heim liege, so solle auch diese Stadt eine Luftschiff­station erhalten. Den Bau einer solchen habe bereits die Ortsgruppe Mannheim des Deutschen Luftflotten- vereins übernommen, zu welchem Zweck vom Stadt­rat vorbehaltlich der Zustimmung des Bürgeraus­schusses ein Platz auf der Friesenheimer Insel zur Verfügung gestellt worden sei. Ebenso habe sich der Stadtrat zur Uebernahme der Beaufsichtigungskosten bereit erklärt. Die Beschaffung der zu dem Bau erforderlichen erheblichen Mittel sei bereits in die Wege geleitet.

Der Verein Mannheimer Zigarrenspezialisten hat in einer zahlreich besuchten Versammlung am Samstag einstimmig beschlossen, den durch die neue Tabaksteuer notwendigen Zigarrenaufschlag am Tage des Inkrafttretens des Gesetzes, am 15. August, eintreten zu lassen. Die 57 ^-Zigarre wird um 1 --f, die 8 und 10 ^f-Zigarre um 2 die 12 ^f- Zigarre um 3 und die 15 ^-Zigarre um 5 ^ teurer. Die Versammlungsteilnehmer haben sich durch Unterschrift verpflichtet, die Vereinbarung zu halten.

Köln, 21. Juli. Der verstorbene Geh. Kom­merzienrat Später aus Koblenz hat den Armen 10 000 Mk. vermacht. Frau Später stiftete 50000 Mark; die Zinsen von 30 000 Mk. werden für Blinde und Augenkranke, die von 20 000 Mk. für andere wohltätige Zwecke verwendet.

Aus Anlaß der belgischen Nationalfeier fand in Brüssel ein internationaler Ballonaufstieg statt. Als der französische BallonKosmos" aufstieg, wurde er vom Wind gegen eine Steinsäule ge­worfen und platzte. Der Führer und seine beiden Begleiter stürzten auf einen anderen Ballon, der des Aufstiegs harrte. Als die drei gerettet wurden, waren sie dem Erstickungstode nahe.

Der Wiener Tourist, Lehrer Laß, ist von der Triglwand abgestürzt und war sofort tot. Auf einem Spaziergang nach der Riffelalp ist ein Mann namens Parmentier aus Brüssel, in einem tiefen Felsbett zum Gorner Gletscher herabstürzenden Trifft- bach gestürzt. Die Bergung der ^Leiche wird kaum möglich sein. Das Mitglied der Sektion Chemnitz des Deutsch - Oesterreichischen Alpenvereins, Doms­dorf, ist beim Aufstieg auf den Campanile Basso infolge Reißens des Seiles tödlich abgestürzt.

Württemberg»

Wenn man die unheimliche Geschäftigkeit der Sparkommission sieht, die auf dem Entwurf für den kommenden Winterfahrplan 184 Abänderungen vorgenommen hat, die haufenweise hat Züge aus- fallen lassen und auf zahlreichen Bahnstrecken des Landes die Verkehrsmöglichkeit für das Publikum auf ein Mindestmaß eingeschränkt hat, dann spürt man, wie ernst es um unsere Landesfinanzen bestellt ist. Betrachtet man dagegen das Arbeitstempo, in dem sich unsere Zweite Kammer seit einigen Tagen wieder gefällt, die Wichtigtuerei, die wieder mit den unwesentlichsten Dingen getrieben, der Wort­schwall, der zum Entsetzen der Zuhörer, besonders aber der Presse, über die einfachsten Beratungs-

Die Dame mit den Rosen.

Kriminalroman von G. Quis.

27) - (Nachdruck verboten.)

Schluß.

Einige Abend später war die Wohnung des Staatsanwalts zum Empfange der glänzendsten Gesellschaft geöffnet.

Herr v. Walmoden gab dies Fest dem befreiten Dr. Karl Hollmann zu Ehren. Der junge Mann kehrte nach einer glänzenden Ehrenrettung in die Gesellschaft zurück, und mit einem wohl verständlichen Zartgefühl wollte derjenige, der ihn einstmals aus aufrichtiger Ueberzeugung angeklagt hatte, ihn jetzt in die Kreise der Gesellschaft zurückführen, denen er angehörte und denen er infolge eines grausamen Mißverständnisses entrissen worden war.

Der Eingang zum Empfangssaal war mit Blumen und Schlingpflanzen von allen Seiten bedeckt und mitten in dem grünen Blätterschmuck unter den fremdartigen phantastischen Blüten- und Blumen­kronen hingen in Girlanden gewunden, bunte Lämp­chen, deren Licht das gesamte Grün freundlich er­leuchtete.

Rechtsanwalt Schwinger trat zu Karl und be­grüßte seinen Freund, der bald der Mittelpunkt der Gesellschaft wurde. Man riß sich förmlich um ihn, so daß er endlich froh war, in ein scheinbar leeres Nebenzimmer zu entkommen, um sich ein wenig aus­zuruhen. Als er sich jedoch dem Fenster näherte.

gegenstände ausgegossen wird, dann merkt man nichts von Sparsamkeit. Jeder Sitzungstag kostet rund 2000 Mk. Viel weniger als 300 Sitzungstage, also 600 000 Mk. beansprucht die heurige Session sicher­lich nicht. Dabei haben unsere Landbolen noch Zeit genug, sich eine gemeinschaftliche Vergnügungsfahrt an den Bodensee zu gönnen. In einem Extrazug natürlich. Darf man vielleicht fragen, ob die Spar­kommission ihre Fürsorge auch auf die Bezahlung dieses Zuges gerichtet hat? Und ist ferner die höf­liche Anfrage vergönnt, ob das hohe Haus an diesem Tage auf seine Diäten zugunsten des Landes ver­zichtet hat, das sich bei der Befriedigung seiner Verkehrsbedürfnisse die größten Beschränkungen auf­erlegen lassen muß? Darnach, wenn die heurige Session zu Ende gehen soll, wagt man schon gar nicht mehr zu fragen.

Stuttgart, 21. Juli. Die Beratung des Volksschulgesetzentwurfs wurde in der heu­tigen Sitzung der Ersten Kammer zu Ende ge­führt. Trotzdem die eigentliche Entscheidung über die Schulnovelle bereits durch die gestrigen Abstimm­ungen über die Art. 72 und 72a und b, die sämt­lich nach dem Regierungsentwurf angenommen wurden, gefallen war, gab auch der Art. 81, der die Bezirks­schulaufsicht behandelt, noch Anlaß zu einer längeren Debatte, in der Domkapitular Moser gegen die Neuregelung sprach und die bisherige Schulaufsicht verteidigte. Jetzt fehle es an Garantien für die Erhaltung des sittlich-religiösen Charakters der Volks­schule. Kultminister v. Fleischhauer trat für die berechtigten Wünsche der Lehrer ein. Präsident v. v. Sandberger riet, Vertrauen zur Lehrerschaft zu haben. Es gehe eine starke Geisteswelle jetzt durch die Welt, die dem christlichen Sinn nicht günstig sei, aber es kämen auch wieder andere Zeiten. Das Vertrauen zur Wahrheit werde auch hier Heilung schaffen. Vei Art. 84, der das Oberaufsichtsrecht der Oberkirchenbehörden über den Religionsunterricht bestimmt und vom anderen Hause gestrichen wurde, erklärte der Kultminister, daß die Wiederherstellung des Artikels eine conditio 8ino gua non für das Zustandekommen bedeute. Dieser Artikel und die übrigen wurden sämtlich nach den Anträgen der Kommission angenommen. Der ganze Gesetzentwurf hat somit, im Wesentlichen in der Fassung des Re­gierungsentwurfs, die Zustimmung der überwiegenden Mehrheit der Ersten Kammer gefunden.

Stuttgart, 21. Juli. Die Zweite Kammer erledigte heute einige Etatskapitel, besprach zum Ka­pitel Ständische Kasse mehrere Interna und geneh­migte für eine neue Heizungs- und Beleuchtungs­anlage für das Haus 52 000 Eine Eingabe von Kochertalbahngemeinden um eine neue Prüfung des Verteilungsmaßstabs des Gewerbesteuerkapitals der württ. Eisenbahngesellschaft wurde der Regierung zur Berücksichtigung übergeben. Ueber einige Privat­wünsche des Mostobsthändlers Hallmayer in Stutt­gart ging die Kammer zur Tagesordnung über. Nächste Sitzung Dienstag den 27. Juli. Die Tages­ordnung ist noch unbestimmt. Schluß der Sitzung 14/2 Uhr.

bemerkte er auf einem Sofa eine bleiche Dame, die sich bei seiner Annäherung erhob und ihm ihr von Tränen überströmtes Antlitz zuwandte. Karl wich instinktiv zurück.

Es war Charlotte.

Die junge Frau rang mit hilfeflehender Gebärde die Hände und rief, beinahe vor ihm niederknieend, die halberstickten Worte:Vergeben Sie mir!"

Gnädige Frau," sagte er zu ihr,ich verzeihe Ihnen, Sie waren schwach und erwiderten meine ehrliche Liebe nicht. Ich liebte Sie allein. Ich hielt das Echo für den Ton. Meine einstmaligen Schmerzen sind geheilt, die andern Leiden sind vor­über; seien Sie überzeugt, ich hege keinen Haß gegen Sie."

Keinen Haß," wiederholte sie.

Uebrigens," begann Karl von neuem,haben Sie auch, wie ich sehe, genug gelitten, Sie armes Wesen."

Genug gelitten!"

Niemand hat Sie getröstet; die Gewissensbisse haben Sie bei Tag und Nacht gepeinigt, während ich so glücklich war, die Stimme eines Engels zu vernehmen, der mir Hoffnung einflößte und"

Und Liebe," setzte Charlotte hinzu.

Und Liebe!" wiederholte Karl ernst.

Ich weiß es, sagte Charlotte.In ihre Hände habe ich meine Zärtlichkeit für Sie niedergelegt. Doch hören Sie mich, Karl, Herr Doktor! Ich habe durch zwei Jahre der Leiden mir wohl den letzten ' Trost erkauft, mich zu Ihren Füßen anklagen zu

Stuttgart, 21. Juli. Wie man in parla­mentarischen Kreisen hört, wird die Vertagung des Landtages erst am 21. August erfolgen. Es ist beabsichtigt, die Volksschulnovelle, die heute in der Ersten Kammer zu Ende beraten worden ist und nunmehr sofort der Volksschulkommission der Zweiten Kammer überwiesen wird, auch im Plenum noch zu erledigen. Außerdem soll über die Frage der Steuererhöhung und der Reichsfinanzreform noch eine größere Debatte stattfinden. Schließlich will man sich auch noch über einige Anträge der volks­wirtschaftlichen Kommission zu Eisenbahneingaben und über die Revision der Geschäftsordnung der Zweiten Kammer schlüssig machen. Eine so späte Vertagung des Landtages hätte immerhin vermieden werden können, wenn in der Zweiten Kammer mit Zeit und Geld etwas weniger verschwenderisch um­gegangen worden wäre. Daß hierin in der Zukunft eine Besserung eintreten würde, ist kaum zu erhoffen, denn nach einer in der heutigen Sitzung gefallenen Aeußerung wird der Aufenthalt im Halbmondsaal allgemein als sehr angenehm empfunden.

Stuttgart, 21. Juli. Die neue Dragoner­kaserne auf der Steig geht ihrer Vollendung ent­gegen. Das Hauptkasernengebäude ist im Rohbau fertig, ebenso das Verwaltungsgebäude und das Wirtschaftsgebäude für die Mannschaften. Die Ka­serne soll bis zum Oktober 1910 bezogen werden.

Stuttgart, 21. Juli. Der Bund deutscher Gastwirte hat bekanntlich auf seiner diesjährigen Tagung beschlossen, den Bundestag nächstes Jahr in Stuttgart abzuhalten. Mit dem Bundestag ist eine Fachausstellung für das Hotel- und Wirtschafts­wesen verbunden.

Stuttgart, 22. Juli. Großes Aufsehen macht, derSchwäb. Tagw." zufolge, der Zusammenbruch der Stuttgarter Firma Jakob Süßkind, Herren­kleiderfabrik cn gros. Die Passiven sollen 400 OOH bis 500000 betragen. Die Firma strebt ein Arangement mit ihren Gläubigern an. Sie bietet 20 Prozent.

Stuttgart, 22. Juli. Heute früh 4ff- Uhr wurde in den Anlagen beim Schwanenplatz in Berg ein 34 Jahre alter Taglöhner mit blutendem Kopfe auf dem Boden liegend aufgefunden. Ins städtische Krankenhaus gebracht, gab der Verletzte an, er sei von zwei jungen Leuten in den unteren Anlagen, vom Rosenstein her kommend, überfallen, zu Boden geschlagen und seiner Barschaft im Betrage von 40 -/A beraubt worden. Als mutmaßliche Täter sind 4 Personen festgenommen worden.

Cannstatt, 22. Juli. Die bürgerl. Kollegien von Münster a. N. haben das Volksschulgeld von 1910 an aufgehoben. Wie dieSchw. Tagw." erfährt, sollte der Kassier der Cannstatter Filiale der Stuttgarter Ortskrankenkasse, Kronmüller, das Opfer des Raubmordversuchs werden. Der Plan, den die 3 Burschen ausgeheckt halten, ging dahin, den Kassier im Bureau zu überfallen, ihn mit einem schweren Hammer niederzuschlagen und dann die Kasse zu berauben. Die Fahndungspolizei bekam aber Wind

dürfen. Wir werden uns nicht Wiedersehen. Ich muß Ihnen wenigstens sagen, daß ich Ihre Ver­urteilung für unmöglich hielt, daß ich gepeinigt, hintergangen, betrogen worden bin."

Ich verzeihe Ihnen," sagte Karl gerührt.Ich verzeihe Ihnen von ganzem Herzen."

Leben Sie wohl," sagte Charlotte endlich. Leben Sie für immer wohl! Werden Sie glücklich!"

öeben Sie wohl!" wiederholte Karl und da er ihre gebrochene Gestalt sich schwankend entfernen sah, reichte er ihr die Hand. Sie ergriff dieselbe, eine Träne sank darauf und sie flüsterte:Jetzt kann ich sterben."

Karl blieb sinnend stehen, seine Blicke in die Tiefen des Gartens gerichtet. Plötzlich riefen ihn befreundete Stimmen in den Saal. Man suchte ihn, man fragte nach ihm.

Ein unsägliches Mißbehagen bemächtigte sich seiner Seele. Wen wollte er auf diesem Balle sehen? Sie, die Unbekannte, allein. Wenn sie ihn getäuscht hätte, wenn Hoffnung und Liebe nur ein Traum wären, deren Trugbilder er beim Erwachen vergessen mußte? Bei diesem Gedanken fürchtete er, wahnsinnig zu werden.

Die Töne des Orchesters schwirrten ihm durch den Kopf. Seine Lieblingsmelodien wurden gespielt, aber sie ermüdeten ihn heute.

Er erhob sich, schweifte in den Gärten umher, suchte darin den Schatten und den Frieden, den die Nacht in alle kranken Herzen gießt. Vergebens. Das Orchester schwieg einen Augenblick. Er verlor