dem Regen und dem Hunger preisgegeben, da es an Booten fehlt, sie an sichere Orte zu bringen. Einer von den drei wichtigen Dämmen, die Tokio schützen, ist geborsten. Wenn alle drei einstürzen, wird Tokio überschwemmt werden. An den be­drohten Orten sind Truppen zu Hilfe gerufen worden.

Tokio. 14. Aug. Gestern früh wurde der Höhepunkt des Wasserstandes erreicht. Das Wasser begann zu sinken. Es wurde festgestellt, daß 385 Menschen ums Leben gekommen sind. 500 wurden verletzt.

Während einer Beerdigung in Przemysl bei Ratibor schlug der Blitz ein und tötete den mit dem Zuschütten des Grabes beschäftigten Totengräber. Es entstand unter den Leidtragenden eine Panik, bei der mehrere Frauen in Ohnmacht fielen und ein drei Jahre altes Ktnd zertreten wurde.

Am 9. d. Monats ist. wie die Sternwarte auf dem Königstuhl in Heidelberg mitteilt, von Metcals in Gaunton (Vereinigte Staaten) ein neuer Komet elfter Größe im südwestlichen Teil des Sternbildes Herkules aufgefunden worden. Die Bewegung des Kometen erfolgt in südwestlicher Richtung.

Württemberg.

Stuttgart, 14. August. Das Kultministerium hat für den 18. Januar 1911 zur Erinnerung an die Kaiserkrönung in Versailles vor 40 Jahren eine allgemeine Schulfeier in Aussicht genommen. Auf den Sedanlag kann eine Schulfeier wegen der Ferien nicht anberaumt werden.

Stuttgart. Die vom Württ. Kriegerbund ver staltete Veteranenfahrt nach Paris hat eine große Zahl von Teilnehmern gefunden; die in Aussicht genommene Teilnehmerzahl ist überschritten, so daß eine weitere Beteiligung unmöglich ist.

Stuttgart, 10. Aug. Es ist schon mitgeteilt worden, daß der Landesausschuß der National­liberalen Württembergs im Hinblick auf die kom­menden Reichslagswahlen beschlossen hat, das freund­nachbarliche Verhältnis zur Fortschrittlichen Volks­partei aufrecht zu erhalten, die Großblockpolitik dagegen abzulehnen. Obwohl man unschwer zwischen den Zeilen dieses Beschlusses lesen konnte, daß damit der Anschluß nach rechts abgelehnt wird, wurde trotzdem in Aeußerungen der nicht-nationalliberalen Presse bemängelt, daß eine Absage an die Konser­vativen oder an den Bund der Landwirte, der ja in Württemberg der beherrschende und ausschlag­gebende Faktor der konservativen Politik ist, in der Erklärung nicht enthalten sei. Um auch den Schein einer unklaren Ausdrucksweise zu vermeiden, ver­öffentlicht nunmehr die partei-offiziöse Korrespondenz der Nationalliberalen, die Württembergische Presse- Korrespondenz, eine weitere Erklärung, die in dem Satze gipfelt:Die liberalen Parteien haben alle Ursache, sich gegen rechts und links zusammen­zuschließen." Damit ist die nationalliberale Taktik unzweideutig kundgegeben, die dahin geht, in ge­meinsamer Frontstellung mit der Fortschrittlichen Volkspartei den Wahlkampf einerseits gegen die Sozialdemokratie, anderseits gegen Konservative und Bund der Landwirte zu führen. Es muß nun ab­gewartet werden, ob die Verhandlungen mit der Fortschrittlichen Volkspartei sich zu einem nach diesen Grundsätzen angelegten Feldzugsplan verdichten werden.

Der Postscheckverkehr im Juli bei der Reichspost. Ueber l'/s Milliarden Mark ist der Postscheckverkehr im Juli gestiegen. Der Umsatz hat von 1414 Millionen Mark auf 1570 Millionen gegen den Juni zugenommen. Bei den Gutschriften ging die Steigerung von von 715 auf 789 Millionen. Bei den Lastschriften von 726 auf 781 Millionen. Bar eingezahlt mit Zahlkarten wurden 452 Milli­onen. während 335ffr Millionen von anderen Post­scheckkonten gutgeschrieben wurden. Bar ausgezahlt wurden 439*/- Millionen, zur Last geschrieben 330^/s Millionen. Die Scheckämter zahlten 221^/-, die Postanstalten über 228 Millionen aus. Das durch­schnittliche Guthaben betrug im Monat Juli 94^/s Millionen. Dieses Guthaben verteilte sich jetzt auf 44 057 Konten. Das größte Scheckamt Köln hat jetzt 8748 Konten. Es folgt Berlin mit 8365, Leipzig mit 8025, Frankfurt mit 4249, Hamburg mit 3637, Breslau mit 3511, Karlsruhe mit 3045, Hannover mit 3006 und Danzig mit 1435 Konten. Die Vermehrung betrug insgesamt 981 Konten. Der internationale Scheckverkehr mit Wien, Budapest und dem schweizerischen Postscheckbureau erreichte einen Umsatz von 3 556 941 -./L 5333 Uebertrag- ungen von Konten in Wien, Budapest und Schweiz auf Konten des Reichspostgebietes betrugen 2 943 293 Mark. Nach dem Ausland wurden 613 648 ^ übertragen.

Stuttgart. 14. August. Als heute nachmittag der Aviatiker Vollmöller bei einem Probeflug mit seinem Aeroplan aus einer Höhe von 4060 Meter niedergehen wollte, geriet ein zwölfjähriger Junge unter den Apparat und wurde so schwer verletzt, daß er im Vollmöllerschen Automobil, womit seine Ueberführung ins Krankenhaus bewerkstelligt wurde, starb, ehe das Krankenhaus erreicht wurde. Voll­möller blieb mit seinem Flugapparat angeblich an einem Baum hängen, unter dem der Junge Schutz gesucht hatte. Ein Propeller ist gebrochen. Der Apparat wurde mittels Fuhrwerk in die. Halle verbracht. Vollmöller blieb unverletzt.

Stuttgart, 14. August. Eine amtliche Ver­öffentlichung der Stadt stellt fest, daß die Ent­fernung der Polizeischwester Henny Arendt aus dem städtischen Dienst nicht durch das hierzu gar nicht zuständige Stadtschultheißenamt, sondern durch den Gemeinderat erfolgt sei; der betreffende Beschluß sei ein einstimmiger gewesen. Der Gemeinderat werde in Erwägung zu ziehen haben, ob er die Gründe, die ihn hiezu nötigten, nunmehr der Oeffent- lichkeit übergeben oder die bisher gegen die Arendt geübte Nachsicht fortsetzen will. Immerhin müsse jetzt schon festgestellt werden, daß die von der Arendt gegebene Geschichte ihres Abgangs aus dem städtischen Dienst, welcher die Schwäb. Tagwacht rückhaltlos Glauben zu schenken scheine, in den wesentlichsten Punkten der Wahrheit nicht entspricht.

Stuttgart, 12. Aug. Ein Reumütiger. Auf dem Bureau der Sektion 3 der Süddeutschen Eisen- und Stahl-Berufsgenossenschaft in Stuttgart über­gab der Bundessekretär des Hauptvereins vom Blauen Kreuz namens eines ungenannten, früheren Rentenempfängers den Betrag von 350 Mark als Ausgleich dafür, daß der unbekannte Rentenempfänger durch unrichtige, seinen Unfall betreffende Angaben von der Genossenschaft längere Zeit Rente zu Un­recht bezogen hat. Der Rentenempfänger, der früher Trinker gewesen, sei dem Verein vom Blauen Kreuz beigetreten und bereue seinen Fehltritt aufrichtig.

Heilbronn, 12. Aug. In der Rechtssache der hiesigen Stadtgemeinde wegen des Reichs-Grund­stücksstempels hat der Staat gegen das Urteil des Landgerichts, das der Stadtgemeinde recht gegeben hat, Berufung an das Oberlandesgericht eingelegt. Der Berufungstermin findet erst am 30. Dez. statt.

Ludwigsburg, 13. Aug. Es bestätigt sich nun, daß die Zeichner von Garantiescheinen für den 20. Kriegerbundestag nicht herangezogen zu werden brauchen. Wie der Festausschuß mitteilt, hat sich die Kassenabrechnung noch so günstig gestaltet, daß nur der hiesige KriegervereinKönig Wilhelm II." einen Teil des von ihm zur Verfügung gestellten Betrags beizusteuern hat.

Brackenheim, 11. Aug. Interessante Bohr­werkzeuge kamen dieser Tage vom Hammerwerk Christian Schmid hier zum Versand: 15 Tiefbohr- meisel, von denen jeder etwa 360 Pfund wog und die in Ungarn bei Bohrungen auf Petroleum und Steinkohle Verwendung finden sollen. Selbstver­ständlich sind die Meisel aus bestem Gußstahl ge­fertigt. sollen sie doch bis 1800 Meter ins Innere der Erde Vorarbeiten.

Hall, 14. Aug. Gestern mittag ist in dem oberen Teil des Solbadturmes ein kleiner Brand aus­gebrochen, der aber rasch gelöscht werden konnte. Unter den Badegästen war die Aufregung groß.

Vaihingen, 14. Aug. Dem gestern vormittag 8 Uhr 3 Min. in Stuttgart abgefahrenen V-Zug stieß in der Nähe der Station ein Unfall zu. Die Schiebmaschine, die infolge eines Signals zu weit vom Zug abgekommen war, fuhr stark auf den Zug auf, wodurch verschiedene Personen Verletzungen erlitten.

Von der Alb, 13. Aug. Eine unangenehme Wahrnehmung fällt manchem Albwanderer in diesen Tagen auf: da und dort scheint sich das Laub bereits jetzt, mitte August, gelb färben zu wollen, was doch ein baldiges Ende für den heurigen Sommer, der eigentlich gar keiner gewesen ist, be­deuten würde. Zum Glück stellt sich bei näherem Augenschein die Beobachtung als nicht zutreffend heraus. Die gelbbraune Farbe rührt von den Neu­trieben der Eichen her, die insoge der nassen Witter­ung eine gegenüber anderen Jahren lange Ent- wicklungsperiode zeigen. Diese ist jetzt noch zum Stillstand gekommen. Ihr lichtes Rotbraun verleiht dem sommerlichen Dunkelgrün der übrigen Laub­bäume einen herbstlichen Schimmer.

Aus StaSt» Bezirk unS Umgebung.

Wildbad, 14. August. Diesmal hatte unsere Badverwaltung 'entschieden Glück mit der Veran­staltung der Enzanlagen-Beleuchtung. Obwohl

den heutigen Sonntag wieder ein regelrechter Regen einleitete, der eine ganze Zeit lang wenig Aussicht auf eine Aufheiterung bot, war doch nach der ganzen Wetterlage mit einem regenlosen Nachmittag zu rechnen. Und siehe da, wenn auch bald unvermittelt die Sonne stechend heiß sich geltend machte, wenn auch als natürliche Folge gegen Abend ein neuer Gewitterregen drohte, es kam dieser schöne Abend und so konnten die Vorbereitungen zu der groß­artigen Beleuchtung der Anlagen noch vor Einbruch der Dunkelheit plangemäß in allen Teilen getroffen werden. Den Mittelpunkt der ganz eigenartigen Beleuchtung bildete diesmal das ansteigende Gelände des Charlottenwegs, woselbst wieder überraschende, ganz originelle und farbenprächtige Bilder geschaffen wurden. Auch das Feuerwerk spielte sich daselbst in brillanter Weise ab. Die Beleuchtung erstreckte sich diesmal auf den ganzen mittleren Teil der herrlichen Anlagen rechts und links der Enz, ins­besondere auch auf die Umgebung des wirkungsvoll illuminierten Musikpavillons. Die Kurkapelle bot eine ganz reizende Auswahl schönster Konzertstücke. Man mußte den Eindruck bekommen, daß hier alle maßgebenden Faktoren, alle künstlerischen Kräfte sich vereinigt haben, wieder eine in allen Teilen glänzend verlaufene Veranstaltung zu schaffen. Ueberaus groß war aber auch wieder der Besuch von aus­wärts, besonders unserer regelmäßigen Gäste aus Pforzheim, Neuenbürg, Höfen und Calmbach. Wie viele sich zusammengefunden hatten, das glanzvolle Schauspiel der großartigen Veranstaltung zu ge­nießen, dies zeigte sich am deutlichsten wieder beim Rückzug aus den Anlagen zur Stadt und an der Besetzung des langen Sonderzugs, der mit nur kleiner Verspätung um 10.14 von dannen fuhr.

Schwann. Seit 27. Juli weilt in unserem schönen Schwann eine Stuttgarter Ferienkolonie und haben im Gasthaus zum Adler gute Unterkunft gefunden. Die kräftige Kost und der Aufenthalt in den prächtigen Wäldern, wo sich die Mädchen vor­trefflich wohl fühlten und auf Ausflügen in die benachbarte Umgegend, wohin die Kinder von ihrer besorgten Führerin Frl. Kaz geführt wurden, haben das bleiche Aussehen der Mädchen in ein Erfrischen­des verwandelt. Am Mittwoch den 17. August wird die Kolonie Schwann wieder verlassen, um neu­gestärkt wieder in die Residenz zurückzukehren. Glück­liche Heimreise. 6. II.

Bad Liebenzell, 12. Aug. Auf Anordnung des Stadtschultheißenamts wurde vom 8. auf 9. ds. Mts. eine amtliche Zählung der zur Zeit hier an­wesenden Fremden vorgenommen, welche die statt­liche Zahl von 1086 gegen 935 im Vorjahr ergab. Da Liebenzell nur 1255 Einwohner zählt, so kann man sich ein Bild machen, wie gut unser Städtchen besetzt ist.

Neuenbürg, 12. Aug. Der August ist die Zeit, in der verschiedene unserer gefährlichsten und verbreitesten Giftpflanzen zur Reife gelangen. Besonders aufmerksam ist zu machen, auf die schwarzen Beeren des Nachtschattens, auf die roten, süßlichen des kletternden Nachtschattens und auf die glänzenden, blauschwarzen Beeren der gemeinen Tollkirsche. Kinder, die ohne Aufsicht in den Wald kommen, geraten gerne an die verführerisch ein­ladenden Beeren und sollten vor dem Genuß aller Früchte, die sie nicht ganz genau kennen, eindringlich gewarnt werden. Schon wenige Beeren dieser Giftgewächse können den qualvollen Tod des Kindes herbeiführen. In unseren Hecken trifft man jetzt die weichen, roten Beeren der Zaunrübe; auch diese Früchte wirken schädlich, wenn sie in größerer Menge genossen werden. Ebenso sind die schönen Vogel­beeren zu meiden, mit denen die kleinen Kinder so gerne spielen. Aus Biberach wurde in den letzten Jahren gemeldet, daß drei Kinder, die viele der Beeren gegessen hatten, an Vergiftungserscheinungen gestorben sind.

Der Siebenschläfer, der 27. Juni, ein Regen­tag ist Heuer aus seiner Rolle gefallen. Bisher hielt ers niemals sieben Wochen lang, und man nahm ihn deshalb nur von der humoristischen Seite. Mitte August sind diese sieben Wochen herum, wo es fast immer geregnet und leider hat er diesmal recht gehabt.

Kriegschronik von 187071.

1«. II. August 181«.

Schlacht bei Vionville (Mars-la-Tour.)

Der hart bedrängten 6. Infanterie-Division wird durch 7. Kürassiere und 16. Ulanen unter General v. Bredow Luft gemacht, was die Hälfte der Mann­schaft und Pferde kostet (der berühmte Todesritt von Mars-la-Tour.) Oberst v. Auerswald und Oberst