feier im Festsaal der Liederhalle, wobei der Reichs- tagsabg. Bassermann die Festrede übernommen hat. Die Veranstaltung soll gleichzeitig für die sonst am 1. April von den Jungliberalen veranstaltete Bis­marckfeier gelten.

Stuttgart, 17. Okt. In der Lohnbewegung der Elektromonteure ist eine für ganz Württem­berg geltende Vereinbarung zwischen den Fabrikanten und den Arbeitnehmern erzielt worden, die den Elektromonteuren ganz wesentliche Vorteile bringt.

Zur Fleischteuerung äußert sich das von der Zentralstelle für die Landwirtschaft herausgegebene Landwirtschaftliche Wochenklatt in einem Kartoffel­ernte und Schweinehaltung überschriebenen Ar­tikel. Es sucht feskzustellen, daß eine Fleischteuerung im eigentlichen Sinne nicht bestehe. Auf die Schweine­haltung und -Mästung setzt das Blatt große Hoff­nungen. Es schreibt u. a.:Noch ein weiterer Grund, die Schweinehaltung und -Mästung zur Zeit nicht zu vernachlässigen, macht sich für den kleinen Landwirt geltend. Es ist dies das Bestreben gewisser Kreise, mit allen Mitteln auf eine Oeffnung unserer Grenzen für fremdes Vieh hinzuwirken, wozu ihnen die gegenwärtige Knappheit an Großvieh willkom­menen Anlaß gibt. Daß eine Fleischteuerung im eigentlichen Sinne nicht besteht, sobald man nur die Schweine zur Fleischversorgung genügend heranzieht, läßt sich nicht ernstlich widerlegen; gerade deshalb aber hat der Kleinbauer darauf zu sehen, daß die Versorgung der Märkte mit Schweinefleisch nicht nachläßt, denn alle auf eine Erschwerung unserer Viehhaltung gerichteten Bestrebungen, und zu diesen gehört in erster Linie die Vieheinfuhr aus dem Aus­land mit ihrer Seuchengefahr, treffen fast ausschließ­lich den kleineren und mittleren Landwirt."

Stuttgart, 17. Okt. Ein freches Gauner­stück verübte heute nacht gegen 12 Uhr ein Mann, indem er am Schalter 7 des hiesigen Hauptbahnhofs dem dortigen Beamten vom Schalterbrett eine mit 2-Markstücken gefüllte Schale stahl und damit das Weite suchte. Auf die Rufe des Beamten wurde sofort die Verfolgung ausgenommen und der Dieb, der bei seiner Flucht einen Teil des Geldes verlor, am Friedrichsplatz gestellt und von mehreren Schutz­leuten festgenommen.

Heilbronn, 15. Okt. In einer gestern auf das Rathaus einberufenen Versammlung wurde eine Gesellschaft mit beschränkter HaftungGleislose Straßenbahn Heilbronn-Böckingen" mit einem Betriebskapital von 150 000 Mk. gegründet.

Backnang, 15. Okt. Ein angeblicher Beamter der Generaldirektion wollte die Poftagentur Althütte einer Visitation unterziehen. Der Postagent ver­langte von dem Mann einen Ausweis, den dieser aber verweigerte. Der Schwindler wurde nachher festgenommen und es stellte sich heraus, daß er sein unsauberes Manöver bereits an verschiedenen Orten versucht hatte; es ist ein Kaufmann von Hochdorf bei Vaihingen.

Geislingen, 13. Oktober. Vor dem hiesigen Schöffengericht sollte eine Verhandlung gegen einen Schmiedmeister aus einem kleinen Albort stattfinden, der beschuldigt war, einem anderen Handwerksmeister

Auf der Bahn des Verbrechens.

Detektivroman von Max Arendt.Denart.

2) - (Nachdruck verboten.)

Der junge Klinger war noch ganz gebrochen. Trotzdem bemühte er sich, seine Angaben mit fester Stimme zu machen. Er blieb bei seiner Behaupt­ung, daß sein Vater keinen Feind gehabt habe. Im übrigen wußte er von den Gewohnheiten und dem Umgang seines Vaters wenig zu sagen, da er seit mehreren Jahren in einem Magdeburger Bankgeschäft angestellt und heute seit dem verflossenen Weihnachts- fest, also seit nahezu 8 Monaten, seinen Vater zum ersten Male wieder besuchte.

Die Frage, wer das Verbrechen begangen haben konnte, beschäftigte den Untersuchungsrichter augen­scheinlich mehr als die andere, die eigentlich näher lag und die vielleicht zur Entdeckung des Täters wichtige Aufschlüsse geben konnte, nämlich: wie das Verbrechen ausgeführt werden konnte. Mit dieser Frage beschäftigte sich Breitfeld um so angestrengter.

Und während der Beamte immer wieder die Fenster und die Türen untersuchte, wurde die ganz verschüchterte Frau Kruse hereingerufen, um verhört zu werden.

Sie weinte noch immer in ihre Schürze hinein und der Richter hatte Mühe, sie zu beruhigen.

Sagen Sie mir," begann der Richter,mit wem Herr Klinger zu verkehren pflegte?"

Die Alte mußte sich erst besinnen, ehe sie zögernd herausbrachte:Außer einem Freunde von ihm habe

vor einiger Zeit ein kleines Beil im Wert von 1.50 Mk. entwendet zu haben. Der bisher un­bescholtene Mann nahm sich die ganze Sache so zu Herzen, daß er sich auf dem Wege zur Verhandlung in einem Weiher ertränkte.

Göppingen, 14. Okt. Das Ministerium des Innern hat dem Gesuch der Teilgemeinde Krumm- wälden und der Gesamtgemeinde Großeislingen hiesigen Oberamts um Genehmigung der Benennung eines zur Teilgemeinde Krummwälden gehörigen Wohnorts mit dem NamenEtzberg" entsprochen.

Schramberg. 15. Okt. Wegen Mangel an Schlachtvieh in hiesiger Gegend bezogen die hiesigen Metzgermeister kürzlich vom Straßburger Markte versuchsweise einen Transport Schlachtochsen, welche aus Ostfriesland stammen. Das Fleisch dieser Tiere ist von gutem Geschmack, kräftig und ergiebig und hat bei den Konsumenten rasch Anklang gefunden. Auch die Metzgermeister kommen auf ihre Kosten, so daß weitere Aufkäufe solcher Schlachttiere in Aussicht genommen sind.

Nürtingen, 17. Oktbr. Der 21 Jahre alte Sohn eines Wirts in Grafenberg griff in der Trunkenheit nach einem Jagdgewehr und gab auf seinen Vater und seinen Schwager 2 scharfe Schüsse ab, die glücklicherweise fehl gingen. Der gewalt­tätige Bursche wurde dann unschädlich gemacht und verhaftet.

Dem Stuttgarter PolizeihundSh er lock" ist der Tod zugeschworen worden. Als in vergangener Woche die Verhandlung gegen die 42köpfige Diebes­und Hehlerbande in Ulm stattfand, wurde seitens der Hauptbeteiligen der Tätigkeit Sherlocks in Er­bitterung gedacht und es wurde in den Verhand­lungspausen vereinbart, daß der erste, der aus dem Kittchen herauskomme, diesen Feind aller recht­schaffenen Lumpen umbringen müsse. Armer Sherlock.

Ochsenberg, OA. Brackenheim, 17. Oktober. Die Jnhafthaltung des früheren Schultheißen hat nicht lange gedauert. Auf Grund einer Denun­ziation hin war sie erfolgt. Da jedoch die Stich­haltigkeit der Anzeige sich als sehr prüfungsbedürftig erwies, mußte der Angezeigte bald wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Wie verlautet, hat die Fälschung des Gemeinderatsprotokolls lediglich darin bestanden, daß Schultheiß Bauer als Jagd­teilhaber einen Bürger aus Leonbronn, das kaum 2 Kilometer von Ochsenburg entfernt ist, eingetragen hat. Der Gemeinderat hatte beschlossen, keinen Fremden eintragen zu lassen. Der Leonbronner Jägdler hat aber einen großen Teil seiner Güter auf Ochsenburger Markung und außerdem so man­nigfache Geschäftsbeziehungen zu Ochsenburg, daß er nicht als Fremder gilt.

Freudenstadt, 16. Okt. In einem offenen Brief an dem zum Ortsvorsteher von Baiersbronn gewählten Landtagsabgeordneten Gaiser erheben mit bemerkenswerter Einmütigkeit die die unter­legenen Gegenkandidaten Stadtpfleger Dreher in Calw, Ratsschreiber Horsch in Stuttgart, Oberamts­sekretär Hufnagel in Kirchheim und Armenverwalter Wezel in Stuttgart schwere Vorwürfe gegen ihren i siegreichen Mitbewerber. Sie weisen zunächst 'auf

ich niemals jemand in seiner Gesellschaft gesehen."

Und kannten Sie den Mann, der gestern abend mit Herrn Klinger ins Haus kam?"

Nein, mir fiel nur auf, daß seine Stimme der des Herrn Baumgart sehr ähnlich war!"

Wer ist Herr Baumgart?"

Der Freund des Herrn Klinger, von dem ich eben sprach."

Und Sie wissen genau, daß der Begleiter Ihres Herrn nicht jener Baumgart war?"

Ja, denn ich habe ihn ja gesehen, als er den Korridor betrat. Er trug eine blaue Brille, wäh­rend Herr Baumgart nie ein Glas trug."

Und sahen Sie die Kleidung des Fremden?"

Er trug des Regens wegen einen großen Gummi­mantel über die Schultern gehängt. Von seinem Anzug konnte ich daher nichts sehen."

Wo haben Sie nun seine Stimme gehört?"

Als ich aus der Küche in meine Kammer ging, hörte ich beide Herren laut miteinander reden."

Konnten Sie hören, was gesprochen wurde?"

Ich hörte nur, daß der Fremde zu meinem Herrn sagte:Du hast mir einmal geholfen und hast mich tief gedemütigt, nur für mein Kind komme ich betteln. Ich weiß. Du warst heute auf der Bank und hobst eine Summe ab, die mich retten könnte; gib mir diel"

Hörten Sie auch, was Herr Klinger erwiderte?" >Mein Herr lachte laut auf und sagte: ,Einem Defraudanten darf man kein Geld anvertrauen/ ? Dann ging ich in meine Kammer."

die Widersprüche in dem Verhalten Gaisers hin, der vor der Wahl erklärt hatte, er werde auf keinen Fall eine Wahl annehmen, und am Tage nach der Wahl diese angenommen hatte mit der Begründung, er wolle der Bürgerschaft einen zweiten Wahlgang ersparen. Die Unterzeichner berufen sich darauf, daß sie mit offenem Visier gekämpft haben und fragen Gaiser, wie er sein Verhalten in einen so kraffen Gegensatz habe stellen können und wodurch er be­weisen wolle, daß nicht die Absicht vorwaltete, die Wähler und auswärtigen Kandidaten in Sicherheit zu wiegen, eine Stimmenzersplitterung herbeizuführen und eine Vereinigung auf einen auswärtigen Kandi­daten als nicht notwendig erscheinen zu kaffen. Die Unterzeichner verlangen unter anderem eine Erklär­ung dafür, daß > Gaisers Benehmen alle auswärtigen Kandidaten um viel Geld, Zeit und Mühe gebracht habe.

Neresheim, 17. Oft. Vor einer Woche verlor ein Bauer in Eglingen drei Hundertmarkscheine; zwei davon wurden von einem Mann gefunden und dem Verlierer zurückgegeben. Nach einer Woche wurde diesem auch der vermißte dritte Hundertmark­schein in einem Brief zugefchickt, in dem der be­treffende anonyme Absender erklärte, daß ihm sein Gewissen keine Ruhe lasse, nachdem der ehrliche Finder der beiden andern Scheine in den falschen Verdacht geraten war, den dritten Schein an sich genommen zu haben.

Herbstuachrichte« vom 16. Ott.

Werkpreise für 3 KI.

Mundelsheim. Käufe zu 200 für Frühgewächs, 230240 für Mittelgewächs. Käufer erwünscht; noch viel Vorrat.

Hessigheim. Lese beendet, Käufe 220230^.; noch kleiner Vorrat.

Bus StaSt, Bezirk uns Umgebung.

Wildbad, 15. Oktbr. Die heute stattgehabte Jagd-Verpachtung hat folgendes Resultat ergeben: Stadtwald Sommersberg zum Pachtpreis von 1500 Mark (bisheriger Pachtpreis 835 ^), Pächter Dr. Lay er. Stadtwald Wanne 2600 (bisher 561 Mark), Pächter Adolf Großmann, Hotel zum gold. Löwen. Stadtwald Kegeltal 3550 ^ (bisher 1000 Mark), Pächter Papierfabrikant Hofmann, Neu­stadt a. Hardt.

Wildbad, 16. Okt. Die Frau des Holzhauers Haag im nahen Sprollenhaus trieb vor einiger Zeit auf der Ortsstraße ihre beiden Kühe, von denen eine als sehr bösartig bekannt war, zur Tränke, ohne sie zu führen, oder sonst genügend zu beaufsichtigen. Während die Frau nun am Brunnen schwätzte, lief die bösartige Kuh auf das 3jährige Töchterchen Marie des Hirschwirts Treiber zu, stieß es von hinten zu Boden und zertrat es mit den Füßen, so daß es eine Zerreißung der Milz und einen Bluterguß in den Unterleib erlitt und im Kinderspital zu Pforz­heim starb. Die Frau mußte sich vor der Tübinger Strafkammer wegen fahrlässiger Tötung verant­worten. Sie kam mit einer Woche Gefängnis und den Kosten davon.

Wie?" rief der Richter,nachdem Sie solches Gespräch gehört hatten, gingen Sie in Ihre Kammer?"

Ja," sagte die Alte nach verlegenem Zögern.

Also außer Herrn Baumgart kam niemand herein?"

Ab und zu ging mein Pflegesohn, wenn er mich besuchte, einen Augenblick zu ihm hinein. Der Herr unterhielt sich gerne mit ihm."

Wie heißt Ihr Pflegesohn?"

Emil Marbach."

Wo wohnt er?"

Am Rathause Nummer vier in der Stadt."

Besucht er Sie häufig?"

Nein, er kommt nur selten."

Wann war er zum letzten Male hier?"

Das ist etwa vier Wochen her."

Und gestern war er nicht hier?"

Der Richter sah die Haushälterin durchdringend an; die aber erwiderte ohne Bewegung:Ich sagte doch, seit vier Wochen war er nicht bei mir."

Haben Sie in Ihrer Kammer nicht irgend ein Geräusch gehört?"

Nein!"

Wann haben Sie die Haustür gestern geschlossen?"

Wie immer, seitdem hier ein Einbruch verübt worden ist, um neun Uhr."

Und wann kam Ihr Herr mit dem Fremden?"

Gegen zehn Uhr."

Wie fanden Sie heute morgen die Haustür?"

Sie war, wie immer, verschlossen, als ich den jungen Herrn, der von der Bahn kam, hereinließ."