Manöver zu erwartenden stärkeren Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehrs werden von der württ. Post umfassende Vorkehrungen getroffen. Zur Verstärk­ung des Personals bei den Postanstalten im Ma­növergelände sind allein über 80 Beamte vorgesehen. Für den persönlichen Dienst Sr. Maj. des Kaisers wird in Mergentheim eine besondere Postanstalt mit Tag- und Nachtdienst errichtet werden.

Stuttgart, 27. Juli. Eine Bauernfrau steigt im Remstal in den Zug und rennt eifrig mit ihrem Korb im Bahnwagen auf und ab. Von einem Reifenden über ihr sonderbares Tun befragt, gibt sie kurz die Auskunft:Ja wisset Se, 's pressiert, ih sott scho lang in Schorndorf sei!"

Friedrichshafen, 27. Juli. Wie die Luft­schiffbau Zeppelin G. m. b. H. mitteilt, wird, falls keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten, das Luftschiff 2 II in der Nacht vom Freitag auf Samstag die Fahrt nach Frankfurt antreten, wo es voraussichtlich gegen Samstag nachmittag ein- treffen wird. Die Fahrt wird voraussichtlich über Ulm-Stuttgart-Heidelberg-Darmstadt gehen. Nach einer Landung nebst Aufenthalt auf der Jla in Frankfurt wird das Luftschiff in der Nacht vom Sonntag zum Montag die Fahrt nach Köln fort­setzen. Graf Zeppelin wird das Luftschiff selbst führen.

Tübingen, 26. Juli. Am 10. August d. I. soll dem Vernehmen nach die Bahnteilstrecke Herren­bergPfäffingen, Anfang Oktober die Rotstraße PfäffingenWestbahnhofTübingen eröffnet wer­den. Der Schloßbergtunnel, der rund 300 Meter lang ist, geht wohl im Laufe des kommenden Monats der Vollendung seiner inneren Auswölbung entgegen.

Heilbronn, 26. Juli. Geheimer Kommerzien­rat Theodor Lichtenberge r, Generaldirektor des Salzwerks Heilbronn, ist gestern früh ganz uner­wartet im Alter von 65 Jahren einem Herzschlag erlegen.

Oberndorf, 27. Juli. Heute nacht kurz nach 12 Uhr brach in dem Hause des Glasermeisters Baumeister hier Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß das Gebäude binnen kurzem vollständig niedergebrannt war. Den Bewohnern gelang es kaum das Notwendigste in Sicherheit zu bringen. Das 6jährige Töchterchen des Schriftsetzers Schänzle, das oben im Hause schlief, konnte nicht mehr ge­rettet werden. Es kam in den Flammen um. Schänzle ist nicht versichert. Die Entstehungsursache des Brandes ist bis jetzt nicht bekannt. Der Besitzer des Hauses wurde vorläufig in Haft genommen.

Schw. Hall, 26. Juli. Gestern abend zwischen 10 und 11 Uhr entlud sich ein heftiges Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen. Der herrschende Wind war so stark, daß er Bäume entwurzelte und an Häusern und Dächern nicht unerheblichen Schaden anrichtete. Auch die Waren der die heute beginnende Jakobimeffe besuchenden Verkäufer haben teilweise durch den Regen gelitten.

Güglingen O/A. Brackenheim, 27. Juli. Das Unwetter vom Sonntag nacht hat gräßlich ge­wütet. Der Sturm entwurzelte auf der Straße nach Frauenzimmern starke Bäume, riß Telegraphen- stangen um und Baumäste herunter. Räumungs­mannschaften mußten auf die Straße geschickt werden. Der Hagel hat die hiesige Markung zum Glück kaum berührt. Der Sturm hat hier mehr geschadet als der Hagel. Von Brackenheim und Frauenzimmern dagegen kommen sehr betrübende Nachrichten.

Zabergäu, 26. Juli. Der Stand der Wein­berge ist schön, Trauben gibt es in Mengen, das Laub ist gesund, die früheren Sorten zeigen schon Beeren in Größe von Zuckererbsen. Die Regenzeit während der Blüte hat weniger geschadet, als be­fürchtet worden ist. In niederen Lagen mit späten Sorten ist der Beerenansatz allerdings ungleich, auch sind manche Trauben marschiert, in den höheren Lagen, den Bergwingerten, aber herrscht Beeren­gleichheit und schöner Entwicklungsstand. Der falsche Mehltau, der etwas eingesetzt hatte, ist wieder ver­schwunden. Die Ernte wird in Roggen und Gerste in den nächsten Tagen beginnen und verspricht gute und reichliche Ware in Korn und Halm.

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Das größte Glück. Aus Frankfurt a. M. wird demB. T." geschrieben: Viel belacht wird eine kleine Geschichte, die sich kürzlich auf derJla" ereignete. Ein Berliner ließ sich mit einem alten Frankforter" in ein Gespräch über Luftschiffahrt ein. Nachdem man seine Gedanken ausgetauscht hatte, fragte unserAltfrankforter" plötzlich den Berliner:Wisse See aach, was deß größte Glück ?" Auf eine verneinende Antwort des Berliners

entgegnete derFrankforter":Deß größte Glück , daß der Hauptmann von Köpenick kan Schwoob unn de Zeppelin kan Preiß, sonst wär's mit de Preiße gar net mehr auszuhaltel"

Aus Paris wird geschrieben: Eine neue Revo­lution bereitet sich im Bereich der Mode vor, deren eigentlicher Ausbruch erst für den Herbst zu er­warten ist: der kurze Rock. Schon jetzt ver­schwinden ja Schleppen und weit ausfallende Kleider, aber der Rock stößt doch noch wenigstens auf der Erde an. Er soll nun so kurz werden, daß er nur bis an die Knöchel reicht und noch ein Stück der Strümpfe sehen läßt. Die Folgen dieser Neuerung sind gar nicht abzusehen. Zunächst wird natürlich die ganze Silhouette der Damentracht verändert; an die Stelle der weiten, schön geschwungenen, großen Linien, weil sie die Direktoiremode brachte, tritt eine unruhig pikante Betonung eckiger, abgerissener Kon­turen. Das Kleid bekommt etwas Hastiges, Un­ruhiges, was sehr lebendig und fesch, aber auch recht ungraziös wirken kann. Auch für das Problem der Taille müssen ganz andere Lösungen gesucht werden als bisher. Wie bei dem weit wallenden, lang­schleppenden Rock die Taille in die Höhe und bis unter die Achseln ging, so rückt sie mit dem kurzen Rock immer weiter herunter. Vorläufig hat sie noch keine feste Stelle gefunden. Sie bildet noch bis­weilen eine tief herabgehende Korsage um die Hüften; vielfach aber ist sie schon unter die Hüften herunter­gerutscht, so daß die Toilette einem Kinderkleid ähnelr, das mit einer Schärpe abgebunden ist. Des weiteren wird der kurze Rock einen ganz außer­ordentlichen Luxus in Schuhen und Strümpfen Hervor­bringen, die ja dann die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen und vor allem entzücken müssen. Die Strumpffarbe wird auf die des Kleides abgestimmt, der Schuh erhält die zierlichste, leichteste Form. Schleppen werden nur noch bei Hoftoiletten er­scheinen; bei Gesellschaftsroben, deren Rock die Erde kaum berühren darf, wird der Saum die kostbarste Garnierung mit echten Spitzen, Flittern und Gold­stickereien erhalten.

Die ärmellose Zeit. Aus Paris wird ge­schrieben: Bis jetzt zerbrachen sich die Modekünstler ihren Kopf, um den Aermeln eine Gestalt zu geben, die kunstvollendet und kleidsam zugleich ist. Man hatte den offenen Aermel, man trug den verschnürten, den geknöpften Aermel, man trug den Aermel lang und eng, und trug ihn kurz und bauschig. Nunmehr scheint man dieser Kunst überdrüssig geworden zu sein, und man kam dazu, den Aermel überhaupt vom Schauplatze zu verbannen. Die neue Mode, die man als ärmellose Mode bezeichnen kann, be­gann damit, die Jacken und Mäntel überhaupt ohne Aermel zu verarbeiten. Der Zweck, den diese Be­kleidungsstücke nunmehr noch hatten, war lediglich ein dekorativer. Das Jackett, der Mantel, diese Bekleidungsstücke bildeten nur eine Vervollkommnung der Toilette und boten Raum für neue Stickereien und Applikationen. Jetzt aber geht man sogar daran, den Aermel auch aus den Kleidern zu ent­fernen. In die Sommerkleider setzt man dafür eine Dichtung aus Chiffon, der so durchsichtig ist, daß er als Bekleidungsstück kaum noch angesehen werden kann. In diesen Chiffon inkrustiert man die kostbarsten Spitzenmedaillons und die elegantesten Valenciennesspitzen. Die Gesellschaftstoiletten aber, die man zu den Reunions trägt, verarbeitet man gänzlich ohne jeden Aermel. An seine Stelle treten kostbare Handschuhe aus Brüsseler Spitzen, die man während der Tischzeit abzieht und die den bloßen Arm geschmückt mit goldenen Reifen zeigen. Die Abendmäntel allerdings weisen einen Aermel auf, der aber so eng ist, daß man sich wundert, wie ein Frauenarm darin nur Platz finden kann. Dieser Abendmantelärmel ist aus elastischem Stoff gearbeitet und schmiegt sich an den Arm eng an. Selbst die Badekostüme, die sich nach der herrschenden Mode stets richten, werden ohne Aermel gearbeitet. Ja, man geht sHar so weit, die Hauskleider und die Nachtgewänder nur mit einem dünnen Tüll- oder Chiffonärmel zu versehen. Vorläufig protestieren gegen diese neue Mode die tonangebenden Damey der Pariser Gesellschaft. Die Modedamen der Halb­welt aber haben diese Mode sofort mit Freuden aufgegriffen, und sie meinen, daß sich nur diejenigen Damen dagegen sträuben werden, deren Arme nicht schön genug sind, um sie den Blicken der Menschen preiszugeben.

Die Entdeckung der Seife. Der moderne Europäer, der an peinlichste Sauberkeit gewöhnt ist und die gewissenhafte Beobachtung hygienischer Vor­schriften für etwas Selbstverständliches hält, kann sich gar nicht vorstellen, daß die Menschen viele

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Jahrhunderte lang ohne Seife ausgekommen sein sollen. Aber es war wirklich und wahrhaftig so. Unter den alten Griechen so liest man im Family Herald" war die Seife völlig unbekannt. Sie wird auch nicht von einem einzigen griechischen Schriftsteller erwähnt. Man weiß, wie hübsch Homer in derOdyssee" einen Waschtag schildert: die Prinzessin Nausikaa wäscht höchst eigenhändig mit ihren Mägden die Wäsche des königl. Hauses; sie wäscht sie aber bloß mit Wasser von Seife ist auch nicht eine Spur zu entdecken. Die Römer aber scheinen die Seife oder wenigstens etwas der Seife ähnliches gekannt zu haben. Plinius berichtet, daß sie eine Seife benutzten, die den Haaren eine blonde Farbe gab. Die Hauptbestandteile dieser Seife waren Talg und Asche. Am liebsten nahm man Buchenasche und Ziegentalg. Die Seife war in fester Form und als Flüssigkeit zu haben; die Frauen gaben der flüssigen den Vorzug und salbten sich damit die Haut. Wer hat aber die richtige Seife, d. h. die Seife, wie wir sie jetzt kennen, er­funden? Eine Bäuerin von Savona in Ligurien soll es gewesen sein. Der Name dieser Wohltäterin der Menschheit ist verloren gegangen, der neuen Substanz blieb aber der Name der Stadt, in welcher sie zuerst fabriziert wurde (an den Namen Savona erinnern das französische8avon", das italienischeSapone", das spanischejapon" usw.) Die erwähnte Bäuerin hatte sich an Bord eines mit Olivenöl beladenen Schiffes begeben, um die schmutzige Wäsche der Matrosen zu waschen. Die Sodalauge, mit der sie wusch, geriet zufällig mit dem Olivenöl in Verbindung, und die Seife war entdeckt.

Kindermund. In der von einer Lehrerin unterrichteten Knabenklasse einer Volksschule sollte kürzlich ein kleiner Schlingel den Lohn für bewiesene Schlagfertigkeit in gleicher Münze entgegennehmen. Als er sich zögernd der mit dem Stock harrenden Lehrerin nahte, entdeckte er, daß diese eine neue Bluse an hatte. Offenbar, um die Aufmerksamkeit der Lehrerin von sich abzuwenden, sagte er treu­herzig:Was hast du eine schöne Bluse an!" Er hatte offenbar die Erfahrung gemacht, daß man mit Höflichkeit weiter kommt als mit Grobheit und hatte sich auch in diesem Falle nicht verrechnet, denn die Lehrerin war vor Lachen nicht imstande, der Schattenseite des kleinen Schlingels die zugedachte Aufmerksamkeit zu widmen, sie entließ ihn vielmehr mit einem Verweis und einem gelinden Klaps.

(Abgebrüht.j Amtsrichter Sch., ein bekannter Vergleichsfanatiker, pflegte die streitenden Parteien im Winter in die Nähe eines satanisch geheizten Ofens zu setzen und so lange andere Fälle zu er­ledigen, bis die Parteien, um nur aus der Hitze herauszukommen, sich zum Vergleich bereit erklärten.

Wieder einmal hatte er diesen Trick in An­wendung gebracht, und nach einer längeren Pause fragte er den einen Mann am feurigen Ofen:Nun, Krause, wie denken Sie jetzt über einen Vergleich?" Er erhielt aber die Antwort:Ach, Herr Amts­richter, geben Sie sich mit mir keine Mühe, ich bin nämlich Heizer bei Borsigl"

sVaterstolz. A.:Ihre Familie huldigt wohl aufs eifrigste dem Sport?" B.:Und ob! Von uns liegen immer ein paar im Lazarett."

(Gefundener Name.jSie sind glücklicher Vater geworden, Herr Bureauvorsteher?"Jawohl, von Zwillingen.""Wie heißen denn die Kinder?"

Das eine Kathi.""Und das andere?"

Duplikat!.""

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KnzLäter"

für die Monate August und September

werden von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austrägerinnen entgegengenommen.

Amejsten süssen um noch Aufnahme zu ^ b finden längstens morgens S Uyr aufgegeben werden.

R8V"" Größere Anzeige« mittags zuvor (nicht erst abends.)

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