Ballast bei Lichtenfels bei München;Frankfurt" vom Frankfurter Verein bei starkem Regen bei Taisersdorf bei Ueberlingen. Bei der Zielfahrt wurde erster der BallonMars" vom Schweizerischen Aeroklub, und zweiterVers l'Azur" vom belgischen Aeroklub. Ueber die beteiligten deutschen Ballons liegen solgende Resultate vor: Vierter wurde Ballon Jla" vom Frankfurter Verein, SechsterTaunus" ebenfalls vom Frankfurter Verein, AchterElber­feld" und NeunterCrefeld", beide vom Nieder­rheinischen Verein. Zehnter wurdeHewald" vom Berliner Verein.

Auf seiner Rundreise durch die Union kam Präsi­dent Last kürzlich in Cincinnati an. Hier wartete seiner eine Ueberraschung, auf die sich der Präsident kaum gefaßt gemacht haben dürfte. 600 Frauen überreichten ihm nämlich eine Petition, in der die Vorlage eines Gesetzes verlangt wird, das alle Ehe­männer, die ihre Frauen verlassen, derselben Be­strafung unterwirft, wie die Deserteure in der Armee. In der Petition ist ausgerechnet, daß während der drei letzten Monate in Cincinnati nicht weniger als 2000 Ehefrauen von ihren Männern treulos ver­lassen worden sind.

New-Aork, 3. Okt. Gestern abend hat hier aus Anlaß der Hudson-Fulton-Feier ein großer Carneval stattgefunden. Die Feststraßen waren feenhaft illuminiert. Auch Großadmiral v. Köster nahm in Begleitung zahlreicher deutscher Offiziere an dem Feste teil.

Vom Bodensee, 2. Okt. Der schwere Un­glücksfall an dem Neubau in der Turnierstraße zu Konstanz ist auf Fahrlässigkeit beim Bau des Gerüstes zurückzuführen. Die einzelnen Teile des Gerüstes auf der Mauer waren nicht genügend auf­gelegt, was allem Anschein nach auch der zur Prüf­ung der Gerüste berufenen Ortsbaukontrolle ent­gangen ist. Die Untersuchungskommissiün hat ver­schiedene photographische Aufnahmen gemacht. Das Unglück wäre trotz der angeführten Mängel nicht entstanden, wenn nicht der anhaltende Regen ein- getreten wäre, wodurch die Gerüststangen in dem aufgeweichten und schlüpfrigen Boden ins Rutschen kamen und Verstrebungen an dem oberen Teile des Gerüstes aus der Mauer herausgerissen wurden.

Einch bei Saaralben, 2. Okt. Unter dem Ver­dacht, mehrere Morde verübt zu haben, ist die Ehe­frau Einzel verhaftet worden. Sie hatte das Haus eines Ackerbürgers in Brand gesetzt und die Ab­wesenheit der Bewohner bei den Löscharbeiten dazu benützt, eine alte Frau zu überfallen und zu be­rauben. Eine Haussuchung ergab so erdrückendes Beweismaterial, daß ein Geständnis folgte. Die Frau wird weiter beschuldigt, einen kürzlich tot im Straßengraben aufgefundenen Mann ermordet und ebenso ihre Mutter und ihren Onkel umgebracht zu haben.

Gaggenau i. Murgt. Eine eigentümliche Er­scheinung zeigte sich dieser Tage hier. Sehr viele Häuser hingen über und über voll mit den kleinen niedlichen Marien- oder Herrgottskäferchen, und die Leute erinnern sich nicht, einmal ähnliches gesehen zu haben. Diese kleinen Käfer sind gleichsam gefeit

Der Hosenbandorden.

Historische Humoreske von A. Höllerl.

- (Nachdruck verboten.!

Windsor Castle. Das Schloß drückt den ganzen Stolz des alten England aus, seine Größe und Vergangenheit. Ein riesiger Palast von Türmen, sieht er sich von der Ferne an wie ein vielköpfiger Adler. Hier eine Zackenkrone, dort ein Kranz von Warten, eine Turmschar, gleich mannhaften Wächtern und zu Füßen das üppig lächelnde Land, das der irdischen Größe heiter und ohne Fesseln zu huldigen scheint . . .

In einem der prächtigen Räume sitzt die Königin und schreibt nicht etwa Novellen oder Romane, Gedichte oder Dramen; nein. Dieser Passion, der sie einmal gehuldigt, hat sie sich gänzlich entschlagen, wie sie in einem vornehmen Zirkel erklärt hatte.

Ich habe einmal," erzählte sie,vor langen Jahren unter einem Pseudonym an eine hervor­ragende Revue verschiedene Gedichte eingeschickt und erwartete mit Spannung deren Abdruck. Die Ant­wort, die ich darauf erhielt, lautete:Papierkorb. Bitte verschonen Sie uns mit weiteren Einsendungen." Ich habe", setzte die Königin lachend bei,diesen Rat auch befolgt, ja, ich bin sogar noch weiter gegangen und habe das Dichten überhaupt sein lassen."

Die Königin schreibt also einfache, herzliche Familienbriefe und darunter befindet sich einer an

gegen alle Zerstörungswut der Menschen, der großen und der kleinen. Was sonst im Leben Käfer und Fliegen anbelangt, so müssen diese unbarmherzig dran glauben, hingegen wird es als ein gutes Omen an­gesehen, wenn einem so ein Herrgottskäferle auf die Hand fliegt und man würde das niedliche Tier­chen um die Welt nicht töten wollen. Was diese großen Flüge, diese tausend und abertausend Herrgottskäferchen zu bedeuten halten resp. wie man sich ihr Erscheinen erklären sollte, wußte niemand. Vielleicht kann einer der Leser dieses Rätsel lösen?

Württemberg,

Stuttgart, 2. Okt. Die nationalliberale Partei Württembergs wird am 24. Oktober ihre Herbstwanderversammlung in Marbach abhalten, wo­bei u. a. der Reichstagsabgeordnete Blankenhorn über das neue Weingesetz sprechen wird.

Stuttgart, 2. Okt. Eine große Zentrums­versammlung, in der Reichstagsabg. Erzberger über die Reichsfinanzreform sprach, fand gestern abend im überfüllten Saal der Brauerei Wulle statt. So groß war der Andrang, daß Hunderte im Garten bieben und vor den geöffneten Türen die Vorgänge im Saal verfolgten. Nachdem Vize- j Präsident v. Kiene die Versammlung, insbesondere ! aber den Referenten begrüßt und besonders betont hatte, das Hausrecht unter allen Umständen zu j wahren, verteidigte Reichstagsabg. Erzberger in nahezu Zstündiger Rede die Haltung der Zentrums­fraktion bei der Erledigung der Reichsfinanzreform, wobei er fortwährend durch Zwischenrufe unterbrochen wurde. Nachdem der Referent unter stürmischem Beifall um 11 Uhr seinen Vortrag beendigt hatte, ergriff zunächst das Mitglied der Volkspartei, Kauf­mann Jlg das Wort, um den Redner und seine Fraktion anzugreifen. Als er geendet, jubelte auch ihm eine große Menge beifällig zu. Der sozial­demokratische Parteisekretär Pflüger, ging scharf gegen Erzberger und das Zentrum vor. Dröhnender Beifall begleitete seine Ausführungen, als er die Zentrumspolitik als volksfeindlich verurteilte und Beispiele des im Zentrum herrschenden Terrorismus anführte. Als Pflüger geendet, hatte er einen sehr großen Teil der Versammlung auf seiner Seite. Nach einer vorher erfolgten Ankündigung des Ver- sammlungsvorsttzenden sollte nun der Tabakarbeiter Heissing zu Wort kommen. Statt dessen erteilte der j Vorsitzende v. Kiene dem Referenten Erzberger das Wort. In diesem Augenblick holte die starke Oppo­sition zum Gegenstoß aus. Minutenlang dauerten die Lärmszenen, die Erzberger am Sprechen ver­hinderten. Gellende Pfiffe übertönten den Tumult. Unaufhörlich versuchte v. Kiene die Ruhe und Ord- ! nung wieder herzustellen, indem er unausgesetzt die ^ Glocke in Bewegung setzte. Alles drängte zum j Rednerpult, vor dem Erzberger lebhaft sich mit ! seinen Freunden besprach. Als der Lärm eine i Viertelstunde gedauert hatte, trat Parteisekretär Pflüger auf das Podium und mahnte zur Ruhe.

I Der Vorsitzende habe nicht richtig gehandelt, als er ! i Erzberger den Vorrang vor Heissing einräumte. Dem !

j ihren zukünftigen Schwiegersohn, den Kronprinzen i Friedrich Wilhelm von Preußen, dem sie die Ver­leihung des Hosenbandordens anzeigt. j Vom Schloßhofe her ertönt jetzt das geräusch- ? volle Rollen eines Wagens, der gleich darauf vor j dem von der Königin bewohnten Seitenflügel des i Schlosses hält. Ihm entsteigt ein Herr in Feld- l marschallsuniform; Haar und Bart sind schneeweiß r und sein gebückter Gang redet die Sprache des s gebrechlichen Alters. Es ist Feldmarschall Clyde.

! Gleich nach seiner Ankunft öffnen sich die Türflügel ? des Königlichen Gemaches und Clyde tritt ein. z

Ich habe Sie rufen lassen, Feldmarschall," begann die Königin,Sie zu bitten, daß Sie meinem Schwiegersöhne, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen den Hosenbandorden überbringen, den ! ich ihm verliehen habe."

Zu viel der Gnade," erwiderte der General, verbindlich und dankbar lächelnd.

Ich hatte wohl ein Bedenken dabei," fuhr die Königin fort,und das war, daß Ihnen bei Ihrem hohen Alter die Reise vielleicht zu beschwerlich werden dürfte. In diesem Falle bitte ich, es mir zu sagen."

Durchaus nicht, Majestät," versicherte Clyde eifrig.Ich schätze mich glücklich, Sr. Königlichen Hoheit den höchsten Orden Großbritanniens über­bringen zu dürfen."

Dann danke ich Ihnen, Herr Feldmarschall."

Kann ich die Insignien gleich milnehmen?"

!Nein. Es sind noch einige Verzierungen daran

Skandal wurde erst dadurch eine Ende bereitet, daß die Sozialdemokraten es durchsetzten, zuerst den Tabakarbeiter Heissing zu Wort kommen zu lassen. Nach ihm hielt Erzberger seine Verteidigungsrede, fortwährend durch Zwischenrufe unterbrochen. Die Mitternacht war schon längst vorüber, als noch ein vierter Diskussionsredner die Tribüne bestieg, von tosendem Lärm empfangen. Während ein Teil der Versammlung den Redner am Sprechen zu hindern suchte, trat der andere Teil unter lebhaften Zurufen für denselben ein. Die Stimmung war inzwischen derartig erregt geworden, daß an verschiedenen Stellen besonnene Elemente Tätlichkeiten verhindern mußten. Kurz vor 2 Uhr schloß der Vorsitzende v. Kiene die Versammlung mit einem Hoch auf das Zentrum, ein Genosse brachte ein Hoch auf die internationale Sozialdemokratie aus. Unter dem Gesang der Arbeitermarseillaise verließen die Ge­nossen den Saal, während die Anhänger des Zen­rumsDeutschland, Deutschland über.alles" an- stimmten.

Stuttgart, 2. Oktbr. Dem Vernehmen nach schweben zur Zeit Unterhandlungen mit den be­kannten Konsortien wegen Uebernahme von 26 Mill. Mark 4°/»iger Württembergischer Staatsobligationen.

Stuttgart, 2. Okt. Durch anonyme Schreiben an Behörden und Beamtungen über untergebene Beamte ist schon viel Unheil angerichlet worden. DieWürtt. Gemeindeztg." macht deshalb einen sehr beachtenswerten Vorschlag. Es sollen durch das Ministerium des Innern die Behörden ange­wiesen werden, anonymen Zuschriften keinerlei Be­achtung zu schenken und weist auf das Beispiel der Presse hin, welche grundsätzlich alles Anonyme in den Papierkorb befördert. Dieser Vorschlag ist von großer, weittragender Bedeutung und bei sämtlichen Ministerien in Erwägung zu ziehen, denn die feige anonyme Denunziation ist zu unterdrücken so weit möglich. Eiu gutes Mittel hierzu bietet nicht Moß der Papierkorb der Redaktionen, sondern insbescMere auch der Papierkorb der Beamtungen.

Zuffenhausen, 3. Okt. Die hiesige Zahlstelle des Deutschen Holzarbeiterverbandes hat den am 31. Dezember ablaufenden Vertrag mit den Arbeitgebern gekündigt.

Heilbronn, 2. Okt. Das schwäb. Landes­turnfest, das Heuer in Heilbronn abgehalten wurde, hat eineu Ueberschuß von über 5000 Mark er­geben. An Eintrittsgeldern sind für Turnerkarten rund 16 000 Mark, für Festbesucher ca. 17 000 Mark eingenommen worden. Der Umsatz in Bier betrug 26 000 Liter, Wein wurden 9000 Liter verzapft.

Göppingen, 30. Septbr. Von Göppinger Damen erhielt der Hohenstaufen, der in indiskreter Weise den Schleier über ihre derartigen Toiletten­künste und Geheimnisse gelüftet hatte, folgendes amüsante Briefchen: Vereheliche Redaktion! Das ist nicht schön von Ihnen, daß Sie uns Göppinger Damen und Fräulein so vor den Mannsleuten plamiert haben, da wir in aller Welt zum Gespött werden. Wir haben noch nicht gepfiffen. Daß Sie's gut wissen und das mit dem Küssen, das ist gan ^ - L, »l ! - z

anzubringen. Ich werde den Orden an Ihre Adresse schicken lassen."

Nach dieser kurzen Unterredung fuhr Clyde nach London zurück.

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Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen ist heute in großer Generalsuniform. Kaum hatte er den Empfangssaal betreten, als auch schon der Feld­marschall Clyde gemeldet und vorgelassen wurde.

Nach der üblichen Begrüßung stellte sich die alte Exzellenz in respektvoller Entfernung vor den Prinzen, räusperte sich und sprach: Ew. Königliche Hoheit! Im allerhöchsten Aufträge, der allergnädigsten Königin Viktoria von Großbritannien und Irland, habe ich die Ehre, den höchsten Orden Englands zu überreichen. Die Veranlassung zur Gründung dieses Ordens ist historisch nicht mit Bestimmtheit nachweisbar, ohgleich eine Reihe Versionen' über seine Entstehung im Umlaufe sind. Tatsache ist, daß er von König Eduard dem Dritten gestiftet wurde. Das große Ansehen des Ordens findet seinen Grund in der ununterbrochenen Fortdauer bei äußerst wenigen Abänderungen und in seiner sehr vorsichtigen und sparsamen Verteilung. Nur Regenten und Engländer von hohem Adel können den Hosenbandorden erhalten. Die Ordensdevise: Uonnx soit gui mal pense I (Hundshott, welcher Böses darüber denkt. Die Red.) erklärt sich durch die Legende der Gräfin Salisbury und die meisten Geschichtsforscher sind der Ansicht, daß in dieser Lesart die Wahrheit zu suchen sei. Die Ordens-