Adresse der Staatsanwaltschaft die falschen Geldstücke bei dem Landbriefträger ein. Die nächste Postdienststelle hatte natürlich keine Ahnung, daß falsches Geld ausgeliefert worden war. und so ging die Anweisung ruhig an ihre Adresse ab. Der Staatsanwalt erhielt die Geldsendung; er soll sich sehr anerkennend über das Verfahren geäußert haben. Natürlich wurden sofort Ermittlungen nach dem Verbleib der Falschstücke angestellt, jedoch ohne jeden Erfolg, da sie längst wieder in den Verkehr gebracht worden waren.
Hohe Taufpaten. Dem in Hohnhorst (Hannover) wohnhaften Postschaffner Heinrich Hartmann wurde am 19. Aug. ds. Js. ein Zwillingspaar geboren, und zwar der zehnte Junge und als elftes ein kleines Mädchen. Die Freude der Eltern über den Familienzuwachs ist groß und besonders darüber, daß die zehn Jungen nun noch eine kleine Schwester erhalten haben. Wohl selten hat auch eine Familie so hohe Taufpaten, denn das Kirchenbuch zu Hohnhorst weist gar klangvolle Namen auf. Zum siebenten Knäblein ist der Kaiser, zum achten der Kronprinz, zum neunten Prinz Eitel Friedrich und zu dem kleinsten, dem zehnten Prinz Adalbert von Preußen Pate geworden, und hat als Patengeschenk einen silbernen Becher mit Widmung und Glückwunschschreiben übersandt.
Ein unvergleichlicher „Wunderdoktor" haust nach der Lippischen Tageszeitung" in dem Dorfe Afferde bei Hameln. Er sieht weder seine Patienten, unter denen die Frauen natürlich überwiegen, noch diese ihren „Doktor"; ein Briefwechsel tut es schon. Der Patient stellt, so gut er es vermag, seine Krankheit selbst fest und teilt das Ergebnis dem Doktor mit. Dieser antwortet brieflich folgendermaßen: „Liebe N. . . .! Ihren Brief erhalten. Ich teile Ihnen mit, daß ick für Sie eingenommen habe. Wir wollen mit Gottes Hilfe hoffen, daß es hilft. Es grüßt N. N." Mehr kann Man nicht verlangen.
65 000 Mark im Unterrock. Die Pariser Kriminalpolizei hat dieser Tage mit der Verhaftung einer ebenso schic gekleideten, wie schönen Dame einen guten Griff getan. In diesem Sommer wurden in den französischen Badeorten auffallend viel männliche und weibliche Kurgäste auf der Promenade und in den Restaurants bestohlen. Man beargwöhnte schließlich eine Frau von vielleicht 30 Jahren, die stets elegant gekleidet ging und durch ihre Schönheit allgemein auffiel. Als man aber die Verhaftung der Verdächtigen vornehmen lassen wollte, war sie spurlos verschwunden, so daß man nur der Polizei das Signalement angeben konnte. Unlängst gelang es in Paris einem Kriminalkommissar, in einem Warenhause eine Diebin auf frischer Tat zu ertappen. Sie wurde untersucht, und man fand bei ihr im seidenen Unterrock eine
ganze Anzahl raffiniert angebrachter Taschen, in denen sich Schmucksachen im Werte von nicht weniger als 65 000 Mk. befanden. Sie antwortete auf die Fragen des Beamten in deutscher Sprache, indessen der Kommissär war des Deutschen mächtig, worauf die Diebin plötzlich ein unverständliches Kauderwelsch zum besten gab.' Das Aussehen der Verhafteten stimmt mit der Beschreibung überein, die von der Diebin in den Badeorten gemacht worden ist. Die Polizei glaubt, in ihr das Mitglied einer internationalen Diebesbande verhaftet zu haben.
Der „geaichte" Wirt und die mißtrauischen Gäste. Eine nette Biergeschichte als eine Folge bezw. Begleiterscheinung der Biersteuer wird aus Jena berichtet. In einem dortigen Restaurant führte der Wirt seit einiger Zeit Biergläser, die zwar auf fünf Zehntel Liter Inhalt geaicht waren, in Wirklichkeit aber, wie sich jetzt herausgestellt hat, nur vier Zehntel Liter Inhalt faßten. Es waren nun seitens der Gäste dem Wirt gegenüber schon wiederholt Bedenken geäußert worden, zuletzt von einigen Schutzleuten in Zivil, allein der Herr Wirt hatte ^regelmäßig im „Augenblick keine Zeit", gemeinsam mit der Hermandad und seinen Gästen, die sich aus „Philistern" und Studenten rekrutieren, der Sache auf den Grund zu gehen. Da schließlich alles nichts half, so erbarmte sich auf Veranlassung der Polizei die Gendarmerie — das Restaurant liegt außerhalb des Stadtbezirks Jena — der Angelegenheit und fand bei der sofort vorgenommenen Revision den Verdacht vollauf bestätigt. Der Wirt gibt nun an, die wissentlich falsch geaichten Gläser in einem hiesigen Geschäft gekauft zu haben. Der Verdacht, derartige auf Täuschung des Publikums berechnete Biergläser als „Spezialität" in den Verkehr gebracht zu haben, richtet sich seitens der untersuchenden Behörde zunächst auf die Betriebsgeschäste, in der Hauptsache aber auf die Glasfabriken, deren es ja gerade in Thüringen eine große Anzahl gibt.
Die größte Bewässerungsanlage der Welt. Aus New-Aork wird berichtet: Im Tale des Rio Grande in Neu-Mexiko ist nun das gewaltige Werk begonnen, das bestimmt ist, die größte Bewässerungsanlage der Welt zu werden. Mit einem Kostenaufwand, der auf über 33 Millionen Mark geschätzt wird, errichtet die Bundesregierung quer durch das Wasserbett des Rio Grande einen gewaltigen Damm, der den abfließenden Wassermengen sich entgegenstemmen und binnen kurzem hier einen See erstehen lassen wird, der eine Länge von 45 englischen Meilen bei einer Breite von 5—6 englischen Meilen haben soll. Am Südende wird das riesige Wasserreservoir eine Tiefe von 55—60 Metern zeigen. Nicht weniger als 100000 Millionen Kubikfuß Wasser werden hier aufgestaut, um in Jahren der Trockenheit das umliegende Gebiet zu bewässern. Die Untersuchungen der klimatischen
„Zu Bett gehen, als wenn du nichts ahntest, und wenn er dich angreift — was sicherlich geschieht — dich zu Tode erschrocken stellen und in alles verwilligen, was er von dir verlangt."
„Und was wird weiter geschehen?"
„Nachdem er dich, wie er meint, unschädlich gemacht, wird er jedenfalls die Schlüssel verlangen, und wenn er die hat, dich binden und knebeln. Wahrscheinlich werden um diese Zeit seine Verbündeten ankommen und draußen mit dem Gefährt warten. Sobald sie eingelassen sind und dich gezwungen haben, sie zur Stahlkammer zu führen — wodurch ihre Schuld erwiesen ist — schleiche ich hinunter, öffne die Tür und rufe die sechs Polizeibeamten, die drüben in dem unbewohnten Hause versammelt sind. Bist du gewillt, das Risiko zu übernehmen?"
„Ja gewiß!" war die Antwort.
* *
Drei Stunden waren vergangen, eben schlug es Halbzwei. Sexton Blake lag, den Revolver in der Hand, lang ausgestreckt unter Fordhams Bett.
Plötzlich vernahm sein geübtes Ohr den Klang sich nahender Schritte.
Ein schmaler Lichtstreifen drang unter der Türritze herein. Jemand versuchte, die Klinke herunterzudrücken. Die Tür ging auf.
Was nun geschah, konnte Sexton Blake nicht sehen, er hörte nur ein gut imitiertes Angstgeschrei, als der falsche Inspektor dem Direktor mit der einen Hand an die Kehle griff, während er ihm mit der andern die Mündung seiner Pistole mit der Drohung vor die Stirn hielt, ihn sofort niederzuschießen, falls er sich widersetzen sollte. Fordham spielte seine Rolle großartig. Er stöhnte und wimmerte — flehte ll« — ----- -—-
um Barmherzigkeit wie der echteste Feigling. Als i der Angreifer ihm versprach, sein Leben unter der Bedingung zu schonen, daß er ihn zur Stahlkammer führe, willigte Fordham freudig ein.
„Wo sind die Schlüssel?" fragte „Melville."
Der Direktor griff unter sein Kopfkissen und brachte sie zum Vorschein. „Melville" nahm sie an i sich und zog ein paar Handschellen aus der Tasche,
, die er um Fordhams Gelenke befestigte, dann knebelte i er ihn mit einem Taschentuch und befahl ihm, voran- ! zugehen.
f Kaum hatten sie das Zimmer verlassen, als ^ Sexton Blake unter dem Bett hervorkroch und ihnen l lautlos nachschlich. Oben an der Treppe stehend sah er „Melville" den Direktor in das Vorzimmer schieben, dann hörte er ihn die Seitentür aufschließen, die auf die Straße führte.
Fünf Minuten vergingen, während welcher Zeit „Melville", ruhig eine Zigarette rauchend, in der offenen Tür stand. Dann wurde das surrende Geräusch eines Motorwagens laut und ein paar Sekunden später hielt dieser vor dem Seiteneingang > der Bank.
In dem Wagen befanden sich, der Chauffeur eingerechnet, drei Männer. Zwei sprangen heraus und richteten leise an „Melville" die Frage, ob alles in Ordnung sei. Der Detektiv konnte die Antwort nicht verstehen, aber er sah, wie alle drei in das Vorzimmer traten und hörte gleich darauf das Klirren von Schlüsseln und das Aufspringen einer Tür, woraus er schloß, daß die Verbrecher, von Fordham geführt, in der Stahlkammer waren. Jetzt schlich der Detektiv die Treppe hinab bis zur äußeren Tür, die er lautlos öffnete. Der Wagen wartete draußen. Bei dem Auftauchen der fremden Gestalt
Verhältnisse am Rio Grande haben gezeigt, daß man in regelmäßigen Zwischenräumen mit einer Periode trockener Jahre rechnen muß, in denen bisher der Ackerbau schwer darniederlag. Eine ganze Arbeiterstadt ist an der Dammstelle bereits entstanden, aber dafür fallen andere Stellen dem Bau zum Opfer; fünf mexikanische Ansiedlungen werden durch den neuen See verdrängt. Die Länge der ganzen Dammanlage ist auf 1150 Fuß berechnet. Das Stauwerk wird 190 Fuß über dem jetzigen Wasserspiegel emporstreben. Die Fundamente der Rio Grande-Sperre müssen 65 Fuß tief in das Flußbett eingegraben werden. Die kolossale Bewässerungsanlage übertrifft an Ausdehnung bei weitem die berühmte Nilsperre von Assuan; sie bildet nur einen Teil eines großartigen Systems von Bewässerungsanlagen, die dereinst bestimmt sein sollen, das ganze bewässerungsfähige Gebiet Neu- Mexikos mit Wasser zu versorgen.
Oktober.
Der Oktober hat seinen Namen von dem lateinischen Zahlworte oeto — acht erhalten, weil er im alten römischen Kalender der achte Monat des Jahres war. Im alten deutschen Kalender hieß er Weinmonat, weil in ihn die Weinernte fällt, oder Gilb- hard, vom Gelbwerden der Blätter. Das Wetter im Oktober soll nach den alten Bauernregeln trübe und regnerisch sein, wenn es dem Landmann gefallen soll; denn
Hat der Oktober viel Regen gebracht,
So hat er auch gut die Aecker bedacht.
Nach einer anderen Bauernregel soll ein sonniger Oktober den baldigen Eintritt des Winters verkünden: Ist im Oktober das Wetter hell.
So bringt es her den Winter schnell.
Der Oktober ist eigentlich der erste wirkliche Herbstmonat; denn der September gehört zum größten Teile noch dem Sommer an. Er bringt uns schon kühle Tage und entzieht uns mehr und mehr das Licht der unaufhaltsam abwärts gehenden Sonne. In Flur und Feld macht er mit seinen oft recht starken Stürmen tabula rasa, fegt die Blätter von den Bäumen und zeigt sich nicht selten als ein recht rauher und unwirscher Geselle, dem es ein wahres Vergnügen zu sein scheint, an dem Zerstörungswerke des Herbstes mitzuarbeiten.
Wechsel. Rätsel.
Mit a such' mich im Reich der Muselmannen, Mit i bin ich dem Reich der Geister nah'.
Mit m die Türme weisen Rußlands Fahnen,
Mit u find'st mich in Süd-Amerika.
Auflösung des Rätsels in Nr. 156.
Riese — Wiese.
Richtig gelöst von Emma Eberhardt in Neuenbürg.
fuhr der Chauffeur erschreckt von seinem Sitz, aber ehe er einen Laut Hervorbringen konnte, hatte der Detektiv ihn so fest an der Gurgel gepackt, daß er nur ohnmächtig nach Luft rang. Ein leiser Pfiff Sexton Blakes brachte die Polizeibeamten eiligst herbei. Der Detektiv übergab einem derselben den Chauffeur und führte die anderen in die Bank.
Es gab dort einen kurzen Kampf, aber in weniger als zwanzig Minuten befanden sich „Melville" und Genossen in sicherem Gewahrsam.
Der falsche Inspektor entpuppte .sich als ein gefährlicher Gauner, der unter verschiedenen Namen- der Polizei schon viel zu schaffen gemacht hatte.
Wie sich später ergab, hatte „Melville" an diesem kühnen Plan schon mehrere Monate gearbeitet, sich deshalb auch mit einem Beamten der Bank befreundet, durch den er erfuhr, daß man den Joyce Melville an einem bestimmten Tage in Bisch- dale erwartete. Mit Hilfe seiner drei Genossen lauerte er dann Melville auf dem Wege nach dem Bahnhof an, lockte ihn in ein unbewohntes Haus, das er zum Zweck gemietet und bemächtigte sich dort seiner Papiere und seines Gepäcks. Darauf verkleidete er sich, um Melville zu gleichen und fuhr mit der Bahn nach Birchdale, während seine Helfer im Wagen folgten.
Der wirkliche Joyce Melville wurde gefunden und befreit. Sein Stellvertreter und seine Helfer erhielten lange Zuchthausstrafen und Fordham wurde- auf einen weit wichtigeren Posten versetzt, der ihm fast das doppelte seines bisherigen Gehalts einbrachte. Der Verkehr zwischen ihm und dem braven. Sexton Blake blieb ein sehr reger.
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