Vermischtes.
— Ein Amerikaner über Kaiser Wilhelm II. Der frühere Botschafter der Vereinigten Staaten, White, hat sich neulich gegenüber einem Vertreter der „Newyorker World" über die Persönlichkeit des in Amerika mehr als je bewunderten „Lwpkror ok tim Cermrms" ausgesprochen. Kaiser Wilhelm ist aller Wahrscheinlichkeit nach der fleißigste und am vielseitigsten beschäftigte Mann in seinem Reiche, erklärte Mr. White, dessen eigene Worte im nachstehenden wiedergegeben sind. Wenige der Berliner Bürger, es seien denn die der Arbeiterklasse zugehörcnden, dürften zu der Stunde, wo der Kaiser sein Tagewerk beginnt, schon aus dem Bette sein. Viele aber sind wohl schon zur Ruhe gegangen, ehe ihr Landesherr sein Lager aufsucht. Der Monarch hat einen wunderbar trainierten Willen, eine staunenswerte geistige Leistungskraft und eine an das Fabelhafte grenzende physische Widerstandsfähigkeit. Ohne diese könnte er das gewaltige Pensum, das er sich täglich stellt, auch wohl nicht bewältigen. Einst fragte ich den Kaiser, wie er es möglich mache, Zeit zu finden, so viel zu lesen, da es doch den Schein habe, als sei jeder Viertelstunde oft auf Wochen im voraus ihre feste Bestimmung zu- geteilt. Der Monarch meinte hierauf lächelnd, es sei ja männiglich bekannt, daß er sehr viel reise, und die Stunden, die er auf der Bahn verbringe, wende er bis auf die zum Schlafen notwendigen Ruhepaulen zur Lektüre an. Auch während seiner Jagdausflüge lese er fleißig. Dieser ungewöhnliche Mann, der allgemeine Bewunderung verdient, vergeudet in der Tat nicht einen Moment seines Daseins. Jeder, der das Glück hat, mit Wilhelm II in nähere Berührung zu kommen, staunt über seine umfassende Bildung und die Gründlichkeit, mit der er sich den einzelnen Studien hingegeben haben muß. Auf allen Gebieten der modernen Technik ist er so bewandert, daß mancher Fachmann in Verwunderung geraten würde. Seine gesamte Armee scheint er genauer zu kennen als ein Oberst sein Regiment. Auch was seine Flotte anbelangt, kann ihm niemand etwas vormachen. Er kennt aber nicht nur die
Vorzüge und Schwächen jedes einzelnen Schiffes seiner Marine, vom neuesten Panzer und Torpedo bis zum ältesten Kanonenboot herab, sondern weiß auch alles Wissenswerte in Bezug auf die wichtigsten Kriegsschiffe anderer Mächte. Obwohl Wilhelm II es mit seiner Kaiserwürde sehr ernst nimmt und in der Oeffentlichkeit stets der unnahbare Herrscher ist, erfreut er sich doch außerordentlicher Popularität. Er läßt aber auch keine Gelegenheit vorübergehen, die Liebe seines Volkes sich immer von neuem zu gewinnen. Im Privatleben ist Kaiser Wilhelm ein bezaubernd liebenswürdiger Mann. Er gibt sich natürlich und vermeidet jede Pose. Man vergißt dann fast ganz, daß man eine so erlauchte Persönlichkeit vor sich hat. Verständnis und Liebe für Humor sind bei ihm stark ausgeprägt. Sein Lachen wirkt unwiderstehlich ansteckend. Nach dem Diner bei Zigarren und Wein ist der Monarch der entzückendste Gesellschafter und interessanteste Plauderer, den man sich nur denken kann. Ohne im mindesten den Schein zu erwecken, als wolle er mit seinem geradezu verblüffenden Wissen paradieren, spricht er über jedes angeschlagene Thema in unterhaltendster Weise. Ich bin viel in deutschen Landen herumgereist und habe mit vornehmen Rittergutsbesitzern und kleinen Bauern, mit hohen Beamten und Subalternen, mit Arbeitern und Handwerkern über Politik gesprochen, doch im allgemeinen die Uebcr- zcugung gewonnen, daß die große Masse an den Kaiser glaubt und ihn aufrichtig liebt. Man bewundert in ihm den kühn vorwärts strebenden Mann, man vertraut seinen Versicherungen, daß er stets für das Wohl seines Volkes bedacht sei, und segnet ihn für seine Bemühungen, seinem Lande den Frieden zu erhalten.
— Kronprinz und Droschkenkutscher. In dänischen Offizierskreisen erzählt man sich folgendes Geschichtchen: Der dänische Kronprinz war letzthin in Kopenhagen und mußte eine Droschke haben. Zwischen ihm und dem Kutscher entspann sich nun folgendes Gespräch: „Sind Sie frei?" — „Ja." — „Dann fahren Sie mich nach Amalienborg PladS!" — „Das kann ich nicht!"
— „Warum denn nicht?" — „Ja, sehen Sie, sehn Sie, Herr" — der biedere Rosselenker geriet sichtlich in Verlegenheit — „der Kronprinz ist heute in der Stadt, und da sind hier vom Hotel aus sehr viele kleinere Touren zu machen, da doch die Reisenden den Kronprinz sehen möchten, wenn er wieder fortfährt." — „Aber Sie müssen doch fahren wenn Sie gerade frei sind, das wissen Sie!"
— „Ja, ja" — „also nach Amalienborg Plads!" Als der Kronprinz nach beendeter Fahrt den Wagen verließ, reichte er dem Kutscher einen Zehnkronenschetn. „Kann ich nicht wechseln!" — „Sie können ihn ganz behalten!" — „Das — das Ganze — Geld
— behalten!" stotterte der gute Mann, „dann laß ich den Kronprinzen schießen!"
— In Köln spielten auf dem Hauptmarkt mehrere Knaben mit einer Dynamitpatrone als diese explodierte. Einem Kind wurde die rechte Hand weggerissen, während ein zweites an Brust und Kopf schwere Verletzungen davontrug. — Im Elektrizitätswerk des neuen Rangierbahnhofs zu Nürnberg wurde ein Schuckert'scher Monteur schwer verletzt. Er stürzte bei einer Arbeit ab, fiel auf einen Leitungsdraht und erhielt einen elektrischen Schlag von 500 Volt Spannung. Die Folgen waren eine schwere Gehirnerschütterung und starke Brandwunden am Unterleib. — Im Berner Bärenzwinger trug sich dieser Tage ein komischer Vorfall zu. Eine fremde Dame unterhielt sich damit, einen Bären mit Rüben zu füttern, und plötzlich fiel ihr das Portemonnaie in den Zwinger hinab. Ter Bär faßte cs an und riß cs auseinander: die Goldstücke und Banknoten, sowie ein Eisenbahnbillet warf er verächtlich beiseite, das lederne Portemonnaie aber verzehrte er mit gutem Appetit.
— Ein schwerer Fahrgast passierte unlängst den Bahnhof Hildesheim. Der Mann, der sich zur Kur in den Harz begab, wog 380 Pfd. und mußte, wie die Hild. Zig. schreibt, da er sich nicht allein fortbewegen konnte, unter Mithilfe der Eisenbahn beim Umsteigen aus einem Gepäckwagen aus dem einen Zug in den andern übergeführt werden.
Amtliche md primtMM.
Dampfwalzbetrieb.
Die Dampfstraßenwalze wird in der Woche vom 10. August bis 15. August die Staatsstraße No. 108, Pforzheim- Calw, von Ernstmühl gegen Liebenzell befahren und bearbeiten.
Die Arbeitszeit dauert in der Regel von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends.
Reitern, sowie den Lenkern von Fuhrwerken wird beim Begegnen der Dampfwalze besondere Vorsicht empfohlen.
Wenn die von der Walze zu bearbeitende Straßenstrecke vorübergehend abgeschrankt ist, haben Reiter und Fuhrwerke vor den ausgestellten Schranken so lange anzuhalten, bis die Erlaubnis zum Durchgang gegeben wird, was in der Regel geschieht, sobald die Walze in die Nähe der betreffenden Schranke kommt.
Calw, den 8. August 1903.
K. Straßenbau-Inspektion.
Burger.
Liebenzell.
Im Wege der Zwangsvollstreckung verkaufe ich am Donnerstag, den 13. d. Mts., vormittags 9 uyr,
1 Bohrmaschine und 1 Rohrbiegrrraschine,
wozu Liebhaber eingeladen werden. Zusammenkunft beim Rathaus.
Gerichtsvollzieher
Schumacher.
br. NM
ist vom 11. bis 26. August verreist.
Ois Miebliebtz Geburt eines xesuneien Älüäebens beebren sieb ergebenst unriuaeiAen.
Lstriebs-Ingenieur ll. Lnssl unel ffi'su iiermi geb. Hesse.
Lodleuverks Lleiu-Losselii lliotdrivAe»), den 7. 1903.
Zpiklkltid M Wmch.
Zusammenkunft Mittwoch abend bei Braun z. Teinachtal.
AöMtte.
Die von mir über David Morgen- thaler dahier gemachten Aeußerungen nehme ich als unwahr zurück. Gechinge», den 8. August 1903.
Karl Wagner.
Verloren
ging am Samstag, den 8. ds. Mts., auf der neuen Straße von Altburg auf den Bahnhof Calw ein Packet mit Spielware«.
Der Finder wird gebeten, dasselbe auf dem Stadtschultheißenamt Calw gegen Belohnung abzugeben.
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(Kleine
Weinbeere)
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