verlogen. Das hat uns selbige Rednerin gar nicht angeraten, sondern sie hat vielmehr wörtlich gesagt, daß wir immer lachen sollten und wer es nicht könnte, der sollte pfeifen, daß wir einen kleinen Mund kriegen, weil das schön sei. Und auch sollten wir unsere Falten massieren, daß wir immer glatt werden und wie ganz jung aussehen. Das mit dem Küssen hat sie gar nicht gesagt, sondern sie hat gesagt, daß wir es vielmehr nicht tun sollen, weil wir dadurch leicht Bazillen bekommen könnten, die in den Barthaaren der Mannsleute herumlaufen. Somit hat sie uns vor dem Küssen gewarnt und nicht dazu angeraten. Dieses zur Steuer der Wahrheit. Der Kaffeekranz Tausendschön."
Reutlingen, 30. Sept. Wie seit einer Reihe von Jahren, so sollen auch im kommenden Winter an körperlich schwächliche und blutarme Mädchen stärkende Milchvesper mit gutem Schwarzbrot verabreicht werden. Die bisher gemachten Erfahrungen sind durchaus günstig; besonders machten sich die guten Wirkungen einer besseren Ernährung auch im Unterricht geltend. Die Mittel zu dem wohltätigen Zweck gewährt teils die Stadt, teils werden sie durch freiwillige Beiträge aufgebracht.
Schramberg, 1. Oktbr. Ein hier in Arbeit stehender jüngerer Bäckerbursche führte auf seinen Brotgängerr mehrere Diebstähle aus. Er öffnete mit den in den Schlössern steckenden Schlüsseln Türen und Schubkasten, wobei er es besonders auf Geld abgesehen hatte, bis seine Verhaftung erfolgte. Der Fall dürfte für die Hausfrauen eine Warnung sein, daß sie Schlüssel beim Verlassen der Wohnung und des Hauses nicht stecken lassen, sondern verwahren.
Biber ach, 3. Oktbr. Ein von Stuttgart am Freitag mit Eilzug 15 (ab Stuttgart 2.19 Uhr nachm.) hier eiUetroffener Biberacher Geschäftsmann machte die Mitteilung, daß kurz nach dem Passieren der Station Geislingen durch ein Coupö- fenster geschossen und einer Dame der Hut durchbohrt worden sei. Mehrere Passagiere wurden von Glassplittern getroffen. Das ist innerhalb weniger Wochen der zweite derartige Fall.
Herrenberg, 2. Okt. Oekonomierat Ruoff in Niederreuthin hat seine Landtagskandidatur zurückgezogen. Von Seiten der leitenden Personen der Deutschen Partei ist nun Stadtschultheiß Haußer hier die Kandidatur angetragen worden. Stadtschult- heiß Haußer verhält sich ablehnend.
Vom Welzheimer Walde, 30. September. Pochend auf die Leistungsfähigkeit seiner „Renner" ließ sich kürzlich in später Abendstunde in feuchtfröhlicher Stimmung ein Bäuerlein in Sprailbach mit einem Schuhmacher daselbst in eine Wette ein. Das Bäuerlein hatte in seinem Wald einen Stamm, ca. 1?/s Festm. haltend, liegen. Diesen sollte der Schuhmacher mit seinen drei Kühen herausschleifen. Als Lohn sollte der Stamm ihm gehören. Um der Wette Gültigkeit zu verleihen, wurden gleich zwei Flaschen Wein darauf getrunken, die der Verlierer zu „berappen" hat. Der Schuhmacher ließ nicht mit sich spassen, machte sich mutig ans Werk und, obwohl er die steilste und schwierigste Passage
Mitglieder bilden ein eigenes Kapitel, das ein großes und ein kleines Siegel führt. In der Kapelle des Hl. Georg auf dem Schlosse Windsor, wird am 23. April, dem St. Georgstage, jährlich Kapitel gehalten. König Eduard der Dritte stiftete den den Orden im 25. Jahre seiner Regierung, zur Ghre Gottes und des Hl. Märtyrers Georg, des Schutzpatrons von England.
Damit schritt der Feldmarschall ernst und feierlich auf einen Tisch zu, auf dem die Schachtel mit dem Hosenbandorden lag und löste mit wichtiger Miene, schweigend und bedächtig das königliche Siegel.
Aber kaum ist dies geschehen, als er einen Schritt zurückprallt und wie versteinert nach dem Inhalte der Schachtel starrt ....
Statt der Insignien des Hosenbandordens lachte ihnen ein veritabler Rosinenstollen mit Zuckerüberguß entgegen, der einen süßen, angenehmen Weinduft verbreitete und sich bei der Helle des Tages den hohen Herren in seiner ganzen jungfräulichen Reinheit präsentierte. Der Kronprinz hatte Mühe, sich des Lachens zu enthalten, aber seine rein gestimmte Seele ließ es nicht zu, jemand unter dem Eindrücke einer peinlichen Ueberraschung zu wissen, weshalb er begütigend zu Clyde sprach: „Es scheint ein Irrtum zu sein, Herr Feldmarschall, der sich hoffentlich bald aufklären wird."
Als er aber sah, daß sich Clyde von seiner Bestürzung nicht sogleich erholen konnte, nahm er
nehmen mußte, hat er den Stamm „fein heraus" und bereits in drei Stücke zersägt, vor seinem Hause liegen.
Kus <-taSt» Bezirk uns Umgebung
/X Herrenalb, 3. Okt. In unsrer hastenden Zeit, die nur im Wechsel das Beständige sieht, sind Beispiele unentwegter Dienstbotentreue umso erfreulicher, je seltener wir sie treffen. Am 1. Oktober waren 25 Jahre verflossen, seit Wilhelm Waidner im Hotel zur „Sonne" mit Treue und Gewissenhaftigkeit den Dienst des Hausknechts versieht; am gleichen Tage darf Stephanie Schmidt, die in der Küche ihres Amtes waltet, auf eine 20jährige, treugeleistete Dienstzeit zurückblicken — für Herrschaft und Bedienstete gleich ehrenvoll.
Pforzheim, 2. Okt. In einer hiesigen großen Goldkettenfabrik hat eine Anzahl an den Maschinen beschäftigter Arbeiter die Arbeit eingestellt, weil ihnen eine Lohnherabsetzung angekündigt wurde.
Der Seemannsberuf. Hin und wieder tauchen in den Zeitungen Inserate auf, durch die junge Leute veranlaßt werden, den Semannsberuf zu ergreifen. Die jungen Leute, die den Versprechungen folgen, sehen sich aber meistens in ihren rosigen Zukunftsplänen schwer getäuscht, da der Seemannsberuf ein sicheres Fortkommen heutzutage nicht mehr bietet, weil er bereits seit vielen Jahren überfüllt ist. Infolgedessen sind die Aussichten auf Beförderung sehr minimal. Beispielsweise gibt es Hunderte, die nie in ihrem Leben Kapitän werden. Das Gehalt ist den Strapazen gegenüber sehr klein. Im günstigsten Falle dauert es ein Jahrzehnt, ehe der junge Mann auf eigenen Füßen stehen kann. Also Vorsicht^
vermischtes.
Die reichste Frau der Welt. Eine Unterhaltung mit Mrs. Harriman, der Gemahlin des verstorbenen Eisenbahnkönigs, die nun wohl die reichste Frau der Welt ist, schildert der New-Aorker Korrespondent eines englischen Blattes. In der herrlichen, mit einem Aufwand von fünf Millionen Dollar erbauten, noch nicht vollendeten Residenz in den Ramapos Hills bei New-Aork trat ihm eine ehrwürdige Dame von einigen 60 Jahren entgegen im einfachen Tranergewand, das nur mit einem Muffelinband an Hals und Taille garniert war, außer dem Trauring keinen Schmuck an den Händen. Sie erklärte es für ihre Aufgabe, die Pläne ihres Mannes so weiter zu führen, wie er sie zu vollenden gedacht hat. „Seine Wohltätigkeit war groß, aber er vermied jedes Aufsehen; ebenso will ich es halten. Meine Tochter Mary, die schon ihrem Vater bei der Ausführung seiner sozialen und philantropischen Ideen zur Hand ging, wird auch mich unterstützen. ... In erster Linie bin ich Mutter; ich habe vier unverheiratete Kinder, deren Wohl den meisten Frauen genug zu tun gäbe, so daß sie an nichts anderes denken könnten. Ich werde nie vergessen, daß meine Kinder den ersten Anspruch an mich
ihn bei der Hand, führte ihn nach einem Lehnstuhle und bat ihn, sich zu setzen. Um dem Gespräche eine andere Wendung zu geben, fragte die Königliche i Hoheit: „Nun, wie geht's denn im Schlosse Wind- ! sor zu? Was macht meine Braut? Wie geht es i der Königin?"
Nach und nach taute die alte Exzellenz mählich aus ihrer Erstarrung auf und erwiderte: „Soviel ich weiß, befinden sich die allerhöchsten Herrschaften wohl und abgerechnet ein kleiner Zwist, der im Windsorschlosse von sich reden machte, ist dort alles munter."
Der Kronprinz lachte herzlich, dankte dem alten Feldmarschäll und entließ ihn in aller Huld.
Mit dem Hosenbandorden und dem Rosinenstollen aber verhält es sich folgendermaßen: Als die Prinzessin Braut erfahren hatte, daß ihr Verlobter mit dem Hosenbandorden ausgezeichnet würde, wollte sie ihm mit der idealen Gabe auch gleichzeitig eine materielle zukommen lassen und ließ daher in aller Eile einen Rosinenstollen backen. Die Schachtel mit dem Orden war durch Versäumnis eines Dieners einen halben Tag später in London abgegeben worden und so kam es, daß der Feldmarschall Lord Clyde allein mit dem Rosinenkuchen die weite Reise nach Berlin machte. Die Geschichte aber wurde mit Rücksicht auf die außerordentlichen Verdienste des Feldmarschalls, der in Schlachten heldenhaft mitgekämpft hatte, strengstens geheim gehalten.
haben, aber ich will auch, soweit es nur irgend in meinen Kräften steht, die Verpflichtungen erfüllen, die das große Vermögen in meinen Händen mir auferlegt. Vor allem will ich meine Aufmerksamkeit der Dienerschaft und Bevölkerung meines Landsitzes zuwenden, wie ich das an den englischen Damen stets bewundert habe, die aufopfernd für ihre Bediensteten und Bauern sorgen.
Wie schnell fährt ein Zug? Es kommt öfters einmal vor, daß unter den Passagieren eines Schnellzuges Meinungsverschiedenheiten über die augenblickliche Fahrgeschwindigkeit des Zuges entstehen. Man möchte dann wohl gerne rasch die Geschwindigkeit berechnen, in den meisten Fällen weiß man aber nicht wie. Und doch gibt es ein sehr einfaches, aber wenig bekanntes Rechenexempel zur raschen Feststellung der Geschwindigkeit. Man stellt zunächst einmal mit Hilfe der am Bahnkörper angebrachten Kilometersteine fest, wieviel Sekunden der Zug von einem Stein bis zum nächsten fährt. Die erhaltene Zahl teilt man in 3600 (d. i. die Sekundenzahl einer Stunde) und das Resultat ist dann die derzeitige Fahrgeschwindigkeit des Zuges. Wenn also ein Zug einen Kilometer in 45 Sekunden durchfährt, so lautet die Rechnung 3600: 45 — 80, das heißt, die Stundengeschwindigkeit beträgt 80 Kilometer. Es gibt noch eine ganze Anzahl Mittel zur Berechnung der Zuggeschwindigkeit, z. B. an Hand der Telegraphenstangen, doch kommt keines dem vorstehend angeführten an Zuverlässigkeit und Einfachheit gleich.
Die schwarze Rose zu züchten, ist einem Petersburger Gärtner namens Pußkorin gelungen, in dessen Gärten man jetzt einen Rosenbaum mit tiefschwarzen Blüten bewundern kann. Die Blume strömt einen stark duftenden Geruch aus und hat die Eigentümlichkeit, daß sie nicht so schnell verwelkt, wie ihre roten, weißen, gelben und blauen Schwestern, sondern ihre Frische 4 bis 8 Tage behält. Die schwarze Blume ist natürlich die Blume der Mode und wird mit 30 Rubel für das Stück bezahlt.
(Ein Schlaucherl.s Kaufmann (zum jungen Manne, von dem er weiß, daß er um die Tochter anhallen kommt): „Ja, leider muß ich ihnen die betrübende Nachricht geben ... ich habe in letzter Zeit viele Verluste gehabt, auf allen Seiten habe ich verloren." — Junger Mann: „Na, da werden Sie die Tochter nicht auch noch verlieren wollen!"
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Das größte Bauwerk der Erde ist bekanntlich die „Chinesische Mauer", die gegenwärtig aus ihrer ganzen 2450 Kilometer betragenden Länge von dem englischen Geographen William Edgar Geil bereist wird. Es ist dies die erste Forschungsreise dieser Art, welche bereits zu der Aufsehen erregenden Entdeckung eines bisher unbekannten Zwergvolkes geführt hat. Der Gelehrte trat nach mannigfachen Studien im Innern Chinas seine Expedition am 1. Mai 1908 an und verfolgte die Mauer von ihrem Anfang, der sich direkt am Meeresufer bei der kleinen Stadt Schanhaikwan befindet. Hier begann vor 2100 Jahren die Arbeit an dem gewaltigen Werk, das zunächst in drei Teilen durchgeführt und später zu einem Ganzen verbunden wurde. Ein uralter Denkstein bezeichnet noch heute den Beginn der Arbeit. Kaiser Tschin vollendete das Werk mit einer Arbeiterarmee von 300000 Menschen. Damit war eine mächtige Schutzwehr gezogen gegen die mongolische Ueberflut. Die Mauer ist durchschnittlich 16,5 Meter hoch, unten 8 und oben 5 Meter breit, und wird von zahlreichen Türmen und vielen Tempeln und Toren unterbrochen. Wie erwähnt, zieht sie sich in einer Länge von fast 2500 Kilometer der Grenze entlang über Täler, Hügel, Berge hinweg, sie überbrückt die schaurigsten Schluchten, die Ströme und Flüsse, geht durch jetzt fast unzugängliche Wälder hindurch, durch die herrlichsten Landschaften, und die ödesten Steppen, und sie ist überall jetzt dem Verfall überlassen.