Nachmittag machte er zunächst mit seinen Kindern einen Spaziergang und nach demselben lief er mit Bekannten umher. Um jene Zeit befand sich die 31jähr. Luise Dinkelacker von Winnenden zur Kur in Wildbad. Am Pfingstmontag nachmittag unter­nahm sie einen Spaziergang an dem Waldhang des Sommerberges. Das Fräulein bemerkte den An­geklagten aus der Ferne, er trennte sich bald von seinen Bekannten und schlug, um die Dame zu überholen, einen anderen Weg ein. Als er in die Nähe der Dame gekommen war, gab er ihr auf deren Frage nach der Wegrichtung noch eine Ant­wort, und wie sie sich zum Weitergehen umwandte, eilte der Angeklagte von hinten auf sie zu, warf sie rücklings an einen Rain, hielt sie am Boden fest und weil sie um Hilfe rief, knebelte er sie, um ihr das Geld abzunehmen, was ihm aber nicht gelang, weil die Dame sich so heftig wehrte und aus allen Kräften nach dem Räuber schlug, daß er sie nicht zu überwältigen vermochte, von ihr abließ und in den Wald flüchtete. Die Dame blutete stark aus Mund und Nase und trug mehrere Kratzwunden und Blut­unterlaufungen davon. Der Angeklagte bereute die Tat und erklärte, er könne es nicht verstehen, wie er plötzlich zu dem unglücklichen Gedanken gekommen sei, das Fräulein zu überfallen um sich so Geld zu verschaffen. Nach dem zweiten Schlag habe er mit seinem Opfer Mitleid bekommen, sein Gewissen habe ihm geschlagen, er sei jetzt zur Besinnung gekommen und habe sogleich abgelassen. Die Geschworenen unter Fabrikant Knapp von Pfullingen als Obmann, sprachen ein Schuldig aus und gewährten dem An­geklagten mildernde Umstände, worauf er wegen versuchten Straßenraubs neben 3 Jahren Ehrverlust zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Ankläger war Oberstaatsanwalt Dr. Cleß, Verteidiger Rechtsanwalt Bacher. Damit schlossen die Sitzungen dieses Quartals.

Nürtingen, 12. Juli. An der Straße nach Neckartailfingen wurde heute früh ein ca. 20 Jahre altes Mädchen erschossen aufgefunden. Bei der Leiche lag ein Zettel mit den Worten:Wir haben beschlossen, gemeinsam den Tod zu suchen." Ferner stand darauf:Es grüßt und küßt Euch Eure Tochter Frida." In einer Handtasche waren Fahr­karten Cannstatt-Stuttgart. Der Name der Er­mordeten wurde später als Frida Schönberg aus Cannstatt ermittelt. Der Name des Täters ist Bopp. Beide waren, in Cannstatt in Stellung, wo ihnen am Samstag gekündigt wurde. Offenbar hat Bopp seine Geliebte erschossen und fand nachher nicht den Mut, auch sich das Leben zu nehmen.

Aus allen Teilen Württembergs und aus dem Reiche liegen besorgniserregende Nachrichten über Hochwasser und Hochwassergefahr vor. Die Berichte aus dem Unter- und Oberland, wie aus dem Schwarzwald besagen, daß große Heu­vorräte vernichtet worden sind, das Getreide steht in großer Gefahr und der unaufhaltsame Regen droht die so schönen Ansatz tragenden Weinberge schwer zu schädigen. Donau und Neckar sind ufer­voll und an wenig befestigten Ufern schon ausgetreten.

Stärksten und Münch ist ein Feigling I Ich glaube, daß der liebe Gott mir diesen Gedanken eingibt."

In diesem Augenblick näherten sich bereits die Schritte der Gendarmen.

Gehen Sie mit, Jakob?" fragte Anna.

Ja, mein Fräulein!"

Ich folge auch!"

Fräulein, die Wege sind schlecht, die Nacht ist unfreundlich und kalt. Vielleicht hat unsere ganze Unternehmung keinen Erfolg."

Jedenfalls gehe ich mit I" rief Anna entschlossen. Ich bleibe an Ihrer Seite."

Man hörte die Stimmen der Gendarmen. Jakob eilte hinunter und setzte den Leuten auseinander, um was es sich handle und daß es darauf ankomme, die Wohnung Münchs zu umstellen und ihm zu folgen, im Falle er in der Nacht noch das Haus verlasse. Der Gendarm Westmeister gab seinen Untergebenen die nötigen Befehle. Der Junge schloß sich dem Zuge an, der vorsichtig den Weg nach dem abgelegenen Hause Münchs einschlug. Man sah bereits in der Ferne ein Licht durch die bedeckten Fenster schimmern. Ein Gendarm schlich heran, kam zurück und flüsterte:

Sie verlassen das Haus, es sind ihrer zwei."

Anna drückte die Hand ihres Freundes.

Die Tür öffnete sich, Münch und die Marode erschienen. Der Junge bewährte sich jetzt als ein trefflicher Wegweiser. Er führte den Trupp über die Felder auf abgelegenen Wegen, so daß sie un­bemerkt den beiden folgen und sie im Auge behalten

Baiersbronn, 12. Juli. Forbach und Murg haben sich infolge des anhaltenden Regenwetters in reißende Ströme verwandelt und verschiedene Stege fortgerissen, so daß der Verkehr zwischen den Ufern auf große Strecken unmöglich ist. Die Bauern sind wegen des Grases das noch steht und fault, und des Heus, das schon liegt und ebenfalls verdirbt, in ernster Sorge.

Ludwigsburg, 12. Juli. Das neulich auf der Kugelbergwäche gestohlene Gewehr Nr. 96 ist wieder beigebracht worden. Der Dieb ist der Mus­ketier Ernst Krauß von der 3. Kompagnie des Infanterie-Regiment 121, der sich schon wiederholt unerlaubt entfernt hatte und neuerdings abermals fünf Tage verschwunden gewesen war. Der Verdacht fiel bald auf ihn, und er gestand schließlich ein, die Waffe entwendet und in einem Gebüsch bei Hoheneck versteckt zu haben. Dort wurde sie gestern, als Krauß an die von ihm bezeichnet Stelle geführt wurde, auch gefunden.

Mühlacker, 12. Juli. Die abgebrannten großen Ziegelwerke der Firma Gebrüder Vetter hier sind bereits wieder soweit aufgebaut, daß sie dieser Tage unter Dach gebracht werden. Der Betrieb in den gesamten Werken wird schon im Herbst wieder aus­genommen.

Lauffen a. N., 12. Juli. Die Frühkartoffel­ernte ist in vollem Gange. Der Regen hat seit Sonntag abend etwas nachgelassen. Die Kartoffel­äcker stehen voll von Versandtfässern, die vom Acker weg auf die Bahn verfrachtet werden. Die Ernte gibt auch gut aus. 1520 Stück an einem Stock ist nicht selten. Die Frucht ist gut ausgereift und vollschalig. Der Preis steht zwischen 4 Mk. und 4.50 Mk. pro Zentner.

Stuttgart. kLarrdesProduktenbörse.1 (Bericht vom 12. Juni.) Die Witterung war auch in der abge- laufenen Woche sehr ungünstig, da die Niederschläge sich eher noch vermehrt haben, wodurch vielfach Lagerungen in allen Getreidearten verursacht wurden. Am Weltmarkt hat sich nach einer vorübergehenden Abschwächung die Tendenz wieder wesentlich befestigt. Greifbare und schwimmende Ware ist knapp und bleibt gefragt und preishaltend. Unsere Jnlandsmärkte verzeichnen sehr kleine Zufuhren bei abermals erhöhten Preisen. Das Mehlgeschäft beschränkt sich aus den nötigsten Bedarf. Mehlpreife per 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 39 Mk, Pfg. bis 40 Mk. Pfg., Nr. 1: 38 Mk. Pfg. bis 39 Mk. - Psg., Nr. 2: 37 Mk.

- Pfg. bis 38 Mk. - Pfg., Nr. 3: 36 Mk. Pfg. bis 37 Mk. Psg., Nr. 4: 32 Mk. Pfg. bis 33 Mk.

Pfg. Kleie II Mk. Pfg. bis II Mk. 50 Pfg. (ohne Sack.)

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Schutz der Nerven. Ein wichtiges und zeit­gemäßes Thema! Einem Vortrag des Züricher Privatdozenten Dr. Veraguth darüber entnehmen wir folgendes: Die Rüstigkeit unseres Nervensystems ist eine wichtige Vorbedingung für die Gesundheit. Nervenkrankheiten führen weit eher zur Invalidität als zum Tode, sie bewirken nicht selten 20- bis 30jähriges Siechtum. Groß ist namentlich die Zahl der Gifte, welche durch Genußmittel auf die Nerven übertragen werden; hier stehen Alkohol, Nikotin usw.

konnten. Die Laterne Münchs, gleich einem Irr­licht, durch die Finsternis schwankend, zeigte ihnen die Spur. Der Marsch dauerte länger als eine Stunde, bis sie in den Wald gelangten. Endlich bewegte die Laterne sich nicht mehr weiter. Sie blieb nun auf derselben Stelle und ihr Licht wurde Heller angefacht.

Münch prüfte sorgfältig ein Zeichen, das er in die Rinde eines Baumes geschnitten, setzte die Laterne nieder, nahm die Hacke und begann den Boden auszuhauen. Marode stand neben ihm und warf mit dem Spaten die aufgewühlte Erde zur Seite.

Jeder Hieb der Hacke hallte in Annas Herzen wieder, die an einer trockenen Stelle hinter einem Strauche sich verborgen hielt. Alles lauschte in fieberhafter Spannung. Die Hiebe der Hacke wurden nachdrücklicher und schneller geführt. Vornüber ge­beugt beobachtete die Alte den Fortschritt der Arbeit Münchs.

Münch ergriff nun den Spaten Marodes und j - grub. Er stieß endlich auf den Widerstand eines > harten Gegenstandes. Die Oeffnung war etwa drei Fuß tief und zwei Fuß breit. Er fprang hinein und hob mit großer Anstrengung einen steinernen ^ Topf 'aus der Höhlung. Dann stieg er wieder empor und begann hastig darin zu wühlen.

Eine Ledermappe und zwei Geldbeutel kamen zum Vorschein. j

Marode kniete neben ihm nieder und hielt die Laterne. Da lag nun in dem unheimlichen Dunkel

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in erster Reihe, ebenso syphilitische Gifte. Diese Gifte sind die gefährlichsten und haben die größte Verbreitung, und es kann deshalb nicht genug vor ihnen gewarnt werden. Eine weitere häufige Ur­sache der Nervenkrankheiten ist die Disposition (An­lage durch Vererbung); hier spielen Alkohol und die andern erwähnten Gifte ihre vernichtende Rolle in der Nachkommenschaft weiter. Die Klassen schwachbegabter Kinder enthalten einen großen Prozentsatz solcher Unglücklichen, die erblich belastet sind. Pflicht ist es, gegen alles das anzukämpfen, was geeignet ist, unsere und des nachwachsenden Geschlechtes Nerven zu schwächen.

Hünengräber aus der Zeit vor Christi. Aus Amberg wird demBayr. Volksfr." ge­schrieben: Südlich von Kümmersbruck auf der so­genannten Totenhübl-Heide befinden sich Hügel- oder Hünengräber, die noch aus der Zeit vor unserer Zeitrechnung stammen. Infolge der Erzgrabungen wurden die interessanten Begräbnisstätten in den letzten Jahrhunderten teilweise zerstört, so daß nur eine geringe Anzahl vorhanden ist. Auf Veranlassung des Landeskonfervators Dr. Reinicke aus München wurde die zuständige Ortspolizeibehörde angewiesen, die Hügelgräber entsprechend zu schützen, damit sie erhalten werden können.

(Abfuhr.) Alternder Geck:Ihre Wange, süße

Kleine, ist so weich und glatt wie-so glatt wie

-"-wie Ihre Glatze!"

(Umschrieben.) Junge Frau:Diese Speise da, Männchen, ist eine Komposition von mir!" Gatte: Mir wäre es aber lieber, wenn Du nach alten Meistern kochen würdest!"

(Kindermund.) Besuch (den leeren Käfig be­merkend):Ist dein Kanarienvogel eines natür­lichen Todes gestorben?" Die kleine Else: Jawohl, die Katze hat ihn gefressen."

(Rollentausch.) Maler:Ich hatte das Bild meiner Braut kaum vollendet, da löste sie die Ver­lobung auf." Freund:Na ja, erst hat sie dir sitzen müssen, nun läßt sie dich sitzen."

Wort-Rätsel.

Wenn dich die Kälte geniert, so hilft dir die Erste und Zweite,

Aergert die Nässe dich baß, greifst zu der Dritten du schnell.

Aber wenn Hitze dich plagt, so stellst du die dreie dir eilig;

Siehe, so ist dir das Wort Helfer in.Milcher Not.

Auflösung des Arithmogriphs in Nr. 110 ds. Bl. Bilsenkraut, Inster, Laute, Silber, Elba, Nubier, Kies, Rate, Alster, Ural, Turban.

Richtig gelöst von Walter Kübler, Wilhelmine Titelius und Klara Maper in Neuenbürg; Friedrich Proß jr., Säger, in Calmbach; Wilhelm Großmann in Höfen; Rudolf Mast in Rotenbach und Wilhelm Kloz in Waldrennach.

der Nacht, von dem schwachen Strahl der Laterne beschienen, der unselige, blutige Schatz.

Beide waren zu sehr mit seiner .Betrachtung beschäftigt und so weit von der Besorgnis entfernt, während ihres Weges beobachtet worden zu sein, daß sie das Geräusch der heranschleichenden Gen­darmen nicht wahrnahmen, die die beiden Kumpane nun von allen Seiten umstellten.

Jetzt," sagte Marode,jetzt wollen wir teilen."

Da sind sechzigtausend Mark," murmelte der Verbrecher.Dieser Sack enthält das Geld. Doch nun Zug um Zug. Wo hält sich der Jakob auf? Und wie komme ich ihm am besten bei?"

Die Alte raunte ihm einige Worte zu. Münch lauschte gespannt. Das Gespräch ging leise zwischen beiden hin und her, nur vom Rauschen des Windes begleitet. Endlich nickte Münch zustimmend und murmelte:

Wir wollen ihm die Rechnung machen"

Die deine ist schon gemacht!" antwortete hart eine Männerstimme, die Stille des Waldes unter­brechend.

Im Nu war Münch zu Boden geworfen und überwältigt. Marode, von einem Gendarme gepackt, blickte entsetzt um sich. Der Angriff hatte so plötz­lich startgefunden, die Bestürzung Münchs war so groß, daß er nicht den geringsten Widerstand leistete.

Hier, Herr Reutter," sagte der Gendarm, nehmen Sie das Geld in Verwahrung!"

Fortsetzung folgt.