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3—3.80 pr. Ztr. Kr aut markt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr 1500 Stück. Preis 18 bis 22 ^ das Hundert. Mo stobst markt. Zufuhr ca. 40 Ztr. Fallobst. Preis 4.50—4.80 per Zentner.
Hausen a. d. Würm, 25. Aug. Wirt Kurz zum „Kaiser" wurde wegen Ruhestörung durch den Polizeidiener gefesselt in den Ortsarrest gebracht und die Nacht über darin behalten, ohne daß die Fesseln abgenommen wurden. Morgens mußte der Arzt beigezogen werden, da die Hände des Kurz derart angeschwollen waren, daß sie den Dienst versagten.
Renningen, 37. Aug. Gestern erhängte sich hier ein älterer Bauer Namens Ergenzinger, welcher zeitweise dem Trunk ergeben war.
Freud enstadt, 24. Aug. Beugholzverkauf des Forstamts Obertal am 20. August. Laubholzprügel (buchene) 7.40 Nadelholzprügel 6,25 LaubholzAnbruch 4.93 ^., Nadelholz- Anbruch I. Kl. 4.04 II. Kl. 3,15 ^ pro Rm. Gesamtausbot 11,915. 50 Erlös 9785.50 «A.
Tübingen, 25. August. Am letzten Freitag Abend wollte ein Schutzmann einen betrunkenen Burschen, der irgend einen Unfug verübte, notieren, wobei ihm dieser seinen Namen anzugeben verweigerte, vielmehr den Schutzmann mit seinem Stock bedrohte. Da der Schutzmann nun zur Verhaftung schritt, so umzingelten ihn weitere 6 Burschen und suchten mit Gewalt den Sistierten zu befreien, so daß der Schutzmann genötigt war, blank zu ziehen, wobei einer der Excedenten verletzt wurde. Schließlich gelang es unter Mithilfe weiterer Schutzleute und insbesondere eines Studenten, der dem Schutzmann tatkräftig Hilfe leistete, den Widerspenstigen auf die Wache zu verbringen. Untersuchung ist eingeleitet.
Obereßlingen, 25. Aug. Gestern abend zwischen 5 und 6 Uhr verunglückte in der Nähe des städtischen Wasserwerkes Eßlingen der ledige Fuhrknecht Zoller, bei Müller Langbein hier bedienstet, dadurch, daß er vorne vom Wagen fiel, wobei das mit Erde beladene Fuhrwerk ihm über den Leib ging. Der Verunglückte hat sehr schwere innere Verletzungen erlitten.
— Nach dem „Schwäb. Merk." hat sich gestern beim Schäferlauf in Markgröningen ein Unglück zugetragen. Auf dem Weg zwischen Asperg und Markgröningen scheuten die Pferde eines Wagens vor einem Motorwagen. Das Gefährt wurde umgeworfen, und die Jnsaßen, auswärtige Besucher des Schäferlaufs, herausgeschleudert. Eine Dame aus Stuttgart soll ihren Verletzungen bereits erlegen sein. Die übrigen Insassen erlitten ebenfalls Verletzungen.
Uhlbach. Zur Beerdigung des Geh. Kommerzienrats Gottlob Benger hatte sich am Samstag nachmittag eine große Trauergemeinde versammelt. Außer dem Geschäftspersonal der Firma Beuger traf eine endlose Reihe Wagen in Uhlbach ein, die
der Posaunenchor des dortigen Jünglingsvereins vom Kirchturm herab mit einem Lied begrüßte. Nach einem Hausgottesdienst wurde die Leiche zur Kirche überführt, voran die Feuerwehren von Heslach und Uhlbach, Krieger-, Turn- und Gesangvereine, zusammen 12 Fahnen, die sich in der schwarz ausgeschlagenen Kirche gruppierten. Orgelspiel u. ein Gesang des Kirchenchors leitete die Trauerfeier an. Nach einem Gemeindegesang hielt der Geistliche, Pfarr- verweser Renz, eine Ansprache, in der er der Verdienste des Verstorbenen gedachte und namentlich betonte, daß er trotz seiner großen Erfolge auch den Gefahren des Reichtums als Christ gegenüber gestanden sei. Aus seinem frommen Glauben entsprangen die ungezählten Wohltaten, die so viele dankbare Trauernde um seinen Sarg versammelt haben. Sodann wurde der Sarg zum Friedhof gebracht und drei Schüsse verkündeten der Gemeinde, daß ihr Wohltäter in die Gruft gesenkt wurde. Prächtige Blumenspenden wurden am Grab niedergelegt von Rednern aus allen Schichten der Bevölkerung. Namens der Handelskammer Stuttgart sprach Geh. Hofrat v. Jobst; Prokurist Kircher brachte den Dank der Angestellten zum Ausdruck; Kaufmann Schickhardt sprach für den Stuttgarter Knabenhort. Ferner legten Kränze nieder: für Prof, vr. Gustav Jäger dessen Sohn vr. Mkä. Jäger, für die Wollindustriellen Fabrikant Schmich-Stutt- gart, für die Gemeinde Uhlbach Schultheiß Oesterle, für den Heslacher Kirchengemeinderat Stadtpfarrer Lumpp u. s. w. Choralmusik vom Turm schloß die Feier.
Gaildorf, 25. Aug. Vergangene Nacht wütete hier und in der Umgegend ein furchtbares Gewitter mit Sturm. Zwischen Untergröningen und Abtsgmünd wurde der Postwagen umgeworfen, ebenso verschiedene Fuhrwerke. Durch Entwurzeln von Bäumen hat der Sturm vielfach Schaden angerichtet. Auch wurden mehrere Personen auf verschiedenartige Weise verletzt.
Hall, 25. Aug. Am letzten Samstag nachmittag wurde aus einem Bauernhause in Hergershof bei Geislingen a. K. während die Bewohner auf dem Felde waren, mittelst Einbruchs 800 Mark gestohlen. Der Täter ist noch nicht ermittelt.
Neresheim, 23. August. Nach einer tropischen Hitze entlud sich gestern nachmittag um 5 Uhr ein heftiges Gewitter Die elektrischen Entladungen waren nicht sehr stark, dagegen hatten wir einen Sturm von seltener Heftigkeit und einen wolkenbruchartigen Regen, der mit zahlreichem Hagel vermischt war, der an den Feldfrüchten, die teils noch standen, teils schon geschnitten waren, großen Schaden anrichtete. Der Hagelschaden, der in einzelnen Orten bis zu 80 Prozent beträgt, ist um so empfindlicher, als er den Landmann mitten in der Ernte traf.
Thailfingen OA. Balingen, 26. August. Vorgestern nachmittag wollte der Trikotweber Stefan Maier eine Hochzeitsgesellschaft per Leiterwagen von
werden. Ist Ihr Vater im Verlust, so bekommt er von Dornbusch bereitwilligst große Summen vorgestreckt. Ich überzeugte mich durch Augenschein, daß Ihr Papa dem Grafen 2000 Taler schuldet, die er an einem Abend im Spiel verlor! Wenn das so weiter geht, hat ihn Dornbusch bald völlig in der Hand. Und das ist sein Ziel. Deshalb wird er ihn auch als sein „bester Freund" auf der bevorstehenden Reise begleiten und nicht eher ruhen, als bis er seinen Zweck erreicht hat. Ich durchschaute das Spiel dieses Menschen und wandte mich voll Eckel ab. Versuchen Sie es, auf Ihren Vater einzuwirken, ehe es zu spät ist. Vielleicht wäre es bester, Sie ständen ihm zur Seite, um ihn zu warnen, zu retten! Dornbusch ist der Dämon Ihres Vaters geworden, der unablässig und sicher an seinem Untergang arbeitet. Er drängt ihn ja niemals um das geliehene Geld, im Gegenteil, er streckt ihm mit der größten Bereitwilligkeit neue Summen vor, aber später wird er die dadurch erlangte Macht und Gewalt zu seinem eigenen Vorteil ausnutzen. So scheint es mir wenigstens."
Jsa hatte in starrem Schweigen zugehört. Ihre Pulse flogen, in ihrem Hirn tobten die widerstreitendsten Gedanken. Wenn es so um den Vater stand, dann durfte sie nicht zögern, zu ihm zurückzukehren, dann gehörte sie zu ihm. Sie verbrachte die Tage in Wohlleben und Nichtstun, während er sich mühte, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Da war es ihre Pflicht, mitzuarbeiten, den Vater zu unterstützen und ihm das schwere Los nach Kräften zu erleichtern, über ihn zu wachen, für ihn zu sorgen. Warum erfuhr sie das alles erst heute? Weshalb war der Vater nicht offen gegen sein Kind gewesen, und hatte seine schlimme Lage verheimlicht? Um sie zu schonen? Jsa fühlte plötzlich ein tiefes, inniges Mitleid in ihrem Herzen aufsteigen. Was mochte ihr armer Vater gelitten haben, ehe er sich so tief erniedrigte und den stolzen Nacken beugte. Ja, sie wollte, sie
hier nach Onstmettingen befördern. Als er die Hauptstraße entlang fuhr, bogen die Pferde, wohl infolge Unachtsamkeit des Lenkers, in die von dort aus sehr steil abschießende Marktstraße ein. Bei dem Versuch, den Wagen zum Stehen zu bringen, stürzte dieser sich überschlagend, den Abhang hinunter, wobei die ganze, aus ca. 20 Personen bestehende Gesellschaft mehr oder weniger schwer verletzt wurde. Einige Personen mußten wegen Beinbrüchen und sonstigen Verletzungen mittels Droschke nach Hause verbracht werden.
Ulm, 24.Aug. (Vom Friseurgewerbe.) Heute wurde hier ein Landesverband der Friseure Württembergs gebildet und zugleich der erste Delegiertentag abgehalten. Den Vorsitz in der Versammlung, welcher die Vertreter der Handwerkskammern Ulm und Stuttgart beiwohnten, führte Rimmele- Ulm. Wolf-Stuttgart berichtete über den Wert der Organisation für die Friseure Württembergs. Der Zweck des Verbandes sei, das verfahrene Lehr-" lingswesen, die Gesellenprüfung, den Arbeitsnachweis für Meister und Gehilfen, die Sonntagsruhe nach einheitlichem Muster zu regeln, die Gründung von Einkaufstellen und Einkaufsgenossenschaften in die Hand zu nehmen, Unterstützungs- und Sterbekasten zu gründen, Meisterkurse abzuhalten, das Halten einer eigenen Zeitung und die Erzielung eines Einflusses auf die gesetzgebenden Körperschaften. Uhl-Stuttgart erstattete Bericht über die Bedeutung einer Sterbekasse und empfahl den Beitritt zum Süddeutschen Bezirksverband und Anschluß an dessen Sterbekasse. Nach längerer Debatte wurde die Angliederung an diesen Verband beschlossen und dem Statutenentwurf zugestimmt. Verbandsorgan ist die in Stuttgart erscheinende Süddeutsche Fachzeitung für Friseure und Perrückenmacher. Schütz- Stuttgart besprach den Nutzen einer Einkaufsgenossenschaft und teilte mit, daß die Einkaufsgenossenschaft Stuttgart gegebenen Falles ihren Betrieb aufs ganze Land ausdehnen wolle. Zum Vorsitzenden des Verbandes wurde Schütz-Stuttgart gewählt. Als Ort der nächsten Tagung wurde Eßlingen bestimmt.
Waldsee, 25. August. Beim AuSgraben eines Kindergrabes auf dem Friedhof wurde eine Kiste mit der beinahe verwesten Leiche eines ca. 20 jährigen Mädchen gefunden. Der Kopf war noch ganz gut erhalten, zeigte aber ein Loch in der Schädeldecke.
Pforzheim, 23. August. Das Privatier Christian May er'sche Ehepaar kann am kommenden Donnerstag das Fest der diamantenen Hochzeit feiern.
Immenstadt, 24. Aug. Gestern Sonntag, in der Frühe, zwischen 4 und 5 Uhr, begab sich Hr. Heinrich Metz, Lehrer von Stein bei Jmmen- stadt, auf eine am linken Jllerufer gelegene Viehweide, um Wildenten zu schießen. Bei dieser Gelegenheit wollte er durch einen, die Viehweide umgebenden Stachelzaundraht schlüpfen. Dabei ent-
mußte zu ihm, wenn gleich ein leises Grauen vor dem, was die nächste Zukunft ihr bringen würde, den zarten Körper schüttelte.
Während alle diese Gedanken in ihrem Hirn tobten, begann es heftiger zu regnen, so daß sie eilen mußte, unter Dach zu kommen. Noch einmal wandte sich das blaffe Gesicht dem jungen Manne zu.
„Leben Sie wohl," klang es leise.
Uttrecht machte eine Bewegung, als wollte er sie zurückhalten, ihr noch etwas zu sagen, doch er bezwang sich.
„Leben Sie wohl — und zürnen Sie mir nicht!"
Jsa hörte es kaum. Sie dachte nur daran, wie sie es anstelle» sollte, um so bald als möglich von hier fortzukommen. Die Bewohner von Buchecke durften vorläufig nichts erfahren, man würde sie nicht fortlasten, ihr den Plan auszureden suchen und dann bangte Jsa vor dem schmerzlichen Abschied von der treuen Susanne und Tante Martha. Sie fürchtete, es würde den beiden gelingen, sie in ihrem Entschluß wankend zu machen, das wollte sie um jeden Preis vermeiden und mußte wohl heimlich das Haus verlassen. Dazu bedurfte es allerdings verschiedener Vorbereitungen, denn das Nötigste mußte gleich mitgenommen werden.
„Vielleicht wäre es bester, Sie ständen ihm zur Seite, um zu warnen, zu retten!" hatte Hans v. Uttrecht gesagt. Unablässig tönten ihr diese Worte in den Ohren, während sie durch den regennassen Wald heimwärts eilte.
„Ja, heimwärts!" zog es ihr durch den Sinn. Als ob sie überhaupt eine Heimat hätte, ein Fleckchen, das ihr gehörte, wohin sie sich flüchten könnte mit all ihrem Jammer! Man hatte sie vielleicht aus Mitleid in Buchecke ausgenommen, aus Mitleid ihr ein Asyl geboten, weil man wußte, daß ihr Vater umS tägliche Brot arbeitete! O, sie wollte auch arbeiten, gleichviel was, nur nicht untätig hier