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^ 162. Amts-

und AnzeigeösaLL für den Bezirk Eakw. 78. Ichr-Mg.

Mfcheipunzrtage: Dienrtaz. vonnerstag. SamS- Sonntag. JnsertionSpreir 10 Pfg. pro Zeile für Stadt und Aeziretorr«; außer Bezirk 1L Pfg.

Donnerstag, den 15. Oktober 1903.

Abonnementspr. in d. Stadt pr. Viertels Mk. 1.10 incl. Lrägerl. Dierreljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachvar- orrsverkehr 1 Mk., f. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

KmtÜche Meka««tW«chU«gttr.

Die Ortsvorsteher

werden veranlaßt, hieher binnen 4 Tagen als portopfl. Dienstsache anzuzeigen, ob in der Gemeinde Anlagen zur Acetylenbeieuchtung vorhanden sind, bejahendenfalls ist anzugeben:

1) Name, Stand und Wohnort des Besitzers der

Anlage,

2) Zahl der installierten Flammen,

3) Jahr der Installation,

4) Firma des Lieferanten, falls diese bekannt ist. Eventuell sind Fehlanzeigen vorzulegen. Calw, 12. Oktober 1903.

K. Oberamt. Amtmann Rippmann.

Tagesnemgkeiten.

* Calw, 13. Okt. Am letzten Sonntag fand in Nagold eine von über 100 Personen besuchte Versammlung der deutschen Partei des 7. Reichstagswahlkreises statt. Erschienen waren Ver­treter aus Altensteig, Haiterbach, Nagold, Calw u. a. Orten. Der hiesige neugegründetenationale Volksverein" (deutsche Partei) war durch mehrer e Mitglieder vertreten. Rechtsanwalt List aus Reut­lingen sprach in einer mit großem Beifall aufge­nommenen Rede über die Ziele der deutschen Partei. Die Lebensfähigkeit der Partei gehe daraus hervor, daß sie in Württemberg ihre Stimmen zahl beibchalten, im Reich um 300 000 Stimmen vermehrt habe, die Notwendigkeit der Partei ergebe sich beim Blick auf die riesigen An­strengungen der Sozialdemokratie und des Zentrums. Sie sei eine Mittelpartei, liberal mit nationalem Einschlag, die in verschiedenen Punkten von der konservativen und der Volkspartei sich untersch eide. Die Konservativen, mit denen die Partei früher in nationalen Dingen oft zusammenging, haben.- sich durch dir Bauernbündler zu sehr ins Extrem drängen

lassen und erschweren die Freundschaft, weil sie sich wie die Sozialdemokratie ihrerseits nur auf einen Stand stützen. Zur Volkspartei aber steht die Partei im Gegensatz als eine nationale Partei. So heftig wie früher ist freilich die Bekämpfung nicht mehr, nachdem die Sozialdemokratie der Demo­kratie die schärfsten Punkte ans ihrem Programm genommen und die Volkspartei einen Ruck nach rechts getan hat; sie muß sich aber noch mehr in nationaler Richtung entwickeln, wenn die Deutsche Partei mit ihr zusammengehen soll, wie sich über­haupt der kühne Traum von einer großen liberalen Partei nnr auf nationaler Grundlage verwirklichen läßt. Das Zentrum, mit dem der Bauernbund paktiert, ist reaktionär und will geistig knechten und nicht deutsch, sondern römisch machen. Die Deutsche Partei unterstützt die Regierung, so viel sie auch feit Bismarcks großen Zeiten Fehler gemacht hat, in nationalen Fragen, ist zu Opfern bereit für ein schlagfertiges Heer und eine für den Schutz unsres Handels und unsres Ansehens nötige Flotte. Auf dem wirtschaftlichen Gebiet wollen wir den so wich­tigen Mittelstand stärken und schützen, den Bauern­stand durch mäßige Erhöhung der Zölle, den Handwerkerstand durch Organisation und tüchtige Vorbildung, nicht aber durch den Befähigungsnach­weis, von dessen Wiederbelebung wir uns nichts Gutes versprechen. Bezüglich der innerwürttem- bergischen Fragen find wir gute Württemberger, aber keine Partikularisten, wie so viele Demokraten; wir glauben, daß ein Anschluß unsrer bloß zu 2,7 °/° rentierenden Eisenbahnen an ein großes Ganzes ebenso notwendig und ersprießlich ist, wie die Ein­heitsmarke, die ja uns auch nicht um unsere württ. Selbständigkeit gebracht hat. Was uns not ist, ist eine Belebung der Tätigkeit, Herstellung der Fühlung mit allen Volkskreisen, Gewöhnung an soziales Denken und Verständnis für die Bedürfnisse des aufstrebenden vierten Standes, wie es durch Nau­manns Arbeit und durch die Gründung der jung­

liberalen Vereine angestrebt wird. Die Deutschen sollen nicht ihre durch Blut und Kampf errungene politische Macht durch Zerfleischung in inneren Kämpfen wieder zerstören; wir müssen auf das Wohl des Reiches bedacht sein, und das tut, indem sie national und liberal ist, die Deutsche Partei, der das Vaterland über die Partei geht! Der Geschäftsführer der Partei Dr. F etzer begrüßte dann die Versamm­lung im Namen der Parteileitung und brachte deren Glückwünsche dar. Er wies jedes Zusammengehen mit der roten und schwarzen Internationale zurück, hoffte aber von der Zukunft friedliche Verständigung auf dem Boden des Bürgertums mit den Konser­vativen und der Volkspartei. Der konserv. Land- tagsabg. Schaible gab in dieser Hinsicht eine entgegenkommende Erklärung ab, die mit Befriedi­gung ausgenommen wurde. In zündender Rede feierte Stadtschultheiß Brodbeck in Nagold die Gründung von Ortsgruppen der deutschen Partei, worauf der Vorsitzende, Fabrikant Koch von Rohr­dorf, die Versammlung schloß. Wie wir hören, wird in hiesiger Stadt ebenfalls in Bälde eine Versammlung der deutschen Partei stattfinden, zu welcher der Parteisekretär sein Erscheinen zugesagt hat.

Calw, 13. Okt. Das neu gegründete Kaffee- und Speisehaus (früher Alte Post) ist nunmehr vollendet. In den hübsch und freundlich ausgestatteten Räumen desselben feierten gestern Abend die Mitglieder des Ev. Vereins mit ihren Frauen die Einweihung bei einem einfachen Abend­essen, wie es dieses Haus von nun an jedem zu bieten vermag. Wer durch den von Malermeister Jäger geschmackvoll bemalten Vorraum das Haus betritt, findet rechts das gut eingelichtete Kaffee- und Speisezimmer, daneben die geräumige Küche mit einem großen Herd neuester Konstruktion. Links vom Eingang ist ein besseres Zimmer, welches zu kleineren geselligen Vereinigungen bestimmt ist. Der Vorstand des Vereins, Hr. Dekan Roo 8, gab einen ^

Nachdruck «erboten.

Nach zwanzig Jahren.

(Clarissa.)

Roman von O. Elster.

(Fortsetzung.)

Die natürliche Liebenswürdigkeit Clarissas und ihr anmutiger Frohsinn hatte nicht nur Konrads Herz bezaubert, sondern auch die übrigen Kameraden entzückt. Man beneidete ihn, daß er als älterer Bekannter des Marquis und Clarissas von dieser in gewisser Weise bevorzugt wurde, und in seinem eigenen Herzen blühte eine selige Hoffnung auf, wenn er an den freundlichen Blick ihrer dunklen Au­gen dachte.

Auch jetzt, als er über das Stoppelfeld dem dunkel herüber scheinenden Walde zuritt, schwebte das Bild des reizenden Mädchens vor seiner Seele; un­willkürlich ließ er sein Pferd langsamer gehen und schaute in glückliche Träume versunken vor sich hin. Plötzlich schrak er zusammen. Auf einem Feldwege, in der Nähe des Waldes, tauchte eine Reitergruppe auf, deren dunkle Umriffe in dem Nebel nur verschwommen zu erkennen waren.

Sollte es eine feindliche Kavalleriepatrouille sein? Angestrengt blickte Kon- rad in den Nebel hinaus, als plötzlich ein Helles Lachen ertönte und der Offizier die Stimme einer Dame erkannte, welche rief:Wir werden uns noch verirren!"

Er gab seinem Pferde die Sporen und sprengte auf die Reiter zu. Er hatte die Stimme Clarissas erkannt. Scharf parierte er sein Roß, daß es kerzen­gerade in die Höhe stieg.

Herr von Holtensen?" rief Clarissa, auch ihr Pferd anhaltend.Guten Tag guten Tag! Wir haben Sie schon gesucht."

Clarissa ritt ein zierliches, milchweißes Araberpferd, wie man solche häufig in Frankreich antrifft. Neben ihr hielt Eugen de Marange auf einem edel gezo­genen englischen Fuchs. In einiger Entfernung folgte ein Diener auf einem ziemlich schwerfälligen, gewöhnlichen Gaul.

Sie haben also wirklich Wort gehalten, Fräulein? Ah, wie mich das freut!"

Wir haben Wort gehalten aber von dem Manöver-haben wir bislang wenig gesehen."

Das glaube ich schon! Bei diesem Nebel!"

Wir werden trotzdem einen schönen Tag bekommen," nahm Kapitän de Marange das Wort.Wird es denn hier zu einem Gefecht kommen?"

Wer kann es wissen, Herr Kapitän?"

Ich meinte nur, weil ich vorhin eine Kolonne in jenem Walde dort ver» schwinden sah, welche ihren Marsch hierher zu nehmen schien."

Ah, Sie haben sich nicht getäuscht, Herr Kapitän?"

Sicherlich nicht. Ich war doch auch Soldat," entgegnete Herr de Ma­range lächelnd.

So werden wir hier ohne Zweifel angegriffen werden. Ich danke Ihnen