schulgesetzgebung, die tiefgreifende Aenderungen mit sich bringen wird, wie zu hoffen steht zum Nutzen der Schule und der Jugend und ohne Schaden für die sittlich-religiösen Kräfte, die aus der Kirche er­wärmend und veredelnd in die Schule hereinstrahlen. Aber auch andere, nicht minder bedeutende Aufgaben, vor allem hinsichtlich der Besserstellung der Beamten und hinsichtlich einer Vereinfachung der Staatsver­waltung, stehen bevor. Möge dem Könige die Freude beschieden sein, sie zu gegebener Zeit gelöst zu sehen in demselben Geiste einträchtigen Zusammenwirkens zwischen Regierung und Ständen, der die glückliche Erreichung so mancher anderer Ziele der Gesetz­gebung und Verwaltung bisher ermöglicht hat. Das vertrauensvolle Verhältnis zu Kaiser und Reich, das zu pflegen Seiner Majestät von Anbeginn an ein besonderes Anliegen gewesen ist. hat im letzten Jahre aufs neue das sichere Gefühl gegeben, ein eben­bürtiges, vollgeschätztes Glied in der mächtigen Wehr­verfassung des Reiches zu sein. Es liegt darin, wie wir alle wissen, zugleich die Bürgschaft für den Frieden, unter dessen Segnung Reich und Bundes­staaten sich ungehindert der Entwicklung ihrer inneren Güter und Kräfte hingeben können.

Stuttgart, 22. Febr. Mit Genehmigung des Königs erläßt der württ. Kriegerbund einen Aufruf zur Errichtung eines Kriegerdenkmals bei Cham- pigny. Das Denkmal soll auf einer Höhe östlich von Champigny, die einen Ausblick über das ganze Schlachtfeld gewährt, im freien Feld errichtet werden und zwar in der Form eines Obelisken, der die Inschrift erhalten soll:Württemberg seinen tapferen Söhnen".

Stuttgart, 23. Febr. In der heute abend stattgefundenen Hauptversammlung des 4. Bezirks der Nationalliberalen (Deutschen) Partei hielt Amtmann Bazille einen Vortrag überFragen der Stuttgarter Gemeindepolitik." In Stutt­gart sehe man statt herzlichen Vertrauens zwischen Bürgerschaft und Rathaus eine stets wachsende Ver­ärgerung und immer frostiger werdende Beziehungen zwischen der Stadt und ihrer Leitung. Dazu seien wiederholte schwere Brüskierungen der gesamten Be­völkerung oder doch großer Teile derselben erforder­lich gewesen. Redner besprach sodann die eigenartige Haltung des Oberbürgermeisters anläßlich der mit einer Steuererhöhung verbundenen Etatsberatung, die Brüskierung des Kongresses für innere Mission und die ungemein verzögerliche Behandlung der Geschäfte auf dem Rathaus und kam hierauf auf die Straßenreinlichkeit und die Straßenbahnen zu sprechen, besonders auf die Haltung des Oberbürger­meisters in der Polizeifrage. Ein ganz schlimmer Fehler unserer Gemeindeverwaltung sei die Gemeinde- versaffung, die durch die Schuld der Demokratie heute noch dieselbe sei, wie in den gemütlichen Zeiten patriarchalischer Staats- und Städteverwaltung. Weiter habe Hr. v. Gauß in demselben Monat, in dem er in der ZeitschriftMärz" das Recht des Beamten auf freie Meinungsäußerung um deswillen so warm verteidigte, weil im allgemeinen nur die Beamten den richtigen Einblick in die Verwaltung haben, sich unter Berufung auf zwei Zeitungsartikel beim Ministerium darüber beschwert, daß Redner Kritik an der Stadtverwaltung übe in Fragen, die ihm vermöge seines Amts zur Kenntnis gekommen seien. Der Oberbürgermeister habe kein Recht, sich als Herold bürgerlicher Freiheit aufzuspielen. Die Erfüllung des Wahlversprechens allerdings sei eine Sache, die auch die Festigkeit des Charakters be­rühre und in dieser Beziehung müsse er den Wunsch aussprechen, daß Hr. v. Gauß durch raschen Ent­schluß verhindere, daß Vorwürfe gegen ihn in dieser Richtung erhoben werden. Zum Schluß verlas Amtmann Bazille eine an ihn gerichtete Zuschrift bezüglich des Wahlversprechens, in der es zum Schluß heißt: Hunderte von Demokraten halten Hrn. v. Gauß für den Zerstörer ihrer Partei. Der sich daran anschließenden Diskussion kann man die Worte Göthes und Fausts, die ein Redner anführte, zu Grunde legen:Heinrich, mir graut vor dir!"

Stuttgart, 21. Febr. Die Erfolge der staat­lichen Erfindungs-Ausstellung treten heute, nach kaum dreiwöchentlicher Dauer, schon klar zutage. Während sonst mit der Verwertung von Patenten durchschnittlich nur in etwa 2°/° der angemeldeten Erfindungen gerechnet werden kann, ist dieser Prozent­satz bei den auf der Ausstellung vorgeführten Er­findungen bereits weit übertrvffen. Ueber mehr als 10°/ der Erfindungen sind Verhandlungen über die Verwertung derselben im Gange. Besondere Beach­tung verdient auch, daß einige Erfindungen von englischen Fabrikanten erworben wurden. Der Besuch der Ausstellung zeugt von dem steigenden

Interesse, das man ihr in den weitesten Kreisen entgegenbringt.

Stuttgart, 24. Febr. In vergangener Nacht um 1*/- Uhr wurde ein 89 Jahre alter Herr im brennenden Schlafzimmer seiner Wohnung in der Kasernenstraße mit Brandwunden bedeckt, tot auf­gefunden. Nach ärztlicher Ansicht ist er, das Licht in der Hand haltend, von einem Schlaganfall ge­troffen worden. Durch das auf den Boden fallende Licht ist dann ein Brand entstanden. Der Brand wurde von den Hausbewohnern gelöscht.

Stuttgart, 23. Februar. Der Halley'sche Komet ist jetzt etwa der 8. Große und steht nord­westlich vom Stern Delta Piscium. Der Komet 1910a geht um 7.30 Uhr abends im unter

und ist nur kurze Zeit sichtbar. Für das bloße Auge dürfte es kaum noch möglich sein, ihn zu sehen. Im Gegensatz zu den törichten An­kündigungen, über die beim Durchgang der Erde durch den Schweif des Halley'schen Kometen am 18. Mai auftretenden Erscheinungen stehen die Schlußfolgerungen, die Professor Birkeland über mögliche Luftveränderungen an jenem Tag zieht. Der angesehene Physiker ist der Meinung, daß der Schweif des Kometen aus elektrisch geladenen Strahlungen besteht, die am Abend des 18. Mai gewaltige Nordlichterscheinungen und magnetische Störungen in unserer Atmosphäre Hervorrufen werden. Er glaubt ferner, daß diese Erscheinungen am kräftigsten und zahlreichsten im Norden von Skandinavien auftreten werden.

Münster b. Cannstatt, 22. Febr. Am 17. ds. Mts. ist unser neuernannter Ortsgeistlicher, Pfarrer Stöckle, bisher Stadtpfarrer in Herrenalb, mit seiner Familie in unserer Gemeinde eingezogen, aus welchem Anlaß der Kirchengemeinderat eine Begrüßungsfeier unter Mitwirkung von Lehrern und Schülern beim Pfarrhaus veranstaltete.

Ulm, 23. Februar. Wie man hört, haben die hiesigen Bierbrauer eine Bierpreiserhöhung um 1.65 Mk. pro Hektoliter vom 1. März ab beschlossen.

Ulm, 23. Februar. Gestern abend waren vom Münsterturm aus die Alpen mit wunderbarer Klarheit sichtbar. Die ganze Kette von den Schweizer bis zu den bayerischen Bergen, sämtliche im Glanze des Neuschnees daliegend, bot sich den Blicken.

Gmünd, 19. Febr. Auf der letzten Versamm­lung des Nordostgaues des Schwäbischen Alb- vereins hielt Gauobmann Dr. Keller von Heu­bach eine Rede, deren Grundzüge die 30 000 Mit­glieder des Albvereins gewiß interessieren. Dr. Keller ging von dem Worte Alexander von Hum­boldts aus: Das Schwabenvolk ist das wander­lustigste und fantasiereichste unter den deutschen Stämmen. Der Albverein hat das besondere Glück, an seiner Vorstandschaft die Verkörperung dieser beiden hervorragenden Merkmale, Fantasie und Wanderlust, zu finden. Der Schriftleiter Nägele repräsentiert die Fantasie. Sein Blatt hält er auf einer schönen Höhe. Der Name Nägele garantiert, daß das Blatt gut bleibt, daß der Fantasie der Mitglieder stets gesunde, wohlbekömmliche Speise geboten wird. Der Vorstand Camerer hat mit seinen^-70 Jahren den Zug der Zeit, die den Sport liebt» noch recht gut verstanden. Er hat den Verein zu einem Wandersportverein gemacht und wußte das gesellige Prinzip nolens volens hereinzuziehen. Den Sinn für den Wandersport hat Camerer in der eigenen Heimat geleitet. Rechner Ströhmfeld ist das organisatorische Talent, der nicht nur das ganze Schwabenland, sondern auch ein Stück Bayern dem Verein anzugliedern wußte.

Reutlingen, 21. Febr. Das Dienstmädchen der Wirtschaft zumJägerhaus" goß Erdöl in das Herdfeuer. Dabei geriet die Kanne in Brand. Der in der Küche stehende 18 Jahre alte Sohn des Färbermeisters Heller erlitt durch das herumspritzende brennende Oel schwere Brandwunden im Gesicht.

Güglingen. 21. Febr. Nachdem in den letzten Tagen infolge der immer noch zunehmenden Sonnen­wärme die Schneeglöckchen, Krokus und Schlüssel­blumen aufblühten und gestern ein lauwarmer Wind wehte, flogen zum erstenmale die Bienen aus, um Honigseim aus den ersten Frühjahrsblumen zu holen. Auch ein Starenpärlein ließ sich sehen. Die Wasser­leilungsarbeiten gehen allmählich ihrem Ende zu. An der Pumpstation wird emsig gearbeitet. Um eine kräftige Kostenersparnis am Pumpwerk machen zu können, wird ein kleiner Sammelbehälter erbaut, der durch Niederdruck die Hausleitungen speisen soll. Er wird auf Gemeindeeigentum an de» Ktthsteig erstellt. Bei diesem Anlaß wird auch der Feldweg, der in die Weinberge führt und die einzige direkte Verbindung zwischen Güglingen und Stockheim ver­

mittelt. verbessert und die starke Steigung an der Kühsteig verringert.

Schwieberdingen, 22. Febr. Infolge einer Wette, die ein Arbeiter vom hiesigen Schotterwerk mit zwei hiesigen Herren machte und die gegenseitig 20 Mk. galt, legte ersterer zu Fuß die ihm vor« geschriebene Strecke vom Gasthaus zum Ochsen hier bis Güterbahnhof Ludwigsburg (etwa 10 Kilometer) in der festgesetzten Zeit von 45 Minuten zurück. Gewiß eine schöne Leistung! Der Gewinner hat den Betrag von 20 Mk. gleich ausbezahlt bekommen, will aber einen solchen Gang nicht mehr machen.

Stuttgart. lLandeSProduktenbSrse.1 (Bericht vom 21. Februar 1910.) Infolge höherer Notierungen Amerikas hat sich die Tendenz auf den Weltmarktsbörsen in letzter Berichtswoche wieder etwas befestigt, doch konnte eine durchgreifende Besserung nicht aufkommen, da die Großmühlen über schlechten Geschäftsgang klagten und die Spekulation eine vollstädig abwartende Haltung einnimmt. Argentinische und russische Angebote sind ziemlich unver­ändert. In Landware, speziell Kernen, sind immer noch gute Zufuhren bei letztwöchentlichen Preisen; dagegen ist bayerischer Weizen knapper und gibt kaum noch Rechnung hierher. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 35 Mk. Psg. bis 36 Mk.

Psg., Nr. 1: 34 Mk. Psg. bis 35 Mk. - Psg., Nr. 2: 33 Mk. Psg. bis 34 Mk. Psg., Nr. 3: 32 Mk. - Psg. bis 33 Mk. Psg., Nr. 4: 29 Mk. - Psg. bis- 30 Mk. Psg. Kleie 10 Mk. 50 Psg. bis 11 Mk.

Psg. (ohne Sack).

6us Slaöt, Bezirk uns Umgebung.

Seine Majestät der König hat anläßlich Seines Geburtsfestes eine größere Anzahl Orden und Auszeichnungen verliehen, u. a. die Ver­dienstmedaille des Friedrichsordens dem Schultheißen Knöller in Neusatz, die silberne Verdienstmedaille dem Ortssteuerbeamten Merz in Herrenalb; ferner hat Se. Majestät der König verliehen den Titel eines Postinspektors dem Postmeister Lang in Neuenbürg, den Titel eines Gerichtsnotars dem Bezirksnotar Ober­dörfer in Wildbad.

Wildbad, 23. Febr. Bei dem Wettbewerb um den Entwurf eines Kriegerdenkmals in Bad Dürkheim erhielt stucl. arcb. Willy Weyhen- meyer von hier den 3. Preis im Betrag von 400 ^

Calmbach, 22. Febr. Ein 25 Jahre alter Dienstknecht vom Kleinenzhof brachte die Hand so in die Futterschneidmaschine, daß ihm vom hiesigen Arzt die Hand abgenommen werden mußte. Der Verunglückte wurde in das Bezirkskrankenhaus nach Neuenbürg übergeführt. Als eine Frau mit ihrer Tochter Gülle führte, wurde sie infolge Scheueus der Kuh niedergeworfen, wobei sie sich schwere Verletz­ungen an den Füßen zuzog.

Nagold, 21. Februar. Der auch in weiteren Kreisen bekannte Besitzer des Lohtanninbades, Karl Schwarzkopf, wollte heute nachmittag I-Balken auf dem Bahnhof holen. Beim Bremsen des Wagens wurde er von einem entgegenkommenden Fuhrwerk erfaßt und ihm eine Rippe eingedrückt. Da auch die Lunge eine Quetschung erlitt, ist die Verletzung eine lebensgefährliche. Schwarzkopf kam seinerzeit auch unter denHirsch"; vor drei Wochen erlitt sein Sohn beim Schlittenfahren einen Beinbruch.

Pforzheim, 22. Febr. Der Bürgerausschuß bewilligte mit allen gegen 12 Stimmen 73 000 zum Kunstgewerbeschulanbau. Das Kollegium gab seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß die Regierung einen Staatsbeitrag abgelehnt habe.

Ueber den Halley'schen Kometen, der demnächst sichtbar sein wird, macht die belgische astronomische Gesellschaft die interessante Mitteilung, daß, da die Erde in der Nacht des 18. Mai durch einen Teil des Kometenschweifes hindurchgeht, der Komet mehrere Morgen vor dem genannten Tage und mehrere Abende nach diesem einen großartigen Anblick bieten werde. Während 78 Tage, vom 11. März bis 29. Mai. wird sich der Komet innerhalb der Erdbahn bewegen und während des größten Teiles dieses Zeitraumes von der Erde sichtbar sein.

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Ein bibelfester Soldat. In einer schwä­bischen Garnisonsstadt führten zwei Metzger einen Ochsen ins Schlachthaus. In der Nähe des Ka­sernentores riß sich der Ochse los und sprang in den Kasernenhof, wo gerade eine Kompagnie aufgestellt war. Der eben anwesende Major befahl den Sol­daten, den Ochsen wieder aus dem Kasernenhof zu führen, was sofort geschah. Der Major wandte sich dann an einen Soldaten namens Huber, welcher alle Vorgänge, ob ernster oder nicht ernster Natur, mit Vorliebe durch Bibelsprüche belegte, und frug ihn:Nun, Huber, wissen Sie über diesen Vorfall auch etwas zu sagen?"Jawohl, Herr Major.