RunSschau.

Berlin, 30. September. Der von der Postver- rvaltung in Aussicht genommene Bau einer Brief- untergrund-Tunnelbahn soll in kleinem Umfang gebaut werden. Zunächst soll eine Probestrecke vom Briefpostamt in der Königstraße zum neuen Postamt in der Französischen Straße eingerichtet werden.

Darmstadt, 30. September. In der heutigen Sitzung der Stadtverordneten wurde mitgeteilt, daß der kürzlich verstorbene Konsul a. D. Müller und dessen Frau ihr gesamtes weit über eine Million Mark betragendes Vermögen (vorbehaltlich des lebenslänglichen Zinsgenusses für die Verwandten) der technischen Hochschule in Darmstadt vermacht haben. Die Stiftung soll dazu dienen, strebsamen Studierenden der technischen Hochschule die Mittel zur Vollendung ihrer Studien zu gewähren.

Kuppenheim i. Murgt., 1. Okt. Gestern abend */-8 Uhr ereignete sich auf der Straße zwischen hier und Rastatt bei der sogen. Vogelau ein schweres Automobilunglück. Es stießen zwei Automobile, von denen das eine unbeleuchtet war, zusammen. Ein Chauffeur ist tot und die von ihm geführte Dame schwer verletzt, sie erlitt einen Beckenbruch und mehrere andere Verletzungen. Der Chauffeur des andern Fahrzeugs wurde ebenfalls schwer ver­letzt, er brach die Wirbelsäule. Die Verletzten sind in das Spital nach Rastatt verbracht worden.

Langenschwalbach, 1. Okt. Das 12jährige Mädchen Elisabeth Eschenauer hat um dreier Pfen­nige willen Selbstmord verübt. Diesen Betrag hatte es von seinem Großvater erhalten und ver­nascht, weshalb der seinen Kindern gegenüber über­strenge Vater mit Züchtigung drohte. In seiner Angst sprang das Kind in einen Brunnen und ertrank.

Paris, 1. Okt. In Barcelona sollen in der letzten Zeit mehrere Tausend Personen verhaftet worden sein. Genaue Zahlen zu erhalten ist aber unmöglich.

Paris, 1. Oktbr. Im Theater in Moncey hat sich ein furchtbares Drama abgespielt. Im SchauspielPapa la vertu" treten im 6. Aufzug drei Löwen auf, die der bekannten Menagerie Pezeau gehören. Der Tierbändiger Joffer führt die Tiere auf. Ein Wächter namens Dajlland bringt den Käfig auf die Bühne und öffnet dem Tierbändiger die Türe. Nach der Vorführung der Löwen kam es hinter den Kulissen zu einem Diskut zwischen Dajlland und seiner Geliebten, der 21jährigen Schau­spielerin Josefine Ripoche. Dajlland soll dieser Tage zum Militär einrücken und wollte mit Josefine brechen. Plötzlich hörten die Zuschauer ein schreck­liches Brüllen der Löwen. Die Löwen sind los hieß es. Die Zuschauer stürzten den Ausgängen zu, während Künstler und Angestellte, soweit sie nicht auch die Flucht ergriffen, dem Käfig zuschritten. Josefine Ripoche hat sich in ihrer Verzweiflung dem

Detektiv Serton Make.

Erzählung nach dem Englischen von T. Kampf.

- (Nachdruck verbalen.!

Schluß.

Es war zehn Minuten nach elf. In dem Vorderzimmer eines unbewohnten Hauses, dem Privateingang der Bank gegenüber, stand Sexton Blak mit mehreren Schutzleuten, die er telephonisch aus der Nachbarschaft hervorgerufen hatte. Plötzlich wurde ein Fenster in dem oberen Stockwerk des Bankhauses hell.

Das ist das Gastzimmer," sagte Blake zu dem einen Polizeibeamten,er ist zu Bett gegangen. Kommen Sie mit."

Die beiden verließen das Haus und stahlen sich über die Straße. Einen Augenblick später wurde die Seitentür der Bank geräuschlos geöffnet und Fordham sah heraus.

Den Finger auf die Lippen gedrückt, schlich Sexton Blake hinein und winkte dem Polizeibeamten, ihm zu folgen. Dann schloß er lautlos die Tür.

Fordham führte sie in ein kleines Vorzimmer, das an die Geschäftsräume grenzte und zündete das Gas an.

Jetzt aber, was bedeutet diese ganze Heimlich­keit?" fragte er.Hältst du Melville für einen Betrüger? Das heißt, glaubst du, der Mensch da oben sei nicht Joyce Melville?"

Ich bin sogar davon überzeugt, du sagst selbst, Melville sei Freimaurer mit Leib und Seele. Als du mich deinem Besuch vorstelltest, gab ich ihm das Freimaurerzeichen. Cr antwortete nicht darauf. Dann entdeckte ich, daß er eine Perücke und einen falschen

Käfig so genähert, daß der männliche Löwe den rechten Arm der Frau in seinen Planken hielt. Durch den Blutgeruch angelockt, drängten sich die Löwen an das Opfer heran. Als die Frau Hilfe kommen sah, bot sie ihren Körper den Tieren ganz dar, indem sie sich fest an die Wand des Käfigs anklammerte. Im Nu hatten die Löwen ihr die Kehle aufgerissen. Dann stürzten sich die beiden Löwinnen ebenfalls auf sie. Vergeblich bemühte man sich, den Tieren den Körper zu entreißen. Als es Joffer endlich gelang, in den Käfig zu dringen und die aufgeregten Tiere wegzutreiben, war Jo­sefine Ripoche längst eine verstümmelte Leiche. Die Vorstellung wurde abgebrochen.

Slus StaSt, Bezirk unö Umgebung.

G Herrenalb, 2. Okt. Heute nacht um 2 Uhr brach in dem Wirtschafts- und Pensionsgebäude z.Waldhorn" Feuer aus. Dem energischen Ein­greifen der hiesigen Feuerwehr gelang es eine Aus­dehnung des Feuers zu verhüten, so daß nur der Dachstock und das Treppenhaus zerstört wurde. Der Schaden beträgt etwa 8000 Mk. Der Besitzer Karl Knüller ist als dringend verdächtig, den Brand vorsätzlich gelegt zu haben, alsbald fest genommen worden.

Calw, 29. Sept. Das Jahr 1908 hat unfern Bauhandwerkern keine lohnenden Geschäfte gebracht. In den Kreisen des Handwerkes wird über große Flauheit im Geschäft und über drückende Preise geklagt. Die Bautätigkeit war hier gering; im Laufe des Sommers wurden nur zwei Neubauten erstellt. Es ist daher einleuchtend daß Schreiner, Glaser, Schlosser und andere Bauhandwerker wenig Arbeit bekamen, zumal auch Umbauten und Neu­einrichtungen von Häusern wenig vorkamen. Der Mangel an Arbeitsgelegenheit machte sich auch in den Preisen gellend. Die Erlangung von Aufträgen war erschwert und manche Handwerksmeister ent­schlossen sich zu allerniedrigsten Preisen, um nur wenigstens beschäftigt zu sein. Das Abgebot bei ausgeschriebenen Bauarbeiten war deshalb überall ziemlich stark. Eine Besserung der Verhältnisse ist für den Winter nicht in Aussicht zu nehmen und ob die Erwartungen, die man allenthalben auf ein Aufleben der Geschäftskonjunktur setzt, sich im Jahr 1909 erfüllen werden, ist noch ungewiß. Wenn nicht eine regere Bautätigkeit seitens der Industrie oder des Privatunternehmens einsetzt, so werden die Ver­hältnisse sich nicht so schnell bessern. (C. W.)

Pforzheim, das jetzt etwa 65000 Einwohner zählt, steht in Hinsicht auf Theatergenüffe hinter manchen weit kleineren Städten insofern noch zurück, als sie noch eines städtischen Theaters ent­behren muß. Der Pforzheimer Musentempel ist von einem Privatunternehmer in ein Cafö-Restaurant eingebaut und läßt, trotz der Verbesserungen, die der Besitzer vorgenommen hat, manches zu wünschen übrig. Die Stadt hat jetzt ihren Zuschuß zu dem

Bart trug. Eine letzte Probe gab den Ausschlag. Wie du weißt, fragte ich ihn, ob wir uns nicht schon in dem Palast des Gouverneurs in Colombo ge­troffen hätten. Er erwiderte, daß er oft dort gewesen wäre. Der Palast ist aber gar nicht in Colombo, sondern in Candy, und jemand, der drei Jahre da gewohnt, kann sich so nicht irren. Dein Gast kann also niemals in Ceylon gewesen und deshalb auch nicht Melville sein."

Aber wer ist er denn sonst?"

Das muß sich erst noch finden. Einstweilen kann ich mir nur denken, daß der Mensch irgendwie in Erfahrung gebracht haben muß, daß Melville hierher reisen und die Nacht bei dir zubringen wollte. Wahrscheinlich hat er ihm aufgelauert, ihm sein Gepäck gestohlen, und ist anstatt seiner hierher­gekommen."

Mit der Absicht, mitten in der Nacht die Bank zu bestehlen?"

Zweifellos. Morgen ist Zahltag für die Orts- bergwerke, wie ich höre. Wahrscheinlich hast du eine ungewöhnlich große Geldsumme in der Stahlkammer?"

Mindestens zwölftausend Pfund alles in Münze."

Eine ganz nette Beute für die Arbeit einer Nacht!"

Aber er könnte nicht an das Geld kommen, wenn du mich nicht gewarnt hättest. Außer den beiden Schlössern an dem Tresor sind noch drei ver­schlossene Türen zwischen meiner Wohnung und der Stahlkammer."

Sexton Blake zucke die Achseln.

Verschlossene Türen sind für gewiegte Ein­brecher kein Hindernis," sagte er,aber ich nehme auch gar nicht an, daß dein Gast mit dem Auf-

Theaterunternehmen auf 13 000 Mk. erhöht. Die Leitung hat Direktor O. Reuß, der dem Theater hier seit fast 17 Jahren vorsteht. Die diesjährige Saison wurde mit dem Schönthan-Kadelburgschen LustspielZwei glückliche Tage" eröffnet, woran sich die alten BenedixschenRelegierten Studenten" an­schlossen. Ein zweites Ensemble, dasRhein- Mainische Verbandstheater", das zur Zeit hier gastiert, findet großen Anklang.

Pforzheim, 30. Sept. Der hier bei einem Bijouteriefabrikanten in Dienst stehende 32 Jahre alte Chauffeur Friedrich Deeg aus dem benach­barten Ellmendingen lud bei einer Fahrt mit dem Auto seines Herrn seinem ihm begegneten Bruder, den Goldschmied Gustav Deeg, zum Mitfahren ein und raste derart durch Ellmendingen, daß sein Bruder aus dem Auto fiel und nach 10 Minuten tot war. Friedrich Deeg hat sich deshalb vor der Strafkammer wegen fahrlässiger Tötung zu verant­worten. Es stellte sich aber heraus, daß Gustav Deeg im Auto aufgestanden war und den Hut geschwenkt hatte. Deshalb wurde sein Bruder frei­gesprochen.

Neuenbürg, 2. Oktbr. Auf dem heutigen Schweinemarkt, welchem 52 Stück Milchschweine zugeführt waren, kostete das Paar 20 bis 33 Mk.

OerMischrsL»

Freudenstadt, 28. Sept. In der Nähe des Hauses führt der Schienenstrang der Zahnradbahn (vom Stadt- zum Hauptbahnhof) vorbei. Nachdenk­lich und mit mitleidiger Miene sieht ein kleiner Freudenstädter Erdenbürger des Tages mehrmals, wie dasBähnchen" unter Pusten und Schnauben den Hang erklimmt. Dem still beobachtenden Vater ist das permanente Interesse des Kerlchens schon längst ausgefallen. Aber erst eine Aeußerung von seiten des kleinen Mannes gibt ihm Aufschluß über dessen nachdenkliches Verhalten und zeigt ihm jetzt schon die Richtlinien bei der einstigen Berufswahl. Eines Tages, als das Gekeuch des Zügle wegen seiner starken Belastung besonders beängstigend ist, stellt der kleine Doktor, sich zum Vater wendend, die Diagnose:Der hals aber arg auf der Brust!"

Man schreibt derTäglichen Rundschau" aus Thüringen: Ein Schwabenstreich, der allerdings schon auf ein ziemliches Alter zurückblicken kann, erlebte in einem kleinen Orte im Sächsischen,wo sie sein so Helle", eine lustige Neuauflage. Dort wurde wegen Bettelns im Orte ein Handwerksbursche verhaftet, in dessen Besitz sich zehn falsche Einmark- ! stücke befanden. Der Ortsschreiber hob die unechten Münzen sorgfältig auf. Nicht lange darauf kam von der Staatsanwaltschaft die Aufforderung zur sofortigen Einsendung der Falschstücke. Der Herr Einnehmer wählte den kürzesten und bequemsten Weg, um sich des Auftrages zu entledigen. Er benutzte eine Postanweisung und zahlte unter der

brechen von Schlössern seine Zeit vergeuden will. Vielmehr bin ich überzeugt, daß er dich mitten in der Nacht überrumpeln und zu zwingen gedenkt, ihm die Schlüssel zu übergeben." jSelbst in diesem Falle könnte er in der Stahl» ^ kammer nichts ausrichten. Es gehören zwei Schlüssel ! dazu, um den Tresor zu öffnen, ich habe nur den

> einen, den andern verwahrt der Kassierer."

!Was dein Besucher jedenfalls weiß. Aber wenn ^ er dich zwingt, ihm die Schlüssel zu behändigen und ; den Weg zu zeigen, so spart er eine Menge Zeit j und Mühe und hat statt fünf Schlösser nur eins : aufzubrechen."

!Das ist wahr," gab Fordham zu.Ich weiß , nur nicht, warum du mir das alles nicht eher sagtest, ! wenn dir der Verdacht kam?"

>Weil ich fürchtete, du möchtest dich nicht in ? Worten, aber durch dein Benehmen verraten, j ehe ich meine Vorbereitungen getroffen hatte, die ! ganze Bande festzunehmen."

!Eine Bande? Glaubst du denn, daß mehr als ' ein Mann"

§Natürlich. Wie könnte ein einziger ohne Hilfe ! und ohne Wagen zwölftausend Pfund in Münzgeld ! fortschleppen?"

!Dann willst du jetzt den Mann hier festnehmen l und dich auf die Lauer legen, um seine Gesellen ! einzufangen?"

!Das hängt allein von dir ab. Wenn wir den . Mann jetzt arretieren, können wir ihm nur vielleicht die Absicht zu einer unerlaubten Handlung zur Last legen; seine Mitschuldigen dürfen wir überhaupt nicht verhaften, weil sie nichts Unrechtes begangen haben."

Aber was soll ich denn nun tun?"