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^ 137 . Amts-
und Auzeigeölatt für den Aezirk Galw. 78 . IahlMN.
ErschetnungStags: Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag. JnsertionSpretS 10 Pfg. pro Zeile für Stadt and VqirtSort«; autzer Bezirk 1L Pfg.
Dienstag» den 1. September 1903.
Abonnenrentspr. in d. Stadt pr. Viertel). Mk. 1.10 incl. Trägerl Dierteljährl. Postbezugspreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar- ortsverkehr 1 Mk., s. d. sonst. Verkehr Mk. 1.10, Bestellgeld 20 Dkg
Amtliche Aetarmtmachttngerr.
K. Oberamt Calw.
Die Vorstände der Hilfs- und Betriebs- (Jabrik) Krankenkassen des Bezirks
werden unter Hinweis auf den Min.-Erlaß vom 17. Juli ds. Js., Amtsbl. S. 377, betr. die Ausführung der Novelle zum Krankenversicherungsgesetz vom 25. Mai ds. Js. veranlaßt, der Aenderung ihrer Statute« alsbald näher zu treten.
Da die Bescheinigungen für Hilfskassen, welche bis zum 1. Januar 1901 noch nicht im Besitz einer neuen Bescheinigung im Sinne des Z 75 a des Krankenversicherungsgesetzes sind, an diesem Tage ihre Giltigkeit verlieren, ist es erforderlich, daß die in Betracht kommenden Gesuche spätestens bis 15. Oktober dem Oberamt zur Vorlage gebracht sind.
Es wird sich empfehlen, daß die Hilfs- und Betriebskrankenkassen sich an die dem obengenannten Erlaß betgedruckten Statuten-Entwürfe halten und sich zeitig in den Besitz der jeweiligen Formulare setzen.
Den 25. August 1903.
K. Oberamt.
Amtm. Rippmann, A.-V.
Bekanntmachung
des K. Medizi«alkoüegiums, Tierärztliche Abteilung,
betreffend die Abhaltung von Unterrichts- kurse« für Weischbeschauer.
Im Falle genügender Beteiligung werden an den Schlachthäusern in Ravensburg und Stuttgart demnächst einwöchige Unterrichtskurse für Fleischbeschauer abgehalten werden. Der Beginn des Kurses ist
für Ravensburg auf 3. September ds. Js., für Stuttgart auf 19. September ds. Js. in Aussicht genommen.
Die Gesuche um Zulassung sind alsbald an Oberamtstierarzt Dentler in Ravensburg bezw. an Stadtdirektions- und I. Stadtticrarzt Kösler in Stuttgart einzureichen. Bemerkt wird, daß zu der im Anschluß an den Ausbildungskurs stattfindenden Prüfung nach den Prüfungsvorschristen für Fleischbeschauer (Bundesratsbestimmungen ö vom 30. Mai 1902) nur solche Bewerber zugelassen werden dürfen, welche
1) das 23. Lebensjahr vollendet und das 50. Lebensjahr noch nicht überschritten haben;
2) körperlich tauglich, insbesondere im Vollbesitz ihrer Sinne sind,
und bezüglich deren keine Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit des Nachsuchenden in Bezug aus die Ausübung des Berufs als Fleischbeschauer dsrtun.
Die Einberufung der Gesuchsteller wird durch den Leiter des Unterrichts schriftlich erfolgen. Stuttgart, den 25. August 1903.
Für den Vorstand: Landenberger.
ZUM Seöanstage.
Eine große Zeit erlebte unser deutsches Volt vor 33 Jahren, als die Stämme Deutschlands vereint gegen den Feind zogen, als ein Gedanke edler Begeisterung aller Herzen durchzitterte, als bei Fürsten und Volk, bei hoch und nieder heldenhafte Tapferkeit gepaart war mit demütiger Beugung vor Gott. Dem alten verehrungswürdigen Kaiser standen große Männer zur Seite, Bismarck, Moltke und Roon, Männer, deren sittliche Kraft und Tüchtigkeit auf dem Boden der Frömmigkeit gewachsen war, und die für ihre Ueberzeugung mit ihrer ganzen Person eintraten.
Wir genießen die Früchte jener Zeit. Deutsch
land ist ein mächtiges Kaiserreich geworden, das nicht nur mit seinem Heere, sondern auch mit seiner Flotte ein Wort in den Welthändeln mitsprechen kann, das in fernen Erdteilen Kolonien zu einem größeren Deutschland erworben hat. Dem kaufmännischen Unternehmungsgeiste wurden weite Tore aufgetan, und sie werden vom deutschen Welthandel mit einer großartigen Handelsflotte benützt. In der Heimat ist vielgestaltige Arbeit geistiger, gewerblicher, industrieller, landwirtschaftlicher, sozialer Kultur gepflegt worden in einer Weise, die für andere Länder vorbildlich ist.
Dürfen wir auch unsere Zeit eine große Zeit nennen? — Schwerlich; es fehlt ihr der große Zug, der das Ganze belebt. Dafür ist ein anderer, bedenklicher Zug an ihr wahrzunehmen: der furchtbare Einfluß und die Wertschätzung des Geldes, die Unterschätzung der sittlichen, religiösen, geistigen Kräfte. Wenn in ungezählten Köpfen und Herzen das Losungswort steht und von vielen Lippen verkündigt wird: „Geld regiert die Welt", so muß das unheilvoll und lähmend wirken, dann steht überall ein gewissenloses Strebertum auf, das nach dem äußerlichen Erfolg hascht, dann geht die Zahl der Männer zurück, die mit ihrer Ueberzeugung stehen und fallen. Solche Männer braucht unsere Zeit, daß sie einen Damm bilden gegen allerlei Gesinnungslosigkeit. Von den großen Männern der großen Zeit vor 33 Jahren wollen wir wahren Mut lernen, der unentwegt einsteht für die Ideale eines deutschen Herzens.
Lagesneuigkeiten.
Stuttgart, 29. Aug. (Wochenmarkt.) Der Engrosmarkt bot heute eine reiche Fülle an
8^NÜk^kvN» Nachdruck verboten.
Treue.
Original-Roman von Irene v. Hellmuth.
(Fortsetzung.)
„Sie kennen mich wohl nicht? Es ist doch noch gar nicht lange her, als wir uns zum letztenmal sahen, ich fragte nach meinem Papa, dem Grafen Tennewitz, erinnern Sie sich noch immer nicht?" fragte Jsa, schon etwas ungeduldig werdend, den Portier. I« Hausflur war es kalt, sie schauerte fröstelnd in sich zusammen.
„Ach so, — jawohl — ganz recht!" nickte der Alte gähnend, und Jsa atmete erleichtert auf.
Es dauerte indes wieder ziemlich lange bis der Portier, der erst noch einmal ganz laut zu gähnen anfing, weitere Auskunft erteilte.
„Graf Tennewitz, — hm, — der wohnt nicht mehr hier, er ist vor etwa vier Wochen ausgezogen."
„Ausgezogen, — o mein Gott!" stöhnte Jsa im höchsten Grade erschrocken, „aber davon weiß ich ja kein Wort, Papa schrieb mir doch gar nichts darüber —
das ist allerdings furchtbar fatal, wer konnte denn so etwas ahnen!-
Wißen Sie nicht, wohin er gezogen ist? — Vor vier Wochen sagen Sie, — das war ja gleich, nachdem ich fort war! Sprechen Sie doch, wo wohnt er jetzt?" —
Der Alte schüttelte den Kopf. Die Sache schien ihm ohnehin zu lange zu dauern, er warf einen Blick in sein kleines, aber behagliches Stübchen, daL man vom Flur aus übersehen konnte, und zeigte nicht übel Lust, Jsa stehen zu lassen. Sie zog ihr Geldtäschchen heraus und reichte dem Manne eine Belohnung.
„Bitte, bitte, besinnen Sie sich doch, viell-icht fällt es Ihnen ein, ich muß noch heute zu meinem Vater!" drängte Jsa.
Der Portier, durch das Geld nun etwas freundlicher geworden, schien nachzudenken.
„Ich weiß wirklich nicht, Fräulein, aber ich will mal meine Frau rufen, die ist besser von Allem unterrichtet, als ich und kann am Ende Auskunft geben."
Er ging mit schlürfenden Schritten davon.
Es dünkte Jsa eine Ewigkeit, bis er in Begleitung seiner Frau zurückkehrte, die ein rotes, baumwollenes Tuch um die Ohren gebunden hatte und Jsa von oben bis unten mißtrauisch betrachtete. Die junge Dame fühlte das Peinliche der Situation, in der sie sich befand, recht gut, aber sie hielt dem Blicke tapfer Stand und zwang sich zu einem Lächeln.
„Mein Fräulein", begann die Frau, „Sie hätten besser getan, Ihren Herrn Papa von Ihrem Kommen zu unterrichten, so allein kann eine Dame in der Nacht nicht herumlaufen. Wissen. Sie denn, was der Herr ist, der sich Graf Tennewitz — nennt?" —
„Alte", Hub der Portier an, „sei still, was kümmern dich denn die andern Leute, sag' dem Fräulein die Adresse, und im übrigen mach', daß du verschwindest."
„Nun ja", entgegnete die Frau, mürrisch über die Zurechtweisung, „man braucht sich auch nicht für einen Grafen auszugeben, wenn man ein — Kunstreiter ist! Der vornehme Herr hat immer so hochmütig auf uns geringe Leute herabgesehen, daß man sich ordentlich geduckt hat vor ihm. Wir hielten eS alle für eine große Ehre, daß bei uns ein Graf wohnen sollte. — Du lieber Gott! Komme ich neulich in den Zirkus. Na, da Hab' ich die Augen schön aufgerissen! Unser nobler Graf macht den Leuten seine Kunststückchen vor! Ich habe ihn sogleich erkannt, wenn er auch anders aussah wie sonst. Reiten kann er ja, das