bis jetzt 9 Tote und 5 Verwundete geborgen worden.

Bis in die Hochtäler herab ist in der Schweiz tiefer Neuschnee gefallen. Auf dem Pilatus, Rigi, Säntis und Gotthardt liegt er stellenweise 40 om tief. Vom Dienstag zum Mittwoch ist die Tem­peratur um 30 Grad Celsius gesunken.

Paris, 24. Juni. Ein waghalsiger Rumäne hing sich unbemerkt an den Orientexpreßzug. Er kletterte in Bukarest unter den Wagen und blieb ohne Essen und Trinken in unbequemster Lage 48 Stunden lang bis nach Paris, wo er festgenommen wurde. Das Gericht verurteilte ihn zu 25 Franks Geldstrafe.

Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich Mitt­woch auf dem Untersee bei Killarney in Irland. Neun Touristen und zwei Schiffer ertranken. Die Touristen, die sich in Killarney aufhielten, hatten Mittwoch morgen die Stadt verlassen, um eine große Tour zu machen. Auf der Heimkehr überraschte sie ein Sturm, der das Boot umwarf. Es war bemannt mit 4 Schiffern, von denen 2 gerettet wurden. Unter den ertrunkenen Touristen waren 5 Amerikaner, die ihre Ferien in Europa verbringen wollten. Ein anderer Unglücksfall ereignete sich am Pier von Southampton Dienstag Mitternacht, wobei 5 Per­sonen ertranken, die in einem Boot einen Ausflug machen wollten.

New-Iork, 23. Juni. Wie aus Pittsburg gemeldet wird, hat in den Kohlenminen der Lackawana-Gesellschaft eine Explosion statt­gefunden, durch die etwa 150 Bergleute von der Außenwelt abgeschnitten worden sind. Es sind be­reits mehrere furchtbar verstümmelte Leichen auf­gefunden worden.

Württemberg.

Stuttgart, 23. Juni. Die Zweite Kammer erledigte heute nach fünftägiger Verhandlung die Beratung des Eisenbahnetats. Die Erörterungen bewegten sich abermals im breitesten Rahmen und galten namentlich der Befürwortung von Eingaben der Unterbeamten und Arbeiter. Die Wünsche namentlich auf Beseitigung der Akkordarbeit wurden in einem Maße vertreten, daß der Ministerpräsident sich zu der sehr beachtenswerten Erklärung veranlaßt, es seien seit der Generaldebatte immer mehr Aus­gaben verlangt worden. Wollte man alle diese Anträge und Vorschläge berücksichtigen, so würde der Betriebskofficient der Eisenbahnen ein trostloser werden. Der Minister betonte dann mit aller Ent­schiedenheit, daß unter solchen Umständen ein Rück­schlag auf die Steuerzähler unvermeidlich sei. Ein Antrag Keil auf Beseitigung der Akkordarbeit wurde abgelehnt. Schluß der Sitzung 2'/- Uhr. Morgen Kultetat.

Stuttgart, 24. Juni. Die Zweite Kammer feierte heute das Jubiläum der 200. Sitzung der laufenden Periode durch Schmückung des Präsidenten- tisches mit einem Blumenkorb und beriet dann das Feldbereinigungsgesetz, wobei ein Antrag Ströbel (B.K.), wonach die vorläufige Einweihung in den neuen Besitzstand nach der Absteckung nicht von der

Die Dame mit den Rosen.

Kriminalroman von G. Quis.

11) - (Nachdruck verboten.!

(Fortsetzung.)

Diese Vorkehrungen sind verdächtig genug. Was hat er nun von diesem Augenblicke bis zur Zeit, als Jakob ihn zurückkehren hörte, getan? Er kann uns keine Auskunft darüber geben. Er will sie uns nicht geben. Gibt es für dieses Schweigen einen verständigen Grund?

Betrachten Sie den blutigen Schauplatz des Mordes. Die Spuren, die der Mörder auf dem Hofe zurückgelassen, der Diebstahl, seine späte Rück­kehr beweisen seine Schuld offenkundiger, als alle Zeugenaussagen. Ein Zeuge hat zwar in der Vor­untersuchung von der Zuneigung gesprochen, die der Angeklagte für seinen Oheim zu hegen schien, doch diese Zuneigung war Heuchelei! Ueberdies war dieser Diener drei Jahre lang abwesend und es läßt sich aus allem schließen, daß der Gedanke des Ver­brechens erst später in der Seele des Dr. Hollmann entstand.

Waltet noch irgend ein Zweifel bei Ihnen, meine Herren Geschworenen, so fragen Sie nur, wem das Verbrechen nützlich sein konnte. Niemand, als dem Angeklagten!

Die Nachforschungen nach dem geraubten Gelds sind erfolglos gewesen. Die Hinterlassenschaft des Ermordeten würde unter gewöhnlichen Verhältnissen

Zustimmung der Hälfte der Beteiligten abhängen soll, angenommen wurde. In der Schluß­abstimmung wurde das Gesetz nach mehr als drei­stündiger Beratung mit 64 Stimmen gegen 1 Stimme bei einer Enthaltung angenommen. Zum Schluß der Sitzung trat das Haus noch in die Beratung des Kultetats ein und nahm das Referat des Abg. v. Gauß über die Kommissionsverhandlungen ent­gegen. Morgen Weiterberatung. Schluß gegen 1 Uhr.

Die Sozialdemokratie hat für die Landlags­ersatzwahl im Bezirk Herrenberg wieder den Stuttgarter Bäckermeister Bötzel als Kandidaten aufgestellt.

Bei den diesjährigen Kaisermanövern sollen, wie verlautet, erstmals auch Versuche mit neuen leichten Maschinengewehren, die nur mit kurzen Patronengurten oder Patronenstreifen versehen sind und keine Wasserkühlung besitzen, gemacht werden. Die neuen Maschinengewehre sind leicht, billig und handlich und können ohne Schwierigkeit mit ge­nügender Patronenausrüstung an jedem Fahrzeug, Geschütz oder Pferd angebracht werden. Gleichzeitig werden während der Kaisermanöver auch noch andere Versuche auf maschinengewehrtechnischem Gebiete an­gestellt werden, insbesondere auch nach der Richtung, inwieweit Maschinengewehre imstande sind, die Feld­artillerie, die bekanntlich noch immer einer besonderen Bedeckung durch Infanterie bedarf, in der Bewegung und in der Feuerstellung zu unterstützen.

Friedrichshafen, 24. Juni. Das Luftschiff 2 I befindet sich abfahrbereit in seiner Halle. Alle Vorbereitungen sind beendet. Die Ueberfahrt war für heute nacht vorgesehen. In den oberen Luftschichten ist aber durch die hiesige meteorologische Station starker Sturm festgestellt, welchem die Kraft des Luftschiffs nicht gewachsen ist. Die Instrumente künden die Dauer des Sturmes auf etwa 24 Stunden an, so daß vor morgen abend die Ueberfahrt nicht erfolgen kann. Wenn möglich, findet sie aber morgen statt.

Feuerbach, 24. Juni. Am Montag, 28. Juni 1909, nachmittags 2 Uhr wird der neue Personen­bahnhof eröffnet und der bisherige geschlossen. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß im neuen Bahnhof aus allen Zügen, also auch aus den Zügen von Stuttgart, rechts auszusteigen ist.

Ludwigs bürg, 22. Juni. Zur Unterbringung der zum Jubiläum des Ulanen-Regiments Nr. 20 zu erwartenden auswärtigen Besucher, für deren Her- und Rücktransport die Generaldirektion der Staatseisenbahnen durch Einlegung einer Anzahl Sonderzüge Vorsorge getroffen hat, sind nunmehr 3300 Quartiere hier und in den Vororten gesichert. Das Komitee alter Regimentsangehöriger hat ferner einen beträchtlichen Betrag gesammelt, so daß es als Erinnerungsgabe der Bürgerschaft den aktiven Mannschaften des Regiments ein hübsches, mit Zigarren gefülltes Etui aus gelbem Leder mit ent­sprechender Widmung und ein kleines Vespergeld überreichen kann. Der Straßenzug vom Bahnhof in das innere der Stadt wird festlich geschmückt. Zu den Reiterfestspielen finden am Mittwoch, Donners­tag und Freitag Hauptproben statt. Das Jubiläum

seinem Neffen zugefallen sein. Der Angeklagte hat offenbar das Geld nicht genommen, um sich vor­zeitig in den Besitz desselben zu setzen, sondern, um einen Raubmord wahrscheinlich zu machen. Es zu verbergen, muß ihm leicht geworden sein. Das un­begreifliche Schweigen über seinen Aufenthalt wäh­rend der Mordtat ist ein weiteres Belastungsmoment.

In den Blättern schon wurde darauf hingedeutet, daß der Angeklagte möglicherweise während der Zeit ein verliebtes Abenteuer gehabt habe, und daß er seine Geliebte nicht bloßstellen wolle. Die Ausrede ließ sich hören, wenn wir Juristen nicht unsere ganz bestimmten Erfahrungen in diesem Punkte hätten.

In solchem Falle, in dem es sich für den An­geklagten um Kopf und Kragen handelt, würde die betreffende Dame, wenn sie den Angeklagten liebt, mindestens in einem anonymen Briefe an die Staats­anwaltschaft die Unschuld des Angeklagten beteuert haben. Ein solcher Brief ist nicht eingegangen.

Läge der Fall aber wirklich so, wie in den Zeitungen angedeutet, und jenes Mädchen liebte den Angeklagten nicht so leidenschaftlich,^ um etwas zu seiner Rettung zu tun, so ist wiederum die Rücksicht­nahme seitens des Angeklagten nicht zu begreifen in einem so schweren Falle, wo es sich nicht nur um seinen Kopf, sondern auch um seine Ehre handelt.

Der Angeklagte hat aber auch solche Ausrede nicht versucht, sie steht hier nicht zur Verhandlung und ich erwähne die Sache nur, damit sich die Herren Geschworenen nicht durch das Gerede eines

wird am Freitag durch einen Begrüßungsabend im Ratskellergarten eingeleitet. Für den Sonntag ist eine Nachfeier großen Stils geplant, die das Jubel­regiment, seine alten Angehörigen und die Bürger­schaft vereinigen soll.

Oberndorf, 24. Juni. Wie berichtet wird, ist der Mauserschen Waffenfabrik ein Auftrag von 10000 Gewehren erteilt worden. Zur Annahme­kommission ist auf den 1. Juli ein Hauptmann aus Spandau nach Oberndorf kommandiert, außerdem kommt am 1. August Oberleutnant Bartmann, der schon früher einer Kommission angehört hatte, neuer­dings nach Oberndorf.

Pfullingen, 24. Juni. Im Walde Pfingst­weide wurde ein Stuttgarter Pflegling der Flammer- schen Heilanstalt erstochen aufgefunden. Man vermutet ein Verbrechen. Als Mörder kommt ein aus der Anstalt entflohener Kranker, namens Zehender, der mit dem Getöteten in den Wald gegangen war, in Betracht. Zu der Mordaffaire wird nachträglich berichtet, daß der Mörder Zehender in die Anstalt zurückgekehrt ist und die Tat zugibt. Zehender soll schon früher einmal einen Mordversuch auf seine Mutter gemacht haben und seitdem als Kranker in der Anstalt sein.

Balingen, 24. Juni. In Winterlingen kam es zu Wirtshausstreitigkeiten, bei denen der 27jährige verheiratete Manchesterweber A. Maier mit einem Messer auf seine Gegner einstach. Einer davon, Matthias Stauß, Vater von 6 Kindern, war sofort tot, ein anderer, gleichfalls Familienvater, wurde lebensgefährlich in die Lunge gestochen. D?r Messerheld ist verhaftet.

Herrenberg, 19. Juni. Auf den Schweine­markt waren zugeführt: 160 Milchschweine, Erlös pro Paar 3050 Mk., 76 Läuserschweine, Erlös pro Paar 6090 Mk. Verkauf: ordentlich.

Aus BLZtt-k uns Ungedung

Neuenbürg, 24. Juni. In der Zeit vom 13.15. Juli werden 48 Mann des Telegraphen­bataillons Nr. 4 zu Bau- und Betriebsübungen hier einquartiert sein.

Calw, 23. Juni. Auf der Straße Steinheim- Deckenpfronn wurde der Heilkundige Seidel von zwei Stromern überfallen. Ein des Weges kommender Fuhrmann kam dem Bedrohten zu Hilfe. Die Handwerksburschen wurden verhaftet.

Hirsau, 23. Juni. In den Fabrikräumen der Kunstbaumwollfabrik Jäkle hier brach Feuer aus, das anfangs große Dimensionen anzunehmen drohte. Den tatkräftigen Bemühungen des Personals und der herbeigeeilten Feuerwehr gelang es jedoch, des Feuers nach einstündiger Arbeit Herr zu werden.

** Pforzheim, 24. Juni. Die Stadt hatte heute den ersten Besuch seines Landesfürsten seit dessen Thronbesteigung. Großherzog Friedrich traf mit seiner Gemahlin um 1.30 Uhr hier ein, fuhr sofort nach dem Rathaus, wo der Oberbürger­meister der Stadt, Hr. Habermehl, das Fürsten­paar in längerer Ansprache begrüßte und Treue und Anhänglichkeit gelobte. Der Großherzog erwiderte

Berichterstatters in ihrem gesunden Urteil irremachen lassen."

Nach einer kurzen Atempause fuhr der Staats­anwalt mit erhobener Stimme fort:

Meine Herren Geschworenen! Es ist nun an Ihnen, Ihre Pflicht als unbefangene Richter zu tun. Es handelt sich hier nicht um einen Prozeß, dessen Verhandlung nur in diesem Schwurgerichtssaale widerhallt, sondern das ganze Land hat seine Blicke hierher gerichtet und erwartet mit Spannung ihr Urteil. Sie haben hier nicht nur einen Schuldigen zu bestrafen, sondern auch vor dem Lande zu be­weisen, daß es vor dem Gesetz keinen Unterschied des Standes gibt. Um die Ueberzeugung zu ver­treten, daß vor Gott wie vor der Gerechtigkeit die Menschen gleich sind, werden Sie den Angeklagten verurteilen, der das Leben eines ehrwürdigen, ihm wohlwollenden Greises seiner schmachvollen Geldgier geopfert hat. Aus allen diesen Gründen beantrage ich, den Angeklagten schuldig zu sprechen des vollen­deten Mordes unter Ausschluß mildernder Umstände."

Der tiefe Eindruck, den diese gewaltige Anklage­rede auf die Geschworenen und alle Anwesenden machte, ließ sich nicht verkennen.

Die Verhandlung wurde darauf auf den kommen­den Tag vertagt.

Die lebhafte Aufregung herrschte unter den Zu­hörern. Ueberall bildeten sich Gruppen, es war schwer, hindurch zu kommen.

Karl entfernte sich mit den Schließern und mit