gleich hat die Kommission Befehl erhalten, bis auf weiteres hier in Tätigkeit zu bleiben.

Schramberg. 27. Nov. Ein Schwindler erster Güte, der im Landesgefängnis in Rottenburg durch einen Mitgefangenen aus Schramberg die hiesigen Verhältnisse kennen lernte, nützte dies in der Weise aus. daß er der Mutter des ehemaligen Mitgefangenen 40 abschwindelte, sich in an­gesehene Familien als vr. meä. und Assistenzarzt Bulanek einführen ließ und sich schließlich mit einer Bürgerstochter verlobte. Dieser Tage entdeckte die Polizei, daß der Bräutigam als früherer Eisenbahnbeamter Bulanek vor einigen Jahren im Oberland Schwindeleien verübt hatte. Er wurde von der Seite seiner Braut weg in Freudenstadt verhaftet. Die Braut soll um eine namhafte Summe betrogen worden sein.

Eningen O/A. Reutlingen, 29. Novbr. Der Schleier über den im Februar ds. Js. in der Villa von Dr. Kolmar-Mannheim verübten schweren Ein­bruchsdiebstahl beginnt sich zu lüften, denn die beiden bei dem Brand des Schlosses Bußmanns­hause» in Ulm abgefaßten und in Haft genommenen Verbrecher, die bekanntlich auch den Einbruchsdieb­stahl in der Fabrik von Schradin u. Cie. am Eninger Rank auf dem Kerbholz haben, gaben den Namen des Verbündeten an, der in unserem Ort zu suchen war. Tatsächlich förderte nun eine gründliche Haus­durchsuchung bei dem Viehhändler Gottlob Reuter eine Menge von den Gegenständen zu tage, die in der Villa gestohlen worden waren, vorwiegend silberne Bestecke und Betten. Reuter selbst soll zwar an den Einbruchsstählen nur alsWachtposten" beteiligt ge­wesen sein; er wurde in Haft genommen. Der gleichen Verbrechersippe soll auch ein im Laufe dieses Jahres in Nürtingen verübter Einbruchsdiebstahl zur Last fallen.

Laupheim, 29. Nov. In die Bußmannshauser Schloßbrandaffäre kommt allmählich Licht. Der in Laupheim inhaftierte Stromer ließ sich zu Ge­ständnissen herbei. Darnach handelt es sich um eine Einbrecherbande, die von England aus geleitet wird und dort organisiert wurde. Auf Nachforschungen fand man wirklich im Walde zwischen Baustetten und Bußmannshausen vergrabene wertvolle Bücher aus dem Schloßraub. Der eine der Einbrecher gab die Stelle an. Nun wird eifrig nach weiteren Kom­plizen gefahndet, die es auf Schlösser im Oberland abgesehen haben sollen.

Stuttgart. (LandeSProduktenbörze.z (Bericht vom L9. Nov.) Auf dem Weltmarkt blieb in abgelaufener Berichtswoche die Stimmung fest und sind keine wesentlichen Preisveränderungen zu verzeichnen. Argentinien, welches für die Versorgung Deutschlands in Weizen für die nächsten Monate hauptsächlich in Betracht kommt, meldet auch weiterhin gute Ernteaussichten, ist aber mit seinen Angeboten nicht billiger. Rußland hatte etwas kleinere Abladungen bei ziemlich unveränderten Preisen. Ein Teil der Seehäfen Rußlands wurde wegen Eis geschlossen. Unsere ein­heimischen Märkte waren wiederum gut befahren; die Preise erlitten kaum eine Veränderung. Mehl­preise Pr. lOl) Kil. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 34 Mk.

Pfg. bis 35 Mk. Pfg., Nr. 1: 33 Mk. - Pfg. bis 34 Mk. - Pfg., Nr. 2: 32 Mk. Pfg. bis 33 Mk.

Pfg., Nr. 3: 3l Mk. Pfg. bis 32 Mk. Pfg., Nr. 4: 29 Mk. Pfg. bis 30 Mk. Pfg. Kleie 10 Mk. 50 Pfg. bis 11 Mk. Pfg. (ohne Sack.)

Aus ^tasr, SLZrrk unö AngeomW

8.-L. Neuenbürg, 1. Dez. Die Erhöh­ungen verschiedener Eisenbahntarife auf den würtl. Staatsbahnen treten heute in Kraft. Der den Fahrkarten 4. Klasse zu Grunde liegende Tarif wird von 2 auf 2,3 für den Kilometer erhöht. Die Mindestfahrpreise betragen künftig für eine Fahrkarte 1. Klasse 25 2. Kl. 20 3. Klasse

15 Z) 4. Kl. 10 ^s; der Fahrpreis 3. Klasse für 5 km beträgt 20 Der Tarif der Monats­karten wird um 31°/« in der 1. Klasse, 12,5°/o in der 2. und 3. Klasse und 3,3°/o in der 4. Klasse erhöht. Endlich findet eine Erhöhung des Expreß- guttarifs in der Weise statt, daß an Stelle der bisherigen Mindestbeförderungsgebühr von 20 von heute an mindestens 25 auf Entfernungen bis 74 km und 40 über 74 km erhoben werden. Die jährlichen Mehreinnahmen aus diesen Tarif­erhöhungen sind auf 1540 000 geschätzt. Eine einfache, einmalige Fahrt 4. Klasse kostet von

Neuenbürg Bahnhof

bisher

künftig

nach

Engelsbrand (3 km)

10

10

Rotenbach (4 km)

10

10

Birkenfeld (6 km)

15

15

Höfen (7 km)

15

20

Calmbach (10 km)

20

25

Wildbad (13 km)

30

30

Pforzheim (11 km)

25

30

Stuttgart (71 km) über Mühlacker

150

170

Die Preise für Monatskarten 3. und 4. Klaffe betragen von Neuenbürg Bahnhof nach Rotenbach ^ 3.70 (bisher 3.40) und 2.80 (2.70), Birkenfeld

5.60 (4.90) und 4.20 (4.00), Höfen 6.50 (5.90) und 4.90 (4 70). Calmbach 9.20 (8.30) und 6.90 (6.70), Pforzheim 10.10 (9.00) und 7.60 (7.30), Wildbad 11.80 (10.60) und 8.80 (8.50) usw.

^XHerrenalb, 30. Nov. Einem Beschluß des Kurvereins zufolge hat unsere Rodelbahn mehrere Verbesserungen erfahren und wird nun unter sachkundiger Leitung in bestem Stand gehalten. Während der ganzen vergangenen Woche, besonders auch am Sonntag, war die bequem zu erreichende Bahn der Zielpunkt zahlreicher Sportfreunde, die sich über die ganze Anlage hochbefriedigt äußerten. Eingetretenes Tauweiter hat nun freilich sehr rasch der Lust ein End' gemacht; Wetterkundige weisen aber auf baldigen Frost und neuen Schneefall hin. Aus Karlsruhe, Mannheim und Pforzheim werden Rodler und Schneeschuhfahrer in erheblicher Zahl eintreffen.

/X Loffenau, 29. Nov. In unserem neuen Schulhaus, einem der schönsten im Bezirk, ist ein schlimmer Gast, der Schwamm, eingekehrt. Im Erdgeschoß wurden bereits größere Flächen bloß­gelegt, um dem unwillkommenen Uebel auf den Grund zu kommen.

Pforzheim, 29. Nov. Die Kosten der von der Stadt Pforzheim unternommenen Enzkorrek- tion sind auf 2 551000 Mk. veranschlagt. Dazu ist ihr ein Staatsbeitrag in der Höhe von 850000 Mk. zugesichert, von den in den Budgetperioden 1900/01, 1902/03, 1904/05, 1906/07 im ganzen 700 000 Mk. angefordert worden sind. Da das Unternehmen im Jahr 1910 zu Ende geführt werden wird, wird in diesem Jahre auch der Rest des Staatsbeitrags (150000 Mk.) fällig.

Letzte Nachrichten u. Telegramme

Berlin, 30. Novbr. Der Reichstag wurde heute mittag um 12 Uhr im Weißen Saale des K. Schlosses feierlich eröffnet. In den Logen fanden sich Mitglieder des diplomatischen Korps ein. In der großen Loge erschienen die Kaiserin, die Prin­zessin Viktoria Luise, die Kronprinzessin, die übrigen Prinzessinnen. Der Feier war ein katholischer Gottesdienst in der St. Hedwigskirche und ein evangelischer im Dom vorangegangen. Im Weißen Saale versammelten sich die Abgeordneten recht zahlreich. Rechts vom Thron nahm die Generali­tät Aufstellung, links der Reichskanzler und die Bevollmächtigten zum Bundesrat. Der Reichs­kanzler trug die Uniform eines Majors vom 1. Garde­dragonerregiment. Der Kaiser betrat in der Uni­form der Garde du Corps mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens den Saal, gefolgt von dem Kronprinzen, den Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm, Oskar und Friedrich Leopold, dem Erb­großherzog von Mecklenburg - Strelitz, dem Fürsten Karl Anton von Hohenzollern, dem Fürsten zu Fürstenberg und dem Prinzen Georg von Griechen­land. Der Kaiser stieg die Stufen des Thrones hinauf, während Präsident Graf Udo zu Stolberg ein dreifaches Hoch auf den Kaiser ausbrachte. Dann bedeckte der Kaiser das Haupt mit dem Helm, nahm aus den Händen des Reichskanzlers die Thronrede entgegen und verlas sie mit lauter Stimme. Bei der Erwähnung des Dreibundes wurden laute Bei­fallsrufe laut. Der Reichskanzler erklärte den Reichs­tag für eröffnet. Nachdem sodann Gesandter Graf Lerchenfeld ein dreifaches Hurra auf den Kaiser aus­gebracht hatte, entfernte sich dieser mit den Prinzen wiederum in feierlichem Zug. Die Thronrede ist rein geschäftsmäßig. Sie zählt lediglich eine Reihe gesetzgeberischer Aufgaben auf. Die Wendung über die finanziellen Verhältnisse des Reiches ist derart gehalten, daß eine Andeutung zur inner­politischen Lage und zum neuen Kurse daraus in keiner Weise entnommen werden kann.

Berlin, 30. Nov. Im neuen Etat werden gefordert im Militäretat 302 000 Mk. zum Neubau einer Proviantsanlage mit Bäckerei in Stuttgart (Schlußrate), 500000 Mk. zum Ersatz­bau der Kavalleriekaserne in Stuttgart (3. Rate), 150 000 Mk. zum Neubau einer evange­lischen Garnisonskirche in Ulm (6. Rate), 500 000 Mk. zum Ersatzbau einer Kaserne für drei Eskadrons mit Regimentsstab unter gleichzeitiger Bereitstellung des Geländes zum Zwecke des späteren Ausbaus der Kaserne für ein volles Regi­ment in Ulm (4. Rate).

Berlin, 30. Nov. Bei den letzten Beratungen des zuständigen Ausschusses des Reichsgesundheits­rates über die deutschen Arztneitaxen für 1910

soll, wie dasZentralblatt für Pharmazie und Chemie" erfährt, eine Erhöhung der Arzneitaxen auch für das kommende Jahr wieder ab gelehnt worden sein.

München, 30. Novbr. Nachdem es in der heutigen Sitzung des Steuerausschuffes zu einer Einigung über das Umlagegesetz nicht gekommen ist, wird allgemein die ganze Steuerreform als ge­scheitert betrachtet. Die meisten Schwierigkeiten machen neuerdings die Bauernbündler, die sich an den Kompromiß nicht mehr für gebunden halten. Der liberale Redner Dr. Quidde erklärte, daß infolge des Vorkommmens in der Samstags-Sitzung ein Teil der Liberalen dem Umlagegesetz nicht zu­stimmen kann. Kommt es nicht im letzten Augenblick noch zu einer Einigung zwischen den Parteien, so wird die Regierung die Vorlage zurückziehen und Finanzminister v. Pfaff und Minister des Innern v. Bre 1 treich werden dem Prinzregenten bestimmt ihr Abschiedsgesuch einreichen.

München, 30. Nov. Aus Anlaß des Ablebens des Herzogs Karl Theodor hat der kgl. Hof eine vierwöchentliche Trauer angelegt.

München, 30. Nov. In vergangener Nacht wurden bei einem Einbruch in das Geschäftslokal des Goldarbeiters Kraus in der Sporerstraße Ju­welen und Brillanten im Werte von 20000 entwendet.

Leipzig, 30. Nov. Das Reichsgericht verwarf die Revision des Schriftsetzers Hackradt, der am 11. Oktober vom Schwurgericht Potsdam zum Tod verurteilt worden war, weil er am 27. August zu Bornim die Witwe Rudolph ermordet und zu be­rauben versucht hatte.

Paris, 30. Novbr. DemTemps" wird aus Verdun gemeldet, daß gegen eine ganze Schwadron des dortigen 8. Husarenregiments ein Vergiftungs­anschlag verübt worden sei. Der Schwadron sei von einem Verbrecher eine große Menge Cyankali in die Suppe geschüttet worden; doch habe das Gift einen so heftigen Geruch entwickelt, daß die Sol­daten die Suppe nicht anrührten. Die Suppe wurde untersucht und die Aerzte erklärten, daß sämtliche 80 Soldaten, wenn sie die Suppe verzehrt hätten, innerhalb weniger Minuten gestorben wären. Nach dem bisherigen Ergebnis der Untersuchung richtet sich der Verdacht hauptsächlich gegen einen Unter­offizier, in dessen Beinkleidern Spuren von Cyankali gefunden wurden und dessen Vater als Vergolder häufig Cyankali benutzt. Ein Soldat hatte diesem Unteroffizier vor einiger Zeit 150 Franks geliehen und ihn wiederholt zur Rückzahlung gedrängt. Man hält es für möglich, daß der Unteroffizier, in dessen Tasche auch eine kostbare, von einem Diebstahl her­rührende Zigarettentasche gefunden worden ist, sich durch den Anschlag seines Gläubigers entledigen wollte.

Bei Shimonoseki ist während eines heftigen Sturmes ein japanisches Schiff gesunken. 25 Leichen sind an die Küste gespült worden.

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Wir bitten die Leser und Freunde unserer Zeit­ung, bei allen Reisen und Besuchen wie auch bei Waren - Bestellungen und Einkäufen, die sie auf Grund der in derselben veröffentlichten Annoncen unternehmen, freundlichst

auf unser Blatt Bezug zu nehmen, da die HH. Inserenten hierauf oft großen Wert legen und nach diesem Maßstab den Nutzen und die Reellität eines Blattes bemessen.

Reklamete».

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Hieza zweite- Blatt. "MM