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Der Lnztäler.

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« 16V.

Neuenbürg, Freitag den 7. Oktober MV.

68. Jahrgang.

RunSichau.

Berlin, 5. Okt. DerVorwärts" bleibt dabei, daß in der Tat erwogen werde, den Reichstag schon so zeitig aufzulösen, daß die Wahl noch vor Beginn der großen Ferien stattfinden kann. Dem­gegenüber können wir nur wiederholen, daß, soweit bisher überhaupt eine Bestimmung getroffen worden ist, die Neuwahlen zum Reichstag nicht vor dem Herbst nächsten Jahres stattfinden werden.

Noch eine Reichstagswahl. Ein alter konservativer Besitz wird jetzt vor eine Nachwahl gestellt: Labiau-Wehlau bei Königsberg. Dort ist der bisherige konservative Vertreter, Amtsrat Arendt, 73jährig, gestorben. Arendt war 1907 erst­mals in den Reichstag gewählt worden mit 11575 Stimmen gegen einen Freisinnigen, der 1760, und einen Sozialdemokraten, der 3179 Stimmen er­halten hat.

Hamburg, 6. Okt. Die Werften haben heute vormittag die neuerlichen Einigungsvorschläge der Kommission des Gesamtverbands der deutschen Metallindustriellen angenommen.

Hamburg, 6. Okt. Die Differenzen mit den Werftbetrieben sind durch die Verhandlungen beigelegt worden. Die beschlossene Gesamtaus­sperrung in der Metallindustrie unterbleibt. Die Bedingungen sind folgende: Die Einstellungslöhne auf den Hamburger Werften sollen bei der Wieder­aufnahme der Arbeit um 2 erhöht werden mit der Maßgabe, daß der niedrigste Lohn 40 pro Stunde beträgt. Außerdem wird eine Lohnerhöhung für alle Arbeiter um 2 pro Stunde erfolgen. Dasselbe Zugeständnis machen die nicht Hamburgischen Werften, jedoch mit der Einschränkung, daß der niedrigste Einstellungslohn der örtlichen Vereinbarung Vorbehalten bleibt. Als weitere Konzession wird ferner am 1. Januar 1911 eine Verkürzung der Arbeitszeit zugestanden und zwar a) auf den ham­burgischen Seeschiffswerften auf 55 Stunden in der Woche, d) auf den außerhamburgischen Seeschiffs­werften, soweit sie der Gruppe der deutschen See­schiffswerften angehören, auf 56 Stunden in der Woche. Der Ausgleich in der Arbeitszeitverkürzung erfolgt durch eine Zulage von einem weiteren Pfennig auf den Stundenlohn. Die bereits zuge­

standene Lohnzahlung am Freitag tritt in der ersten Woche des Jahres 1911 ln Kraft. Außerdem haben sich die Werftbesitzer berM erklärt, daß die Arbeiter­ausschüsse gemäß dem Wunsche der Arbeiter gewählt werden. Die Arbeit soll am Montag wieder aus­genommen werden.

Berlin, 5. Okt. An hiesiger amtlicher Stelle sind keine näheren Nachrichten aus Lissabon ein­getroffen. Man ist jedoch von der Meldung keines­wegs überrascht, da seit langem bekannt ist, daß der König, dessen Regierung sich anfangs so verheißungs­voll gestaltete, in der letzten Zeit alle Sympathie verlor. Der Grund hiefür ist in der Verschwend­ungssucht des Königs und seiner Mutter und Groß­mutter zu suchen und in dem Umstand, daß der König ein Verhältnis zu einer Französin, die er aus Paris mitgebracht hat, allzu öffentlich unterhielt. DerLokalanzeiger" läßt sich aus Lissabon melden: Bei Eintritt der Dunkelheit entsandte das vor Lissa­bon liegende brasilianische KriegsschiffSao Paulo" eine Dampfbarkasse vor den Königlichen Palast, um die Königliche Familie aufzunehmen. Nach einigem Zögern willigten König Manuel und die Königin Amelie ein und begaben sich durch das Spalier der treugebliebenen Truppen in die Barkasse und von dort an Bord des Kriegsschiffes. (Be­kanntlich war in den letzten Tagen der künftige Präsident von Brasilien, Hermes da Fonseka, in Lissabon.) Diese Nachricht steht in Widerspruch zu allen bisherigen Meldungen, kann aber als zuver­lässig gelten. Es heißt, das Revolutionskomitee habe von der Flucht Kenntnis gehabt und sie still­schweigend geduldet.

Madrid, 5. Okt. Privatmeldungen aus Por­tugal zufolge dauern die Straßenkämpfe in Lissabon fort. Die Revolutionäre haben bereits verschiedene Kasernen und Befestigungswerke einge­nommen. Der königliche Palast ist umzingelt. An den Operationen beteiligen sich drei Kriegsschiffe. Aus der Provinz fehlen jegliche Nachrichten.

Lissabon, 5. Okt. Während der Nacht dauerte das Geschützfeuer unausgesetzt an und verstärkte sich mit Tagesanbruch noch mehr. Alle Brücken­eingänge zur inneren Stadt sind gesperrt. Die auf- i ständischen Schiffe beschießen andauernd bestimmte ! öffentliche Gebäude, besonders das Marinearsenal. ^

Die Zahl der Toten aus der Nacht ist groß. Der König, sowie die Königinnen Amalie und Pia haben sich in aller Eile nach Mafra begeben. Auf allen öffentlichen und vielen Privatgebäuden, ebenso aus der Bank von Portugal weht die republikanische Fahne. Das Volk hat sich bewaffnet und fraterni­siert mit den Truppen.

Paris, 5. Okt. Aus Nachrichten, die im Mi­nisterium des Aeußern eingetroffen sind, ergibt sich, daß der Herzog von Oporto mit der königlichen Familie auf der MachtAmalie" sich eingeschifft hat. Man nimmt an, daß sich der König Manuel ebenfalls an Bord befindet.

Madrid, 6. Okt. Offiziell wird in Lissabon die Republik erklärt. Die Regierung wird ge- ! bildet von Theophil Braga als Präsident.

Paris, 6. Okt. Nach einem der hiesigen Re­gierung zugegangenen Telegramm sind die Revo­lutionäre in Oporto unterlegen. Königstreue Truppen befinden sich auf dem Anmarsch gegen Lissabon.

Die Ueberfälle auf Deutsche in Haifa nehmen kein Ende. Nach einer Meldung aus Konstantinopel wurde der deutsche Reichsangehörige Tachauer in Haifa in der Nähe der Kolonie hinterrücks durch Messerstiche schwer verletzt. Die vermummten Täter sind entkommen. Die arabische Presse erneuert ihre Hetzartikel gegen die Deutschen und den deutschen Konsul.

In Wien fand am Sonntag eine Riesendemon­stration der Sozialdemokratie gegen die Fleisch­teuerung statt. Die Demonstration trug den Charakter eines Umzuges, an dem sich hundert­tausende von Personen beteiligten. Die Ordnung wurde nirgends gestört. Vor dem Parlaments­gebäude brach die demonstrierende Menge in Ab­zugsrufe gegen den Ministerpräsidenten v. Bienerth und den Handelsminister Weißkirchner aus. In Kladno in Böhmen ist es anläßlich der Fleisch­teuerung mehrere Tage hintereinander zu Zusammen­stößen der Gendarmerie und der Polizei mit demon­strierenden Volksmassen gekommen. Schließlich wurde Militär nach Kladno beordert, seitdem herrscht dort i Ruhe.

! Wie mehrere Blätter aus Nizza melden, wurde ^ der Abbo Espert, Pfarrer der Ortschaft Segon»

! nicht in die Höhe schaffen. Es gibt nur einen Weg und den kennt er nicht."Kennt Ihr den Weg?" fragte Sielert schnell.Ich kenne ihn", antwortete Born ruhig,doch wohin wollt Ihr?"Nach Naum­burg", erwiderte Sielert,ich muß Nebenwege ein- schlagen, weil die Straße von Soldaten überfüllt ist." Mit diesen Worten eilte er davon.

Der Schafhirt sah ihm lange nach. Dann trieb er seine Tiere langsam in ein kleines Gehölz am Abhang des Berges, um zu nächtigen. Wohl waren die Nächte schon feucht und kalt. Er hatte aber so manchen Tag schon jeder Witterung Stand gehalten, so fürchtete er sich auch jetzt nicht vor Erkältung. Neben ihm lagerte sein Hund und seine kleine Herde. So schlief er endlich ein.

Der 13. Oktober brach an. Der Fürst Hohen­lohe war mit seinen Truppen auf den Bergen zwischen Jena und Weimar zurückgeblieben. Leider hatte er die höchste und wichtigste Erhebung, den Landgrafen­berg, vergessen, genügend zu besetzen. Napoleon hatte diesen Fehler sofort bemerkt. Ein Teil seiner Truppen und er selbst besetzte sofort den Berg. Noch fehlte aber Reiterei und Artillerie. Man hatte keine Mühe unversucht gelassen, sie an den steilen Hängen des Landgrafenbergs hinaufzuschaffen, es war ver­gebens. Selbst die Infanterie war nur mit großen Anstrengungen auf schmalen Pfaden hinauf gekommen.

Am Morgen stand auch der Schafhirt wieder am Abhang des Berges, um seine Tiere zu weiden. Ein Blick ins Tal belehrte ihn, daß es den Fran­zosen bisher nicht gelungen war, Geschütze oder

Gin Held iw Schaferkittel.*)

Nachstehende ernste Erzählung hörte ich einst in einem kleinen Dörfchen bei Jena, wo noch Ver­wandte des Schafmeisters am Leben sind, welcher einst den Heldentod für sein Vaterland starb.

Im Oktober 1806 stand ein etwa vierzigtausend Mann starkes preußisches Armeekorps unter dem Fürsten Hohenlohe rechts an der Straße von Jena nach Weimar. Die Vorposten standen auf dem Landgrafenberg, einem steilen Berg, welcher die Truppen von der Stadt trennte. Von der Höhe des Berges konnte man das ganze preußische Heer übersehen und über ihn führte der einzige Weg, durch den die Preußen von vorn angegriffen werden konnten. Den Preußen gegenüber standen die Fran­zosen, ihre erbitterten Feinde. Die Dörfer ringsum waren geplündert, viele Einwohner waren mit ihrem geringen Hab und Gut geflüchtet. Man erwartete Tag für Tag den Beginn einer großen Schlacht.

An einem Bergabhang des linken Saaleufers stand Mitte Oktober 1806 ein Mann, der seinen Kopf auf einen langen Stab stützte. Neben dem Mann weideten einige Schafe. Die Kleidung des Mannes, ein blauer, langer Rock, ein großer, breit­krempiger Hut und eine lange Weste, zeigte neben

*) Aus derDeutsche« Schäferzeiturrg", Fachblatt für Schafhalter und Schäfer, Verlag von Erich Krone in Wanzleben, Bezirk Magdeburg. Bezugspreis vierteljährlich Mk. 1.50, monatlich 50 Pfg. Bestellungen Nehmen sämtliche Postanstalten und Briefträger im Deutschen Reich entgegen.

seiner ganzen Erscheinung, daß es ein Schäfer war. Um seinen Mund lag ein trübes Lächeln, noch vor kurzer Zeit hatte er hier die zahlreiche Herde seines Herrn gehütet. Die wenigen Tiere waren alles, was ihm davon übrig geblieben war. ' Sie waren sein Eigentum, und er hatte sich mit ihnen vor den Kriegsdrangsalen hierher geflüchtet. Der Bergabhang war sehr steil und so hoffte er, daß die Franzosen nicht auf den Berg kommen würden. Unten im Dorf hatte der Schäfer ein Haus. Hier hatten sich die Franzosen einquartiert und ihm alle Winter­vorräte hinweg genommen. Seine beiden Söhne standen drüben bei den Preußen und bei ihnen waren feine Gedanken. Seine Hände ballten sich im Zorn und er stieß seinen Hirtenstab in die Erde, gedachte er der Grausamkeiten der Franzosen.

Da kam schräg am Abhang des Berges entlang ein Mann auf den Schäfer zu. Er hörte ihn nicht eher, als bis fein Hund neben ihm laut bellte.Nun Born", rief der Fremde den Schäfer an,ihr steht hier so ruhig, als ob nichts los wäre drunten im Tal. Ihr habt doch zwei Söhne bei den Preußen." Born nickte.Und wo sind Eure Frau und Tochter?" Die sind da drüben," erwiderte Born und zeigte nach den Bergen jenseits der Saale.Denkt Ihr denn, daß sie dort in Sicherheit sind? Dorthin wird der Feind auch dringen."Wer weiß, fprach Born und blickte den Mann, welcher Sielert hieß, finster an.Aber Napoleon versteht den Krieg." erwiderte Sielert.Das mag sein," sagte der Schäfer,aber seine Reiter und Kanonen kann er an diesen Bergen