Zweites

Blatt.

Der Lnztäler.

Zweites

Blatt.

^ 141.

Neuenbürg, Freitag den 3. September 19VS.

67. Jahrgang.

Zur Geschichte des Oberamtsbezirks Neuenbürg.

m.

Arnbach.

Südlich vom Ort im Wald Hasenbuckel finden sich noch Spuren von früherer Agrikultur; nach der Sage soll dieser Ort größer gewesen sein und sich gegen diesen Wald hin erstreckt haben.

Genannt wird der Ort als Arnbach erstmals um 1109, als Gerlach von Haslach allda das Kloster Hirschau beschenkte (6ock. Ilirs. 35a). Hiesige Ein­künfte verdankte das Kloster Herreenalb im Jahre 1271 der Mildtätigkeit des Grafen Konrad von Vaihingen. Zehnten besaßen allda die Schöner von Straubenhardt und verkauften solche 1598 an Württemberg.

Beinberg.

Beinberg (1453 Le^mboig), Dorf, evang. Filial von Liebenzell, OA. Calw, 251 Einw-, am Schul­haus 591 IN ü. d. M., 16,6 km südöstlich von Neuen­bürg. Wohl das beste Beispiel einesReihendorfs" : die Gehöfte stehen entlang einer Straße, jeder Grundbesitz schließt sich an als ein langgedehnter Streifen von Wiese, Acker und Wald. Die einzelnen Grundstücke sind durch lang hinziehende Steinwälle geschieden, welche mit hohem Gebüsch bewachsen sind.

Beinberg gehörte zur Herrschaft LiebenzeÜ, deren Schicksale teilend es 1603 von Baden an Württem­berg kam, worauf den 5. Januar 1604 der Mark­graf Ernst Friedrich von Baden seine Untertanen in genannter Herrschaft ihrer Pflichten entließ und die Herrschaft selbst am 25. Januar 1605 dem Würt- temberger Lande einverleibt wurde. Als Filial von Liebenzell ist Beinberg in kirchlicher Beziehung dem Dekanat Calw zugeteilt.

Bernbach.

Bernbach (Bär oder P.N. Löro), nahe der Lan­desgrenze am nördlichen Fuß des eigentlichen Schwarz­waldes, der hier mit dem steilen Mauzenberg (758 Meter) endigt, in reizender Lage am Beginn des Bernbachtals. Vom Mauzenberg erschließt sich eine herrliche Rundschau ins Murg- und Rheintal, hinüber zur Hardt und zu den Vogesen, sowie über einen großen Teil des württembergischen und badischen Flachlandes. Die Kirche soll aus den Steinen einer ebersteinischen Burg erbaut worden sein, die hier stand. Der Ort war wohl ebersteinisch und ge­hörte später dem Kloster Herrenalb.

Vor der Reformation gehörte Bernbach als Filial von Michelbach, badischen Amts Gernsbach, zum Landkapitel Bruchsal und Bistum Speier; ein Weg nach Michelbach heißt noch der Totenweg. Nach der Reformation wurde Bernbach nach Loffenau ein- gepfarrt; seit 1702 aber ist es Filial von Herrenalb.

Die zur Gemeinde gehörige Hardtscheuer, ein einzeln stehendes, '/- Stunde südöstlich von Bernbach an der Vizinalstraße nach Herrenalb gelegenes Haus, war früher eine dem Gutsbesitzer Benkieser gehörige Scheuer, die später von einem Taglöhner zu einem Wohnhaus eingerichtet wurde.

Der Weiler Moosbronn liegt an der Landes­grenze gegen Baden, am Fuß des Mönchkopfs. Der kleine, aus 2 Häusergruppen bestehende Ort grenzt unmittelbar an den badischen Pfarrweiler gleichen Namens. Noch auf diesseitigem Gebiet im Ort entspringt die Moosalb, deren Quelle früher Moos­bronn genannt wurde, gegenwärtig aber von einer an demselben stehenden Linde den Namen Linden­brunnen trägt. An der Linde war früher ein Ma­rienbild angebracht, denn die Mutter der Gnaden soll das Wasser dieser Quelle geheiligt und mit -heilsamen Kräften, namentlich für die Augen aus­gestattet haben. Die dahin Wallfahrenden füllen das Wasser, welches sie Gnadenwasser nennen, in Flaschen, um des Morgens die Augen damit zu waschen. Die Quelle selbst dringt so reichlich her­vor, daß der Abfluß derselben im Ort eine Oel- mühle und auf badischem Gebiet eine Mahlmühle in Bewegung setzt.

Was das Geschichtliche betrifft, so geben wir hier einige Notizen über das früheste Vorkommen des Orts, wobei freilich meist dunkel bleibt, ob das jetzt württembergische oder das badische Moosbronn

gemeint ist. Der Hof Moosbronn (grangia in Llosebronuou) wird schon den 21. Dezember 1177 unter den Gütern genannt, welche Papst Alexander III. dem Kloster Herrenalb bestätigte. Am 18. Jan. 1251 urkundetein eastro Llosonbrunnin" der Markgraf Rudolf von Baden für eben dieses Kloster. Das gleiche Kloster entschädigte den 11. April 1270 der Graf Otto der ältere von Eberstein, als er auf dessen Hofgut zu Moosbronn eigenmächtig ein Jagd­haus baute und einen Fischweiher grub.

Bieselsberg.

Bieselsberg kommt im 12. Jahrhundert, in frei­lich nicht gleichzeitiger Aufzeichnung Böselsperg ge­schrieben, unter den Orten vor, an welchen die ge­borene Calwer Gräfin Uta, ff um 1196, Gemahlin Herzog Welfs VI., an das Kloster Hirschau Besitz­ungen schenkte.

In späterer Zeit erscheint Bieselsberg als Zu­gehörig der Herrschaft Liebenzell, mit welcher es 1603 von Baden an Württemberg gelangte.

Birkenfeld.

Birkenfeld erscheint bei seinem erstmaligen Vor­kommen im Jahr 1322 wenigstens teilweise in markgräflich badischem Besitz. Am 21. Mai ds. Js. ging die Hälfte von Markgraf Rudolf von Baden- Pforzheim als nicht eingelöstes Pfand für 100 Pfd. Heller an Württemberg über, welches wohl um diese Zeit den Ort vollends an sich brachte. Am 2. Jan. 1332 nennt Graf Ulrich von Württemberg vills. uostra Lirkivolt (Kausler 153).

Zehnten und andere Gefälle befassen die Klöster Herrenalb und Frauenalb: Ehemaliger Kirchen­heiliger Skt. Johann. Die geistliche Verwaltung in Pforzheim hatte Güter und Zinse, welche Herzog Christoph durch den Tauschvertrag mit Baden vom Jahre 1565 erwarb. Im Staatsvertrag vom 16. April 1807 aber vertauschte Württemberg an Baden die Steuer und andere Gefälle von den auf Diet- linger Markung gelegenen Birkenfelder Gütern gegen andere Einkünfte.

Birkenfeld war Filial von Brötzingen. Den 21. Februar 1395 verkündigte der Pfarrer von Brötzingen, er habe der Gemeinde Brötzingen auf ihre instän­digen Bitten erlaubt, von ihrem und des Heiligen Gut in Birkenfeld eine Messe aufzurichten, ungeachtet ihm die Frühmesse in der Kapelle daselbst bisher zuständig gewesen (Kausler 160). Im Jahre 1490 aber stifteten Johann von Haslach und seine Gattin Margarethe, verbürgert zu Nürnberg, die Pfarrei in B.; sie behielten ihrer Familie das Präsentations­recht vor und diese ernannte 1520 den LI Johann Frank zum Pfarrer. Später kam der Pfarrsitz an Württemberg, wie er auch heutzutage der Krone zu­steht. Infolge der Drangsale des 30jährigen Kriegs war Birkenfeld von 163357 Filial von Gräfenhausen.

In Birkenfeld wurde Martin Kügelin geboren, welcher 1520 Rektor der Universität Tübingen war, ferner Theodor Christlieb, zuletzt Professor in Bonn. Früher wurde auf der Gemarkung ziemlich viel Wein gebaut, der nach Pforzheim, Neuenbürg, Wildbad und Calw abgesetzt wurde. In guten Jahrgängen wurde für einen Eimer (300 Liter) 5060 fl. er­zielt. Wie früher schon erwähnt, befand sich unweit vom Orte eine römische Niederlassung, von welcher viel Ueberreste aufgefunden wurden. Einen Kilo­meter nördlich an dieser Stelle zieht eine Römer- straße unter der BenennungAlter Pforzheimer Weg" vorüber.

Calmbach.

Calmbach erscheint als Calenbach (sonstige Schreibweisen sind Callenbach 1376, Callbach) in freilich nicht gleichzeitiger Aufzeichnung um's Jahr 830 unter den ältesten Widemsgütern des Klosters Hirschau, welches in verschiedenen Zeiten allhier weiteres erwarb; so um 1100 sechs Huben und 6 Leibeigene und im Jahre 1303 von dem Grafen Konrad von Vaihingen den zwischen der großen und kleinen Enz gelegenen Wald Heimenhardt (Kaus­ler 151).

An Württemberg gelangte der Ort wohl mit Neuenbürg, die hiesigen klösterlichen Besitzungen aber erst durch die Reformation. Er hatte das Beholz­ungsrecht in benachbarten Hirschauer Klosterwaldungen,

namentlich in dem Kalbling (zwischen Calmbach und Jgelsloch), wofür jedes Haus jährlich eine alte Henne und zwei Heller (Holzhenne und Schützengeld) entrichten mußte; dieses Recht gab die Gemeinde im Jahre 1835 im Vergleich mit dem Staat auf gegen Überlassung von 1100 Morgen im Kälbling. Auf dem Eiberg, etwa '/s Stunde östlich von der Straße von Wildbad nach Dobel, stund das gleichnamige Bergschloß und soll nach der Volkssage ein Ort ge­standen haben; man findet daselbst noch einen rund ausgemauerten, jedoch beinahe ganz zugeschütteten Brunnen, von dem ein alter Weg zu dem Schloß­kopf geführt haben soll. Bei der Anlage der Wild- bad-Dobler Straße fand man auf dem Rücken des Eibergs alte Waffen, namentlich ein sehr langes Schwert, Sporen usw. Auf dem nordwestlich von Calmbach gelegenen Schloßkopf stand eine Burg, von der übrigens nur noch einige Steine sichtbar sind.

In kirchlicher Beziehung erscheint Calmbach im Jahre 1376 als Zugehörin der Kaplanei Wildbad, welche wiederum ein Filial von Liebenzell war.

Nach der Reformation war Calmbach ein Filial des Diakonats in Wildbad; der Diakon mußte alle Sonn-, Fest, Feier-, Bußtags- und Vorbereitungs­predigten, an Sonn-, Fest- und Feiertagen auch eine Hinderlehre halten, der Schulmeister aber am Sonn­tag die Vesperlektion, am Mittwoch die Betstunde, bis im Jahr 1829 ein ständiger Pfarrverweser kam und 1839 Calmbach mit Höfen zu einer eigenen Pfarrei verbunden wurde.

Conweiler.

Conweiler war Eigentum der Herren von Schma­lenstein, aber auch die Straubenhardt waren später dortselbst begütert. In dem sogenannten Burgtal stand das Schloß Cunnenberg, das den Herren von Schmalenstein gehörte. Dasselbe war bereits 1397 von Württemberg und Baden zerstört, als Graf Eberhard von Württemberg dem Conz von Schmalen­stein die Erlaubnis erteilte, die Feste wieder aufzu­bauen. Schmalenstein mußte sich jedoch verpflichten, die Burg nicht mit Mauern und Gräben zu ver­sehen; wenn er dies tue, sollte dieselbe Württemberg anheimfallen. Conz von Schmalenstein übergab 1368 mit Willen seiner Söhne an Wolf von Wunnen- stein, den in der Geschichte alsgleißender Wolf" bekannten Edelmann, das DorfKunwyler", ein Viertel der Dörfer Dobel, Dennach und Schwann und seinen Teil der zu Straubenhardt gehörigen Wälder, auch den Hof zu Obernieöelsbach in der Weise, daß die Söhne des Conz die veräußerten Besitzungen wieder zu Lehen empfangen sollten. 1414 aber trat Förderer von Wunnenstein seine Rechte auf alle diese Besitzungen an Württemberg ab. Hierüber entspann sich ein Streit zwischen dem Grafen Eberhard von Württemberg und dem Mark­grafen Bernhard von Baden. Dieser endete 1423 mit einem Vergleich, nach welchemWürttemberg bei seinem Kauf um Conweiler mit seiner Zube­hörde bleiben sollte, dem Markgrafen jedoch gegen die, welche ihm vorher den Kauf versprochen haben, sein Recht in alleweg Vorbehalten wäre." Nicht lange zuvor hatte Hans von Remchingen durch seine Heirat mit Susanne von Schmalenstein die Burg und sieben Teile des Dorfes Conweiler erhalten; er verkaufte seinen Besitz im Jahre 1411 an Georg von Gemmingen. Zwei Jahre später trat dieser seinen Anteil für 1000 fl. an die Herrschaft Würt­temberg ab. Letztere kaufte 1442 von Hermann von Sachsenheim, Schwarzfritz von Sachsenheim und Hans Truchseß von Stetten die von diesen durch ihre Heiraten mit Anna, Agnes und Notburg von Straubenhardt erworbenen Eigentumsrechte von Con­weiler, ferner 1446 und 1598 noch die Caspar von Schmalenstein und Schöner von Straubenhardt ge­hörigen Besitzungen.

In kirchlicher Beziehung kam Conweiler 1479 als Filial zu Feldrennach; früher gehörte es zu Gräfenhausen.

Ganzhorns herrliches Volkslied:Im schönsten Wiesengrunde" bezieht sich auf die Talidylle zwischen Conweilrr und Feldrennach.