Vom Lande, 29. Aug. Junge Ehefrauen lassen sich häufig die vor ihrer Verheiratung geleisteten Beiträge zur Invalidenversicherung zurückerstatten, ohne zu bedenken, daß sie dies in den meisten Fällen später zu bereuen haben. Die Folgen der Zurückzahlung der Beitrüge machen sich früher oder später in sehr nachteiliger Weise geltend, indem das Anrecht auf die sämtlichen Wohltaten, die das Jnvalidenversicherungsgesetz den Versicherten gewährt, erlischt. Es kann also keine Invalidenrente, keine Krankenrente, keine Altersrente und kein Heilver- verfahren mehr beansprucht werden. Besonders sollten sich die Frauen aus dem Arbeiterstande nicht um eines scheinbar momentanen Vorteiles Willen die Beiträge, wenn sie heiraten, rückerstatten lassen. Sind sie doch vielfach früher oder später gezwungen, durch versicherungspflichtige Arbeit zur Ernährung der Familie beizutragen. Solche Frauen, welche sich die Beiträge zurückzahlen ließen, müssen dann mit Markkleben wieder von vorn anfangen und können die Wartezeit oft nicht mehr erfüllen.
Zur Geschichte des Oberamtsbezirks Neuenbürg.
Ueber die Geschichte unseres Amtsbezirks haben wir im Laufe der Jahre in unserem „Enztäler" von Zeit zu Zeit Beiträge veröffentlicht und damit stets allgemeines Interesse erweckt. Wir wollen auch in Folgendem wieder einige Beiträge geben und dabei besonders die einzelnen Orte berücksichtigen. Uebergehend zu den Ortschroniken wollen wir zufolge eines vom Dobel geäußerten Wunsches und zur Ergänzung der mitgeteilten Chronik von Dennach und Straubenhardt mit diesem Bezirksort beginnen. Wir bedienen uns dazu neben den uns zur Verfügung stehenden Oberamtsbeschreibungen einer Sammlung sonstiger Veröffentlichungen.
Dobel.
Von dem Langmartskopf, der sich 3309,s württ. Fuß über die Meeresfläche erhebt, zieht sich zwischen dem Wassergebiet der Alb und der Eyach ein schmaler hoher Gebirgsrücken über den Schweizerkopf, Roßberg, Leimenkopf, Stierkopf nach dem Dobel, wo er sich allmählig namhaft verbreitert und eine noch 1520 württ. Fuß über die Meeresfläche (Signal bei Dobel) sich erhebende Hochfläche bildet. Auf dieser freien, den Luftströmungen stets ausgesetzten Hochebene liegt der ansehnliche, weitläufig gebaute Ort, der teils auf der Anhöhe, teils in einer sanften, wohl ausgerundeten Mulde, dem Anfang des Dobelbachtälchens sich lagert.
Westlich vom Ort befinden sich noch die Ueber- reste zweier Schanzen, die eine im Walde Dobelberg, die andere am Saume des Dobler Brennten- walds, welche ohne Zweifel im Jahre 1796 bei dem Treffen, welches hier die Oesterreicher den von Neusatz herkommenden Franzosen lieferten, aufgeworfen wurden.
Die zu der Gemeinde, außer 2 einzelnen östlich vom Ort an der Straße nach Wildbad stehenden Häusern, gehörigen Parzellen sind: Die ff- Stunde südöstlich vom Eyachtal gelegene Dorf-Sägmühle und die Eyachmühle. oberhalb der Dorf-Sägmühle an der Einmündung des Mannabächleins in die Eyach, ferner das Wernerhaus an der Eyach.
Der Lehmannshof, gleichfalls im Eyachtale gelegen, ist nach Dobel eingepsarrt, gehört jedoch in bürgerlicher Beziehung zur Gemeinde Wildbad.
Dobel kommt als villa vobil, erstmals vor im Stiftungsbrief des Klosters Herrenalb vom Jahre 1148 (?). Laut diesem vertröstet Herr Berthold von Eberstein als Oberlehensherr des Dorfes das Kloster Herrenalb auf dieses Lehengut auf die Zeit des Absterbens Eberhard von Straubenhardts als damaligen Trägers und dessen männlicher Nachkommenschaft (Wirt. Urk.-Buch 2,50). Aus dieser Anwartschaft erwuchs indes für das Kloster kein wirklicher Besitz. Der Straubenhardt'sche Mannesstamm behielt bis zu seinem Aussterben den Ort fast ganz, wenn auch mit einigen Abtretungen im benachbarten Wald; ff« von Dobel kam vor 1368 an die Stammsverwandten von Schmalenstein, ff« 1382 an die Markgrafschaft Baden, 1414 die Lehnsherrlichkeit über ff« an Württemberg und ebendahin 1528 ein weiteres Viertel des Dorfes. Württemberg harte die übrige Lehensherrlichkeit wohl mit Neuenbürg erlangt und zog nach dem Tod Hansen von Straubenhardt (1442) das Lehen als eröffnet ein; einzelne Rechte erkaufte es den 16. Oktober 1442 von den bei Conweiler genannten Straubenhardtischen Tochtermännern, Zehnten noch 1598 von Sebastian und Georg Schöner von Straubenhardt.
Im Tauschvertrag zwischen Württemberg und Baden vom 16. April 1807 trat Baden an Württemberg ab die herrschaftlichen Gebäude und Güter
auf dem Dobel und die der Dobler und benachbarten Markung zugeteilten Wälder Raierband, Eiberg, Kriegswald, Espachwald, Frauenwäldlein, Herrenäckerle, Hüttenwald, zusammen 1976 ff« Morgen 35 Ruthen badisches Maß; Württemberg dagegen an Baden: im Hirschkopf. Unterwald, Muttertal, Sägberg und Hardwald 1676ff« Morgen 35 Ruthen (Württ. Reg.-Bl. 1807, S. 395).
Aus der Kulturgeschichte ist zu erwähnen, daß noch am Ende des 16. Jahrhunderts die Wölfe den Einwohnern Winters sehr gefährlich wurden. (Oru8iu8 karalip. 35).
In früheren Zeiten war Dobel Filial von Gräfenhausen. (Der Weg, auf welchem die Toten nach Gräfenhausen getragen wurden, führt noch jetzt den Namen Totenweg). Im Jahr 1569 erhielt es einen eigenen Pfarrer und wurde später von auswärts nur noch wegen der Drangsale des 30jährigen Krieges pastoriert, 1636—49 von Feldrennach und Wildbad und 1649—54 von Loffenau.
Engelsbrand.
Das ansehnliche Dorf hat ff« Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt und 1 Stunde nördlich von dem Mutterort, auf der Hochebene zwischen dem Enz- und Nagoldtale eine äußerst freundliche Lage. Der weitläufig gebaute, mit Obstbüumen umgebene Ort lagert sich am Anfang des mit einer weit aus- gerundeten, wiesenreichen Mulde beginnenden Engelbachtälchens und genießt durch das ringsum etwas erhöhte Terrain einigen Schutz gegen rauhe Winde.
Eine Pfründe zum St. Antoniusaltar in hiesiger Kapelle wurde im Jahre 1442 gestiftet.
Engelsbrand kam mit Neuenbürg an Württemberg. Die zur Gemeinde gehörigen beiden Sägmühlen (Ober-Größeltal und Unter-Größeltal) liegen nahe bei einander ffs Stunde nordwestlich von Engelsbrand in dem tief eingeschnittenen, wilden Größeltale und werden von dem rasch fließenden Größelbach in Bewegung gesetzt, der übrigens öfters Gefahr drohend, stark anlauft und namentlich im Jahr 1851 die beiden Sägmühlen bis an die Dächer überschwemmte und große Felstrümmer mit sich führend stark beschädigte.
Enzklösterle.
Enzklösterle war mehr bloß eine reich dotierte Kapelle und trotz des Namens, welchen es führte, erwuchs es nicht zu einer größeren geistlichen Genossenschaft von Mönchen und Nonnen. Eingeweiht wurde allhier ein Gotteshaus bereits am 5. Sept. 1145. Mit dem Namen „Klösterlein" erscheint der Ort urkundlich erstmals den 1. Februar 1323, als die Gebrüder Heinrich, Berthold, Volmar und Dietrich von Hornberg an den Grafen Eberhard von Württemberg verkauften, „was sie und ihr Vater sei. Recht gehabt haben an dem Klösterlein ze der Entz." Hauptbesitzer blieben damals noch die Vögte von Wöllhausen, Blutsverwandte der von Hornberg; hatten ja die gemeinschaftlichen Ahnen beider Familien die geistliche Stiftung gemacht. Aber bereits den 1. November 1330 verlor letztere ihre Selbstständigkeit, indem sie mit ihren ansehnlichen Einkünften (zu Aichelberg, Ettmannsweiler, Hochdorf, Mindersbach, Monhardt, Rohrdorf, Vollmaringen, Warth, Weitingen) dem Kloster Herrenalb durch die Vögte von Wöllhausen inkorporiert wurde. Später ging mit der Kapelle Enzklösterle (eapalla in L) eine Besitzveränderung vor. Im Jahr 1443 stund sie unter dem Patronat des Grafen Ludwig von Württemberg und wurde auf dessen Bitte den 12. April ds. Js. mit ihren Einkünften durch das Basler Konzil nach geschehener Verzichtleistung des damaligen Inhabers, Hugo Kreyg, dem neuerrichteten Herrenberger Stift einverleibt.
Nach der Reformation verlieh Herzog Ulrich den 16. Mai 1546 für 6 Pfund Heller jährlich das Klösterlein als Erblehen an Mich. Bestlin, Bürger in Wildbad, mit Haus, Scheune, Sägmühlen und anderey Zugehörungen, wie es Ambrosius Holzinger hatte; 1599 aber kaufte es Herzog Friedrich und errichtete eine Holzfaktorei. (Nachdr. verb.)
Zur Stuttgarter Wasserversorgung.
Im württembergischen medizinischen Korre- spondenzblatt erschien vor kurzem ein Artikel von Prof. Dr. Jäger, Koblenz, in welchem er die von dem Bauamt der Stuttgarter Wasserversorgung herausgegebene Denkschrift einer Kritik unterwirft. Auf die Angriffe Prof. Jägers antworterf nunmehr Dr. Bujard und Bauinspektor Riegel:
Sie weisen darauf hin, daß die Verschlechterung des Neckarrohwaffers erst allmählich, insbesondere in den letzten Jahren infolge der Entwicklung der
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Industrie im Tale des Neckars und seiner Zuflüsse zugenommen habe. Die Verdächtigung des Stuttgarter Quellwaffers, als ob es nur angeblich einwandfrei sei, müsse als vollständig unbegründet zurückgewiesen werden. Es wird ferner festgestellt, daß die Behauptung des Bauamts der Stuttgarter Wasserwerke, im Schwarzwald seien bis zu 80 Millionen Kubikmeter überschüssiges Wasser vorhanden, im Gegensatz zu den durch nichts begründeten Behauptungen Jägers auf genauen Messungen beruhe. Die Bedenken Jägers gegen die Reinigung von Oberflächenwaffer durch Sandfiltration bei Druck und evtl. Eintritt von Frost werden an Hand von hier und auswärts gemachten Erfahrungen zurückgewiesen. Was die Verwendbarkeit des filtrierten Neckarwassers zu Badezwecken ! anbelange, gegen welche sich Jäger ebenfalls wendet, ! wird darauf hingewiesen, daß die seit Jahren aus- j geführten wöchentlichen Untersuchungen der städtischen Sachverständigen (chem. Laboratorium und 1. Stadtarztstelle) beweisen, daß die Reinigung des Neckarrohwassers durch die Filtration eine weitgehende und genügende sei. Wenn man mit hygienischen Maßnahmen soweit gehen wolle, dann sei in erster Linie das Baden im offenen Neckar und den übrigen Flüssen des Landes zu verbieten. Die Behauptung Jägers über den Rückgang von Buntsandsteinquellen und diejenige, daß das Schwarzwaldwasserprojekt nicht erweiterungsfähig sei, werden unter Hinweis auf die in trockenen Jahrgängen angestellten genauen Messungen als unbegründet zurückgewiesen. Es sei ferner unberechtigt, auf die Pforzheimer Wasser- kalamität zu exemplifizieren, wie dies Jäger tut, denn bei den von Stuttgart ins Auge gefaßten Quellen handle es sich, wie die Untersuchungen an Ort und Stelle bewiesen haben, nicht um Pseudoquellen, wie seinerzeit bei der Pforzheimer Wasserversorgung.
Die Einwendungen Jägers wegen des Wasservorkommens im Jllergebiet, sowie bezüglich der Art der Entnahme und Untersuchung des Wassers, erfahren ebenfalls eine gründliche Zurückweisung. Zum Schluffe werden auch noch die von Jäger angestellten Berechnungen bezüglich der Ergiebigkeit der Enztal- quellen als unrichtig zurückgewiesen.
Anschließend an diese Ausführungen entgegnet Prof. Jäger wieder, daß er auf dem Standpunkt stehe, ein einwandfreies Grundwasser, wie man es trotz der gegenteiligen Behauptungen der städtischen Sachverständigen höchst wahrscheinlich aus dem Jllertal beziehen könne, sei besser als das bestfiltrierte Oberflächenwasser. Das Jllertalprojekt sei gegenüber dem Enztalprojekt jederzeit genügend und leicht erweiterungsfähig. Im Hinblick auf die Pforzheimer Verhältnisse weist er nochmals aus die Gefahren einer Wasserversorgung aus dem Enz- gebiet hin und rät davon ab, hygienische Probleme Chemikern und Bauinspektoren zu überlassen. Die Art der Entnahme der bakteriologischen Wasserproben im Jllergebiet verurteilt er aufs schärfste. Zum Schluffe spricht er ganz allgemein den Chemikern und den Bauingenieuren die Fähigkeit ab, »solche hygienische Dinge begutachten zu können und hält es für angezeigt, diesem Uebergriff entgegenzutreten und solchem Amateurhygienikertum ein Ende zu bereiten.
vermiLchres.
Erst das Gedicht und dann die Blumen. Bei dem Besuche des Kaiserpaares in Cleve hatte das Töchterchen Ilse des Bürgermeisters Dr. Wulff vor der Kaiserin ein Gedicht vorzutragen und der hohen Frau alsdann einen Blumenstrauß zu überreichen. Als die Kleine mit ihrem Gedicht beginnen wollte, streckte die Kaiserin die Hand nach den Blumen aus, um sie in Empfang zu nehmen. Die Kleine hielt, nach dem „L. A.", das Bukett krampfhaft fest, da sie ihre Rolle programmäßig abwickeln wollte, und sagte: „Erst das Gedicht und dann die Blumen." Dieser kleine „Zwischenfall" erregte bei der Kaiserin und der Umgebung natürlich große Heiterkeit.
sBelauschtes.j Am Abend des großen Zeppelintages fügte der kleine Werner — so erzählt der „T. R." ein Leser — seinem Gebet noch hinzu: „Lieber Gott, ich danke dir, daß der Herr Graf glücklich hergekommen ist und daß er nicht verplatzt ist. Amen."
sGelungen.j Herr (zum Gebirgswirt): Sie haben hier wirklich eine prächtige Rodelbahn, sagen Sie mir, ist denn im Sommer hier auch was los? — Wirt: O, im Sommer wimmelt's von Touristen, da ist es halt die — Jodelbahn.!