Graf v. Finken st ein sterben an der Spitze ihrer Regimenter den Heldentod.

Offizielle Depeschen:

PontäMousson, Mittwoch, 17. Aug., abends 7 Uhr 10 Min. Generalleutnant v. Alvensleben ist mit dem III. Armeekorps am 16. August, westlich von Metz, auf der Rückzugsstraße des Feindes nach Verdun vorgerückt und es entspann sich ein blutiger Kampf gegen Divisionen der Generale Decaen, l'Ad- mirault, Frosfard, Canrobert und die kaiserl. Garde.

Vom X. Armeekorps, sowie durch Abteilungen des VIII. und IX. Korps unter dem Oberbefehle des Prinzen Friedrich Karl successive unterstützt, wurde der Feind trotz bedeutender Ueberlegenheit nach 12 stündigem heißem Kampfe auf Metz zurückgeworfen.

Die Verluste aller Waffen sind auf beiden Seiten bedeutend: diesseits sind die Generale v. Döring und v. Wedel! gefallen; die Generale v. Rauch und v. Grüter sind verwundet. Se. Majestät der König begrüßten heute die Truppen auf dem siegreich behaupteten Schlachtfelde. A. A. von Verdy.

Pont a Mousson, Mittwoch, 17. Aug. Ba- zaine, im Begriffe, von Metz nach Verdun zurück­zugehen, wurde am 16. früh von der 9. und 5. brandenburgischen Division, die schon die Schlacht bei Saarbrücken geschlagen, angegriffen und festge­halten. Unsere Truppen entwickelten in diesem Kampfe, in dem sie vier Armeekorps, darunter Gar­den, gegenüber hatten, die sich tapfer schlugen und auch gut geführt waren, heldenmütige Bravour. Sie erhielten erst nach 6stündigem Gefechte Unterstützung durch das inzwischen angekommene X. Korps. Ver­luste beiderseitig sehr beträchtlich, unser Erfolg aber vollständig. Die Franzosen sind an ihrer Rückzugs­bewegung verhindert und nach Metz zurückgeworfen. Sie verloren im Ganzen 2000 Gefangene, 2 Adler, 7 Geschütze. Sie verletzten die Genfer Konvention, indem sie auf Verbandplätze und Aerzte schossen.

Ein Ausfall der Straßburger Garnison gegen Osterwald mit Verlust von Menschenleben und drei Geschützen zurückgeschlagen.

Seegefecht bei der Insel Rügen, mit Geschick geführt von der DachtGrille" gegen den von 4 französischen Panzerschiffen unterstützten Aviso- DampferJerome Napoleon". Louis Napoleon trifft in Chalons ein.

Kiel. Die Batterien haben mit einem franzö­sischen Kriegsschiffe Schüsse gewechselt, worauf der Franzose wieder abdampfte.

Aus Station Asnoncourt, 16. August. Wir (württ. Divisionen) liegen hier in Kantonnements, haben unfern ganzen Train herangezogen. Die Be­völkerung sehr höflich, in steter Todesangst. Groß­artige Requisitionen von Wein, Fleisch, Tabak, Zigarren, Bröt rc. Furchtbares Elend in der ganzen Umgegend. Morgen Abmarsch nach Nanzig.

Paris. Neues französisches Ministerium. Die Kammer hat nach längerer Debatte den Antrag Jules Favres angenommen: 1) Bewaffnung der Nationalgarde, 2) Erhöhung des Kriegskredits auf 100 Millionen, 3) Einführung des Zwangskurses für Bankbillets.

Paris.An den General de Mottlauban, Minister des Krieges, Paris.

Kaiserl. Hauptquartier, 17. August 1870, 6 Uhr 40 Minuten morgens.

Ich sende Ihnen durch den Kommandanten Duperr6 das Resultat eines Kriegsrates, das Sie mit den Maßregeln, welche ich angeordnet habe, auf dem laufenden erhalten wird. Napoleon."

Paris, 17. Aug. 1870, 10 Uhr 27 Min. abds. Der Kriegsminister an Seine Majestät den Kaiser, Lager von Chalons.

Die Kaiserin teilt mir den Brief mit, in welchem der Kaiser meldet, daß er die Armee von Chalons nach Paris zurückführen will. Ich bitte den Kaiser, diese Absicht aufzugeben, deren Ausführung als ein Imstichlassen der Armee von Metz erscheinen würde, die in diesem Augenblicke ihren Vorstoß auf Verdun nicht bewerkstelligen kann. Die Armee von Chalons wird binnen drei Tagen 85 000 Mann zählen, das Korps Douay ungerechnet, welches 18 000 Mann stark in drei Tagen sich mit ihr vereinigen wird Könnte man nicht eine starke Diversion auf die preußischen Korps ausführen, die schon durch mehrere Kämpfe erschöpft sind? Die Kaiserin teilt mein Ansicht.

An das Kriegsministerium in Paris.

Lager von Chalons, 18. August 1870, 9 Uhr 4 Minuten morgens.

Ich füge mich Ihrer Meinung. Verzögern Sie den Abmarsch der Kavallerie nicht. Bazaine ver­langt dringend Munition. Ich sende Ihnen durch B6ville die Depeschen des Marschalls, welche nichts Neues enthalten. Das Regiment weißer Kürassiere des Herrn von Bismarck ist total vernichtet worden.

Napoleon."

Homburg. DerFranks. Zeitung." wird ge­schrieben, daß jene französischen Regimenter, die bei der Volksabstimmung (Umwandlung des automati­schen Kaisertums in ein konstitutionelles) ein über­wiegendesNein" abgegeben hatten, bei Weißenburg ins Vordertreffen gehen mußten, wo sie fast ganz aufgerieben wurden.

Stuttgart. Dienstag ging die dritte Rotte Sanitätsleute ab, meist Studenten, wohl eingeübt, direkt nach dem Schlachtfelds. Der Vorstand Dr. Hahn vereinigte sich mit ihnen im Wartsaal noch zum Gebet. Von allen Seiten kommen auch Unter­stützungen dem Vereine zu. Die Deutschen in Ant­werpen haben über 16 000 Taler nach Berlin ent­sandt, wo man sie brüderlich in 5 Teile geteilt und uns Württembergern 3200 Taler zugesandt hat.

TkltWM an de«CliMtt"

15. August, morgens 7 '/r Uhr.

Brüssel. Die Weltausstellung ist zum größte« Teil uiedergebrannt. Die deutsche Abteilung blieb erhalten.

Bordeaux. Bei einem Zusammenstoß zweier j Züge wurden 35 Personen getötet und mehr als ! 100 verwundet.

Die Ahnung.

Eine tragi-komische Geschichte von F. W. Selbach.

- (Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Eine anständige Frau treibt sich nicht in aller Herrgottsfrühe in solchem Aufzuge, unter solch ver­dächtigem Gebaren, in den Laubenkolonien herum. Das wird sich alles auf dem Polizeipräsidium Heraus­stellen, jetzt haben Sie mir zu folgen."

Die bedauernswerte Mutter Prietzke mußte neben dem Hüter des Gesetzes mit nach der Landstraße, wo sich unter Aufsicht einiger Berittener und eines großen Aufgebots von Schutzleuten das ganze Ge­sindel, das bei Mutter Grün genächtigt hatte, zu einem Zug formierte. Der die Razzia leitende Polizeileutnant schritt bereits dem Reviergebäude zu. Mit dem Aufwand ihrer letzten Kräfte protestierte die Aufgegriffene dagegen, mit diesem Gesindel in Reih und Glied gehen zu müssen. Gerade wollte man sie ohne viel Federlesens unter dem hämischen Gemurmel der Eingefangenen zu diesen hinschieben, als eine Stimme sagte:Herr Wachtmeister, was wollen Sie mit der Frau?"

Was kümmert das Sie?" sagte der Angeredete und setzte in barschem Tone hinzu:Wer sind Sie überhaupt?"

, Statt aller Antwort griff der Mann, der sich ms Mittel gelegt hatte, in die Tasche und gab dem Beamten seine Papiere. Es war der junge bayerische

! Monteur, der die Nacht nicht schlafen konnte und auf einer Fußwanderung Ruhe und Sammlung ge­sucht hatte.Ich bin der Schwiegersohn dieser ehrenwerten Frau da!" sagte er.Hier muß ein Irrtum vorliegen, und ich bin gerne bereit, so rasch wie möglich Aufklärung zu schaffen."

Während der junge Mann sprach, glitt der Blick ; des Schutzmanns prüfend von einem zum andern, ! und Frau Prietzke nickte bei jedem Worte zustimmend. Ihr war mit einem Male ein Licht aufgegangen. Wo hatte sie nur ihre Augen gehabt! Als sie den s jungen Menschen mit seinen ehrlichen Gesichtszügen ^ vor sich in der Morgensonne stehen sah, mit welcher r Ritterlichkeit er sich ihrer, die ihn so abscheulich ! behandelt hatte, annahm, da quoll etwas wie Scham in ihr empor, und ihre Augen wurden feucht, t Der junge Mann erbot sich, glaubwürdige Zeugen ^ herbeizuschaffen. So schnell ihn seine Beine tragen r wollten, rannte er nach dem Häuschen seiner Ge- ^ liebten und pochte mächtig an die Haustür. Nach i einiger Zeit wurde es darin lebendig, und eine ihm wohlbekannte Stimme rief leise und verstört:Bist du es, Fritz? Es ist kein Schlüssel im ganzen Hause ; zu finden, und Vater und Mutter sind fort. Ich j habe eine entsetzliche Angst, daß ein Unglück passiert ist." s So schonend wie möglich brachte er ihr die Lage ! der Dinge bei, und die Tochter hatte so viel Ueber- legung, in der Person des Ortspolizisten einen ein- ! wandfreien Zeugen zu nennen. Pfeilschnell rannte ! der Retter dahin und trommelte den Sicherheits­wächter aus seiner Nachtruhe.

Brüssel, 14. Aug. Die belgische Sektion der Weltausstellung steht in Flammen. Es ist un­möglich. im Augenblick zu sagen, wie weit der Brand um sich gegriffen hat. Es ist nicht möglich, die Brandstätte zu erreichen. Ein mächtiger Feuerschein breitet sich über die ganze Stadt aus. Die Stadt ist in fieberhafter Erregung. Der Brand soll in dem in der Halle untergebrachten Postamt durch Kurz­schluß entstanden sein. Das Feuer griff um 10 Uhr auf das StadtviertelAlt Brüssel", das links von dem Eingang gelegen ist, über und zwar dermaßen, daß es völlig zerstört ist. Nur das Hauptrestaurant Zum grünen Hund" ist unbeschädigt geblieben. Um Mitternacht zerstörte das Feuer angeblich sämt­liche Pavillons der Avenue des Nations, jedenfalls aber die französische Abteilung. Nur die deutsche und holländische Abteilung sind unversehrt. Der Wind wechselte plötzlich die Richtung und sofort war alles, was von dem StadtviertelAlt Brüssel" übrig geblieben war, ein Raub der Flammen ge­worden. In wenigen Minuten war alles ver­nichtet. Die Avenue des Nations. die zur deutschen Abteilung führt, soll vollständig vernichtet sein. Auf dem Gelände herrscht eine derartige Erregung und ein derartiges Gewirr von Tausenden von Menschen, daß es unmöglich ist, an jemanden heran­zukommen, der zuverlässige Auskunft geben könnte. Ein weiteres Extrablatt meldet, daß die gesamte Brüsseler Garnison konsigniert ist und sich an dem Rettungswerk beteiligt. Außerdem ist zu bemerken, daß das gesamte Bureau der Weltausstellung ver­nichtet ist. Sämtliche Akten und Papiere, die in der Haupthalle untergebracht waren, sind vernichtet. Wenn sich die Nachrichten, die bis jetzt eingegangen sind, bestätigen, so kann man schließen, daß die Weltausstellung in Brüssel 1910 ihr Ende erreicht hat. In der Umgebung der Ausstellung brennen etwa vierzig Häuser. Die spanische Abteilung ist gerettet, dagegen sind die dänische, die norwegische, die österreichische, die japanische und die chinesische Abteilung vernichtet.

Bordeaux, 15. Aug. Der Vergnügungszug, der jeden Sonntag um 8 Uhr früh vom Staats­bahnhof der Vorstadt Bastide nach Royan abfährt, stieß gestern vormittag ^/tll Uhr infolge falscher Weichenstellung auf dem Bahnhof Saujon mit voller Geschwindigkeit auf einen leeren Güterzug. Der Zusammenprall war furchtbar. Die 6 ersten Wagen dritter Klasse wurden vollständig ineinander gepreßt, drei davon wurden buchstäblich zermalmt. Aus den Trümmern wurden 32 Leichen und etwa 100 Ver­wundete hervorgezogen, von denen 3 noch auf dem Transport gestorben sind. Der Lokomotivführer des Vergnügungszuges wurde weggeschleudert und schwer verletzt, der des Güterzuges lag zermalmt unter den Schienen.

AuieirtLN müssen um noch Aufnahme zu finden - längstens morgens 8 Uhr aufgegeben werden.

Z88V"' Größere Anzeige« mittags zuvs» (nicht erst abends.)

§ Es war für die Mutter Prietzke eine mächtige i Demütigung, als sie vor dem Polizeileutnant und i in Gegenwart des Ortspolizisten und ihres Schwieger- ' sohnes in 8pe ihre eifersüchtige Regung als Grund l ihrer nächtlichen Wanderung angeben mußte; natür­lich wurde sie sofort entlassen.

Der Heimweg verlief einsilbig. Die Kräfte der Frau Prietzke waren dahin, und willig nahm sie den - Arm ihres galanten, künftigen Schwiegersohnes. Vor ! dem Hause stießen sie mit dem Vater zusammen.

,Da, Alte," sagte er, indem er eine Ziege vor i sich herschob,da hast du die Ziege, die du dir ? schon lange gewünscht hast. Der Viehhändler Bo» j danski hat sie mir für billiges Geld überlassen, da j er in die Stadt zieht. Aber, um Gottes willen, ! wie siehst du denn aus? Es ist doch unserer Marie , nichts passiert?"

! Mutter Prietzke antwortete nicht. Sie war nur ! darauf bedacht, so rasch wie möglich das Haus auf- ! zuschließen.Marie fehlt nichts. Dort steht aber i ein Herr, der dich zu sprechen wünscht. Führ' ihn ! in die gute Stube."

i Und Marie, die hinter der Tür des elterlichen ! Schlafzimmers hochklopfenden Herzens lauschte, fiel j der Mutter jetzt zärtlich um den Hals. Sachte ! wehrte die Mutter die stürmische Liebkosung ab ; und sprach:

!Laß gut sein, mein Kind, ich werde mich nach- her schon bei ihm bedanken. Ja, siehst du. meine ^ Ahnung, die hat mich halt doch nicht betrogen!"