unter anderen gegen das 5. Armeekorps, und Demonstrationen an verschiedenen Stellen. Feind überall siegreich zurückgeschlagen, mehrere Hundert Gefangene in unseren Händen. Diesseitiger Verlust 7 Offiziere und etwa 100 Mann. v. Podbielsky."
105. Depesche vom Kriegsschauplatz. „Versailles. Der Königin Auguste. Gestern schlug das 9. Korps einen Ausfall (südlich) bei l'Hay siegreich zurück; über 100 Gefangene, viele Hundert Blessierte und Tote; wir 100 Mann Verlust. Wilhelm."
Nachtgefecht bei Les Thilliers, Kapitulation von Maizieres, Boiscommun und Nancray. Vorpostengefecht bei La Bergerie. Gefecht bei Thiais und Choisyleroi, am Mont Mesly, bei Strains, bei Epinal, Schlacht bei Villiers. bei Eragny. bei Nuits, Arnay le Duc. Erneuter Massenausfall aus Paris unter General Ducrot: Heftigster Kampf bei Champigny, Brie und Villiers. — Die französische Nordarmee in Auflösung. — General v. Werder treibt das flüchtige Korps Garibaldis vor sich her.
„Heute bedeutender Ausfall nach Osten gegen Württembeyger und Sachsen bei Bonneuil sur Marne, Champigny und Villiers. die genommen wurden. Gleichzeitig nach Nordost bei St. Denis gegen Garde und 4. Korps nur leichte Ausfälle. Ich konnte Versailles nicht verlassen, um im Zentrum zu bleiben. Es scheint der Feind auf einen Sieg bei Orleans gerechnet zu haben, um dem Sieger entgegen zu gehen, was mißglückte. Wilhelm."
Chateau-Piple. General Obernitz telegraphiert dem König von Württemberg, daß die 1., 2. und 3. Brigade, unterstützt durch die 7. preußische Brigade, heute in 5stündigem siegreichen Gefecht einen gegen Mesly, Coeully und Villiers gerichteten Ausfall zurückgeschlagen und 300 Gefangene gemacht haben. Verlust: 40 Offiziere und 700 Mann.
105. Dep. vom Kriegsschauplatz. (2. Teil.) Versailles. Nachdem vorgestern das 6. Armeekorps mehrfache Angriffe des 1. Korps der zweiten Armee vor Paris siegreich zurückgewiesen, wurde während der ganzen Nacht von den Forts ein ungewöhnlich heftiges Feuer unterhalten. Heute morgen entwickelte der Feind, unter gleichzeitiger Demonstration auf verschiedenen Punkten der Anceinte von Paris, sehr bedeutende Streitkräfte zwischen Seine und Marne und griff mit denselben um 11 Uhr unsere dortigen Positionen an. Es entspann sich ein sehr heftiger Kampf, von unserer Seite hauptsächlich geführt durch die württembergische Division und den größten Teil des 12. (königl. sächsischen), sowie durch Teile des 2. und 6. Armeekorps. Der Kampf dauerte bis 6 Uhr abends, zu welcher Stunde unsere siegreichen Truppen den Feind auf der ganzen Linie zurückgeworfen hatten. Weitere Details noch nicht bekannt.
Unsere Verluste in der Schlacht bei Amiens beziffern sich auf 71 Offiziere und 1300 Mann an Toten und Verwundeten. Die feindliche Nordarmee befindet sich in vollständiger Deroute. Die Citadelle von Amiens hat heute nach kurzem Gefecht, in welchem der Kommandant gefallen, kapituliert. 400 Kriegsgefangene mit 11 Offizieren, sowie 30 Geschütze in unsere Hände gefallen. — General v. Werder meldet, daß Garibaldi's Rückzug in Flucht ausgeartet ist. v. Podbielski.
Versailles. In der Nacht vom 28. auf 29. November warfen die Forts über 2300 Geschosse auf unsere Stellung. Diese Munitionsverschwendung ist uns unerklärlich. Diese schweren und kostbaren Geschosse hatten keine andere Wirkung, als den Boden aufzuwühlen, oder Aeste abzuschlagen .... Verwundete, die in unsere Hände fielen und in die Stadt gebracht werden sollten, baten, in — preußischer Gefangenschaft bleiben zu dürfen, denn da drinnen — in Paris — sei die Hölle! Die Linientruppen sind wütend über die Feigheit der Mobil- und Nationalgarden.
Der preußische Staatsanzeiger erklärt dem General Barral, der trotz Revers bei der Kapitulation von Straßburg ein Kommando bei der Loire-Armee übernommen hat, für wortbrüchig.
Versailles. Die aus dem Walde von Civry und aus dem Parke von Varize geworfenen und gefangenen Franktireurs aus der Gironde, im übrigen anständige Kerle, waren über die Feigheit ihres Führers, Oberstleutnant Lipowsky, so erbittert, daß sie General von der Tann baten, die schmähliche Führung ihres Kommandanten zu veröffentlichen.
Die Schlacht bei Villiers und Champigny.
Aus verschiedenen Anzeichen wurde schon seit längerer Zeit vermutet, daß demnächst ein Ausfall der Franzosen gegen die Stellung der Württemberger und Sachsen bei Villiers und Champigny stattfinden
werde. Schon am 21. Oktober hatte ein solcher im kleineren Umfange stattgefunden, der jedoch durch das Feuer des 2. Jägerbataillons von Champigny aus zurückgewiesen worden war. Abteilungen des 7. Regiments waren gleichzeitig durch etwa 1200 Mann französischer Infanterie aus ihrer Stellung bei Le Plant zurückgedrängt worden, der erste Zug der 1. Kompagnie unter Leutnant Kirn hatte jedoch den Angriff erst zum Stehen gebracht, und alsdann den Rückzug des Feindes auf Poulangis veranlaßt.
Da durch den Abmarsch der 17. Division und die Wahrscheinlichkeit eines stärkeren Angriffs der Franzosen eine Verschiebung in den Cernierungs- ftellungen notwendig wurde, sollten die Sachsen einen Teil der württembergischen Stellung einnehmen und ihrerseits durch Truppen abgelöst werden. Aber ehe noch diese Bewegungen vollständig ausgeführt waren, fand schon der erwartete Angriff statt. Er war ursprünglich für den 29. November geplant gewesen, hatte aber eine Verschiebung um einen Tag erlitten, weil die Brücken über die Marne nicht rechtzeitig fertig geworden waren. Das zweite Bataillon des Regiments Königin Olga war durch das erste des 107. Regiments abgelöst worden und befand sich auf dem Marsche nach Ormesson. Das 1. Bataillon erwartete die Ablösung im Park von Coeully, als bereits der Angriff erfolgte. General Ducrot ging mit mehr als 100 000 Mann und 300 Geschützen zum Angriff vor. Derselbe richtete sich hauptsächlich gegen Champigny und Le Plant, von wo die dort stehenden Vorposten rasch auf die Hauptstellungen bei Villiers und Coeully zurückgedrängt wurden. Gegen letzteren Ort erfolgte der Angriff noch nicht, wohl aber in desto heftigerer Weise gegen Villiers. Oberst v. Berger erhielt den Befehl, zur Verstärkung dieses Ortes zwei Kompagnien hinüberzusenden. Hiezu wurde die 7. und 8. Kompagnie bestimmt. Elftere ging gegen die von den Franzosen besetzten Steinbrüche südlich von Villiers vor, warf den Feind mit Unterstützung von zwei Zügen Sachsen hinaus und behauptete sich hier gegen alle mit großer Uebermacht unternommenen Angriffe des Feindes. Die 8. Kompagnie empfing unterwegs heftiges Granatfeuer und nahm am Bahnhofe von Villiers zunächst eine Reservestellung ein, aus welcher sie später nach Coeully zurückberufen wurde.
Letztgenannten Ort zu nehmen, war die Division Faron beauftragt, sie verschob jedoch das Vorgehen, weil ihre Artillerie nicht rasch genug zur Stelle kommen konnte. Als nun gegen Mittag General v. Reitzenstein aus verschiedenen Zeichen darauf schloß, daß ein allgemeiner Angriff des Feindes bevorstehe, ordnete er, um demselben die Spitze abzubrechen, einen Vorstoß der unter seinem Befehl kämpfenden Deutschen auf der ganzen Linie an. Der schwierigste Teil desselben fiel dem Regiment Königin Olga zu, dessen 2. Bataillon inzwischen ebenfalls im Park von Coeully eingetroffen war. Oberst v. Berger ließ die 1., die 2., die 3. und die 5. Kompagnie vorrücken. Die zweite Kompagnie ging bis dicht an die feindlichen Batterien heran und zwang dieselben zum Abfahren. Auf der Höhe angekommen, wurden jedoch die vordringenden Württemberger von einem so fürchterlichen Geschoßhagel begrüßt, daß eine Fortsetzung des Angriffs unmöglich erschien. Oberst von Berger wurde von 3 Kugeln durchbohrt, Major Schäffer schwer verwundet und eine große Anzahl anderer Offiziere und Mannschaften deckten ebenfalls tot oder schwer verwundet den Erdboden. Da nun der Feind hinter seinen Schützenschwärmen noch starke Kolonnen zeigte, welche noch fortwährend Verstärkungen erhielten, sah sich Major Haldenwang, der nach der Verwundung des Obersten v. Berger das Kommando des Regiments übernommen hatte, mit schwerem Herzen genötigt, den Rückzug anzuordnen. Die Franzosen folgten unter stetigem Feuer den weichenden Württemberger» auf dem Fuße, und diese hatten kaum die Parkmauern wieder besetzt, als auch schon der Feind vor derselben erschien. Das Schnellfeuer, welches sofort gegen ihn eröffnet wurde, brachte jedoch seinen Angriff zum Stehen.
Inzwischen war auf dem linken Flügel Oberstleutnant Knörzer mit der 3. und der 4. Kompagnie seiner Jäger und der 6. Kompagnie des Regiments Königin Olga auf Befehl des Generals v. Reitzenstein ebenfalls vorgegangen. Die 6. Kompagnie hatte eine feindliche Batterie zum Rückzug gezwungen, die Jäger hatten die ihnen entgegentretende zahlreiche Infanterie zurückgeworfen, wobei Oberstleutnant Knörzer so schwer verwundet wurde, daß an seiner Stelle Hauptmann Schickhardt das Kommando des Bataillons übernehmen mußte. Als nun die Verteidiger des Parks von Coeully den auf ihre Front erfolgenden Angriff durch Schnellfeuer abzuweisen suchten, eröffneten die Jäger und die 6. Kompagnie
auf die vorgedrungenen Franzosen ein lebhaftes Flankenfeuer und gingen alsdann mit „Marsch, marsch. Hurra" gegen dieselben vor. Der Feind hielt diesen Angriff nicht aus, sondern stürzte in wilder Flucht nach Champigny zurück. Er wagte auch im weiteren Verlaufe des Gefechtes keinen Angriff auf diese Stellung mehr. Die Verluste des Regiments Königin Olga waren sehr schwere gewesen. 14 Offiziere und 362 Mann waren tot oder verwundet; vom Jägerbataillon 6 Offiziere und 84 Mann. Letzteres kam noch einmal in das Gefecht, als nachmittags gegen 3 Uhr verschiedene französische Bataillone die Höhe bei dem Jägerhäuschen wieder zu nehmen suchten. Die 2. Kompagnie der Jäger warf sie nach Champigny zurück und brachte ihnen schwere Verluste bei. Sie selbst verlor 36 Mann.
Auch die 7. Kompagnie des Regiments Königin Olga ging aus den von ihr heldenmütig behaupteten Steinbrüchen bei Villiers, als daselbst ein sächsisches Bataillons eintraf, mit demselben noch einmal gegen die Franzosen vor, welche hinter den Eisenbahndamm zurückgeworfen wurden. Am 1. Dezember blieb alles ruhig; am 2. unternahm die 7. und 8. Kompagnie des Regiments Königin Olga unter Führung des Frhrn. v. Lützow einen Angriff auf das von den Franzosen besetzte Gehölz Le Plant. Dieser Angriff wurde jedoch, nachdem zuerst die Ueberraschung der Franzosen geglückt war, durch weit überlegene Streit- kräfte zurückgewiesen, wobei Hauptmann v. Lützow fiel. Der Rest des Regiments hielt den Park von Villiers besetzt und wies aus demselben alle Angriffe der Franzosen zurück, bis die Pommern zu Hilfe kamen und auch deutsche Artillerie mit bedeutender Stärke einlraf. Das Jägerbataillon hatte mit zwei Bataillonen des 7. württembergischen Regiments in äußerst schwerem Kampf um Champigny gestanden und bei demselben nicht weniger als 11 Offiziere und 133 Mann von den 14 Offizieren und 680 Mann, mit welchen es in den Kampf gerückt war, verloren.
Schließen wir diesen Bericht mit den schönen Worten Karl Geroks:
„Unvergessen bleibt in Schwaben Siegesseld von Champigny,
Wo verblutend unsere Knaben Mannhaft ihre Losung gaben Halt! Gut Württemberg ist hie!"
Eine Erinnerung an Champigny.
Nach der Schlacht von Champigny (30. Novbr. 1870) fand ein Feldgeistlicher unter den Papieren eines gefallenen Württembergers ein Poem, das eine Braut an ihren im Feld stehenden Geliebten geschickt hatte; sein Inhalt zeigt eine Verfasserin von Logik, tiefem seelischem Empfinden und von unbegrenztem Gottvertrauen; wir wollen das Gedicht hier folgen lassen:
Zage nicht, noch waltet Gott,
Auch im Donner der Kanonen,
Er kann auch in schwerer Not,
Dich Geliebten mir verschonen.
Ich befehl das teure Blut Nur getrost in Gottes Hut;
Auch in blutig heißer Schlacht,
Wenn die Kugeln Dich umsausen,
Wenn da draußen Tag und Nacht,
Sturm und Wetter Dich umbrausen.
Ja selbst an des Abgrunds Rand,
Bleibst Du doch in Gottes Hand; —
Oder sollt nach seinem Rat,
Aller Heimkehr Hoffnung schwinden.
Sollte Deines Lebens Pfad Früh schon dort sein Ende finden!?
Und es blutet mir das Herz,
Klag' dem Herrn ich meinen Schmerz;
Denk' wie ist Dir nun so wohl.
Daß du alles überwunden.
Und so brav und ehrenvoll.
Einen schönen Tod gefunden.
Schön ist's in des Herren Hand,
Sterben für das Vaterland;
Engel schweben um dein Grab,
Und dir lacht des Himmels Frieden Meine Tränen trockn' ich ab,
Ich auch bin nur Gast hienieden,
Schau empor zu jenen Höhn'
Wo wir bald uns wiederseh'n!
Bin getrost und unverzagt.
Hörst Du ja schon Jubellieder Blick hinaus der Morgen tagt Bald, bald kehrt der Frieden wieder Und dann klingt's von Wacht zu Wacht,
Gott hat alles Wohl gemacht!!
I. K. in H., 1870/71 Einj. Freiw. Unteroffizier d. Feldart.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.