von der Sache. Es gelang ihr, den Burschen, der den Kassier Niederschlagen sollte, noch vor der Tat festzunehmen. Er trug den Hammer bei sich.

Eßlingen, 20. Juli. Vom Sommerfest der Deutschen Partei in Neuffen aus war an den Fürsten Bülow folgendes Telegramm abgesandt worden:Ein große Versammlung nationaler und liberaler deutscher Männer des 5. württembergischen Reichstagswahlkreises sendet Ew. Durchlaucht die Versicherung unauslöschlichen Dankes für alles, was Sie für Deutschlands Landwirtschaft, Gewerbe und Handel, für des deutschen Reiches Ehre und Frieden geleistet haben." Der Fürst erwiderte in einem Telegramm an den Reichstagsabg. Wetzel:Ihnen und Ihren Auftraggebern aufrichtigen Dank. Ich habe mich über die Anerkennung aus Schwaben besonders gefreut."

Tübingen, 21. Juli. Dem Kaufmann Schott, der im Automobil nach Stuttgart fahren wollte, flog kurz hinter Tübingen der Hut vom Kopf. Er sprang während der Fahrt aus, stürzte und erlitt so schwere Verletzungen, daß er denselben heute erlag.

Bernhausen, O.A. Stuttgart, 22. Juli. In den letzten Tagen wurden in der Restauration zum Bahnhof zwei Wandgemälde angebracht, die die Landung in Echterdingen und die Brandkatastrophe bei Bernhausen in würdiger Weise darstellen. Wie verlautet, beabsichtigt die Gemeinde Bernhausen bis zum 5. August ds. Js. auf der Unglücksstätte in ihrer Markung ein schönes Monument zu errichten, das für alle späteren Generationen eine bleibende Erinnerung des 5. August 1908 bieten wird.

Vaihingen, 22. Juli. Die Wahl des Stadt­schultheißenamtsassistenten Setzer in Oberriexingen zum Stadtschultheißen in Oberriexingen wurde von der K. Kreisregierung in Ludwigsburg für ungültig erklärt, da der Gewählte das zur Wählbarkeit er­forderliche 25. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt hat. Setzer ist am 11. Oktober 1885 geboren. Dem Ge­such des Gewählten um Befreiung von dem Erfor­dernis des zurückgelegten 25. Lebensjahrs hat die K. Kreisregierung im Hinblick auf den erheblichen Abstand, der den Gewählten von der Erreichung des 25. Lebensjahres trennt, nicht entsprochen. Assistent Setzer wird nun gegen die Ungültigkeitserklärung der Wahl Beschwerde beim K. Ministerium des Innern erheben.

Gerstetten, 21. Juli. Der letzthin verstorbene Inhaber der Maschinenwerkstätte für Schuhindustrie in Cannstatt, Johannes Albrecht, vermachte der hiesigen Gemeinde durch letztwillige Verfügung 20 000 Mk. für Bildungszwecke armer Schüler und gewerbliche Lehrlinge.

Mönsheim OA. Leonberg, 20. Juli. Eine ergötzliche Jagd ge schichte, die den Vorzug hat, wahr zu sein, ist einem hiesigen Jagdliebhaber passiert. Er schoß einen Fuchs. Auf dem Heimweg lud er ihn einem Fuhrmann auf. Plötzlich hob der Fuchs den Kopf in die Höhe. Ein Schlag brachte ihn wieder zum Sinken. Aber in der Nähe des Dorfes sprang plötzlich ein Fuchs über den Weg. Der Jäger, der auf dem Wagen nur einen leeren Platz sah, wollte seinen Fuchs nochmals schießen.

sich in den einsamen Gängen des mondbeglänzten Gartens.

Plötzlich sah er eine weiße Gestalt vor sich stehen eine junge Dame in weißer Balltoilette. Sie hatte einen weißen Kaschmirschal um ihre Schultern gelegt, den sie zurückschlug, als sie vor Karl hintrat. Dabei gab sie Karl einen prächtigen Strauß dunkelroter Rosen und sagte, tief aufatmend:

»Jetzt ist die Zeit der Rosen!" t

Sie lächelte sanft, das Gesicht ihm zugeneigt. Sie betrachtete ihn mit einem Blick voll unendlicher Liebe und Zärtlichkeit.

Karl glaubte zu träumen. Er streckte die Arme der holden Gestalt entgegen und stieß einen leichten Schrei aus. Die Erscheinung verschwand nicht, er ergriff eine lebendige, bebende Hand. Er sprach nicht, er sah und sah nur, er versank ganz in diesen Anblick, die Verwirklichung seiner Träume. Er fürchtete durch ein Wort den berauschenden Zauber zu brechen, der ihn an seinen Platz bannte. Die Gegenwart der Ersehnten berauschte ihn. Er sank ihr zu Füßen und küßte den Saum ihres Kleides.

Nein, nicht alle Blumen sind verwelkt," sagte das junge Mädchen mit zärtlicher Stimme.Karl, ich hatte Ihnen Rosen versprochen, ich halte nun mein Wort."

Sprechen Sie, sprechen Sie," stammelte er.

Es ist kein Traumbild, guter Karl, das Sie vor sich sehen. Ich bin es, die Unbekannte, die sich Ihnen nicht eher zu erkennen geben wollte, als bis

Doch der Bauer sagte:Halt, meine Pferde scheuen!" Der totgeschossene und nochmals totgeschlagene Fuchs ist somit glücklich entkommen.

Neues von der Post. Eine wichtige, auch das Publikum berührende Vereinfachung im Dienst­betrieb tritt bei den drei deutschen Postverwaltungen mit dem 1. August in Kraft. Von diesem Tage an werden Wertsendungen jeder Art (Wertbriefe, Käst­chen mit Wertangabe, kleinere Pakete mit Wert­angabe und Einschreibpakete bis zur Faustgröße) bis 600 ^ Wert im Verkehr der Bahnposten unter­einander, sowie im Verkehr zwischen den Postanstalten und der Bahnposten nicht mehr einzeln, sondern der Stückzahl nach in den Karten nachgewiesen. Durch diese Neuerung in Verbindung mit dem Wegfall des Wiegens der Behältnisse für die Wertsendungen (Geldbeutel rc.) ist die Postverwaltung in den Stand gesetzt, die Schlußzeilen für die Einlieferung der in Betracht kommenden Sendungen zu kürzen.

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Unterreichenbach, 20. Juli. Ein schönes Fest veranstaltete am letzten Samstag die hiesige Gemeinde, das 40jähr. Amtsjubiläum des Schultheißen Scholl und die Einweihung der neuen Nagold brücke, die durch die tatkräftige Bemühung des Gefeierten von der hies. Gemeinde gemeinsam mit einigen benachbarten badischen Gemeinden erbaut worden ist. Das Fest fand in den Räumen des Schwarzwaldhotels statt unter großer Beteiligung nicht nur der Ortsbewohner, sondern auch vieler Gäste aus der Oberamtsstadt und den Bezirksorten und legte ein beredtes Zeugnis ab von der großen Wertschätzung, deren sich der Gefeierte in weiten Kreisen erfreut. Nach der mit großem Beifall auf­genommenen Festrede des Ortsgeistlichen, Pfarrer Jlg, wurden Glückwünsche dargebracht von Reg.Rat Völter, Dekan Roos, von Fabrikant Krüger-Calw für die Bezirkskrankenkasse, von Stadtschultheiß Conz-Calw im Namen der Ortsvorsteher des Bezirks- rats, von Verw.Aktuar Abg. Staudenmeyer-Calw für die Korporationsbeamten und von Lehrer Bachteler im Auftrag der Vereine des Orts. Fin.Rat Völter-Hirsau und Pfarrer.a. D. Lutz-Calw widmeten poetische Grüße und Stadlschultheiß Mäulen-Liebenzell feierte die Familie des Jubilars. Die am gleichen Mittag in Stuttgart tagende Delegiertenversammlung der Deutschen Partei über­sandte dem geschätzten Parteigenossen herzliche Glück­wünsche auf telegraphischem Weg. In gerührten Worten dankte der Gefeierte für die vielen ihm zuteil gewordenen Ehrungen. Das so schön ver­laufene Fest wurde gewürzt durch die Vorträge des Gesangvereins Unterreichenbach und eine Kapelle aus Karlsruhe.

** Pforzheim, 22. Juli. Der Maurerstreik ist nach den letzten Ausschreitungenin ein neues und hoffentlich sein letztes Stadium getreten. Auf Ein­ladung des Hrn. Oberbürgermeisters Habermehl haben seit gestern mehrere Besprechungen stattgefun­den, die auf eine Beendigung des Streikes abzielen. Zur Teilnahme an ihnen wurde auch der am letzten

sie wußte, daß Sie auch wirklich und ungezwungen mit der Vergangenheit gebrochen hatten. Ich bin das junge Mädchen, das den von der Welt Ver­urteilten für unschuldig hielt und ihn im Unglück noch mehr bemitleidete, als >sie ihn im Glück schon liebte. Denn ich stehe nicht so hoch, wie Sie glauben. Ihr Unglück war es nicht, was mich an Sie fesselte. Ich lieble Sie schon lange vorher und zwar hoff­nungslos, denn Sie hatten Ihr Herz bereits ver­schenkt. Nun klagen Sie mich aber nicht an," fuhr das holde Geschöpf fort,daß ich Ihr Unglück benutzt habe, um Ihr durch Leiden erdrücktes Herz zu erobern. Ich habe Sie uneigennützig und aus reiner Liebe getröstet, ohne einen Lohn zu erwarten. Ich habe mein Wort gehalten. Die Wirtstochter, die Rosendame, ich bin es, ich bin es."

Ich erkenne Sie, ich erkenne Sie," murmelte Karl.So stellte ich mir im Traum Ihr Bild vor, nur nicht so schön. Sie haben mich gerettet. Sie haben mir das Leben wieder gegeben. Fügen Sie zu all diesen Gütern nach eins, das einzige, was für mich einen Wert hat. Seien Sie mir für immer, bis zur Grenze dieses irdischen Daseins, meine treue Gefährtin." '

In diesem Augenblick rief die Karl nur zu wohl- bekannte Stimme des Staatsanwalts von Walmoden durch den Garten:

Anna! Anna!"

Der Vater!" sagte erschreckt das junge Mäd­chen und eilte davon.

Montag sestgenommene Gauleiter Hort er aus Mann­heim aus der Haft entlassen. Bis jetzt wurde noch keine^Einigung erzielt, weil prinzipielle Gesichtspunkte zu sehr im Vordergrund standen. Trotzdem ist ein Einlenken beiderseits nicht ausgeschlossen. Es wäre das im wohlverstandenen Interesse beider Teile nur zu wünschen. Denn die materielle Einbuße auf beiden Seiten ist sehr groß und die moralische be­ginnt besonders auf der der Arbeiter immer größer zu werden.

Pforzheim, 21. Juli. Eine Frau aus Eutingen wurde hier festgenommen, weil sie einen Schinken in einer Wirtschaft entwendete, was der Wirt erst merkte, als er sie wegen Nichtbezahlung der Zeche verfolgte. Hierbei fiel ihr der unter dem Rock ver­borgene Schinken auf den Boden. Die Frau er­klärte, sie wolle ins Gefängnis und habe gestohlen, um von ihrem Manne loszukommen.

Die volkstümliche Bücherei in Pforzheim macht anläßlich des Kreisturnfestes auf eine in deren Ver­lag erscheinende Schrift von Dr. Karl Brunner auf­merksam:Friedrich Ludwig Jahn's Vermächtnis aus großer Zeit." Der Inhalt des Büchleins ist, wie der Altmeister der deutschen Turnerschaft Dr. Götz in Leipzig geschrieben hat,ein erfrischender, warmer Erguß aus treuem Herzen", dem eine Ver­breitung unter den deutschen Turnern wohl zu gönnen ist.

Wie hoch fuhr Zeppelin über Pforzheim? Diese Frage kommt immer noch nicht zur Ruhe. Gleich in jener denkwürdigen Nacht vom 3./4. Juli wurde begonnen mit Betrachtungen aller Art, wie hoch wohl2 I" geflogen sein möchte. Die Ver­mutungen und Behauptungen boten die schnurrigsten Differenzen. Da versteifte sich ein sich besonders weise dünkender darauf, 2 I könne nicht höher als 100 bis 150 Meter geflogen sein, denn man habe ja alles so deutlich und schön groß gesehen. Ein anderer erklärte mit wichtiger Miene, 2 I müsse mindestens 14001500 Meter hoch geflogen sein, da man das 135 Meter lange Luftschiff nur in beträchtlicher Verkürzung gesehen habe. So stand Behauptung gegen Behauptung, ja viele Wetten wurden abgeschlossen. Aber es fehlte eben an der maßgebenden Instanz, die diese Frage einwandfrei hätte erledigen können. Auch an die Redaktion des Gen.-Anz." sind unzählige Anfragen gestellt worden, so daß sie sich schließlich bei dem einzigen Mann, der sicher Auskunft geben konnte, erkundigte, nämlich bei Hrn. Major Sperling, dem Führer von 2 I. In liebenswürdigster Weise erhielt sie denn auch die gewünschte Auskunft. Sie lautet: 2 I befand sich bei der Fahrt über Pforzheim 800 Meter über dem Meer also 5 20 Meter über der Stadt. Ergebenst Sperling, Major.

MeluiM Ns i>eil.Hnztiiler"

für die Monate August und September

werden von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austrägerinne« entgegengenommen.

Einige Tage später waren in der Wohnung des Staatsanwalts einige seiner intimsten Freunde und nächsten Anverwandten versammelt. Die Verlobung seiner Tochter Anna mit Herrn Doktor Karl Holl­mann sollte gefeiert werden. '

Herr von Walmoden sagte bei der Verkündung des Verlöbnisses:

Der Mann, der das Opfer einer ungerechten Verurteilung wurde, kehrte zurück, man gibt ihm Leben und Ehre wieder. Aber kein Richter kann ihm Entschädigung geben für den Kummer, den er gelitten. > Ich will ihm sein Vater sein, er soll mein Haus das seinige nennen, und so hoffe ich einen geringen Teil meiner Schuld abzutragen. Sie sind mit mir einverstanden, Herr Doktor Holl­mann? Wollen Sie mir gestatten. Sie meinen Sohn zu nennen?"

Statt jeder Antwort reichte Karl Herrn von Walmoden die Hand.

Und du, meine treue Tochter?" fragte letzterer seine Tochter.Wie denkst du über diese An­gelegenheit?"

Anna nahm eine Rose aus einem aus der Tafel stehenden Strauß und legte sie auf den Ehekontrakt mit den Worten:

Dies ist meine Unterschrift."

Einige Wochen später läuteten die Glocken zur Hochzeit eines glücklichen Paares.