naux, verhaftet, deren Bevölkerung seit 4 Jahren durch zahllose Missetaten einer Räuberbande in Angst und Schrecken versetzt wird. Der Pfarrer steht unter dem Verdacht, der Führer der Bande zu sein. Bei seinem Verhör durch den Untersuchungsrichter wies der Abbö die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen mit größer Entrüstung zurück.

Paris, 5. Okt. Gestern vormittag wurde ein Kassenbote auf dem Boulevard des Italiens von drei elegant gekleideten Männern überfallen und seiner Geldkasse beraubt, die 17 000 Francs in bar und Schecks im Werte von 40000 Franks enthielt. Zwei der Räuber wurden sofort festgenommen; dem dritten gelang es, mit der Beute zu entkommen. Die Verhafteten sind Engländer.

Berlin, 4. Okt. Gelegentlich eines Besuches des Generals Konstantin von Zeppelin beim Grasen Zeppelin führte letzterer unter anderem folgendes aus: Seine Erwartungen über die Luftverhält­nisse im Norden seien vollauf bestätigt, ja noch überirofsen worden. Die Luft sei so rein und die Temperatur bei Tag und Nacht so mild und gleich­mäßig, daß man Spitzbergen in den Sommermonaten sür Lungen- und Nervenkranke als klimatischen Kur­ort empfehlen könne. Für die Luftschisfahrt sei es von großem Vorzug, daß im Polarsommer die Be­strahlung bei Tag und Nacht gleichmäßig sei, der Wind gering und der Nebel unbedeutend sei und daß Höhen gar nicht zu überwinden seien. Bei 30 im Polareis verbrachten Tagen sei es nur an drei Tagen wegen des Wetters nicht möglich gewesen, aufzusteigen.

Berlin, 5. Oktbr. Bei dem Zusammenstoß zweier Kraftdroschken am Kurfürstendamm ist gestern die Schauspielerin Frln. Marton nicht unerheblich verletzt worden. Bei dem Unfall wurde ein Perlen­halsband im Wert von etwa 40 000 zerrissen. Die Perlen gingen bis auf eine verloren.

Abschlag in Kohlen. Das mutet in heutiger Zeit allgemeiner Teuerung beinahe sonderbar an, trifft aber wenigstens auf Saarkohlen zu. Die K. Bergwerksdirektion Saarbrücken hat ihre Preise für das ganze Jahr 1911 ermäßigt, teilweise um 1 Mk. per Tonne, also 5 Pfg. per Zentner, und muß man sieben Jahre zurückgehen, um auf die gleichen Preise zu kommen. In der Zwischenzeit waren die Preise zum Teil sogar wesentlich höher. Hoffentlich folgen andere Kohlenreviere nach.

Straßburg, 5. Okt. Das Margueritenfest vom letzten Sonntag zugunsten des Straßburger Säuglingsheims hat einen Reinertrag von ungefähr 25 000 abgeworfen. Da die Gräfin Wedel die nötigen 200 000 Marguerilen gestiftet hatte, ent­standen der Veranstaltung keinerlei Spesen.

München, 5. Okt. In der Neuhauserstraße stieß ein Straßenbahnwagen mit einem vollbesetzten Mannschaftswagen der Berufsfeuerwehr zusammen. Der Mannschaftswagen wurde vollständig zer­trümmert. Ein Oberfeuerwehrmann wurde schwer, drei Feuerwehrmänner wurden leichter verletzt.

Stuhlweißenburg, 5. Okt. Der Gutsbesitzer Takacs, sowie dessen Tochter und Enkelin wurden, als sie ihrem Weinkeller einen Besuch abstatteten,

Reiterei auf den Berg zu bringen. Dessen freute er sich. Da fast niemand außer ihm den Weg wußte, auf dem es möglich war, hinauf zu reiten, wie er es früher selber getan, stand zu hoffen, daß die Franzosen den Weg nicht finden würden. Auf einmal stand Sielert wieder vor ihm.Ihr sagtet doch gestern, daß Ihr nach Naumburg gehen wolltet", sagte Born zu ihm.Das wollte ich auch, aber alle Wege sind versperrt," war die Antwort.Seht, ich habe übrigens gestern ein gutes Geschäft gemacht und diesen Beutel voll Geld verdient, damit will ich einen kleinen Handel beginnen und ihr sollt mir dabei einen kleinen Rat geben."

Ich verstehe von Eurem Handel nichts," ant­wortete der Schäfer, der mit dem Kerl nichts zu schaffen haben wollte.Hört mich doch nur mal an," sagte Sielert.Seht, die Franzosen haben dort den Landgrafenberg besetzt, wie die Katzen sind die Infanteristen da hinauf gekrochen. Jetzt haben sie aber oben nichts zu essen. Niemand traut sich zu den Franzosen hinauf. Ich fürchte mich aber nicht vor ihnen. Auf einem kleinen Wagen will ich ihnen Wein und Lebensmittel hinauf bringen. Aber wie soll ich hinaufkommen. Ihr müßt mir den Weg zeigen. Ich gebe Euch eins von diesen Gold­stücken dafür. Wollt ihr?" Born hatte mit großer Aufmerksamkeit zugehört.Ich soll Euch den Weg zeigen, damit Ihr ihn an die Franzosen verraten könnt? Niemals," war seine Antwort. Sielert lächelte.Seid kein Tor, Born," sagte er dann, kommt, wir wollen das Geschäft zusammen machen.

von den Gasen des jungen gärenden Weines derart betäubt, daß alle drei erstickten, ehe Hilfe kam.

In Oberleutensdorf bei Brüx hat die 36 Jahre alte Bergarbeitersfrau Marie Neckowar in Abwesenheit ihres Mannes ihren zwei Kindern, einem 6jährigen Mädchen und einem 8jährigen Knaben mit einem Messer den Hals durchschnitten. Beide Kinder waren sofort tot. Einer 10 jährigen Tochter brachte die Mutter so schwere Verletzungen bei, daß sie wahrscheinlich ebenfalls sterben wird. Dann durchschnitt sich die Mutter selbst den Hals und erlag kurze Zeit darauf ihren Verletzungen.

Michel seid, 5. Okt. Eine Millionenerbschaft soll aus Amerika hierher kommen. Erben sind ein Hr. Eisenbeißer hier und dessen 3 Geschwister, alle geboren in Höffenhardt, Amt Mosbach.

Württemberg.

Stuttgart, 5. Okt. Der Bund für Heimat­schutz in Württemberg und Hohenzollern hält am Samstag den 22. Oktober seine Mitgliederver­sammlung hier ab. Der Bund, zählt zur Zeit etwa 1500 Mitglieder.

Schorndorf, 4. Okt. Landesversammlung des Evang. Bundes. Dem von Schulrat Dr. Mosapp erstatteten Jahresbericht ist zu entnehmen, daß der württemb. Hauptverein Ende April 24488 Mitglieder in 49 Bezirks- und 69 Zweigvereinen zählt; dabei sind noch nicht eingerechnet die Neu- eintritte, die inzwischen erfolgt siüd. Im weiteren Verlaus der Versammlung wurde ein Referat von Landrichter Hutt-Stuttgart über die Nupturienten- Verträge bei Mischehen erstattet. An das Referat schloß sich eine lebhafte Aussprache an. Stadtpfarrer S ch u I e r - Neuenstein behandelte sodann noch ver­schiedene Organisationsfragen und Stadtpfarrer T r a u b - Stuttgart sprach überDie römische Wie­dertaufspraxis". An die Verhandlungen schloß sich ein Festessen in der Krone an. In der gestrigen Festversammlung übergab Stadtschultheiß Raible als Vorsitzender des Ortsausschusses der Vorstand­schaft ein Festgebinde von 2000 ^ für die öster­reichischen Pflegegemeinden und sonstige Bundes­zwecke. insbesondere Krankenpflegestationen.

Ulm, 5. Oktbr. Im Alter von 78 Jahren ist gestern Generalmajor v. Röll hier gestorben, v. Röll war Inhaber des Eisernen Kreuzes; er hatte als Hauptmann und Kompagniechef im 7. Infanterie-Regiment den Feldzug 1870/71 mitgemacht.

Ulm, 2. Okt. Nicht weniger als 64600 hat der Buchhalter P. H. Schleicher von Reichenbach seinem Brotgeber veruntreut. Schleicher hatte in der Spinnerei und Weberei des Kommerzienrats Otto in Reichenbach, wo er seit 19 Jahren in Stell­ung war, die Löhne an die Arbeiter auszubezahlen. Da er die Einträge ins Lohnauszahlbuch, die aus den Meisterbüchern abgeschrieben worden waren, immer selbst kontrollierte, war es ihm möglich, ins Lohnzahlbuch die Namen von Arbeitern doppelt ein­zusetzen oder Arbeiter aufzuführen, die gar nicht mehr im Betrieb beschäftigt wurden. Auf diese Weise ermöglichte er es, bei der 14tägigen Lohn-

Jch unterhandle mit den Welschen, und sie sollen uns soviel Geld geben, daß wir nie mehr zu arbeiten brauchen." Das war dem alten Schäfer doch zu viel. Ein heißer Zorn glühte in seinen ehrlichen Augen, aber noch hielt er an sich.Ich soll den verfluchten Franzosen den Weg verraten," rief er bebend vor Wut.Nun weshalb nicht?" sagte lächelnd Sielert.Schuft," unterbrach ihn der Schäfer heftig, indem er ihn an der Brust packle. Du Schuft, du Judas, mein Vaterland und meine Söhne soll ich um des verfluchten Geldes willen verraten? Da fahr hin, du Hallunke," und mit starkem Arm warf der Schäfer trotz seines Alters den Verräter den Hang hinunter. Sielert überschlug sich mehreremale. raffte sich unten wieder auf, stürmte den Berg hinauf und drang wütend auf den Alten ein. Dieser erwehrte sich des Angreifers mit seinem langen Hirtenstab und unter Beistand seines treuen Hundes. Sielert wagte sich nicht heran, wandte sich ab und rief nur noch wütend:Das sollt Ihr mir büßen."

Der ehrliche und schlichte Sinn des alten Schaf­meisters vermochte es nicht zu fassen, wie jemand die Schändlichkeit begehen konnte und sein eigenes Vaterland verraten. Er setzte sich, stützte sein Haupt in seine Hand und dachte an seine Söhne, an seine Frau und Tochter. Noch waren sie in Sicherheit. Es durfte niemals geschehen, daß die Franzosen den Weg erfuhren, der auf die Höhe des Landgrafen­berges führte.

(Schluß folgt.)

Zahlung Beträge bis über 300 über die wirklich zur Auszahlung gelangenden Summen vom Kassier zu erhalten. Diese Beträge eignete sich Schleicher dann an. Vom Jahre 1895 bis August ds. Js. belief sich die veruntreute Summe auf 64 600 Da er zuletzt mit Tantiemen 4800 Gehalt hatte, auch einen «ermöglichen Vater und einen begüterten Schwiegervater besaß, also keinerlei Not ausgesetzt war, legte er von dem gestohlenen Gelds 50 000 ^ in Wertpapieren und 20 000 -/-k bei der Fabrik­sparkasse an. Als Grund seiner Tat wußte Schleicher nur anzugeben, daß er seine Familie für alle Fälle habe sicher stellen wollen. Kommerzienrat Otto er­leidet einen Schaden nicht, da er in den Wertpapieren und in der Sparkasseneinlage Deckung hat. Die Strafkammer erkannte auf eine Gefängnisstrafe von 3 Jahren.

Ulm, 6. Okt. Der bei der Firma E. Gaißmaier hier im Dienst gestandene Hausknecht Joh. B. Reichte von Moosheim hat sich beim Stuttgarter Tor vom Bahnzug überfahren lassen. Es wurde ihm der Kopf vom Rumpfe getrennt.

Friedrichshafen. 6. Okt. Des neue Luft­schiff, ErsatzDeutschland", ist im Aluminium­gerippe fertig gestellt. Dieser Tage wurden die Motoren ausprobiert. Auch dieses Luftschiff wird eine Reihe von Neuerungen und Verbesserungen gegenüber den früheren Schiffen, aufweisen.

Gmünd, 5. Okt. Es ist fast unglaublich, wie frech die Milchpantscherei von den täglich hier verkehrenden Händlerinnen ausgeübt wird. So wurde kürzlich im Laufe des Sommers der vierte Fall vor dem hiesigen Amtsgericht verhandelt, in dem Ver­urteilung erfolgte. Der Angeklagte, aus Mutlangen, war geständig, bestritt aber die Absicht der Fälschung, da er infolge von Gedächtnisschwäche das Schwenk­wasser auszuschütten vergaß. Das Urteil lautete auf 10 Mk. Geldstrafe und Kostentragung.

Horb, 5. Okt. Beim Jahre 5671 ist jetzt die jüdische Zeitrechnung angelangt. Gestern, am 4. Oktober, feierten die Mitbürger israelitischen Be­kenntnisses ihr Neujahrsfest, dem in der nächsten Zeit, am 13. Oktober, das Versöhnungsfest (langer Tag) und am 18. und 19. Oktober das Laubhütten­fest folgen.

Tailfingen, 5. Oktbr. Einem hiesigen Ein­wohner wurde kürzlich die Pelerine gestohlen. Bald darauf ging ihm ein Brief zu, in dem ihm der Dieb unter Todesdrohungen für den Nichtbefolgungs­fall ersuchte, von der Sache keine Anzeige zu machen, in 14 Tagen werde die Pelerine zurückgegeben oder Ersatz geleistet werden. Das Schreiben, das mit Zeichnungen von Dolchen, Totenköpfen usw. verziert war, trug die UnterschriftHauptmann der Schwarzen Hand von der Bande Württemberg". Ein Land­jäger in Ebingen ermittelte den Briefschreiber in der Person des 18 jährigen Schriftsetzers Bruder hier und lieferte ihn, nachdem eine Haussuchung auch die Pelerine zutage gefördert hatte, ins Balinger Amtsgerichtsgefängnis ein.

Vom Lande, 3. Okt. Eine auffallende, aber in unserer Gegend allgemein wahrgenommene Er­scheinung ist die, daß jetzt schon, also anfangs Ok-

Kurpfuscherei vor 2000 Jahren. Man schreibt nun: Kurpfuscher gab es von jeher. Daß aber schon vor 2000 Jahren wie auch heute noch nicht selten gescheiterte Existenzen sich dem Kur­pfuscherberufe, und zwar mit Erfolg, zuwandten, beweist die folgende Erzählung des Phädrus, eines freigelassenen Sklaven des Augustus, in seinen Aesopischen Fabeln I. Buch" Nr. 14. Zugleich wird hier in ergötzlicher Weise geschildert, wie ein solcher Betrüger entlarvt wurde. Das Gedicht lautet in der Uebersetzung:

! Ein schlechter Schuster, durch den Mangel ganz verkommen, Begann an fremdem Ort die Heilkunst auszuüben,

Und bot mit falschem Namen Gegengifte aus:

Durch ltst'ge Ränke hatte er sich Ruf erworben.

Als einst der König von der Stadt gar schwer erkrankt war, Da fordert er, des Meisters Künste zu erproben,

Ein klein Gefäß und füllte dies mit kaltem Wasser,

Gab aber vor, daß er des Schusters Gegengift

MitGift" vermische. Darauf befahl er ihm zu trinken.

Doch jener, ganz und gar von Todesfurcht beherrscht,

Ruft jammernd aus, daß er die Heilkunst nicht verstehe, Des Volkes Dummheit nur Hab' ihn berühmt gemacht.

Der König rief die Bürgerschaft und sagte ihr:

Wie töricht uud wie Lumm müßt ihr doch alle sein, Daß ihr das Leben einem Mann anvertraut,

Dem niemand seine Schuh zum Flicken übergibt."

Dies ist, ich darss mit Recht wohl sagen, für die Leute Geschrieben, deren Torheit Schwindlern Geld verschafft.

jEin Geschäftsmann.) Lehrer:Wenn ein An­zug dreißig Mark kostet, wie viel kosten dann zwei Anzüge? Na, Isidor?" Isidor:Werden wir sie ihnen lassen für 50 Mk., damit Sie kommen wieder."