- man gespannt sein darf, wie das erste Experi­ment verlaufen wird.

Budapest, 25. August. Eine interessante Geschichte, die einigermaßen an den Streich, des Hauptmannes von Köpenick erinnert, wird aus Fiume gemeldet: Der Speisewaggon, der mit dem Fiumer Schnellzuge aus Fiume gestern abend abging und heute morgen um 9 Uhr 35 Min. in Budapest ein­traf, wurde vollständig ausgeplündert. Die An­gestellten des Speisewaggons erhielten in Sarosd, der Kreuzuugsstation der Züge, die von Fiume nach Budapest und umgekehrt verkehren, ein Telegramm, welches in Budapest mit der Unterschrift des Kon- tolleurs Elemers Kovacs aufgegeben worden war, in dem das Personal angewiesen wird, den Speise­wagen zu verlassen und den Angestellten der Wagons- Lits zu übergeben und mit dem aus Budapest nach Fiume verkehrenden Schnellzuge wieder nach Fiume zurückzukehren. Die Angestellten übergaben in Sarosd einem in die Uniform der Wagons-Lits gekleideten Kontrolleur die Barschaft und die Vor­räte des Speise-Waggons, da er sich mit einem Telegramm legitimierte, und kehrten mit dem Zuge der erhaltenen Instruktion gemäß nach Fiume zurück. Erst in Budapest stellte es sich heraus, daß es sich rrm einen Betrug handle. Den Speise-Waggon hatte der verkleidete Kontrolleur des Wagons-Lits voll­ständig geplündert uud ist auf der nächsten Station durchgebrannt.

New-Aork, 23. Aug. Mit Kleinigkeiten geben sich die Amerikaner nicht ab, sie betreiben alles im Großen. So wurden in der vorigen Woche allein 250 Personen in den verschiedenen Gegenden des Landes durch Automobile getötet, und diese hohe Verlustliste ist nicht ein^gl eine Ausnahme, alltäglich mähen die schnaubenden Ungeheuer der Reichen neue Menschenopfer nieder. Daß dagegen etwas geschehen muß, sehen die wohlhabenden Besitzer dieser Todes­wagen selber ein. Es wäre aber gefehlt, wenn man annehmen wollte, die Herren werden ihren Chauffeurs anempfehlen, langsamer zu fahren, um Unfälle möglichst zu vermeiden. In ihrem eigenen Vergnügen wollen sie sich nicht stören lassen, aber sonst sind sie gerne bereit, etwas zu tun. Und des­halb haben reiche Leute in Chicago beschlossen, ein Hospital zu bauen und zu unterhalten, in dem nur die Opfer des Automobilsports verpflegt werden sollen und zwar ganz umsonst. Das Hospital, für das schon 600 000 Mk. gesammelt worden sind, wird außerhalb der Stadt am Ufer des Michigan-Sees errichtet werden. So kann dann niemand mehr be­haupten, die Millionärs sorgen nicht für ihre Opfer; die Halbtoten werden künftighin umsonst geheilt und die Ganztoten haben es nicht mehr nötig.

Württemberg.

Stuttgart, 28. Aug. Zu Ehren des Kaiser­besuchs wird der Verein zur Hebung des Fremden­verkehrs in Verbindung mit mehreren Bürgervereinen am Dienstag den 7. September, also am Tag der Kaiserparade, die Abbrennung von Höhenfeuern veranstalten.

Stuttgart, 29. August. Die an der Kaiser­parade teilnehmenden Mitglieder der württ. Krieger­vereine finden vor der Zuschauertribüne ihre Auf­stellung. Nach dem zweiten Vorbeimarsch wird der Kaiser die Kriegervereine begrüßen und ihre Front abreiten.

Freudenstadt, 29. Aug. In diesen Tagen fand hier unter der Leitung des preußischen Mini­steriums der öffentlichen Arbeiten und des Eisen­bahn-Zentralamtes in Berlin die Kaisermanöver- Konferenz statt, die alljährliich im Bereiche der­jenigen Eisenbahnverwaltung abgehalten wird, in deren Bereich die Kaisermanöver sich abspielen. Es waren 62 Vertreter sämtlicher deutscher Eisenbahn­verwaltungen anwesend, die ihre Arbeit in drei­tägigen Verhandlungen erledigten. Es hat sich dabei insbesondere um den Bedarf an Personen- und Güterwagen für den Rücktransport der Truppen gehandelt. Heute schließt sich eine von 20 Vertretern besuchte Konferenz der süd- und westdeutschen Eisen- bahnverwaltungen an, in der die Zusammensetzung der durchlaufenden Schnellzüge und Maßregeln zur Beseitigung von Verspätungen vereinbart werden.

Stuttgart, 25. Aug. (Erste große, deutsche Fachausstellung des Verbandes deutscher Klemp­ner, Faschner und Installateur-Innungen in Stuttgart 4.20. Juni 1910.) Die anläßlich des nächstjährigen Verbandstages in Stuttgart in der Gewerbehalle stattfindende Ausstellung, die ein Bild des Standes der deutschen Blechindustrie und des hochentwickelten Jnstallationswesens in allen seinen vielseitigen Gebieten, sowie der einschlägigen Werk­zeug- und Werkzeugmaschinenbranche, der Hilfsmittel,

Halbfabrikate, Geräte rc. geben wird, dürfte einen bedeutenden Umfang annehmen. Der König hat das Protektorat übernommen. Vorsitzender der Ausstellung ist Flaschnerobermeister I. Lorenz, Stuttgart, Stellvertreter C. Vötter, Vorstand des Landesverbandes Württemberg.

Kirchheim, 28. Aug. Erschütternd schnell ist heute bei der Besichtigung des Feldartillerieregiments Nr. 49 bei Kirchheim Generalleutnant Richard von Beck an einem Herzschlag gestorben. Der Ver­storbene stand erst seit wenigen Tagen, seit Mitte August, an der Spitze der 27. Division. Zur Be­sichtigung des gegenwärtig im Kirchheimer Bezirk übenden Feldartillerieregiments Nr. 49 war General­leutnant gestern abend hier eingetroffen. Das Regi­ment rückte heute früh um 8 Uhr aus. Gegen '/-9 Uhr, als die Batterien in ihre ersten Stellungen auffahren wollten, sank v. Beck an der Straße zwischen Kirchheim und Reudern vom Herzschlag getroffen, tot vom Pferde. Die Uebung wurde ab­gebrochen. v! Beck stand im 58. Lebensjahr und wurde in Rastatt als Sohn des nachmaligen General­arztes Bernhard Beck geboren. Den Feldzug von 1870 machte er als Einjährig-Freiwilliger im In­fanterieregiment Nr. 86 mit; im Jahr 1872 wurde er zum Leutnant im 2. bad. Grenadier-Regiment Nr. 110 befördert.

Tübingen. 28. Aug. Die Kreisregierung hat die Genehmigung zur Neckarkorrektion erteilt. Die Sportel beträgt 2000 Mk., um deren Nachlaß man aber nachsuchen will.

Heilbronn, 28. August. Die Neckardampf­schiffahrt muß wegen zu niederen Wasserstandes die Fahrten nach Heidelberg von hier aus bis auf weiteres einstellen. Es können nur noch die Nach­mittagsfahrten zwischen Heidelberg und Neckarsteinach ausgeführt werden.

Vaihingen a. F., 26. Aug. Ein Stuttgarter Automobil, das in rasendem Tempo auf der Straße nach Stuttgart fuhr, begegnete unweit der Wirtschaft zurTalschenke" einem Fuhrwerk von Aidlingen, das, obwohl es soweit als möglich aus­gewichen war, angefahren wurde. Der Fuhrmann Betz wurde schwer verletzt und mit dem hiesigen Krankenwagen nach Hause befördert. Die Pferde wurden scheu, rissen sich los und kamen auf dem Auffüllplatz bei der Eisenbahnbrücke zu Fall, Fuhr­werk und Auto sind ebenfalls beschädigt, nur die Insassen des Autos blieben unverletzt.

Zaberfeld O/A. Brackenheim, 28. Aug. Auf der Zabergäubahn wurden am 23. ds. Mts. zwei Züge gefährdet durch Auflegung von Steinen auf die Schienen. Zwischen den Zügen 569 und 571, von denen der eine 8 Uhr 12 Minuten von Zaberfeld nach Leonbronn und der andere 9 Uhr 53 Min. die gleiche Teilstrecke befährt, fanden sich große Steine auf beiden Schienen. Als der Zug 572 sodann um 10 Uhr 22 Min. Lauffen zu abging, mußte unterwegs Halt gemacht und die Hemmnisse beseitigt werden. Die Büberei geschah am hellichten Tage. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn ist hinter der Sache her.

Aus dem Oberamt Gerabronn, 26. Aug. Die Erntearbeit schreitet rüstig vorwärts. Menge und Güte des Getreides werden gleichmäßig gelobt. Wenn das gute Wetter anhält, dürfte bis zum Manöver die Arbeit gut vollendet sein.

Bernhausen, 28. Aug. Vorgestern wurden 200 Stück Filderkraut pro Zentner zu 4 Mk. nach auswärts versandt.

Kus ^taSt. Bezirk uns U-ngeoung

Außerordentliche Personenzüge anläßlich der Kaiserparade bei Cannstatl am Dienstag den 7. September 1909 werden u. a. ausgeführt: Hinfahrt: Von Maulbronn nach Untertürk­heim; von Nagold und Liebenzell nach Unter­türkheim. Rückfahrt: Von Stuttgart nach Liebenzell und Nagold; von Stuttgart nach Maulbronn. Ferner werden von Stuttgart Hbf. zum Paradeplatz in der Zeit von 6.25 früh bis 1 Stunde vor Beginn der Parade nach Bedarf außerordentliche Personenzüge mit 2. und 4. Klasse ausgeführt. Die Abfahrt erfolgt vom Bahnsteig IV (Halle rechts). Zu diesen Zügen werden in Stutt­gart Hbf. Fahrkarten nach dem Paradeplatz und zurück vom Bahnhof Cannstatt nach Stuttgart Hbf. zum Preis von 70 in II. und 30 in IV. Kl. ausgegeben. Nach Schluß der Parade gehen vom Bahnhof Cannstatt nach Bedarf außerordentliche Personenzüge nach Stuttgart Hbf., Eßlingen und Waiblingen. Alles Nähere enthalten die auf den Stationen zum Aushang kommenden Plakate.

Neuenbürg, 27. Aug. Die ersten Fünfund­zwanzigpfennigstücke werden anfangs Oktober

in den Verkehr gesetzt werden. Die Prägemaschinen sind schon seit einiger Zeit fertiggestellt und die ersten Musterexemplare kürzlich den zuständigen Stellen vorgelegt worden. Die neuen Stücke haben dasselbe Gewicht wie die Zehnpfennigstücke, sind aber im Durchmesser vier Millimeter größer als diese. Die eine Seite weist zwei übereinandergestellte Gelreide- ähren in Kranzform auf. In der Mitte steht die Zahl 25, unten das Münzzeichen. Auf der Rückseite befindet sich der Reichsadler in wenig veränderter Form, darüber sind die WorteDeutsches Reich" und unter dem Reichsadler die Jahreszahl der Prägung angebracht.

Wild bad, 25. Aug. Die Zahl der mit der Bergbahn auf den Sommerberg beförderten Per­sonen beträgt 180000, im Vorjahr bis zum gleichen Termin 136 000; demnach Heuer ein Mehr von 44000 Personen.

Pforzheim, 29. Aug. Die Firma Gebrüder Vetter, Akt.-Ges., Ziegelwerke in Pforzheim und Mühlacker setzt eine Belohnung von 2000 Mk. für denjenigen aus, welcher den oder die Menschen, welche am 25. August das Ziegelwerk Brötzingen in Brand gesteckt haben, derart ermittelt, daß eine gerichtliche Bestrafung erfolgen kann.

Pforzheim, 28. Aug. Der heutige Schweine­markt war mit 144 Stück Milchschweinen befahren, welche das Paar zu 3040 Mk. verkauft wurden. Der Handel war ziemlich lebhaft.

Zum Sedanfeste 1909.

Ihr Veteranen, nicht gezaudert.

Es mahnt ein Tag, wie keiner warl Bescheid getan und frisch geplaudert.

Was ihr erlebt im großen Jahr:

Wie man euch rief einst von den Garben Und statt der Sense gab ein Schwert;

Wie ihr erobert eure Narben

Und wo euch Sieg und Ruhm beschert! . . .

Gemach! . . Es war ein herrlich Streiten, Ihr Jungen, für ein hohes Ziel!

Wir sahn die Helden mit uns reiten Die kühn gewagt das ernste Spiel.

Wie fühlten wir in Süd und Norden Uns endlich wieder stammverwandt:

Die Hoffnung sang mit Sturmakkorden Ihr Lied vom großen Vaterland!

In unfern Reihen gab's kein Wanken Seit neu die Sehnsucht sich geregt

Und an der Wage war kein Schwanken Die hart das Recht der Völker wägt.

Wir fochten siegreich auf den Auen Von Weißenburg und Mars-la-Tour,

Dann standen wir aus allen Gauen § Vereint zum Kampf auf Sedans Flur!

Drei Tage hat's gewährt, das Ringen Wie einst auf Leipzigs weitem Plan;

Wild jauchzend flog auf Riesenschwingen Der Tod voran auf unserer Bahn! . . . Fürwahr, der Franzmann hielt sich wacker Eh' uns sein weiß Panier genaht

Traumlos schläft im Ardennenacker Seitdem manch treuer Kamerad.

Er fiel für das ersehnte Wachsen Der Einheit im Germanium:

Nicht Preußen, Schwaben oder Sachsen Alldeutschland war sein Traum und Ruhm!

Dem hehren Erbe euch zu weihen Gelt' eures Herzens vollster Schlag:

Hoch überm Hader der Parteien Das Vaterland am Sedantag I ..."

Wer sein Nutzholz verderbe« läßt, wirt-

schaftet teuer. Wer es gegen Verfall schützt, spart Geld. Die kleinen Kosten eines Schutzanstrichs spielen keine Rolle. Wichtig ist die Auswahl des rechten Mittels. Nicht das wohlfeilste, sondern das wirksamste muß man nehmen. Nur dann kauft man billig und hat die Sicherheit guten Erfolgs. Das zweckmäßigste ist Avenarius Carbolineum, das seit drei Jahrzehnten praktsch bewährte Original­fabrikat. Man verlange Prospekte bei der Firma R. Avenarius u. Co.. Stuttgart, Hamburg, Berlin und Köln oder bei den nächsten Verkaufsstellen, den HH. Karl Pfister in Neuenbürg, W. Treiber z. Windhof in Wildbad und Gust. Heim, Malermstr. in Birkenfeld.

Wegen plötzlicher Betriebsstörung in der Druckerei muß die heutige (vorliegende) Blattaus- gabe eine Verzögerung erleiden, so daß die Post­exemplare für Höfen, Calmbach, Wildbad bedauer­licherweise nicht mehr mit dem Mittagszug 2.56 Uhr befördert werden konnten.