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.« 192.

Neuenbürg, Freitag den 2. Dezember MV.

68. Jahrgang.

RunSichau.

Berlin, 1. Dezbr. Der nationalliberale Ver­treter des Wahlkreises Guben-Lüben, der Abg. Prinz zu Schönaich-Carolalh, will für die nächsten Reichstagswahlen dort nicht mehr kandidieren. Wie nun verlautet, soll der Führer der Nationalliberalen, Bassermann, in diesem Wahlkreis als Kandidat ausgestellt werden. Bei den letzten Wahlen erhielt Prinz zu Schönaich-Carolath über 15000 Stimmen, während es die Sozialdemokraten noch nicht auf 6000 und das Zentrum nur auf 52 Stimmen brachten.

Berlin, 30. Nov. Anläßlich der Anwesenheit des Zaren und der Zarin in Deutschland wurden 1070 russische Orden verliehen, davon über 350 an preußische Eisenbahn- und Kriminalbeamte.

Berlin, 27. Nov. Die Kosten im Prozeß gegen den Reichslagsabgeordneten Bruhn und Genossen sind nunmehr auf 16 000 Mk. festgestellt, ausschließ­lich der dem freigesprochenen Abgeordneten persönlich zur Last fallenden Kosten für die Verteidigung.

Die serbische Regierung hat bei der Firma Krupp in Essen 60 Berggeschütze in Auftrag ge­geben. Das Angebot der deutschen Firma war be­deutend niedriger als das von Schneider in Creuzot.

London, 30. Nov. General French, der bis jetzt Generalinspekteur der Armee war, wird kurz nach der Krönung einen neuen Posten im Kriegsamt bekleiden. Das Amt wird vollständig reorganisiert werden, was allerdings schon seit langem nötig war.

In England ist nach einem jüngst veröffent­lichten Blaubuch die für alkoholische Getränke ver­ausgabte Summe in den letzten zehn Jahren von 180 Millionen Pfund Sterling auf 156 Millionen jährlich gesunken. Im Jahre 1909 hat sich unter dem Einflüsse der erhöhten Alkoholsteuer die Zahl der Wirtshäuser um 1472 vermindert. Mit der zu­nehmenden Nüchternheit geht Hand in Hand eine Abnahme der Verbrechen, die Zahl der gerichtlichen Verurteilungen ist von 187 803 im Jahre 1908 auf 169 518 im Jahre 1909, das ist um nahezu 9^/t°/o zurückgegangen.

Eine große Hungersnot, von der 3 Milli­onen Menschen betroffen sein sollen, wird aus dem östlichen Teil der chinesischen Provinz Am hui ge­meldet.

Baden-Baden, 30. Nov. Der Stadtrat be­schloß, beim Bürgerausschuß zur Gewinnung eines genauen Projektes für eine Bahnverbindung auf den Merkur mittelst einer elektrischen Straßenbahn einen Kredit von 10 000 ^ zu fordern. Die Bahn soll vom Leopoldsplatz durch die Sofien-, Gernsbacher-, Bernhard- und Markgrafen-Straße bis in den unteren Merkurwald führen, von da aus soll eine direkte Seilbahnlinie bis zum Merkurgipfel hergestellt wer­den. Das Hochbauamt ist mit der Fertigung einer generellen Planskizze betraut. Das neue Kranken­haus soll auf der Hardberghöhe unterhalb des alten Schlosses erstellt werden.

Aus Baden, 30. Nov. In Rastatt streiken mit Ausnahme der Lackierer sämtliche Arbeiter der Waggonfabrik. In den beiden letzten Wochen kamen sehr viele Arbeitswillige, die jedoch stets von den Posten stehenden Streikenden nach Aushändigung einer Rückfahrkarte zur Umkehr ver­anlaßt wurden. Gestern mittag kamen nun aus Altona gegen 70 Arbeitswillige hier an. Der Bahn­hof wurde von einem starken Schutzmann- und Gen­darmerieaufgebot besetzt. Sämtliche Streikende, die von dem Eintreffen unterrichtet waren, halten sich zum Empfang eingefunden und vom Bahnhof bis zur Fabrik Aufstellung genommen. Mit einem ohren­betäubenden Lärm wurden die Arbeitswilligen em­pfangen. In geschloffenem Zuge, unter starker polizeilicher Deckung, marschierten diese durch die schreiende und schimpfende Menge zur Fabrik. Das starke Polizeiaufgebot verhinderte, daß es zu Tätlich­keiten kam. Für die Arbeitswilligen sind in der

Fabrikkantine Betten aufgeschlagen; auch werden sie dort gespeist, damit sie die Fabrik nicht verlassen brauchen.

Forbach, 30. Novbr. Welchen Reichtum die badischen Murgtalgemeinden in ihren ausgedehnten Waldungen besitzen, das zeigen nicht bloß die außerordentlichen Holzhiebe, die verschiedene Ge­meinden ohne die geringste Beschädigung des Waldes zu Schulhaus- und Kirchenbauten vornehmen können, so hat Gernsbach einen außerordentlichen Holzhieb mit 35000 Mk., das kleine Obertsrot mit 70000 Mk. Erlös, dazu kommen die Jagdverpachtungsn, die gegenwärtig vorgenommen werden und recht beträcht­liche Summen einbringen. So löste die Gemeinde Forbach-Gausbach, vorläufige Endstation der Murg­bahn, für die Jagdverpachtung in ihrem Kemeinde- und Heiligenwald den schönen Betrag von 6830 Mk. im Jahr, was in 9 Pachtjahren die stattliche Ziffer von 61470 Mk. ergibt.

Breslau, 30. Nov. Eine furchtbare Szene erlebte der Sanitätsrat Dr. Michaile aus Ziegenhals. Früh iu der vierten Stunde klingelte es an seiner Wohnungstür. Der Arzt stand auf. zog schnell den Schlafrock an und srug, wer draußen sei. Eine ängstliche Stimme suchte um ärztliche Hilfe, weshalb der Sanitätsrat öffnete. Vor ihm stand, nur mit dem Hemd bekleidet, einer seiner Patienten, der Steiger W. aus Oberschlesien, der in Begleitung seiner Frau sich bei dem Arzte wegen Neurasthenie seit kurzem in Behandlung fand. Der Mann blutete an der Hand. Erst später stellte sich heraus, daß sich der Kranke die Verletzung beim Einschlagen einer Fensterscheibe im Parterre des Hauses zugezogen hatte. Der Arzt begab sich mit dem Manne in das Operationszimmer, um ihn zu verbinden. Zu seinem Erstaunen schloß W. sofort die Tür des Zimmers hinter sich zu und zog den Schlüssel ab, den er in der linken Hand behielt, während er in der rechten, wie der Arzt jetzt sah, ein schweres Stück Holz hatte. Dr. Michalke erkannte sogleich, daß der Steiger irr­sinnig geworden war, dachte aber nicht, daß die Sache Gefahr für ihn haben werde. Er wurde aber schnell eines anderen belehrt, denn der Kranke sagte zu ihm:Sie sind schuld daran, daß ich nicht gesund werde. Warum verabfolgen Sie mir nicht das Ehr- lich'schs Heilmittel? Ich habe Sehnen wie von Eisen und Stahl und ich will Abrechnung mit Ihnen halten. Einer von uns muß sterben." Nach diesen Worten versetzte W. dem Arzte mit einem Holzstück zwei heftige Schläge auf den Kopf und packte ihn an. Jetzt begann ein schreckliches Ringen, bei dem Dr. Michalke in den Leib getreten und in den Finger gebissen wurde. Es gelang dem Arzte zwar, den Irrsinnigen zu Boden zu zwingen, aber es wäre ihm nicht gelungen, ihn zu bändigen, wenn nicht auf seine Hilferufe seine Frau mit dem Dienstpersonal herbeigeeilt wäre. W. wurde in Polizeigewahrsam gebracht. Er war mitten in der Nacht vom Hause weggelaufen, nachdem er in seinem krankhaften Zu­stande einen Versuch gemacht hatte, seine Frau zu ermorden.

Württemberg.

Stuttgart, 30. Nov. Der König hat den Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg, Kommendator der Württembergisch-Badenischen Genossenschaft des Johanniter-Ordens, zum Ehrenpräsidenten des Württ. Landesvereins vom Roten Kreuz bestellt.

Stuttgart, 30. Novbr. Im neuen Reichsetat für 1911 werden für das württemb. Militär­kontingent u. a. gefordert: 40 000 als erste Baurate für den Neubau von Raufutterscheunen in Ulm; 50000 ^ als vierte Rate für Ersatzbau und Ausftattungsergänzung der Kavalleriekaserne in Stuttgart-Cannstatt; 500000 als fünfte Rate für den Ersatzbau und die Ausstattungsergänz­ung einer Kaserne nebst Zubehör für 3 Eskadrons mit Regimentsstab unter gleichzeitiger Bereitstellung

des Geländes zum Zwecke des späteren Ausbaues für ein volles Regiment (19. Ulanen) in Ulm; 150 000 als vierte Rate (erste Baurate) für den Ersatzbau und die Ausstattungsergänzung einer Kaserne nebst Zubehör für ein Bataillon in Gmünd; 84 000 -/- als Schlußrate für die neue evangel. Garnisonskirche in Ulm; 3000 als erste Rate (für den Entwurf) zu einem Neubau eines Gewehr­magazins mit Nebenräumen in Stuttgart.

Zum Veteranenappell am Sonntag den 4. Dezember in Stuttgart. Um eine möglichst glatte Abwicklung des außerordentlichen Verkehrs am Sonntag zu ermöglichen, wurden die umfassendsten Vorkehrungen getroffen. Die Veteranen haben sich um 10 Uhr 30 auf den für die einzelnen Regimenter und Abteilungen bestimmten Sammelplätzen einzu­finden. Als Sammelplätze sind vorgesehen: Der Raum beim Kaiser Wilhelmdenkmal, der Hof der großen Jnfanteriekaserne, der Akademiehof, alter Schloßplatz, Platz bei der evang. Garnisonkirche, Gewerbehalleplatz, Marstallhof, untere Königstraße, die Allee zwischen dem Privatgarten und Hoftheater. Die Aufstellung wird eine achtgliedrige sein. Die Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamte haben 11 Uhr 30 bei den Aufstellungsplätzen einzutreffen und sich vor dem rechten Flügel des betr. Regiments in einem Glied, die Veteranenoffiziere nach dem Dienst- alttt während des Kriegs 1870/71 zu ordnen. Am Sonntag abend findet im weißen Saal des Residenzschlosses ein Paradeessen von etwa 200 Gedecken statt, zu dem die aktiven und inaktiven Veteraneuesfiziere und diejenigen Veteranen, die als Reserveoffiziere den Feldzug mitgemacht haben, ge­laden sind. Sonntag abend 5 Uhr findet im Hotel Marquardt eine Zwangslose Vereinigung der Offiziere, Sanitätsoffiziere und höheren Militär­beamten statt, welche an Feldzügen teilgenommen haben.

Auf den württ. Staats- und Privateisen­bahnen werden in der Zeit vom 3. bis 5. Dezbr. 1910 die Veteranen aus den Feldzügen 1866 und 1870/71 (Kombattanten und Nichtkombattanten) zur Teilnahme an dem am 4. Dez. 1910 vor dem K. Residenzschloß stattfindenden Veteranen-Appell auf der Hin- und Rückfahrt nach und von Stuttgart s.) in der 4. Wagenklaffe und auf Strecken, wo diese nicht geführt wird, in der 3. Wagenklasse je zum Militärfahrpreis (1 für das Kilometer), b) in der 2. Wagenklasse, unter Ausschluß der Schnellzüge, je zum doppelten Militärfahrpreis befördert.

Stuttgart, 28. Nov. Mit Rücksicht auf den vor Weihnachten besonders stark einsetzenden Ver­kehr an Eil- und Expreßgütern ist die Ver­sendung von Betriebsdienstgütern aller Art vom 16. bis 24. Dezember tunlichst einzuschränken. Mit Personenzügen und Eilgüterzügen dürfen während der angegebenen Zeit nur wirklich dringende Send­ungen befördert werden. Die Beschaffung der für die Weihnachtszeit notwendigen Gegenstände ist da­her möglichst frühzeitig zu bewirken.

Stuttgart, 1. Dez. Vom K. Evangelischen Konsistorium ist zur Ausübung der kirchlichen Auf­sicht über den Religionsunterricht der evangelischen Lehrerbildungsanstalten als Visitator Prälat v. Hermann berufen worden.

Der Parteitag der württ. Fortschrittlichem Volkspartei findet auch im kommenden Jahr nach altem Brauch am 5./6. Januar in Stuttgart statt.

Stuttgart, 28. Nov. Wie die Württ. Preffe- Korr. meldet, haben die Nationalliberale Partei und die Fortschrittliche Volkspartei ihre Listen für die Bürgerausschußwahl nunmehr endgültig verbunden.

Stuttgart, 30. Nov. Der Fabrikant Robert Bosch, der sich vom einfachen Arbeiter zu einem der größten Industriellen des Landes heraufgearbeitet hat, soll für Forschungs- und Unterrichtszwecke eine namhafte Stiftung, angeblich von 1 Million Mark, gemacht haben.