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Obst aller Art, besonders Aepfel und Birnen. Es kosteten Aepfel 12—18 A, Birnen 8—15 A Zwetschgen 18—20 A Pflaumen 14—20 §)., Preißel- beeren 24—26 Heidelbeeren 15 A, Braunbeeren 25 A das Pfund. Bohnen waren im Großen zu 8 das Pfund angeboten, 100 Stück kleinere Einleggurken kosteten 50—55 A größere 60—80 --Z, Salzgurken 1—2 das Hundert. Im einzelnen verkaufte man Birnen zu 12—25 A Aepfel 20 bis 25 A Pfirsiche 60—70 c). das Pfund. Auf dem Gemüsemarkt kostete Weiß- und Blaukraut 15—20 A Blumenkohl 10—40 A, Salatgurken 10—20 A, Endivien 6—8 A das Stück, neue Kartoffeln 4—5 A Zwiebeln 8—10 A das Pfund, 1 Ei 6 und 7 A Landbutter 1 Tafelbutter 1.15—1.20 das Pfund. Von Pilzen waren Pfifferlinge zu 15 A, Steinpilze zu 50 A und Champignons zu 1 das Pfund angeboten. Auf dem Geflügel-Wildbretmarkt kostete 1 Gans 4.50—5 1 Ente 2.20
bis 2.70 1 Taube 45 A, 1 Rehziemer 6—8
1 Rehschlegel 5—6 Rebhühner 70 iZ bis 1.20
Auf dem Fischmarkt kosteten Felchen 65 A bis 1 das Stück, Hechte 80—90 A Rotzungen 50 A Karpfen SO c)., Aale 1.50 Holländische Schellfische 30—45 A Barben 60 ^ das Pfund.
Lauffen a. N., 27. Aug. Gestern nachmittag wurde dem Arbeiter Noth aus Thalheim bei Heilbronn im hiesigen Zementwerk durch Einsturz aufgestapelter gefüllter Säcke der Brustkorb eingedrückt, so daß der Tod sofort eintrat. Ein weiterer Arbeiter kam mit leichteren Verletzungen davon.
Weickersheim, 29. Aug. Der 66 Jahre alte verwitwete Weingärtner Michael Balbach kam beim Dreschen dem Zylinder der Dreschmaschine zu nahe, wobei ihm das linke Bein am Kniegelenk abgerissen wurde. Der Verunglückte wurde ins Spital verbracht. (Tauberztg.)
Ulm, 26. Aug. Ein hiesiger Händler, der mit einer schon gebrauchten Fahrkarte die elektrische Straßenbahn befahren wollte und dem Wagenführer bei dessen Vorhalt Grobheiten machte, wurde vom hiesigen Schöffengericht wegen Beleidigung des Wagenführers zu 40 und wegen versuchten Betrugs zu 20 Geldstrafe verurteilt.
Ulm, 29. Aug. (Ferienstrafkammer.) Die Ladnerin Marie Dirksmaier aus Marburg in Westfalen war 68 Tage lang bei dem hiesigen Metzger und Wurstwarenhändler Göppelmann in Stellung und unterschlug in dieser Zeit den enormen Betrag von 5860 Hievon schickte sie 2400 an ihren Bräutigam, Richard Brauner in Lahr, dem sie vorgab, das Geld stamme aus einer Erbschaft. 300 erhielt ihre Stiefmutter, 935 ^ sandte sie an eine andere Verwandte und 205 ^ warf sie unmittelbar vor ihrer Verhaftung in den Abort. Durch einen Friseurlehrling kamen die Unredlichkeiten der Ladnerin ans Tageslicht. Sie erhielt wegen Diebstahl und Unterschlagung 2 Jahre Gefängnis.
muß man ihm lassen, und das Vornehmtun verstand er auch immer. Aber ein Graf — ha ha! Ein Graf das ist er meiner Lebtag nicht! Mich ärgert es nur, daß ich vor dem sauberen Herrn immer so geknixt habe!
Jsa zitterte am ganzen Körper. Sie bereute jetzt, so rasch und unüberlegt gehandelt zu haben. Wäre sie doch in Buchecke geblieben, in ihrem reizenden, behaglichen Zimmer, bei den guten Menschen. Dort war sie sicher aufgehoben und wurde durch kein Wort, durch keinen Blick verletzt.
Ihr stark ausgeprägtes Pflichtgefühl hatte ihr einen bösen Streich gespielt, das sah sie wohl ein. Aber zurück konnte sie nun nicht mehr, für heute galt nur das Eine: Den Vater zu finden. Denn wohin wollte sie sich wenden in dieser großen Stadt, wo auf jeden Schritt und Tritt Gefahren lauerten, von denen sie bisher keine Ahnung hatte?
Es schien nun doch etwas wie Mitleid in dem Herzen der Frau aufzusteigen, denn sie sagte um vieles milder: „Für heute dürfte es nun doch zu spät geworden sein, Fräulein. Wissen Sie was, .ich kenne gleich über der Straße drüben ein gutes Gasthaus, es ist da sehr anständig, dort können Sie übernachten, und morgen am Tage sieht sich die Sache ganz anders an."
„Nein, o nein," wehrte Jsa ängstlich, „das will und kann ich nicht! Bitte, wenn sie wissen, wohin mein Vater gezogen ist, sagen Sie es mir."
„Nun, wie sie wollen, mir kannS gleich sein, ich meinte es gut. Wenn Sie eS nur nicht bereuen, es ist ein weiter Weg bis zur Philippsstraße."
„Ich werde einen Wagen nehmen, wissen Sie die Hausnummer?" fragte Jsa beklommen.
„Genau weiß ich eS nicht mehr, aber Sie können ja dort fragen."
„Ich danke Ihnen, gute Nacht."
funden, in denen die Aussichten eines Streiks besprochen wurden.
Berlin, 29. Aug. Wie der „Vorwärts" mitteilt, ist der Antrag seines verantwortlichen Redakteurs Leid, auf Haftentlassung unter Kautionsstellung, wegen Fluchtverdacht und mit Rücksicht auf die zu erwartende hohe Strafe abgelehnt worden.
Berlin. 29. Aug. Zur Frage der Reform der Eisenbahnpersonentarife erfährt das „Berliner Tageblatt" aus Fachkreisen: Im Eisenbahnministerium wird gegenwärtig ein neuer Plan einer Reform ausgearbeitet, der bereits am 1. April 1904 in Kraft treten soll. Hiernach soll nur eine Fahrkartenkategorie zur Ausgabe gelangen und zwar nach dem Grundsatz von resp. 6, 4. 2'/> und 1'/- Pfennig pro Kilometer für die 1 ., 2 ., 3. und 4. Klaffe. Für Schnellzüge wird ein Zuschlag von 1 Pfennig pro Kilometer im Zuge selbst erhoben. Militärpersonen erhalten Fahrkarten 3. Klasse zum alten Preis.
Berlin, 29. Aug. Nach einer Meldung aus Hamburg wurde dort unter der Anschuldigung, die Hamburger Viehmarktbank um 80000 betrogen zu haben der Viehkommissar verhaftet. — In Kiel hat sich der Oberleutnant der Reserve zum 1. Seebataillon eingezogene Amtsrichter vr. W. in einem Anfalle von Schwermut erschossen. — Nach ein New-Iorker Meldung beabsichtigt Frau Cosima Wagner, einen New-Iorker Anwalt mit der Wahrnehmung ihrer Rechte zu beauftragen, damit dieser durch Einhaltsbefehl und Schadenersatzklage jede Parstfalausführung verhindere. Die bayrische Regierung würde diese Aktion politisch unterstützen. — Gegenüber den Nachrichten über die Ankunft und die bevorzugte Behandlung des Prinzen Prosper Arenberg in der Strafanstalt zu Tegel teilt der Direktor der Anstalt mit, daß der Prinz nicht anders behandelt werde, wie jeder andere Gefangene. Der Transport vom Bahnhofe nach Tegel erfolgte in dem zum Gefängnis gehörenden Dienstfuhrwerk. Der Prinz untersteht wie jeder Gefangene einem Wärter, doch ist der Direktor im Interesse einer strengeren Kontrolle persönlich haftbar gemacht worden, um Vorfälle wie sie in Hannover vorgekommen zu vermeiden. — In Haynau in Schlesien wurde ein Dienstmädchen erwürgt im Mühlengraben aufgefunden. Der Mörder ist noch nicht ermittelt. — In Egelsdorf in Schlesien ist die der Aktiengesellschaft Schlesische Cellulose- und Papierfabrik gehörige Papierfabrik total niedergebrannt.
Berlin, 29. August. Wie der Vosfischen Zeitung aus Hamburg telegraphirt wird, wurde in einer von 1100 Angestellten der Straßenbahn besuchten Nachtversammlung beschlossen, von einem Eintritt in den allgemeinen Ausstand abzusehen und eine Kommission zu den Verhandlungen mit den Direktoren einzusetzen.
Berlin, 29. Aug. Das Oberkriegsgericht in Altona verurteilte den Hauptmann Henning,
Im nächsten Moment stand Jsa wieder draußen in der finsteren, kalten' regennassen Herbstnacht. Das schwere Tor fiel hinter ihr zu, sie schauerte zusammen. Kälte und Hunger peinigten sie. Scheu und zaghaft drückte sie sich in die Ecke, um nicht von jedem Vorübergehenden gesehen zu werden, und wartete in der Hoffnung, daß noch eine Droschke kommen würde. Sehnsüchtig blickte sie die Straße hinauf und hinab. Es war ihr so unendlich bang zumute, sie hatte nicht einmal eine Ahnung, in welcher Richtung die Philippstraße lag.
Nie in ihrem Leben hatte Jsa sich so elend gefühlt. Daß sie eine große Uebereilung begangen hatte, sagte sie sich selbst, aber was half die Reue nun?
Sie dachte an Kurt, seine guten, ehrlichen Augen und seufzte schmerzlich auf. Wenn er doch bei ihr sein könnte, um sie zu beschützen. Dazwischen hinein tönte das Rasseln von heranrollenden Rädern. Schüchtern trat das Mädchen einen Schritt vor, als eben der Wagen sichtbar wurde und rief ängstlich: „Halten Sie einen Augenblick, könnte ich nicht mitfahren?"
„Wohin?"
„Nach der Philippstraße!"
„Na, Sie haben Glück, dahin fahre ich eben, steigen Sie nur ein, Fräulein!" „Sind Sie dort bekannt?"
„Jawohl, ich wohne ja da!"
Jsa atmete auf.
„Wissen Sie vielleicht, ob dort Graf Tennewitz wohnt?"
„Gewiß, Fräulein," meinte der Kutscher gutmütig, „ich habe den Herrn selbst schon öfters gefahren, ein nobler Herr, aber soviel ich weiß, reist er noch heute ab."
Ravensburg, 29. Aug. Wie der Oberschwäbische Anz. meldet, wurde die 27 Jahre alte Bauerntochter Marie Häusler von Uhetsweiler auf der Straße zwischen Bernried und Neukirch (Tett- nang) von einem Radfahrer niedergefahren und erlitt hiebei einen Bruch des rechten Schulterschlüsselbeins. Der Radfahrer, welcher gleichfalls stürzte, fuhr unbekümmert um das Schicksal des Mädchens weiter.
Friedrichshafen, 29. Aug. Heutemittag wurde laut „Seeblatt" ein „O p f er sto ckd i e b" in der kath. Kirche, als er eben daran war, sein Geschäft auszuüben, erwischt und auf Veranlassung des Mesners, der dem Kirchenbesucher nicht recht traute, der Polizei übergeben. Etwa 10 ^ in verschiedenen Münzen, die sämtlich die Spuren der Leimrute trugen, wurden bei dem Dieb vorgefunden.
München, 28. Aug. Ueber eine neue Tötungsart bei Schlachttieren berichtet die „Allg. Ztg.": Im Schlacht- und Viehhof ist gestern Nachmittag der Schießbolzenapparat der Firma Behr in Bremen, „Blitzbetäuber", zur Schlachtung von Großvieh unter Leitung des Schlachthofdirektors Magin an 10 schweren Ochsen und 5 großen Stieren versuchsweise angewendet worden; die Betäubung der Tiere war blitzartig schnell. Durch eine kleine, nur 0,3 Gramm Pulver enthaltende Patrone wird ein Stahlstift aus einem Pistolenlauf ca. 3 em tief in das Gehirn des Tieres geschossen, worauf der Stift sogleich wieder in die Pistole zurückschnellt, während die Tiere lautlos Zusammenstürzen. Die anwesenden Metzgermeister waren über die Wirkung des neuen Schlachtapparates sehr erstaunt. Die Versuche werden fortgesetzt, um zu erproben, ob der Apparat bei dem hiesigen Massenbetrieb anhaltend gut funktioniert.
Berlin, 29. Aug. Das Kaiserpaar trifft heute von Wilhelmshöhe wieder in Berlin ein. — Die Teilnehmer an der Automobilwettfahrt Berlin— Frankfurt a. M. sind gestern bei anhaltend schönem Wetter in Eisenach eingetroffen. — Wegen Unterlassung der Meldung einer strafbaren Handlung hatte sich gestern vor dem Kriegsgericht der 1. Garde- Jnfanterie-Division der Feldwebel Bischof vom 4. Garde-Regiment zu Fuß zu verantworten. Der Anklage lag eine Mißhandlung des Füsiliers Bohr zu Grunde, gegen den der Unteroffizier Breitenbach tätlich geworden war. Bischof hatte davon gewußt, seinem Vorgesetzten jedoch keine dienstliche Meldung gemacht. Unter den geladenen Zeugen befand sich auch der kürzlich wegen zahlreicher Mißhandlungen von Untergebenen verurteilte Unteroffizier Breitenbach. Mit Rücksicht auf die vorzügliche Führung des Angeklagten erkannte der Gerichtshof auf drei Monate Gefängnis. — Eine Lohnbewegung der Angestellten der allgemeinen Omnibnsgesellschaft ist in Sicht. Die schon längere Zeit bestehende Unzufriedenheit mit' den Arbeitsverhältnissen ist durch neuerliche Lohnabzüge noch gestiegen. Es haben in letzter Zeit mehrere Nachtversammlungen stattge-