippold von Bayreuth in Begleitung eines Ziviltransporteurs hier eintraf, hatte sich, als seine Ankunft bekannt geworden war, eine nach Tausenden zählende Menschenmenge am Bahnhof eingefunden. Als Dippold den Zug ver­ließ, wurde er sofort erkannt. Die Menge nahm eine drohende Haltung ein. Dippold wurde trotz der ihn begleitenden starken Polizeibegleitung etwa 100 Meter in die Luirpoldstraße hinein gedrängt. Erst als die Polizisten Miene machten, von ihrer Waffe Gebrauch zu machen, machte die Menge Halt und es gelang, Dippold in einen Wagen zu bringen. Dieselben Szenen ereigneten sich unter Schreien, Johlen und Fluchen vor dem Amts­gerichtsgefängnis.

Vom Rh ei n, 8. Okt. Eine für Wirte­kreis e bedeutungsvolle Entscheidung hat in einer in Duisburg vorgekommenen Unfalls ache das Oberlandsgericht in Hamm gefällt. Ein Duisbur­ger Einwohner nahm einen dortigen Gastwirt dafür in Anspruch, daß er, als er am Abend des 4. Febr. v. I. sich habe zur Wirtschaftstoillete begeben wollen, in dem dahinführenden nicht erleuchteten Flur auf einer gefrorenen Wasserlache ausgeglitten und gestürzt sei, im Falle auf einen aus der Wand ragenden Wasserkrahnen mit der Hand aufgeschlagen habe, wodurch ein Finger steif geworden sei und er 35 Prozent der Erwerbsfähigkeit eingebüßt habe. Der Wirt bestritt seine Entschädigungspflicht, und das Landgericht als erste Instanz wies die Klage

des Verletzten ebenfalls ab. Das Oberlandsgericht erklärte jedoch den Klageanspruch für gerechtfertigt, die Höhe der zu leistenden Entschädigung bleibt einem späteren Beschluß Vorbehalten. DaS Ober­landesgericht sagt in den Gründen, daß die von dem Angeklagten zu erfüllende Sorgfalt dadurch außer Acht gelassen sei, daß er die Eisbildung auf dem zu jeder Zeit benutzten Wege nicht beseitigt hätte. Es gehöre zu seiner Pflicht als Wirt, sich davon zu überzeugen, daß die dem Wirt­schaftsbetrieb dienenden Räume, Gegenstände u. s. w. sich in solcher Verfassung befänden, daß die Gäste keinen Schaden nähmen. Beklagter hätte also durch Streuen oder Hinlegen von Matten u. s. w. dafür sorgen müssen, daß der beeiste Weg ungefährdet betreten werden konnte. Demgemäß ergebe sich die Haftpflicht des Wirtes aus Z 823 B. G.-B.

Frankfurt a. M., 12. Okt. Der Frank­furter Automobilklub unternahm gestern eine Zuverlässigkeitsfahrt durch den Taunus, über 133 llm, wobei der Feldberg berührt wurde. Es starteten 20 Wagen. Erster wurde ein 24- pferdiger Opclwagen, der 2 Stunden 23'/, Min. bis zum Feldberg brauchte. Die Fahrt ging über Eppstein, Friedrichshof, Obcrursel, Homburg, Saal­burg, Ustngen, Esch, Glashütte, Feldberg. Alles verlief g l a t t (! ?) nur bei Usingen fuhr ein Adlerwagen einen kleinen Abhang hinab. Führer und Chauffeur blieben unverletzt. Der Rechtsanwalt Dr. Auffenberg erlitt einen Schultergelenk- und einen Armbruch, der Architekt Müller einen Knöchelbruch.

Leipzig, 9. Okt. Das Reichsgericht ver- warf.die Revision des Direktors der Trebertrocknungs­gesellschaft, Ad. Schmidt, der vom Schwurgericht Kassel am 8. Juli wegen Konkursverbrcchens und Betrugs zu 2 Jahren Zuchthaus und 300 Mark Geldstrafe verurteilt worden ist.

Berlin, 12. Okt. Ueber einen schweren Automobil-Unfall wird aus Langensalza in Thüringen berichtet: Der geheime Medizinalrat Prof. Dr. Sonnenburg aus Berlin befand sich mit seiner Gattin, seinem Sohne und 2 Töchtern, sowie 2 Dienern auf einer Automobilfahrt nach Sonders­hausen, wobei unterwegs auf der Chaussee ein vier­jähriges Mädchen kurz vor dem Fahrzeug die Straße kreuzen wollte, überfahren und auf der Stelle ge­tötet wurde. Der Wagen selbst wurde bei dem Versuch des Führers, dem Kind auszuweichen, gegen einen Prellstein geschleudert. Der Wagen überschlug sich. Von den Insassen kamen einige unter das Fahrzeug zu liegen und erlitten teils schwere, teils leichtere Verletzungen.

Berlin, 12. Okt. Einer New-Iorker De­pesche des Berliner Tageblattes zufolge teilte der Schiedsrichter Duffield dem Staatssekretär mit, daß von den deutschen Ansprüchen gegen Venezuela in Höhe von 6049000 nur 1670000 Mark anerkannt wurden. Duffield kehrte erst kürz­lich nach Carracas zurück.

Berlin, 12. Okt. Wie aus Bayreuth ge­meldet wird, wurde der vom Schwurgericht zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilte Hauslehrer Dippold zur Verbüßung seiner Strafe in das Zuchthaus Kloster Ebrach überführt.

Dennischles.

Vom 1. Juli v. I. bis 30. Juni d. I. sind in Stuttgart beim städt. Fundbureau als gefunden angezeigt bezw. abgegeben worden ins­gesamt 418 Gegenstände, deren Eigentümer sich nicht gemeldet haben. Sie umfassen so ziemlich alles, was der Mensch bei sicks'tragen kann: 109 Portemonnaies mit Inhalt oder "offenes Geld, 2 Wechsel, 36 Uhren, 31 Ringe, 20 Broschen, 4 Arm­bänder, 4 Ketten, 16 sonst. Schmücksachen, 15 Brillen und Zwicker, 14 Messer, 24 Stöcke und Schirme, 33 verschiedene Kleidungsstücke, 104 anderweitige Gebrauchsgegenstände, und dazu 6 Kanarienvögel.

Auch unter den Deutschen im Aus lande beginnt eine Bewegung gegen den Alkohol. So besteht in Rio Grande do Sul (Bra­silien) ein blühender deutscher Enthaltsamkeitsverein und in Porto Alegre wird demnächst ein zweiter erstehen. Aber auch an andern Punkten Brasiliens sind Deutsche an der Arbeit, Enthaltsamkeitsvereine ins Leben zu rufen. Unzweifelhaft werden solche Deutsche dazu beitragen, dem deutschen Namen im Auslande Achtung zu verschaffen.

Ein gutes Mittel. Wir lesen in der Neuen Züricher Zeitung": Wie man einen Redner, der den Schluß seiner Rede nicht finden kann, zum Schweigen bringt, erfuhr man am Katholikentage in Luzern. Der Geistliche von Lunkhofen sprach überDie christliche Volksschule" im salbungsvollsten Tons. Als nun die dem Referenten zum voraus eingeräumte Redezeit abgelaufen war, wurde der eifrige Geistliche, der mehr mit der Ewigkeit als mit der Zeit zu rechnen versteht, vom Vorsitzenden getreten", aufzuhören. Es nützte nichts. Die Ungeduld des Versammlungsleiters stieg und stieg, als der oratische Rebelle nach 15 Min. noch immer nicht Feuer einstellen wollte.Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt" denkt schließlich der Präsident. Urplötzlich schmettert vom Podium hinter der Rednertribüne die Stadtmusik einen kräftigen Marsch. Erschrocken wendet sich der Red­ner um und verläßt mit den im Munde erstickenden Worten . . .und wenn Sie keines dieser beiden Uebel wollen" ... die Tribüne. Der kluge Präsi­dent erzielte einen vollen Heiterkeitserfolg, den Redner aber, der gute Miene zum bösen Spiel machte, empfingen beim Verlassen der verhängnis­vollen Tribüne gratulierende Hände.

Unentgeltlicher Aröettsnachweis der Mg. Arbeitsuachweisaustatt Pforzheim,

Gymnasiumsstraße No. 11. Telephon 430.

Stellen finden:

Landwirtschaftliche Wochenlöhner. Viehsütterer, Pferdeknechte für Landwirtschaft, 2 jüngere Gärtner, 2 Hafner (Ofensetzer), 2 Metallpolierer nach auswärts, 2 Gürtler nach auswärts, 1 jüngerer Former nach aus­wärts, 1 Jungschmied, 1 Heuer, gelernter Schlosser,

1 Wagner, 1 Sattler u. Tapezier, Schreiner, 1 Maschi­nenschreiner. 1 Küfer, 2 Müller für Kundenmühlen, Schneider für Groß- u. Kleinstücke, 2 jüngere Schuh­macher, 3 jüngere Friseure, 10 Maurer für hier und auswärts, 2 Zimmerleute nach auswärts, Steinbrecher, Glaser, 1 jüngerer stadtkundiger Ausläufer, Fuhrknechte, 40 Erdarbeiter für auswärts, Taglöhner für Bau,

2 Schieferdecker.

Weibliche Abteilung:

Dienstmädchen, Hausmädchen, Zimmermädchen, Kindermädchen, Köchinnen, Spülmädchen rc. auf sofort oder später.

Die Verwaltung.

Major Auer ritt dem General entgegen.

Herr Major," rief dieser,Sie muffen diese Stellung auf alle Fälle halten. Der Feind hat eine Umgehung versucht, die ihm des Nebels wegen fast geglückt wäre. Ich werde Ihnen Verstärkungen senden. Auch einige Geschütze."

Zu Befehl, Herr General. Ich habe meine Anordnungen schon getroffen."

Gut, gut! Ich sehe. Sie haben die Annäherung des Gegners frühzeitig bemerkt. Also halten Sie das Gefecht so lange hin, bis ich Ihnen Verstärkung sende, dann können Sie zur Offensive übergehen."

Zu Befehl, Herr General."

Herr von Brunken begrüßte flüchtig seinen Neffen.

Habe mit dem Marquis gesprochen. Scheint ja ein sehr angenehmes Quartier zu haben?"

Freilich, Onkel! Dort oben hält das Fräulein von Ladonchamps."

Werde sie auch begrüßen. Adieu!"

Er sprengte davon, gefolgt von dem Adjutanten und dem Ordonnanzreiter. Konrad sah, wie ihm Clariffa die Hand reichte und einige Worte mit ihm wech­selte. Dann verschwand der General hinter dem Höhenrücken.

Dienstliche Obliegenheiten nahmen Konrad jetzt vollständig in Anspruch. Von allen Seiten knatterte das Gewehrfeuer des Gegners, der sich mehr und mehr nach der linken Flanke zu ziehen schien, um die Hauptstellung des Feindes zu umgehen. Konrad mußte hierhin und dorthin reiten. Er fand keinen Augen­blick Zeit, sich Clariffa zu nähern.

Der Feind scheint den Hauptstoß vorzubereiten," wandte sich Major Auer an ihn, als er von einer Befehlsüberbringung an Hauptmann Brandt zurückkam. Sehen Sie doch einmal, ob die versprochenen Geschütze noch nicht kommen. Wir können die Stellung sonst kaum behaupten."

Wiederum mußte Konrad davonjagcn. Dieses Mal über die Anhöhe, auf der Clariffa und der Kapitän hielten. Jenseits der Anhöhe erblickte er zwei Ge­schütze in langsamem Trabe den Feldweg entlang kommen. Er jagte auf den Führer der Geschütze zu.Herr Kamerad möchten so schnell wie möglich Vor­gehen, auf der Höhe da abprotzen und das Feuer eröffnen."

Schön, schön, Herr Kamerad," entgegnete der behaglich dreinschauende Artillerielcutnant.Hat's denn solche Eile?"

Freilich. Major von Auer erwartet Sie schon ungeduldig."

Na, denn vorwärts'" Der Artillerieoffizier erhob desi Säbel.Batterie

Galopp! Auf die Anhöhe dort Marsch!"

Er sprengte mit Konrad voraus. Raffelnd, klirrend, schnaubend folgten die Geschütze.Im Avancieren abprotzen!"

Aus dem Walde gegenüber drang der Gegner gerade in dichten Schützen­schwärmen hervor.

Mit Granaten geladen! Auf die Schützenschwärme tausend Meter

erstes Geschütz Feuer!"

Im Nu waren die Befehle befolgt und der erste Schuß donnerte über das Feld. (Fortsetzung folgt.)