Straßenbahn beförderte. Am Samstag wurde die Straßenbahn von 1450 000, am Sonntag von 1650 000 Personen benutzt. Trotz dieses Riesen­verkehrs sind ernstere Unfälle nicht zu verzeichnen gewesen.

Swinemünde, 30. Aug. DieHohenzollern" mit dem Kaiser an Bord ist heute früh mit dem Sleipner" unter Festungssalut in See gegangen. Der Kaiser traf in Binz um 1 Uhr ein und nahm eine Parade über die Flotte ab. In drei Reihen und je 6 Kilometer lang lagen die Linienschiffe und Kreuzer der Hochseeflotte, die 8 Küstenpanzer und sämtliche Schul- und Versuchsschiffe mit gehißten Toppflaggen in nordwestlicher Richtung vor Anker. Die Schiffe gaben den Kaisersalut. Beim Passieren des Kaisers senkten sich die Flaggen und die weiß­gekleideten Mannschaften brachten unter Mützen- schwenken ein dreimaliges Hurra auf den Kaiser aus. Nach Beendigung der Parade begab sich der Kaiser mit Gefolge, begleitet vom Staatssekretär v. Tirpitz und dem Chef des Admiralstabs der Marine Grasen v. Baudisfin, auf das Flotten­flaggschiffDeutschland", um von hier aus an den Uebungen der Linienschiffe der Hochseeflotte und des Küstenpanzergeschwaders teilzunehmen.

Bregenz, 30. Aug. Kaiser Franz Joseph ist heute mittag zur Jahrhundertfeier der Tiroler Befreiungskämpfe hiereingetroffen und auf dem Bahnhof von den Spitzen der Behörden und der hohen Geistlichkeit aller Konfessionen empfangen worden. Eine nach Tausenden zählende Menschen­menge aus allen Landesteilen brachte dem Kaiser begeisterte Ovationen dar. Auf die Ansprache des Landeshauptmannes antwortete der Kaiser: Meine lieben Vorarlberger! Mit Dank und Freude nehme ich Eure Huldigung entgegen. Sie ist mir Bürge, daß die Liebe zum Vaterland, die Treue zu meinem Hause auch heute noch ungeschwächt fortlebt. Der Erinnerung an jene ruhmvolle opferschwere Zeit, an jene wackeren Männer, die im Jahre 1809 Leben und Gut mutig in die Schanze schlugen, um treu bei meinem Hause zu verbleiben, gilt heute vor allem meine Anwesenheit. Bewahrt Euch die Tugend Eurer Väter, lehret Eure Kinder Gottesfurcht, Liebe zur Arbeit und Anhänglichkeit zum Vaterlande, so wird Vorarlberg gesegnet sein. Gott mit Euch! Die Rede des Kaisers wurde mit brausendem Jubel ausgenommen. Bei hereinbrechender Dunkelheit brachten 500 Sänger dem Kaiser eine Serenade dar, welche der Monarch auf dem Balkon der Bezirks­hauptmannschaft anhörte. An diese Veranstaltung schloß sich eine Illumination des Users und der Berge. Zu beiden Seiten in einer Entfernung von 6 Kilometer erstrahlten die Ufer, beleuchtet mit Tausenden von elektrischen Lampions. Außerdem waren an verschiedenen Stellen große Beleuchtungs­körper angebracht, die eine Flut von Licht über die Stadt und die Umgebung verbreiteten. Später wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Illuminierte Segelboote und geschmückte Gondeln erstrahlten in bengalischem Licht. Die im Hafen liegenden Schiffe der Bodenseeuferstaaten waren festlich dekoriert und beleuchtet.

Schloß Mainau, 31. August. Heute mittag kurz nach 12 Uhr traf der Kaiser von Oesterreich hier ein. Der Kaiser wurde vom Großherzogspaar, dem Prinzen und der Prinzessin Mar begrüßt. Die Herrschaften begaben sich ins Schloß, wo ein Imbiß eingenommen wurde. Der Besuch trug einen rein familiären Charakter. Um 1 Uhr erfolgte die Weiter­fahrt nach Friedrichshafen.

Friedrichshafen, 31. August. Die heutige Bodenseefahrt des Kaisers von Oesterreich fand bei böigem Wetter und bedecktem Himmel statt. Das Kaiserschiff wurde von der Bevölkerung der Uferstädte lebhaft begrüßt. Hier in Friedrichshafen herrscht seit Mittag ein starker Fremdenverkehr, be­sonders in der mit Fahnen reichgeschmückten Fried­richstraße. wo zur Mittagsstunde die Kapelle des 122. Jnf.-Regiments dem Grafen Zeppelin vor dem Deutschen Hause ein Ständchen brachte. Als der Graf auf den Balkon trat, wurde er mit end­losen Hochrufen begrüßt. Inzwischen hatte sich der Menschenstrom in die Umgebung des Schloßhofes verzogen, wo die Menge an der Schloßterrasse jeden Verkehr unmöglich machte. Die Bucht mit den zahl­reichen Booten und festlich geschmückten Extra­dampfern bot ein sehr bewegtes Bild. Um 2 Uhr erschien der König in der Uniform seines österreich. Husarenregiments Nr. 6 mit dem österreich. Ordens­band, ferner Herzog Albrecht in der Uniform seines österreich. Infanterieregiments Nr. 73, der Schwieger­

sohn des Königs, Fürst zu Wied, Graf Zeppelin in Generalsuniform, Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker und die Spitzen der Behörden. Kurz nach 2 Uhr kam das KaiserschiffKaiserin Elisabeth" in Sicht. Kaiser Franz Josef, der deutsche Generalsuniform und das Band des württ. Kronenordens trug, stand bereits auf dem Verdeck und grüßte freundlich herab. Die Landung machte keine weiteren Schwierigkeiten, obwohl die Wellen zeitweise über den Landungssteg schlugen. Die Begrüßung zwischen den beiden Mo­narchen gestaltete sich sehr herzlich. Nicht minder herzlich begrüßte der Kaiser den Herzog Albrecht. Bei der Vorstellung der übrigen Herren verweilte der Kaiser besonders lang beim Grafen Zeppelin. Auch mit den Vertretern der örtl. Behörden, Ober­steuerrat Kirn, Oberamtmann Dr. Bockshammer und Stadtschullheiß Mayer, unterhielt sich der Kaiser, der auch heute wieder jehr frisch und gut gestimmt aussah, sehr lebhaft. Im Innern des Schloßgartens empfing die Königin und die Fürstin zu Wied den Monarchen. Der Aufenthalt des Kaisers im Schloß, wo Erfrischungen gereicht wurden, dauerte etwa eine Stunde. Auch hier unterhielt sich der Kaiser sehr lebhaft mit dem wieder recht gut aus­sehenden Grafen Zeppelin. Er sagte u. a.: er hoffe, im Frühjahr den Grafen mit seinem Luft­schiff in Wien begrüßen zu können. Der Ab­schied des Kaisers vollzog sich wieder in denselben herzlichen Formen wie die Begrüßung. Sehr freund­lich verabschiedete sich der Kaiser auch von den Offizieren seines Heilbronner Regiments. Ein Be­such in Manzell mußte unterbleiben. Brausende Huldigungen wurden auch wiederum dem Grafen Zeppelin dargebracht.

Die 56. Generalversammlung derKatho- liken Deutschlands in Breslau wurde durch einstündiges Glockengeläuts von allen katholischen Kirchen der Stadt und durch ein Pontifikalamt im Dom eingeleitet. Dreißig Extrazüge führten un­geheure Menschenströme nach Breslau. Der Festzug der katholischen Gesellen-, Knappschafts- und Jugend­vereine marschierte durch die festlich geschmückten Straßen nach der Dominsel. Der Zug, dessen Vor­beimarsch Ihr Stunden währte, umfaßte mehr als 20 000 Personen. Aus Anlaß der Generalversamm­lung fand in der Festhalle eine Arbeiterversamm­lung statt, in der unter stürmischem Beifall und Hochrufen Fürstbischof Dr. Ko pp erschien. In der ersten geschlossenen Generalversammlung wurde zum Präsidenten der Reichstagsabgeordnete Guts­besitzer Herold-Münster, zum Ehrenpräsidenten der frühere Reichstagspräsident Graf Franz v. Balle­strem gewühlt. Alsdann wurden Huldigungs­depeschen an den Kaiser und den Papst abgesandt. In der ersten öffentlichen Versammlung hielt der Präsident Herold eine Ansprache, in der er sagte, daß die Generalversammlung nur dem Frieden dienen wolle. Jetzt sei noch nicht die Freiheit der katho­lischen Kirche gewährleistet, aber diese Forderung werde immer wieder von neuem erhoben werden und zwar mit zunehmendem Nachdruck. Kardinal­fürstbischof Dr. v. Kopp schloß sich diesen Aus­führungen an. Er segnete schließlich die Versamm­lung. Fürst Alois zu Lömenstein sprach darauf über das Missionswesen. Abg. Oberlandesgerichtsrat Marx-Düsseldorf sprach über die Schulfrage. Er betonte die Notwendigkeit, das gesamte Schulwesen konfessionell zu gestalten.

Die neue Briandsche Regierung in Frank­reich hat ihren Frieden mit den renitenten Post­beamten gemacht. Am Sonntag Unterzeichnete der Minister der öffentlichen Arbeiten, Millerand, das Regierungsdekret, welches die Wieder anstell ung von 146 Postbeamten ausspricht, die wegen ihrer Teilnahme am Poststreike aus dem Dienst entlassen worden waren. Hiermit kann die Episode des französischen Poststreikes als endgültig abgetan be­trachtet werden.

Noch immer ist nicht an eine baldige gänzliche Beendigung des Arbeiterstreikes in Schweden zu denken. Die Vertreter der Landesorganisation der Arbeiter hielten am Sonntag eine Versammlung in Stockholm ab, in welcher sie beschlossen, daß der Ausstand vorläufig fortgesetzt werden solle. Aller­dings werden die schwedischen Arbeiter durch die Fortführung des Streikes kaum noch irgend etwas für sie ins Gewicht fallendes herausschlagen können.

Berlin, 30. Aug. Der erste, wohlgelungene Probeflug von Orville Wright fand heute in aller Frühe auf dem Tempelhofer Feld statt. Von einer Ankündigung des Flugs war auf ausdrücklichen Wunsch Wrights abgesehen worden, weil es sich um die Erprobung eines neuen Apparats handelte. In­folgedessen wohnten nur wenige Personen dem Schau­spiel bei. Wright umflog den östlichen Teil des

Feldes in verschiedenen Runden, wobei er ununter­brochen etwa 15 Minuten in Höhenlagen bis zu etwa 30 Meter in der Luft schwebte.

Frankfurt, 30. August. Heute nachmittag 3 Uhr setzte ein heftiger Wind ein. Beim inter­nationalen Wettfliegen der Freiballons wurde der BallonHamburg" losgerissen und entwich führer­los ins Weite. Der BallonAlphi", der zum Ausstieg fertig war, wurde eine Strecke weit ge­schleift. Der Führer, der schon in der Gondel saß, zog die Reißleine und brachte den Ballon rasch zur Entleerung. Der Ballon konnte noch auf dem Ausstellungsplatz festgehalten werden.

In Innsbruck wurde in einem Hotel eine angebliche Baronin erschossen aufgefunden. Man weiß nicht ob Mord oder Selbstmord vorliegt. Ein Kaufmann aus München, der mit der Dame nach Innsbruck gekommen war und dessen Freund, ein Photograph aus München, wurden als der Tat verdächtig verhaftet.

Nach einer Meldung aus Mexiko ist der Santa Katharinafluß über seine User getreten und hat in Monterey in Nordmexiko und hier großen Schaden verursacht. Die Zahl der Umgekommenen im Fluß wird auf 800, die der Obdachlosen auf 15000 geschätzt.

New-Aork, 30. August. Infolge der Ueber- schwemmung in Monterey sind 15000 Menschen obdachlos geworden. Die Not ist sehr groß und auswärtige Hilfe notwendig.

Württemberg.

Seine Majestät der König hat den evange­lischen Stadtpfarrer Auch in Wildbad, Dekanats Neuenbürg, seinem Ansuchen gemäß in den Ruhe­stand versetzt und ihm bei diesem Anlaß das Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordens verliehen.

Seine Majestät der König hat den Grafen Zeppelin L In suito des Ulanen-Regi­ments König Karl (1. Württembergisches) Nr. 19 gestellt, dessen Kommandeur der Graf in den Jahren 18821885 gewesen ist.

Stuttgart, 1. Sept. Das Königsabzeichen für die besten Gesamtleistungen im Schießen ist in diesem Jahre der 8. Kompagnie des Infanterie- Regiments Nr. 120 (Hauptmann Hauser), der 12. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 126 in Straßburg (Hauptmann Limpert), sowie der 3. Batterie des Feldartillerie-Regiments Nr. 13 in Ulm Hauptmann Wollaib) verliehen worden.

Stuttgart, 31. Aug. Am heutigen Todestag des Prinzen Hermann zu Sachsen-Weimar ließ das Präsidium des württembergischen Krieger­bundes einen Kranz am Grabe des Prinzen auf dem Pragfriedhof niederlegen.

Stuttgart, 30. Aug. Zu dem 35. deutschen Kongreß für innere Mission, der in Stuttgart vom 4.-7. Oktober stattfindet, sind schon zahlreiche Anmeldungen eingegangen. Der preußische Kultus­minister und der württembergische Minister des Innern haben die Entsendung eines Vertreters zugesagt.

Stuttgart, 31. August. Beim gestrigen Tag der Internationalen Ballonwettfahrten in Frank­furt gewann der BallonStuttgart" den 1. Preis bei sehr scharfer Konkurrenz. Die Fahrt (Fuchsfahrt) endete in der Nähe von Fulda. Führer des Ballons war Alfred Dierlamm, Passagiere Frau Jnten- danturrat Frey, Rechtsanwalt Dr. Kahn. Bei der Abfahrt der 2. Klasse riß sich infolge des schweren Sturms und Gewitters, welches auch die Teilnehmer der 1. Klasse bei der Landung erreichte, auf dem Landungsplatz der BallonHamburg" aus dem Netzwerk und von den Seilen los und ver­schwand. Da der Sillansatz zugebunden ist, dürfte wohl der Ballon in der Höhe zerplatzt sein. Die weiteren schon gefüllten Ballons konnten teilweise in die Hallen gerettet werden.

Rottweil, 30. August. Aus Anlaß des 50- jährigen Jubiläums des Gewerbevereins Rottweil hat der Verband der Württ. Gewerbe­vereine gestern seinen 51. Verbandstag hier abgehalten. Es waren zu demselben etwa 500 Gewerbevereinsmitglieder aus allen Teilen des Landes erschienen. Nach einer Reihe von Begrüßungs­ansprachen erstattete der Verbandsvorsitzende, Maler­meister Schindler-Göppingen, den Jahresbericht. Es sind im letzten Jahre 5 Vereine neu hinzugetreten, so daß der Verband jetzt 177 Vereine in 4 Fach­verbände umfaßt. Während im vorigen Jahre in­folge der Neubildung vieler Fachvereine und Inn­ungen der Verband einen Verlust von 382 Mit­gliedern hatte, kann derselbe Heuer ein Mehr von 600 Mitgliedern verzeichnen. Den ersten Vortrag hielt hierauf Gymnasiallehrer Kahl aus Darmstadt