gebracht. Dann ging er nach Südafrika, beteiligte sich an den Zulukriegen und hat es zu großen Vertrauensstellungen sowohl auf Seite der Buren als der Koffern gebracht. Von ersteren wurde er vor Jahren mit einer Mission nach Deutschland betraut, wo er vom Fürsten Bismarck wohl empfangen wurde, aber leider seinen gehofften Zweck nicht erreichte. Schiel, eine noble Erscheinung, tapfer, ehrlichen und energischen Charakters, spielte in den Kämpfen mit dem Kafferhäuptling Dinizulu, sowie bei der Gründung der Neuen Republik (ein Teil des früheren Zululandes) eine hervorragende Rolle. Nach Vereinigung der Neuen- mit der Transvaal­republik wurde Schiel in die Dienste des letzteren Staates übernommen und in die Staatsartillerie eingereiht, wo er es bis zum Range eines Haupt­manns brachte. Später wurde ihm von der Regie­rung ein wichtiges Amt als Kommissär der Ein­geborenen im Distrikte Zoutpansberg anvertraut, welchen gefahrvollen und verantwortungsreichen Posten mitten unter den unruhigen, aufruhrlustigen Grenzkaffern er mit Mut und Geschick ausfüllte.

Metz, 5. August. Daß die Bayern im Ver­tilgen von Bier eine respekterheischende Leistungs­fähigkeit besitzen, das haben die zahlreichen bei dem Jubiläum des 8. bayrischen Infanterieregiments hier weilenden alten und jungen Regimentskameraden wieder der Welt bewiesen. Am Sonntag Nachmittag wurden auf dem Festplatz in nicht ganz 4 Stunden 190 Hektoliter Bier getrunken ein Quantum, das etwa dem Inhalt des Heidelberger Fasses gleich­kommt. Jeder Mann hatte das Recht auf 4 Maß gleich 4 Liter. Damit auch dem Bier die nötige Unterlage nicht fehle, wurden insgesamt etwa 10000 Würste gegessen. Wenn dann am Schlüsse der Feier eine lebhafte festliche Stimmung herrschte, so ist das nicht zu verwundern. Uebrigens heben die Blätter, so z. B. derLorrain", hervor, daß das Fest in schönster Ordnung verlaufen ist und bei der Metzer Bevölkerung den günstigsten Eindruck hinter­lassen hat.

Köln, 8. Aug. Von drei jungen Leuten, welche infolge einer Wette oberhalb der Stadt auer über den Rhein schwimmen wollten, wurde einer vermutlich von Krämpfen befallen und ertrank, bevor Rettung gebracht werden konnte.

Köln, 8. Aug. Aus Belgrad meldet die Kölnische Zeitung: Die ZeitungStampa" bringt die sensationelle Meldung, der serbische Mobil­machungsplan sei in Abwesenheit des Komman­danten des 7. Regiments, Oberstleutnants Alexander Dimitricwitsch aus dessen Schreibtisch gestohlen worden. Der Verdacht habe sich auf den Oberst­leutnant Pawel Michailowitsch gelenkt, welcher ver­haftet wurde. Tie Sache erregt großes Aufsehen.

Berlin, 8. Aug. Ter in der Presse im Voraus viel besprochene Empfang des deut­schen Botschafters Freiherrn Speck von Sternburg hat einem Newyorker Telegramm deS

Lokalanzetgers gestern in Oysterbay stattgefunden. Der Botschafter traf um 11 Uhr in Oysterbay ein und fuhr bald darauf von einer Privat-Equipage des Präsidenten abgeholt nach dessen Villa auf Sagamore Hill, wo er durch den Staatssekretär Loomis vorgestellt wurde. Mit einer Ansprache, in welcher er die Versicherung ausdrückte, daß er sich bemühen werde, die langjährigen ohne Unterbrechung bestandenen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika zu pflegen und weiter zu entwickeln, überreichte der Botschafter sein Be­glaubigungsschreiben. Präsident Roosevelt hob in seiner Erwiderung hervor, daß Freiherrn Speck von SternburgS Vertrautsein mit dem Wesen der ameri­kanischen Regierung und des amerikanischen Volkes von besonderem Wert sei. Die amerikanische Re­gierung werde den Botschafter in jeder Weise unter­stützen. Auf Einladung des Präsidenten verblieb Freiherr von Sternburg auch die Nacht über in Sagamore Hill.

Berlin, 8. Aug. Nach einer Meldung aus Bremen erstickte bei dem Brande eines Wirtschaftsgebäudes ein Feuerwehrmann, ein anderer wurde durch herabstürzende Trümmer verletzt.

Berlin, 8. Aug. In das deutsche Konsulat in Rostow am Don drangen, wie dem Berliner Tageblatt gemeldet wird, in Abwesen­heit der Beamten am Hellen Tage Diebe ein und stahlen Konsulatsgeldcr im Betrage von 2719 Ru­bel. Von den Einbrechern fehlt jede Spur.

Berlin, 8. Aug. Die Norddeutsche Allge­meine Zeitung bringt anläßlich der Krönung des Papstes an. der Spitze ihrer heutigen Nummer einen herzlichen Glückwunsch-Artikel, in dem sie er­klärt, sie wolle sich gern der Hoffnung hingeben, daß die Persönlichkeit des neuen Pontifex eine Bürg­schaft für die Erwiderung der vertrauensvollen Ge­sinnung bilde, mit der sich die deutschen Katholiken ihrem höchsten Bischof zuwenden. Die Wahl Pius X. habe die leitenden deutschen Kreise mit besonderer Befriedigung erfüllt. Möge dem neuen Papst ein langes gesegnetes friedliches Pontifikat beschieden sein.

Berlin, 8. August. Aus Wien meldet die Vossische Zeitung: Bei Besteigung des Marmolata- Berges in Tirol ist ein Tourist namens Gustav Renninger aus Innsbruck in eine tiefe Felsspalte abgestürzt. Der Obmann der Scction Bozen, For­chenmaier, der den Unfall zufällig aus der Ferne sah, eilte sofort mit den Führern herbei, welche Renninger unversehrt aus der Spalte herauszogen.

Braunschweig, 8. Aug. Ein Ojähriges Mädchen, welches von den Früchten des Goldregens gegessen hatte, starb an Vergiftung. Ein Knabe, welcher gleichfalls von den Schoten gegessen hatte, liegt schwerkrank darnieder.

Plauen, 8. Aug. Wie derVogtländ. Anz." meldet, ist in der vergangenen Nacht in Renten grün bei Adorf das aus Holz erbaute

Wohnhaus des Gutsbesitzers Neudel nieder- gebrannt. D ab ei f a nd en sechs Kinder, die auf dem Boden schliefen, den Tod in den Flammen. Der Vater derselben erlitt bei dem Versuche, die Kinder zu retten, schwere Verletzungen.

Flitsch (Oesterreich), 9. Aug. Hier wütet ein großer Brand. 70 Wohnhäuser, die Kirche, das Gemeindehaus, die Klöppelschule und das Armen­haus sind eingcäschert. lieber 100 Familien sind obdachslos.

Wien, 8. Aug. Nach Mitteilungen, welche der römische Korrespondent der Neuen Freien Presse von einer die Absichten des Papstes genau kennenden Persönlichkeit erhalten hat, wird der Lebenszweck des Papstes nicht die Lösung der römischen Frage in temporalem Sinne sein sondern der Sturz des liberalen Regiments und die allmähliche Unter­ordnung des Einheitsstaates unter den Willen des Papsttums. Der Papst werde nicht wie sein Vor­gänger immer klagen und protestieren, dafür aber um so eifriger an der klerikalen Organisation arbeiten, um im gegebenen Moment die Gesetzgebung in klerikalem Sinne zu beeinflussen.

Asch, 8. August. Im Dorfe Kit er­krankten nach dem Genuß giftiger Pilze 11 italienische Arbeiter. 7 sind bereits gestorben, die übrigen schweben in Lebensgefahr.

Paris, 8. Aug. König Eduard hat dem Präsidenten Loubet zwei prachtvolle Zuchtkühe aus den königlichen Stallungen in Windsor zum Geschenk gemacht.

Barcelona, 8. Aug. Eine Feuers- brunst zerstörte das Arbeiterviertel Esparranguera. Mehrere Arbeiter kamen in den Flammen um. lieber 3000 Arbeiterfamilien sind obdachlos.

Belgrad, 9. August. Der russische Konsul in Monastir, Ro 6 owski, wurde von einem türkischen Wachposten erschossen. Der Konsul hatte einen Spaziergang in das benach­barte Kloster Buzowo unternommen. Auf dem Heimwege bemerkte Rostowski, daß ihn ein türkischer die Wache haltender Soldat nicht grüßte, sondern ihn herausfordernd ansah. Er näherte sich dem­selben und fragte ihn, was er wolle, worauf der Soldat einen Schuß gegen den Konsul abfeuerte, der denselben tot zu Boden streckte. Buzowo ist der gewöhnliche Ausflugspunkt von Monastir und die fremden Konsuln pflegen auch dorthin sich zu bege­ben. Auf dem Wege von Buzowo nach Monastir muß man an einer Artilleriekaserne vorbei. Von dem Wachtposten, der an der Kaserne steht, wurde Rostowski erschossen. Der Soldat scheint ein Festungsartillerist zu sein, da diese mit Martini­gewehren bewaffnet sind. Rostowski war seit 1896 Konsul in Monastier, 40 Jahre alt, verheiratet und Vater einer Tochter. (Lokalanzeiger.)

eine leise trotzende Feder über das Papier flog. Kurt hatte lange Zeit geschrieben, dann war -s still geworden totenstill.

In banger Hast wanderte Susanne durch das Haus. Ihr war, als müßte ein schreckliches Unglück geschehen, ratlos stand sie wieder vor Kurts Türe und horchte. Alles still.

Dann stieg Susanne die Treppen empor nach Jsas Zimmern. Sie be­merkte, daß die junge Freundin stark fieberte, und brachte ihr heißen Thee mit Zwieback, zog ihr die feuchten Kleider aus und trug sie wie ein Kind ins Bett.

Willenlos ließ es Jsa geschehen. Sie sprach sehr wenig und bald verkün­deten die regelmäßigen Atemzüge, daß sie eingeschlafen war.

Susanne betrachtete das süße Gesicht des jungen Mädchens, wie es da auf den weißen, spitzenbesetzten Kiffen lag. Man konnte sich kaum etwas Lieblicheres denken, als diese reinen, kindlichen Züge. Sachte schlich Susanne hinaus, um die Schläferin nicht zu stören.

Wiederum stand sie vor der Türe zu Kurts Zimmer und lauschte.

«Laß ihn erst den Schmerz ein wenig austoben," mahnte Tante Martha. In solchen Fällen ist es am besten, man bleibt mit sich und seinem Kummer allein. So findet man sich am ehesten wieder zurecht. Habe doch nicht solche Angst, Kind, das geht vorüber. Kurt ist eins starke Natur, er wird es überwinden; Schau, wie mein geliebter Gatte von mir gegangen ist, da habe ich auch gedacht, das Herz müßte mir brechen vor lauter Weh. Und als der groß« Krieg kam und mein Toni, mein einziger, mit fort ziehen mußte, da wollte ich zerfließen in meinen Tränen. Wie mir der liebe Junge zum letztenmal die Hand reichte, und sagte, «Weine nicht so, mein gutes Mütterchen, weine nicht so, wir stehen alle in Gottes Hand, vielleicht sehen wir uns gesund wieder," das werde ich freilich nicht vergessen, so lange ich lebe. Siehst du, Susanne, meinen Jungen habe ich nie

wieder gesehen, er kam nicht zurück. Wie ich die Liste in der Hand hielt, darauf sein Name unter so vielen, vielen anderen stand, die mit ihm gefallen waren, da glaubte ich nicht anders, als die Welt müßte über mir zusammenbrechen, und mich unter ihren Trümmern begraben."

Der alten Frau liefen bei dieser Erinnerung die Tränen über dis Wangen, eine Weile überließ sie sich ihren Gedanken, dann Hub sie wieder an:

«Lange hats freilich gedauert, bis es verwunden war, aber ich überlebte es doch. Laß es gut sein, Kindchen, das Menschenherz vermag viel auszuhalten. Schickt uns Gott ein großes Leid, so schickt er auch die Kraft, es durchzumachen. Er weiß wohl, was wir tragen können.

Tante Martha hatte die Hände im Schoß gefaltet, doch ihre Lippen bewegten sich nicht. Susanne saß dicht an sie geschmiegt auf einem niedrigen Schemel. Leise fiel draußen der Regen nieder.

So verging der Nachmittag. Der trübe Herbsttag neigte sich schon zu Ende.

Als die Dämmerung hereinbrach, kam Heßfeldt, wie er es am Morgen mit Kurt verabredet hatte. Sie wollten im engsten Kreise Verlobung feiern und einige gute Flaschen auf das Wohl des Brautpaares leeren.

Susanne flog dem Verlobten entgegen. Sie lächelte, wenn ihr auch die Tränen in den Augen standen. Sie empfand es als einen großen Trost, daß er kam. Vielleicht gelang es ihm bester, den geliebten Bruder zu beruhigen.

Um Gott, du weinst, was ist dir, mein Liebling?" rief Heßfeldt erschrocken und drückte sie zärtlich an sich.

Ach Fritz, mir ist so bang," flüsterte sie.

«Aber so erzähl« doch, Schatz," drängte Heßfeldt.

Und Susanne berichtete getreulich was ihr das Herz so schwer machte.

(Fortsetzung folgt.)