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166.
Der «nztäler.
Anzeiger für das Enztal und Umgebung.
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Neuenbürg, Dienstag den 18. Oktober 1916.
68. Jahrgang
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Run-schau.
Berlin, 15. Okt. Den glanzvollsten und eindrucksvollsten Abschluß der Hundertjahrfeier der Universität bildete die gestrige Galatafel im Schloß. Der Kaiser hatte dazu die Spitzen der Reichs- und Stadtbehörden, Rektoren und Senat, sowie zahlreiche Professoren der Universität, die ausländischen Professoren und Gelehrten, die zur Hundertjahrfeier gekommen waren, einladen lassen. Auch der Vorstand des studentischen Jubiläumsausschusses war an die kaiserliche Tafel entboten worden. Der Kaiser unterhielt sich mit seinen studentischen Gästen in außerordentlich liebenswürdiger Weise. Er kam dabei auch auf den Mißbrauch des Alkohols zu sprechen und sagte, daß der Alkoholgenuß viel mehr eingeschränkt werden müsse. Die Studentenschaft müsse sich mehr mit Sport befassen, wie dies in Amerika der Fall sei.
Mannheim, 15. Okt. Heute vormittag 11 Uhr wurde die Jubiläumsausstellung des Gustav Adolf-Vereins mit einem Festakt eröffnet, dem die Staats- und Stadtbehörde und viele geladene Gäste beiwohnten. Stadtpfarrer Klein hielt die Festrede.
Köln, 17. Oktober. Die Kriminalpolizei hat gestern nachmittag einen jungen Kaufmann verhaftet, der einer Dresdener Firma nach und nach SO 000 Mk. unterschlagen hat.
Augsburg, 16. Oktober. Nachdem die Vorarbeiten für den Ersatz des im Juni durch das Hochwasser zerstörten großen Stauwehres am Hochablaß beendet sind, soll nun an die Erbauung des neuen Wehres gegangen werden. Die eingelaufenen Projekte weisen Kostenvoranschläge zwischen etwas über 1000000 und 1800000 aus.
Wegen falscher Informierung eines Redakteurs, der daraufhin eine Geldstrafe erhalten hatte, hat das Schöffengericht Augsburg den Gewährsmann in dieser Sache wegen Beleidigung zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Der Bestrafte hatte den Redakteur früher schon einmal hineingelegt. Das Gericht bemerkte ausdrücklich, die Handlungsweise des Verurteilten müsse um so schärfer geahndet werden, weil sich der Redakteur unbedingt auf seinen Gewährsmann verlassen müsse.
Herne (Westfalen), 17. Oktbr. Heute mittag l'/s Uhr fuhr auf der Zeche „Shamrock 1 und 2" ein Förderkorb gegen die Seilscheibe und ein anderer in den Sumpf. Beide Körbe waren mit etwa 30 Personen besetzt. Die Zahl der Toten konnte noch nicht festgestellt werden. 3 Leichen sind geborgen; Einzelheiten fehlen.
Herne i. Wests., 17. Okt. Von den auf der Zeche Shamrock verunglückten Bergleuten sind bis 4 Uhr nachmittags drei Tote, zehn bis zwölf Schwerverletzte, sowie eine größere Anzahl Leichtverletzter geborgen worden.
Vom Kaiserstuhl, 13. Okt. Der schlechte Ausfall des Herbstes ist leider die allgemeine Klage der Oberländer, aber ganz besonders wurde durch einen Fehlherbst Jhringen betroffen, dessen hauptsächlichste Einnahmequelle aus dem Erlös vom Neuen und den Kirschen fließt. Die jährliche Durchschnittseinnahme aus Kirschen und Wein wird auf zirka 800000 Mark veranschlagt. Und was war das Resultat dieses Jahres? Die Kirschenernte minimal, das Ergebnis des Herbstes so schlecht, daß damit oft nicht einmal die Ausgaben für das Schwefeln der Reben gedeckt werden. Wenn noch im Monat August der Stand der Reben derart war, daß man auf einen halben Herbst hoffen durfte, das ständig schlechte Wetter hernach drückte mit jedem Tag die Hoffnung herab. Ein älterer Rebmann, der genaue Aufzeichnungen macht, hat laut „Breisg. Ztg." bisher als seine geringste Einnahme aus dem Weinverkauf 1300 Mk. verzeichnet. Dieses Jahr war der Ertrag gleich Null, kaum, daß es zu dem Haustrunk
reicht. Ein anderer Rebmann hat seinen ganzen Herbst durch sein Söhnchen aufessen lassen! Daß ein solches Ergebnis sich in vielfacher Beziehung ungünstig bemerkbar machen muß, ist sehr erklärlich.
Leipzig, 17. Okt. Den Tod seines eigenen Kindes verschuldet hat der Gärtner Kaspar Ortlieb, der am 22. Juni vom Landgerichte Ell- wangen wegen fahrlässiger Tötung zu drei Tagen Gefängnis verurteilt worden ist. Er hat einen Garten gepachtet, der an einem nicht eingefriedigten Mühlekanal liegt. Eines Tages hatte er sein eineinhalbjähriges Söhnches mit in den Garten genommen. Während der Vater, der es beaufsichtigte, für kurze Zeit ins Gewächshaus ging und der Gehilfe Wasser aus dem Kanal holte, verschwand plötzlich das Kind. Nach längerem Suchen wurde es tot im Kanal gefunden. Das Gericht hat angenommen, daß der Angeklagte durch Fahrlässigkeit den Tod seines Kindes verursacht hat. — Seine Revision wurde heute vom Reichsgerichte verworfen.
Paris, 16. Oktbr. Die neue Pariser Stadt- j anleihe in Höhe von 235 Millionen Francs ist dreißigmal überzeichnet worden.
Washington, 15. Oktober. Die New-Dorker Maklerfirma Minzesheimer u. Co. hat ihre Zahlungen eingestellt. Die Passiven betragen eine Million Dollars.
New-Jork, 15. Okt. Die atlantische Schlachtschifflotte wird im Winter England und Frankreich besuchen.
Mit großem Interesse verfolgt die gesamte Kulturwelt zurzeit die Luftreise Wellmanns über den Atlantischen Ozean. Die erste Kunde von dieser kühnen Unternehmung wurde mit einigem Mißtrauen ausgenommen, da Wellmann in früheren Jahren sich durch hochtönende Ankündigungen und geringe Leistungen etwas in Mißkredit gebracht hatte. Nunmehr ist aber seine lange vorbereitete Luftfahrt doch zur Tatsache geworden. Wie dieser kühne Flug über den Atlantischen Ozean sich gestaltet, ob Wellmann als Sieger die Luft bezwingen oder, wie so mancher vor ihm, scheitern wird, ist zur Stunde noch nicht zu sagen.
New-Dork, 16. Okt. Wellmanns Ballon, der sechs Mann Besatzung an Bord hat, ist zuletzt an der Küste von Lang Island gesichtet worden. Die letzte Meldung besagt, daß starker Nebel herrscht. Anfangs hieß es, es sei nur eine Probefahrt beabsichtigt. Erst am Nachmittag wurde bekannt, daß Wellmann infolge der günstigen Windverhältnisse sich dazu entschlossen hat, eine Fahrt nach Europa anzutreten. Eine große Menschenmenge erwartete in Atlantic City auf eine etwaige Rückkehr Wellmanns.
New-Dork, 17. Oktbr. Der Dampfer „Fin- land" meldete drahtlos, gestern abend habe ein schwerer Sturm mit schweren Blitzen und Regenfall gewütet. Weder die „Finland" noch andere Dampfer haben im Bereich des drahtlosen Telegraphen von dem Ballon Wellmann etwas gesehen oder gehört.
In Fontainbleau wurden dieser Tage die Besucher der Saint-Louiskirche durch gellende Schreie erschreckt. Ein von Tollwut befallenes 27jähriges Mädchen wälze sich, entsetzlich schreiend, am Boden. Die Unglückliche hatte kürzlich als Zeugin vor dem Friedensrichter, um einem Nachbarn eine Verurteilung zu ersparen, falsches Zeugnis abgelegt, allein kurz darauf wurde sie, da sie sehr religiös war, von Gewissensbissen gequält. Seitdem verließ sie die Kirche nicht mehr. Fortwährend flehte sie knieend Gott und das Gericht um Vergebung ihrer Sünden an und geriet schließlich in einen solchen Zustand seelischer Erregung, daß ihr Geist eine starke Erschütterung erlitt. Schließlich nahm die Ekstase die Form religiösen Wahnsinns an. Die Unglückliche mußte, um aus der Kirche nach dem Spital gebracht werden zu können, gefesselt werden.
Württemberg.
Stuttgart, 10. Okt. Bei der heute nachmittag hier abgehaltenen Versammlung der württem- bergischen Evangelisch-Sozialen hielt Oberfinanzrat Dr. Losch-Stuttgart einen äußerst interessanten Vortrag über die Veränderungen im Wirtschaftsleben Württembergs nach den neuesten Zählungen. Unter Zugrundelegung eines reichen Zahlenmaterials und an Hand einer Reihe graphischer Darstellungen legte der Redner anschaulich dar, wie die Entwickelung der Betriebe sich vollzogen hat und welche Urteile auf Grund der aus den 3 Zählungen vom Jahr 1907, der Berufszählung, der landwirtschaftlichen Betriebsstatistik und der Gewerbestatistik, vorliegenden Ziffern etwa möglich sind. Einleitend behandelte der Redner die Zusammenschrumpfung Württembergs als Reichsvolksteil. Eine Erklärung für dieses Zusammenschrumpfen bietet die Abwanderung von Reichsdeutschen nach Württemberg, die wesentlich geringer ist als die Auswanderung von Württembergern nach den übrigen deutschen Bundesstaaten; es sind nämlich 225 000 Württemberger in das Reich abgewandert, wogegen nur 111000 Reichsdeutsche nach Württemberg einzewandert sind. Die Hauptziffern der Auswanderer aus Württemberg in das Reich entfallen auf Arbeiter und Dienstboten. Eingehend wurde dann die Gliederung unserer Bevölkerung überhaupt nach großen Berufsabteilungen erklärt, wie sich die Umrisse unserer gesamten Bevölkerung vergrößert und verschoben haben. Eine ausgedehnte Würdigung fand die Gliederung des persönlichen Aufbaus der gewerblichen Betriebe (Industrie und Handel, Landwirtschaft). Im Gewerbe überwiegt die gewöhnliche Arbeiterschaft weitaus an Zahl, weil die Großbetriebe sehr stark vertreten sind, so daß die Familienangehörigen und auch die Angehörigen vollständig zurücktreten. Bei der Landwirtschaft ist das jBild ein vollständig anderes; hier ist die Tendenz nicht zum Großbetrieb, sondern eine gegenteilige, eine Konsolidierung zum intensiven Familienbetrieb in der Landwirtschaft. Uebergehend zur Hebung der Landwirtschaft betonte Dr. Losch, daß die Steigerung der Lebensmittel keineswegs dazu gedient habe, die Lohnsteigerung zu absorbieren, im Gegenteil wird eine ganz außerordentliche Hebung der Arbeiter verzeichnet. Die Landwirtschaft ist in ihren Leistungen nicht zurückgegangen; sie ist vielmehr weit leistungsfähiger geworden. In der Landwirtschaft hat sich der kleinere und mittlere Betrieb nach jeder Richtung konsolidiert. Das Gesamtergebnis seiner Ausführungen faßte Dr. Losch dahin zusammen, daß zu einer pessimistischen Auffassung unserer wirtschaftlichen Entwickelung absolut kein Grund vorhanden sei, daß wir vielmehr in einem Aufschwung begriffen sind. Dies gehe auch aus den Steuerzahlen hervor, soweit sie überhaupt vorliegen (man hat erst drei Steuerjahre von der Einkommensteuer); man sieht hier nämlich, daß nicht die unterste Schicht, sondern die Schichte von 950—2000 Mk. Einkommen am raschesten zugenommen hat. Allerdings ist unser relatives Zurückbleiben wesentlich durch die Nordseehäfen, durch die Entwicklung von Berlin und durch die Rheinschiffahrt hintan gehalten. Die Gesamtentwicklung zeigt uns aber ein Aufstreben sowohl im Gewerbe als in Landwirtschaft, allerdings in ganz verschiedenen Formen: im Gewerbe schreitet der Großbetrieb sehr stark voran, aber der Kleinbetrieb macht auch Fortschritte, während in der Landwirtschaft der Großbetrieb gar nicht fortschreitet, aber trotzdem durch seine Intensivierung und Nationalisierung neuerdings viel größere Erfolge erzielt hat, als früher. Daraus geht hervor, daß sowohl Gewerbe wie Landwirtschaft prosperieren.
Stuttgart, 15. Okt. Am 18. Januar, dem Tag der 40. Wiederkehr der Reichsgründung, veranstaltet der Jungliberale Verein mit der National- ' liberalen Partei Groß - Stuttgarts eine Bismarck-