Stuttgarter Denkschrift mit 1400—1200 mm angegeben; lt. Beilage 4 der Denkschrift war sie 1907 im regenreichsten Teil, im oberen Tal mit den höchsten Erhebungen auf 85 gkm: 1017 mm. Trotzdem rechnet die Denkschrift mit einer mittleren Niederschlagshöhe von 1200 mm für das ganze Enz- gebiet von 274 qkm und gibt danach den Jahresabfluß mit bis 250 Mill. cbm an, während derselbe in 1907 vielleicht 140—150 Mill. obm gewesen sein mag. Ein Verfechter des Enztalprojekts, Professor Sauer, sprach in seinem Vortrag sogar von Regen-' höhen bis zu 2000 mm. Auf Seite 29 der Denkschrift ist gesagt: Im Eyachtal ist die Stetigkeit der Quellen noch günstiger (als im Großenztal); dabei sind dieselben nach den Messungen von Juni bis November von 275 auf 157 Liter, also um 43 Prozent, zurückgegangen, die Quellen sm Großenztal - nur von 370 auf 280 Liter — 24 Prozent, es müßte also richtig heißen: Im Eyachtal ist die Stetigkeit der Quellen weniger günstig. Ueber den geplanten Stausee im Großenztal ist zu sagen, daß die in der Denkschrift aufgeführten Zahlen betreffs der Größe der Triebwerke auf Schätzung beruhen, und diese Schätzung ist älteren Urkunden entnommen aus einer Zeit, als es noch keine amtliche Wassermessung gab. Es wäre sehr leicht gewesen, die heule gültigen Werte beim Oberamt Neuenbürg zu verlangen. Es sind nicht bloß die alten Zahlen unrichtig, sondern es haben auch um die Jahrhundertwende Veränderungen, Modernisierungen der alten Wasserwerke stattgefunden. Es würde zu weit führen, hier die Fehler in der Projektierung des Stausees ausführlich zu berichten, erwähnt sei nur, daß man aus einem Stausee mit 5,5 Mill. cbm Fassungsraum, welcher 1907 und 1908 je einmal hätte gefüllt werden können und welcher nach Abzug des Verlustes durch Verdunstung und Versickerung, gute Dichtigkeit der Wandungen vorausgesetzt, noch keine 5 Millionen cbm verfügbares Wasser liefert, nicht 10 Millionen ebm entzogenes Quellwasser ersetzen kann. Die Denkschrift rechnet allerdings unter Verwendung der alten Zahlen, daß während 4 Monaten des Jahres Wasserüberfluß vorhanden sei. Tatsächlich war 1907 nur an 44, 1908 nur an 31 Tagen unäusge- nützt ablaufendes Wasser vorhanden, und nicht, wie die Denkschrift behauptet, an 115, bezw. 13 5. Im Jahre 1908 wäre also während 11 Monaten Ersatz zu leisten gewesen, ohne daß die Möglichkeit vorhanden war, in dieser Zeit im Stausee ein zweites Mal nennenswerte Wasienmengen anzusammeln. Die zahlreichen Wiesenwässerungen, welche neben den Triebwerken ihr Wasser in Quantitäten von 500 Sekunden-Litern und mehr der Enz entnehmen, läßt die Denkschrift ganz außer acht.
Die Ausführung des Enztalprojekts würde dementsprechend für den Wasserersatz (Entschädigung des Enztals) viel höhere Aufwendungen erfordern, als sie der Kostenvoranschlag mit dem Stausee vorsieht, das Enztalprojekt wäre dann nicht einmal mehr das billigste gegenüber Neckar-, Iller- und Bodenseeprojekt.
„Mein Sohn," sagte der Geistliche, „hüten Sie sich vor zu großer Aufregung. Die Freude ist gefährlich, wenn man viel gelitten hat. Die schwere Prüfung, die Ihnen auferlegt wurde, hat Sie bis ins Innerste erschüttert. Sie wird nun von Ihnen genommen werden. Gott hat in seiner Barmherzigkeit Ihre Unschuld ans Licht kommen lassen."
„Ich hoffte auf diese Botschaft und empfange sie mit Dankbarkeit."
„Wohlan, mein treuer Freund, reisen Sie ab. Man erwartet Sie in Berlin, um Ihnen Ihre Ehre wieder zurückzugeben. Hier solgt Ihnen Bedauern und Teilnahme. Es liegt im Menschen ein geheimnisvoller Zug, daß er die Orte gern wiedersieht, wo er gelitten hat. Kommen Sie eines Tages aus diesem Grunde hierher, so wollen wir uns Ihres Glückes freuen, wie wir im Unglück Sie zu trösten versucht haben." schloß der Anstaltsgeistliche.
Obwohl Karl nun die Zuchthaustracht ablegte, so durfte er doch nicht ohne Bedeckung reisen. Ein Gendarm begleitete ihn. Aber die Geschichte seines Unglücks und seiner Rettung war ihm vorausgeeilt. Er sah überall teilnahmsvolle Gesichter. Ein mit Hochachtung und Mitleid gemischtes Wohlwollen malte sich auf allen Mienen.
Die Aussicht, seine geheimnisvolle Trösterin zu sehen, dem treuen Jakob zu danken, die Erinnerungen an den glücklicheren Teil seiner Vergangenheit, die Erwartung einer freundlichen Zukunft erheiterten ihn während der Fahrt. Er grämte sich nicht darüber, noch eine dreimonatige Haft bis zur neuen
Bei der in den Monaten April, Mai, Juni und Juli ds. Js. vorgenommenen niederen Verwaltungsdienstprüfung sind u. a. Friedrich Günthner von Nonnenmiß (in Calmbach) und Eugen Keppler von Oggenhausen (in Calmbach) zur Uebernahme der in Z 1 der K. Verordnung vom 1. Dezember 1900 (Reg.-Blatt S. 905) bezeichnten Aemter für befähigt erklärt worden.
* Neuenbürg, 17. Juli. Durch die Blätter geht folgende Notiz aus St. Gallen, die auch für unsere Leser Interesse haben dürfte: Ein verstorbener Metzgermeister in St. Gallen vermachte dem Jünglingsverein 1000 Franken. Man war hierüber sehr verwundert, da derselbe zu seinen Lebzeiten keine besondere Vorliebe für diesen Verein gezeigt hatte. Aus dem Testamente erfuhr man den tsrund dieser unerwarteten Schenkung. Der Meister hatte zweimal Burschen gehabt, die dem Jünglingsverein angehörten. Diese hatten durch Treue, Fleiß und Ordnung seine volle Zufriedenheit erworben. Daher die tatkräftige Anerkennung des Vereins, aus dem sie hervorgegangen.
Neuenbürg, 17. Juli. Kaum ist ein Tag ohne Regen und ein Tag mit ein bißchen Sonnenschein zu verzeichnen gewesen, und schon wieder hat so ein verflixter Luftwirbel alle Hoffnungen auf anhaltend schönes Wetter zerstört. Gerade heute hätte nach der Theorie der Mond-Wettermacher der Umschlag zum Guten kommen sollen — und dafür regnet es heute wieder Bindfäden. Man körnte schon wieder „heulen". Aber was Hilsts, den Kopf hängen zu lassen?! Dem Wettergott sind und bleiben wir eben auf Gnade und Ungnade ausgeliefert, und da ist es das einfachste, sich mit dem Gegebenen bestmöglichst abzufinden. — Nachschr. v. 19. Seit 2 Tagen will nun doch ein Umschwung in dem bisherigen naßkalten Wetter eintreten, insoferne sich wenigstens etwas mehr sommerliche Temperatur geltend macht. Am gestrigen Sonntag war es bei zeitweisen leichten Gewitterregen und kurzer Aufheiterung anhaltend gewitterschwül. Der Barometerstand ist heute noch günstig, so daß nun doch eine gründliche Besserung zu hoffen ist.
Neuenbürg, 19. Juli. Das Wetter ist, wenn auch wärmer geworden, noch immer unbeständig. Merkwürdig ist, daß in der letzten Zeit doch irgendwo schönes Wetter herrschte und zwar, vom äußersten Süden und Südosten Europas abgesehen, nur im hohen Norden, am Polarkreise und darüber hinaus in Lappland und Finnland, wo Morgentemperaturen bis zu 28 Grad registriert werden. Glückliche Lappen und Eskimos!
Wildbad, 12. Juli. Das Offiz. Organ des Verbands der kaufmännischen Vereine Württembergs enthält u. a. eine Beschreibung über einen Ausflug des Kirchheimer Kausm. Vereins nach Wildbad, dem wir folgendes entnehmen: Da die Fahrt über Calw ging, konnten wir uns schon von da ab an den Schönheiten des Schwarzwaldes und des Nagoldtales erfreuen. Pforzheim bei Seite liegen lassend, fuhren wir ins Enztal ein, dem ganz zwischen Höhen eingebetteten Ziele zu. Sofort nach Ankunft lenkten wir unsere Schritte zu der Bergbahn.
Schwurgerichtssitzung erdulden zu müssen. Er wußte, daß er mit jedem Schritt sich ihr näherte und dieser Gedanke verlieh ihm Kraft und Ruhe.
Als er in die Stadt hineinfuhr, betrachtete er mit Behagen die Straßen, die ihm bekannten Plätze, die alten Häuser; der graue Himmel grüßte ihn, wie ein alter Bekannter, die Glocken läuteten von den Kirchtürmen den kommenden Festtag ein und schienen ihn mit feierlichen Klängen zu empfangen.
Es war schon spät, aber trotz der vorgerückten Tageszeit sah er den Platz vor dem Moabiter Untersuchungsgefängnis von einer dichten Volksmenge besetzt. Lauter Zuruf empfing ihn, er verstand sehr wohl das dumpfe Gemurmel, das ihn umbrauste. Doch er dachte nur an sie, er suchte nach einem dunklen Ueberwurf, er erwartete einen Wink, ein Liebeszeichen.
Der Wagen hielt an, Rechtsanwalt Schwinger und Jakob warteten bereits. Letzterer öffnete den Schlag und Karl lag bald in den Armen des ihn erwartenden Freundes. Jakob griff nach der Hand seines Herrn, um sie zu küssen, aber Karl drückte ihn ans Herz und hielt ihn lange und innig umschlossen. Die Türen wurden geöffnet. Karl blickte zurück, um seine geheimnisvolle Freundin zu suchen, als in der Nähe eine Stimme flüsterte:
„Bald werden die Rosen blühen."
Schwinger zog ihn mit sich fort, aus dem Hintergründe des Hofes schritten einige Personen auf ihn zu, er konnte nicht mehr unterscheiden, woher die Töne zu ihm gelangten, aber er trug nun in seiner
Durch die Errichtung der! Bergbahn haben die Wildbader den Vorzügen ihres Bades einen weiteren großen Vorteil hinzugefügt, indem es nun den Gästen möglich gemacht ist, mit den Bädern eine Höhenwaldluftkur zu verbinden. In wenigen Minuten hebt uns die eine riesige Steigung aufweisende Drahtseilbahn mehrere 100 Meter über die Stadt, mitten in die herrlichsten Tannenwaldungen hinein. Das unbedingte Vertrauen in die hochentwickelte moderne Technik läßt trotz des vollgefüllten Wagens, der zwischen Erde und Himmel hinanzuschweben scheint, kein Gefühl des Bangens in uns aufkommen. Auf der Höhe angelangt, eröffnet sich von den an die Bahnhalle in Gestalt einer Aussichtswarte angebauten Wirtschaftsräumlichkeiten ein entzückender Blick auf das Enztal und das unter uns gelegene Bad und wir fühlen uns gar wohl in der gastlichen Warte. Doch es galt die Zeit zu nützen und bald gings auf gut angelegten sandigen Pfaden in den Wald hinein. Stolz streben die kerzengeraden, zum Teil riesig hohen und starken Tannen dem Himmel entgegen, eine ozonische balsamische Luft umgibt uns. Moos und das niedliche Gesträuch der Heidelbeere überwuchert den grotesk mit Steinbrocken besäten Boden. Ueberall laden uns Bänke, Schutzhüllen und sonstige Ruheplätze zum Verweilen ein. In dieser reinen Luft, bei dieser tiefen Ruhe können sich schwache, mitgenommene Nerven wieder kräftigen und stählen. Kein Gerassel und Getöse stört uns, kein Auto kann uns die Luft verstauben, nur das Wehen des Windes in den Wipfeln der Bäume, das Gezwitscher und Jubilieren der Vögel belebt die sonst tiefe Stille. Heilig ist dieser Waldesfrieden, von dem wir uns nur ungern trennen, um nach kurzer Talfahrt noch einen Teil der schönen Kuranlagen zu besichtigen. Nach kurzer Kostprobe des Wassers in der Trinkhalle — eine Bier» oder Weinprobe wäre wohl nicht so schnell verlaufen — vereinigten wir uns im Saal des Gasthauses zum „gold. Roß" zum Mittagessen. Unser Vorstand, Hr. Prokurist Herrmann, gedachte bei Tisch der alten schwäbischen Treue, die den Grafen Eberhard aus Wildbad, vor seinen Feinden gerettet hatte, und die sich auch heute noch in jedem warmen Schwabenherzen ungemindert wiederfindet. Sein Hoch auf unser liebes engeres Vaterland fand freudigen Widerhall. Nachmittags zerstreuten sich dank die Mitglieder zur Besichtigung des alten und neuen König Karl-Bades, des Schwimmbades, der Enz- anlagen und der sonstigen Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Reifes Obst jeder Art kann nicht genug zum Genuß empfohlen werden, denn es ist ein Universalmittel zur Erhaltung der Gesundheit. Pfirsiche bekämpfen beispielsweise schlechte Verdauung und schlechten Magen, Weintrauben reinigen das Blut, der Saft der Tomaten übt einen günstigen Einfluß auf die Leber und Därme aus, Aepfel, besonders gekochte, sind für die Kinder nicht zu entbehren zur Erhaltung einer guten Verdauung, der Melonensaft vertreibt Fieber und Nierenkrankheiten, Brombeergelee beseitigt Husten, gekochte Pflaumen sind Skrofulösen sehr zu empfehlen.
Seele einen Frühling der Hoffnung und Blütenträume.
Ein Schließer führte ihn in ein bequemes und wohldurchwärmtes Stübchen. Welche Ueberraschung! Auf dem Tische lag ein Brief von ihr! Sie, der er Glück und Leben verdankte, rief ihm ein „Willkommen" zu.
Der erste Besuch, den Karl am andern Morgen erhielt, war der des Staatsanwalts. Sein Benehmen gegen Dr. Hollmann war würdig, edel und beinahe groß zu nennen. Ohne der Würde seines Amtes etwas zu vergeben, bemühte er sich als Mensch vor ihm. Er reichte dem jungen Manne seine bebende Hand; seine Stimme war tief bewegt, als er ihm Lebewohl sagte.
„Ich begreife jetzt Annas Liebe zu ihm," dachte er heimkehrend. ,
„Nun sag' Vater, wie geht es ihm?" fragte Anna, als er ins Zimmer trat.
„Er ist noch ein wenig bleich, sieht ein wenig angegriffen aus. Aber tröste dich, er ist noch immer ein hübscher, junger Mensch, mein Töchterchen."
„Was hat er dir erzählt?"
„Nichts von dir."
„Sehr natürlich," antwortete sie. „Ich versichere dir, lieber Vater, daß er himmelweit davon entfernt ist, zu ahnen, daß Fräulein von Walmoden die geringste Teilnahme für ihn hegt."
„Aber dann begreife ich nicht —"
„Du wirst bald alles wissen."
— Fortsetzung folgt. —