vermischtes»
Ein Scherz des Kaisers. Als Graf Zeppelin mit dem Kaiser am Fenster erschien, und die Menge begeistert dem Grafen zujubelte, soll der Kaiser angesichts der freudig erregten Masse einen gelungenen Scherz gemacht haben. Er wies darauf hin, daß sich die drei Millionen Berliner, von denen er einen Teil als Repräsentanten vor sich sehe, anscheinend noch recht wohl befänden, trotzdem sie vom Grafen Zeppelin heute überfahren worden wären.
Wie schwer ist „Zeppelin"? Diese Frage, so schreibt ein technischer Mitarbeiter, wurde neulich in einem größeren gesellschaftlichen Kreise aufgeworfen. Niemand wußte sie richtig zu beantworten. Man riet hin und her, schätzte das Gewicht überaus gering, oder kam auf Unsummen. Genug, mir scheint es angebracht, über diese und einige andere technische Fragen, über die man gewiß ebenfalls gern debütiert, Aufschluß zu geben. Das Gesamtgewicht eines Zeppelins betrügt insgesamt 10 500 k§. Die 17 Gasballons, die sich in seinem Gerippe befinden, wiegen zusammen etwa 3400 leg, in jeder der beiden 8 m langen Gondeln — die Gesamtlänge des Luftschiffes beträgt 136 w, der Durchmesser 11,66 m — befindet sich ein Motor von 115 k8. Jeder Motor wiegt betriebsfertig 400 KZ. Von dem Gesamtgewicht entfallen rund 6000 kg auf das Ballongerüst, d. h. das Aluminiumgerippe, Ballonstoff, Stabilisierungsflächen, Gondeln usw. Außer seinem eigenen Gewicht kann Zeppelin noch 4500 kg tragen. Diese Tragkraft wird am meisten in Anspruch genommen von dem Benzinvorrat. Jeder Motor verbraucht bei voller Leistung pro Stunde 30 kg Benzin. Damals, auf der 41stündigen Fahrt, mußte man also einen Benzinvorrat von annähernd 2500 kg zur Verfügung haben. Der Inhalt des Luftschiffes beträgt 15 000 ebm. Der Auf- und Abstieg des Ballons wird durch eine Verstellung der Höhensteuerung bewirkt. Jedes Höhensteuer — je eins links und rechts am Luftschiff — besteht aus vier parallelen Flächen. Die zwei oberen sind kleiner als die unteren. Jedes Paar Höhensteuer besitzt etwa 22 qm Flüche. Die Höhensteuer sind imstande, bei voller Geschwindigkeit des Zeppelin einen Druck von 600 kg zu erzeugen I Diese Zahl macht uns die Schnelligkeit und Sicherheit begreiflich, mit der sich das Luftschiff auf- und abwärts bewegen kann. Der Durchmesser der Schrauben bemißt sich auf annähernd 3 m. Beim „2 114" treibt jeder Motor zwei Propeller. Die Motore machen in der Minute etwa 1000 Umdrehungen. Die Schnelligkeit, mit der sich Zeppelin vorwärts bewegt, beträgt etwa 15 Meter die Sekunde, also 54 km in der Stunde. Die Form des Ballons ist I6eckig. Jeder der Ringe, über welche die Ballonhaut gespannt ist, besitzt 16 Ecken. Die Ringe werden durch 16 Längs- träger miteinander verbunden und durch je 16 Draht- stahlseile, die sich im Mittelpunkt in einem kleinen Ringe treffen, verspannt.
Sie will den Zeppelin nicht sehen. Göttin gen, 29. Aug.: Aus Furcht vor dem Erscheinen des Zeppelinschen Luftschiffes wäre, wie die „Frkft. Ztg." zu melden weiß, eine alte Frau in Eichenberg beinahe in ihren Kissen erstickt. Es war nämlich dort am Freitag abend das Gerücht verbreitet, Zeppelin komme auf seiner Berlinfahrt über unsere Gegend; auch hatte man von dem Getöse der Luftschiffmotoren, das eine halbe Stunde weit gehört werden könne, erzählt. Der Zufall wollte es nun, daß am andern Morgen der Nachbar, ein Landwirt, sehr früh mit dem Reinigen seines Getreides mittelst der Windfege begann. Dieses Geräusch erweckte bei der Frau den Wahn, Zeppelin sei über ihrem Hause. Es wurde 9 Uhr, und die alte Frau war noch nicht aufgestanden. Endlich betrat man die Stube und fand die Alte in die Decken eingehüllt, in Schweiß gebadet vor. Sie erklärte, sie habe in ihrem Alter nicht mehr sehen wollen, wie die Menschen immer überspannter würden und wie sie sogar jetzt das Wandern von Sonne und Mond am Himmel nachmachen.
Vergnügungs-Telephone in deutschen Städten. Wie man erfährt, beabsichtigt eine französische Gesellschaft in Berlin und in verschiedenen größeren Städten Deutschlands ein sogenanntes „Vergnügungstelephon" einzusühren, wie ein solches seit einiger Zeit in Paris besieht und sich daselbst allgemeiner Verbreitung und großer Beliebtheit erfreut. Das Vergnügungstelephon ist ein Apparat, der mit dem gewöhnlichen Gebrauchstelephon in keinem Zusammenhang steht, jedoch in jeder Privatwohnung ohne weiteres installiert werden kann. Das Telephon steht in Verbindung mit verschiedenen
Theatern, vornehmlich mit solchen, in denen musikalische Vorführungen stattfinden, jedoch auch mit den wichtigsten Konzertsälen. In Berlin speziell soll ein sogenannter „Aufnahmer" auch im Saal des Reichstags seinen Platz finden. Der Besitzer des Vergnügungstelephones, das gegen ein verhältnismäßig billiges Abonnement abgegeben wird, kann durch die Hörmuschel, bequem in seiner Wohnung sitzend, eine Opern- oder Operettenvorstellung, ein Konzert oder eine für ihn interessante Rede im Parlamente mit anhören. Ueberdies werden von der Gesellschaft für die Abonnenten jeden Tag zu bestimmten Stunden Vorlesungen veranstaltet, in deren Verlaufe man die wichtigsten Zeitungsnachrichten, die nach Wunsch einem bestimmten Blatte entnommen werden, erfahren kann; aber auch schöngeistige Werke werden zur Verlesung gebracht. An allen Nachmittagen gleichfalls zu bestimmten Zeiten kann man den Klängen eines Militürkonzertes lauschen. Der Preis eines Apparates ist derartig niedrig gestellt, daß jeder Privatmann ihn sich halten kann, ganz besonders aber werden die Vergnügungstelephone für Hotels und andere ähnliche Anstalten, wie auch beispielsweise für Aerzte in Betracht kommen, in deren Wartezimmern der ängstliche Patient sich über qualvolle Minuten angenehm hinwegtüuschen kann.
Barfuß auf die Zugspitze. Der höchste Gipfel des Deutschen Reiches, die 2966 m hohe Zugspitze ist von dem in den fünfziger Jahren stehenden Münchener Badeanstaltbesitzer Steinhäuser, einem geübten Alpinisten, vom Eibsee aus über die Wiener Neustadthütte in nicht ganz 3'/i Stunden barfuß bestiegen worden. Der Barfußalpinist, der schon viele Touren so gemacht hat, hatte zuvor nur ein Frühstück aus Milch und Brot eingenommen.
Ein vielbegehrter Bürgermeisterposten. Infolge Ablebens des Bürgermeisters Dr. Kreitz, der bei Bad Nauheim aus dem Bahnzuge stürzte und hierbei getötet wurde, war die Bürgermeisterstelle in Königswinter zur Neubesetzung ausgeschrieben worden. Nicht weniger als 153 Bewerber haben sich hiezu gemeldet. Darunter befinden sich: 14 Offiziere, 2 Regierungsassessoren, 13 Gerichtsaffes- soren, 14 Referendare, 7 Rechtsanwälte, 47 Bürgermeister und Amtmänner, 36 Verwaltungssekretäre, 2 Regierungsbaumeister, 1 Senator, 1 evangelischer Pastor, 6 kaufmännische und andere Angestellte, 1 Chemiker, 1 Prozeßagent, 1 Bankbeamter und 1 — Kohlenhändler.
Ein allzu guter Schütze. Daß an einer Jahrmarktsschießbude ein Schütze von den Damen vom Schießen abgehalten wird, ist wahrscheinlich noch nicht oft dagewesen. In Jmmenstadt wütete ein junger trefflicherer Schütze zum stillen Aerger des Besitzers und lautem Halloh der Zuschauer mit der Büchse unter den Gipspfeifen und Glaskugeln des Tempels und kam zu allem Ueberfluß auch am folgenden Abend wieder, um eine Pfeife nach der andern von den Nägeln zu pfeffern. Auf den Vorhalt der Schießdamen, die Verheerung nun einzustellen, da man ja sehe, daß er gut schießen könne, hatte der Schalk nur ein Lächeln, ließ sich von vielen Bekannten wieder aufstacheln um fortzumachen, so daß dem empörten Besitzer angesichts der vielen Scherben unter stillen Verwünschungen nichts übrig blieb, als die Bude wegen Mangels an Inventar zu schließen.
Als ein Attentat auf die Reinlichkeit muß das Oelen des Fußbodens in den Schulzimmern bezeichnet werden. Bemerkt zu werden verdient zunächst die Tatsache, daß in dem Ursprungsland der Fußbodenölung, in Amerika, diese wohl mit Nutzen in den mit fortwährend erzeugtem Staub erfüllten Werkstätten angewendet wird, daß es aber dem praktischen Amerikaner nie in den Sinn gekommen ist, das Oelen auf die Schulen zu übertragen, ebenso wie es jemand einfallen würde, den Boden von Wohnzimmern zu ölen. Es liegt ganz und gar nicht im Interesse der Erziehung zur Reinlichkeit in der Schule, wenn der Fußboden des Schulzimmers, der ein herunterfallendes Buch, ein Blatt oder einen reinen Kleidersaum hoffnungslos beschmutzt, in der Erinnerung der Jugend als etwas Unreines haften bleibt. Demgegenüber fallen ebenso wie in der Wohnung alle Vorteile der Bequemlichkeit oder der vielleicht etwas verminderten Bazillen, die man Heuer weniger fürchtet, als die Disposition zu ihrer Aufnahme, kaum ins Gewicht und unsere Hausfrauen sollten zu dieser Sache, die ihre eigene Mühe, die Kinder zur Sauberkeit in jeder Hinsicht zu erzielen, in Frage stellt, energisch das Wort ergreifen.
Coupss für Raucherinnen. In England ist das Recht der Damen, Tabak zu rauchen, jetzt
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öffentlich anerkannt worden. Die große Eisenbahngesellschaft „London and North Western Railway" hat beschlossen, fortan in allen Zügen ein besonderes Abteil 1. Klasse für rauchende Damen, „laäws smokers", zu reservieren. Bei dieser Gelegenheit erinnern die englischen Zeitungen daran, daß den Damen seit einiger Zeit auch in allen großen Restaurants von London das Rauchen in den öffentlichen Sälen gestattet wird. Man mag über das Rauchen der Damen denken, wie man will. Aber daß Kellner, wie es in manchen deutschen Restaurants noch vorkommt, rauchende Damen mehr oder minder höflich ersuchen, die Zigarette wegzuwerfen, verdient als philisterhafte Bevormundung lächerlich gemacht zu werden.
Die teuerste Eisenbahn der ganzen Welt besitzt das bekannte Goldland Alaska; es ist dies die Schmalspurbahn, die von Skagway über die Wasserscheide des meist so gefürchteten Weißen Passes nach Whitehorse am oberen Aukon führt. Die Bahn legt die verhältnismäßig kleine Strecke von 180 kw, also kaum die Entfernung von Karlsruhe bis Basel, in 8—10 Stunden zurück, entwickelt also keine große Geschwindigkeit. Die Bahn selbst hat fast keine technischen Schwierigkeiten geboten, nur ein kleiner Tunnel war nötig, dabei kostet diese kleine Entfernung, die in Deutschland in der luxuriösen 1. Wagenklaffe 15.40 Mk. im Eil- und 17.40 Mk. im Schnellzug kosten würde, für die einfache Fahrt in der einzigen Wagenklasse 84 Mk.. das sind 47 Pfg. pro Kilometer gegen 7,5 Pfg. in Deutschland.
Zur Beseitigung aller Steuern wird in einer Zuschrift der „Bayrischen Rundschau" folgender Vorschlag gemacht:
Besteuert doch die Lästerzungen,
Und alle Lügenmäuler mit.
Das höchste Ziel ist dann errungen.
Gedeckt wär' jedes Defizit.
Fünf Pfennig nur für jede Lüge,
Und zehn für jede Klatscherei,
Was solche Steuer wohl betrüge?
Ich glaub', wir würden steuerfrei!
Bauernregeln im September. Wie die Witterung des September ist, so ist die des kommenden März. — Ist Aegidi ein Heller Tag, so folgt ein guter Herbst. — Wie das Wetter an Mariä Geburt ist, so soll es 4 Wochen bleiben. — Mariä Geburt jagt alle Schwalben furt. — Wenn im September Donner und Blitz dir dräuen, magst nächstes Jahr an Obst und Wein dich freuen. — Wie der Hirsch an Aegidi (1.) in die Brunst wohl geht, so das Wetter nach 4 Wochen noch steht. — So viel Tage vor Michaeli (29.) Reis, so viel Tage nach Georgi Eis. — St. Michel- Wein ist Herren-Wein, St. Gallus-Wein ist Bauern- Wein. — Nach Septembergewittern wird man im Hornung vor Schnee und Kälte zittern. — An September-Regen ist dem Bauer viel gelegen. — Auf warmen Herbst folgt meist langer Winter. — September-Gewitter sind Vorläufer von starkem Wind. — Sind Zugvögel nach Michaelis noch hier, haben bis Weihnachten lind Wetter wir. — In vielem Herbstnebel seh' ein Zeichen von viel Winterschnee. — Späte Rosen im Garten, schöner Herbst und der Winter läßt warten. — Bläst Jakobus weiße Wölkchen in die Höh', sind's Winterblüten zu vielem Schnee. — Jakobus in sonnenheller Gestalt, macht uns die Weihnachten kalt.
Ein Mittel gegen Schnaken ist übermangansaures Kali, sogen, rotes Salz, das man für 5 bis 10 in jeder Apotheke oder Drogerie haben kann. Einige Krystalle davon werden in einem kleinen Fläschchen mit Wasser aufgelöst und der Stich eines jeden Insektes verliert seine Gefährlichkeit. Es verhütet, sofort angewandt, jeden Schmerz und jede Geschwulst, sogar Blutvergiftung. Das Mittel kann (wie das beliebte Salmiak) in jeder Westentasche mitgetragen werden und wenn die Flüssigkeit braun ist, also nicht mehr rot, so wird sie erneut.
(Rücksichtsvoll.) Onkel: Wie kannst du nur solche Schulden machen, Ernst? — Neffe: Weil sonst die Leute sagen würden, du hättest nichts, lieber Onkel!
(Der Besuch des Zahnarztes.) Herr: „Ist die gnädige Frau zu sprechen? — Stubenmädchen: Nein, sie hat Zahnschmerzen. — Herr: Wie ist das möglich? Ich habe ja ihr Gebiß in der Tasche.
(Er weiß zu viel.) Sie (schmollend): „Ach, was wißt Ihr Männer denn von der Damenkleidung?" — Er (mit hohler Stimme): „Den Preis, gnädige Frau!"