seitig mit den größten Sympathien begegnet wird, selbst die großen Eisenbahnmagnaten begrüßen dieses Unternehmen mit Freude. So ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß die erste Vorlage dem Kongreß in Kürze zugehen wird, und daß die ersten 200 Millionen bald bewilligt sein werden.
Der älteste Mann der Welt. Nachdem dieser Tage die älteste Frau Deutschlands im Alter von 104 Jahren gestorben ist, wird es interessieren, auch etwas über den ältesten lebenden Menschen der Welt zu hören. Andrej Nikolajewitsch Schmidt, ein ehemaliger Wachtmeister des 1. russischen Dragoner-Regiments, kann den Ruhm des Aeltesten der Menschheit für sich in Anspruch nehmen. Er ist ein zweiter Methusalem, indem er auf eine Lebensdauer von 137 Jahren zurückblicken kann. Schmidt ist am 5. September 1772 im Gouvernement Kowno in Rußland geboren und lebt ständig in Tiflis. Sein hohes Alter ist urkundlich durch die Polizei festgestellt. Der Langlebige hat noch gegen Napoleon 1. gekämpft und auch manchen anderen Sturm mitgemacht. 1798 hat er unter Ssuworow die Alpen überschritten; bei Smolensk 1812 eroberte er eine französische Fahne, wofür er den Georgsorden 3. Klasse und eine silberne Medaille am Georgenbande erhielt. Bei der Erstürmung von Warschau, 1832, und des Malakowhügels, Sewastopol, zeichnete er sich wiederum aus und wurde dekoriert. 1857 wurde er pensioniert. Interessant ist, daß der Alte, der noch rüstig auf den Beinen ist und sich nur auf einen Stock stützt, gut hört, aber schlecht sieht, sich Kuropatkin gegen Japan zur Verfügung stellte, zu seinem Schmerze aber abgelehnt wurde.
Wie man Kindern die Gewitterfurcht nimmt. Es ist eine Tatsache, daß trotz der Abnahme der Furcht im allgemeinen die Gewitterfurcht bei Kindern außerordentlich stark verbreitet ist. Man nimmt ja wohl an, daß das Fürchten vor Naturkrästen und Naturformen, vor Feuer, Wasser, vor Höhlen, Schlangen und Kriechtieren usw. ein Erbe aus alten Zeiten mit einfacheren Lebensbedingungen ist, das durch Vererbung den nachfolgenden Geschlechtern überliefert wird. Hat ein Vorgang bei seinem erstmaligen Auftreten beim Kinde Furcht erregt, so helfen Aufklärungen und günstigere Erfahrungen und zwar je eher, desto besser. Wie das beim Gewitter geschehen kann, wird in dem soeben vom Institut des Leipziger Lehrervereins für experimentelle Psychologie und Pädagogik übersetzten interessanten Buche von Kirkpatrick „Grundlagen der Kindererforschung" an folgendem Beispiel gezeigt: Ein zweijähriger Knabe wurde durch ein Gewitter erschreckt, beim ersten Aufschrei des Kindes wandte sich der Vater ihm zu, verglich das Leuchten der Blitze mit dem Brennen großer Streichhölzer und bewunderte mit dem Kinde gemeinsam die Schönheit des Gewitters. Der Knabe hat sich nie wieder vor einem Gewitter gefürchtet.
Schlaflosigkeit befällt die Menschen im Sommer mehr als im Winter. Oft sind zu warme Betten die Ursache und ein kühles Lager ist daher in den kommenden heißen Tagen sehr notwendig,
und sagte zu diesem mit allen Anzeichen der Erregung:
„Mein guter Jakob, erschrick nicht. Ich muß plötzlich eine Reise antreten. Sprich zu niemand davon. Aber packe mir Leibwäsche und einige gute Anzüge ein, so daß ich alles schnell zur Verfügung habe."
Ohne dem erstaunten Diener noch irgendwelche andere Andeutungen zu machen, stieg er zu seiner Wohnung Hernieoer, ordnete in der Hast einige Papiere und steckte davon mehrere zu sich. Im Umherblicken bemerkte er, daß Charlotte ihren Ballfächer hatte liegen lassen. Er versteckte ihn in seinem Schreibtisch und nahm dann Hut und Stock. Er begab sich zu seinem Onkel zurück, dem er das Wiederkommen versprochen hatte.
Nicht nur das Zimmer des Kommerzienrats in der Köthener Straße zeigte noch Licht, auch andere Zimmer waren erhellt. Auf der Seite der Straße, die dem Hollmannschen Hause gegenüberlag, gingen einige anständig gekleidete Männer unauffällig auf und ab. In dem Augenblick, als Karl den Schlüssel in das Schloß der Haustür steckte, sprangen sie fast geräuschlos über den Straßendamm und umstellten den jungen Doktor.
„Was wünschen Sie hier?" fragte ihn der eine der Männer höflich.
„Wer sind Sie, daß Sie eine solche Frage an mich zu richten das Recht zu haben glauben?" fragte Karl, indem er heimlich nach einem in der Hinteren Hosentasche verborgenen Revolver griff. Seine Be-
denn Schlaflosigkeit von längerer Dauer kann selbst die Kräfte des stärksten Mannes allmählich aufzehren. Arzneimittel, wie Morphium, Chloral usw. sollte man nicht gebrauchen, weil die Gaben fortwährend gesteigert werden müssen und bei längerem Gebrauch sonstige üble Folgen hinterlassen. Dagegen empfehlen sich natürliche Mittel, wie Bewegung in kühler Abendluft bis zur Ermüdung, vor dem Schlafengehen warme Sitz- oder heiße Fußbäder, Kaltwaschungen des Kopfes und Halses, kalte Abreibung des Oberkörpers, besonders des Rückgrats, kalter Umschlag um den Leib, auch Kneten des Körpers durch eine zweite Person. Das kalte Kopfwäschen vor dem Schlafen sollte niemand versäumen, der überhaupt unruhig schläft und viel träumt.
Gute Suppe von jungem Gemüse. Man lasse Mehl in einem Stück Butter anziehen, gebe so viel Wasser als man Suppe zu haben wünscht, und Salz hinzu und lasse lolgende junge Gemüse, klein geschnitten, gar kochen: Wurzeln, Kopfsalat, Spinat, Sauerampfer, Portulak und junge Erbsen. Dann rühre man die Suppe mit feingehackter Petersilie und einem Eidotter oder etwas Rahm ab und gebe in Butter geröstetes Weißbrot dazu. Zum Kochen dieser Suppe ist eine Stunde hinreichend.
Die Perlenschnur.
Die nachfolgende elegische Ode, die ein Sänger des Kladderadatsch den entschwundenen Dienstmädchen feines Hauses widmet, wird in vielen Herzen ein verständnisvolles Echo finden:
In tiefer Wehmut denk' ich der Mädchenschar,
Die nacheinander lieblich mein Heim geschmückt;
Euch tönt mein Lied, euch unvergleichlich Köstlichen Perlen, mir ach, entrissen!
Dir tönt es, Frida, mit dem Dragonertritt,
Der Brust voll süßer Glut wie Semiramis,
Die nächtlich ausbrach, heut den trauten Friß zu umhalsen und morgen Franzen!
Dir Olga, die voll heiligen Bildungstriebs Um Mitternacht Tragödien noch verschlang,
Mit des Stearinlichts kargem Stümpschen Träumerisch Haar« und Haus angokelnd!
Dir Lilli, die in schmachtender Leidenschaft,
Dem Hausherrn zartpoetische Brieschen schrieb,
Hingegen stets in guter Prosa
Kernig der Hausfrau die Meinung sagte!
Um dich auch traur' ich, sinnige Else, die So unermüdlich Teller und Topf zerschlug,
Mit ihrer Kunst den trübsten Tag uns Wandelnd zum fröhlichen Polterabend!
Und auch um Senta, die sich auf unser Wohl Die besten Tropfen still in die Gurgel goß,
Sich so bescheiden für den Brautschatz Seidene Höschen der Hausfrau wählte!
Dann kämest Klärchen, ländliche Unschuld du,
Die mit dem Finger sanft in die Nase fuhr,
Ihn dann gelassen in die Butler
Bohrte, und wieder das Loch schön glatlstrich!
Und endlich, Lottchcn, schüchternes Engelskind, Verschwiegenes Veilchen, die du so rührend ach!
Als von der Reise heim wir kehrten,
Uns überraschtest mit Zwillingsknaben!
Und wieder steht der Erste nun vor der Tür,
Es naht Paul ine, während Amanda zieht;
Mir bangt das Herz: was wird die Neue Freundlich entfalten an neuen Reizen?
wegung war aber von dem anderen bemerkt worden und im selben Moment legte sich eine harte Hand um sein Handgelenk.
„Ich bin der Neffe des Kommerzienrats Hollmann, dem ich heute noch einen Besuch zu machen versprochen hatte," schrie Karl und versuchte sich von dem eisernen Griffe des Unbekannten loszumachen, jedoch vergeblich.
Der ihm zunächst Stehende zeigte ihm seine Erkennungsmarke.
„Wir sind Kriminalbeamte," sagte er in immer noch höflichem Tone. „Im übrigen ist die Haustür nicht verschlossen. Folgen Sie uns in das Haus!"
„Aber, um Gottes Willen, was geht denn hier vor?"
„Es ist ein Mord passiert!" lautete die ernste Antwort. „Kommen Siel"
Die Haustür wurde geöffnet. In dem Hausflur, im Finstern, waren einige Schutzleute postiert, die das Tor wieder schloßen. Karl wurde eine Treppe hinauf in das Zimmer seines Onkels geführt. Auch hier waren Schutzleute anwesend, die sogleich forschende Blicke auf den Eintretenden warfen.
Auf dem Sofa hingestreckt lag der Kommerzienrat, bleich, mit blutiger Stirn. Ein Arzt war um ihn bemüht oder vielmehr, er hatte seine Bemühung als erfolglos bereits eingestellt. Der Kommerzienrat war tot — ermordet.
Pünktlich um 11 Uhr war der Diener Fritz von seinem Ausgange zurückgekehrt und sofort nach dem
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Aus Grillparzers Gedichten.
Tadeln ist leicht, wie ihr wohl wißt, Und höchst bequemlich!
Doch eins gibts, was noch leichter ist: Nach beten nämlich.
Gesteh dirs selbst, hast du gefehlt. Füg nicht, wenn Einsicht kam.
Zum falschen Weg, den du gewählt. Auch noch die falsche Scham.
Nicht alles, was wertvoll und hold.
Ist drum als ein Glück zu besagen:
Wer möchte einen Zentner Gold,
Müßt er ihn stets auf dem Rücken tragen.
Unser Dienstmädchen bewarb sich um eine andere Stellung und kam etwas verlegen zu meiner Frau: „Madam, ich soll mich der Vorsteherin einer Pflegeanstalt vorstellen, können Sie mir wohl mal Ihren Hut leihen, meiner ist zu auffallend!"
Aus der Jugend. Wir unterhalten uns in der Unterklasse über den Nutzen der Kuh. Milch, Butter, Käse, Wagenziehen, Hörner, Fell — alles ist schon erledigt. Da meldet sich eifrig der Sohn des Viehhändlers Rosenfeld. Fast wie ein Vorwurf, daß man das, was ihm das Wichtigste scheint, noch nicht gesagt hat, kommt's von seinen Lippen: „Und man verdient doch auch daran!"
jNachlaß.s Tante (schwer erkrankt über ihren Nachlaß bestimmend): Du kriegst die Anzüge von meinem seligen Mann (mit schwacher Stimme) und oben auf dem Speicher in einem alten Koffer . .
— Neffe (atemlos): Sprich, was ist mit dem alten Koffer? — Tante: Liegen die Flicklappen ... die Hosen müssen repariert werden.
sJn einem Alpenhotel.j „Ich bestelle hiermit bei Ihnen ein Zimmer mit Abendbrot, Frühstück und Sonnenaufgang zu 5 Mk." — „Bitte sehr — der niedrigste Preis bei uns beträgt 6 Mark 50."
— „Na, dann lassen Sie halt denn Sonnenaufgang weg." („Flieg. Bl.")
jKindlich.j Mama: „Um Gottes Willen, woher kommen denn all-diese Sprünge in unseren Gläsern?"
— Kleine Helene: „Die Hab' ich gemacht, Mama, weil Du einmal gesagt hast, daß ein gesprungenes Glas am längsten hält!"
sGrausam.s Dichterling: „O diese Redaktionen! Sende ich dg dem „Morgenblatt" eine prächtige Novelle, die den Frühling behandelt, 23 Lenzgedichte und den ersten Maikäfer . . . und nur den Maikäfer haben sie behalten!"
Aufgabe.
Bei einem Wagen, der von F. nach L fuhr, hatte jedes der beiden Hinterräder einen Umfang von 3,2 Meter, jedes der beiden Vorderräder einen Umfang von 2 Meter. Während der Fahrt machte jedes Vorderrad 3000 Umdrehungen mehr als jedes Hinterrad. Wieviel Umdrehungen machte jedes der beiden Hinterräder? Wieviel Kilometer sind die beiden Orte ^ und L von einander entfernt?
Zimmer seines Herrn gegangen. Sein Klopfen"an
die Zimmertür war unbeantwortet geblieben, obwohl drinnen noch Licht brannte. Nichts Gutes ahnend, war Fritz durch die nicht verschlossene Tür ins Zimmer getreten. Der Kommerzienrat war nicht anwesend, aber die kleine Tür stand offen, die zu der Wendeltreppe nach den unten belegenen Geschäftsräumen führte. Fritz rief den Namen seines Herrn; es erfolgte keine Antwort. Der treue Diener zündele eine Kerze an und diese vor sich herstreckend, stieg er die Wendeltreppe hinab. Plötzlich stieß er einen Schrei der Überraschung aus. Das flimmernde Licht der Kerze fiel auf den Kommerzienrat, der regungslos, mit ausgebreiteten Armen und blutiger Stirne, auf dem Fußboden lag. Der Geldschrank stand geöffnet, wie Fritz sich in der Eile leicht überzeugen konnte, ohne Anwendung von Gewalt. Die Schlüssel fanden sich später oben auf dem Spieltische vor, wo auch die neuen Spielkarten noch in ihrem uneröffneten Umschläge.lagen.
Spornstreichs rannte Fritz wieder die Treppe hinauf, setzte den Portier kurz davon in Kenntnis, daß der Herr Kommerzienrat verwundet sei und man seiner Hilfe vielleicht bedürfe. Dann war er zu Arzt und Polizei gerannt und hatte nach der Rückkehr mit Hilfe des Pförtners den leblosen Körper des Kommerzienrats nach oben getragen und auf das breite Sofa gebettet.
— Fortsetzung folgt. —