Erscheint
Montag, Mittwoch, Freitag und Samstag.
Preis vierteljährl.: in Neue.,bürg ^ i.20. Durch d' Dost bezogen: >n Grts- und Nachvar- orts-Verkehr ^ 1.15; im sonstigen inländ. Verkehr,.«L 1.2S; hiezu je 20 ^ Bestellgeld.
Kbonnkmentt nehmen L-sstanstalten und Postboten jederzeit entgegen.
Der Enzläler.
Anzeiger für das Lnzlal und Umgebung.
Amtsblatt tür Sen VberamtsbLzirk Neuenbürg.
Anzeigenpreis:
die S gespaltene Seil« oder deren Raum 12 bei Auskunfterteilung durch die Erped. 12 Reklamen die Sgesp. Zeile 25
Bei öfterer Insertion entsprech. Rabatt.
Fernsprecher Nr. 4.
Telegramm-Adreffe: „Lnzräler, Neuenbürg".
^ 24.
Neuenbürg, Mittwoch den 1V. Februar 19V9.
67. Jahrgang.
Das englisch« Königspaar in Berlin. s
Berlin, 5. Febr. Nach dem jetzt veröffentlichten offiziellen Programm für den Besuch des englischen Königspaares erfolgt die Ankunft in Berlin am Lehrter Bahnhof am Dienstag den 9. Februar um 11 Uhr. Auf dem Bahnhof ist Begrüßung durch den gesamten Hof, die militärische Umgebung und die Generäle. Dann erfogt der Einzug durchs Brandenburger Tor, am Pariser Platz ist Begrüßung durch die städtischen Behörden. Abends ist Galatafel. Am Mittwoch um 12 Uhr besucht der König das Rathaus und zwar ohne den Kaiser, wie dieser auch in der City ohne den König von England von den Behörden empfangen worden ist. Dieser Besuch, bei dem Reden und Ansprachen nicht gehalten werden, dauert eine knappe Stunde, denn schon um 1 Uhr ist ein Früstück in der englischen Botschaft, abends Ball im Schlöffe. Donnerstag vormittag -wird Potsdam besucht, das Mausoleum des Kaisers und der'sKaiserin Friedrich. Dann ist ein Frühstück in Berlin beim Offizierkorps des il. Gardedragonerregiments, abends Familientafel beim Kronprinzenpaar und Galavorstellung im Opernhaus (das viel besprochene Ballet „Sardanapal"). Freilag erfolgen einige Besichtigungen in der Stadt, nachmittags 5 Uhr reist das Königspaar ab. — Man sieht, das Programm weist keinerlei militärische Vorstellungen oder Paraden auf; nur beim Einzug bildet die Garnison und das erste Garderegiment aus Potsdam Spalier. — Der deutsche Botschafter in London, j Graf Wolfs Metternich ist schon in Berlin eingetroffen. !
Der König und die Königin von England sind am Montag vormittag 10.45 Uhr von London nach Berlin abgereist. — Den leitenden Berliner Blättern ging von dem Chefredakteur des bekannten englischen Blattes „Morning Leader" folgende sympathische Kundgebung zu: „Bei der so bedeutsamen Gelegenheit des Besuchs des Königs Eduard bei Kaiser Wilhelm erlaubt sich der Chefredakteur des „Morning Leader" den Kollegen der deutschen Presse seine besten Wünsche zu übermitteln. Die wahren Empfindungen des britischen Volkes sind weder in dem Melodrama des Theaters, noch in der nach Sensation heischenden Presse zu finden, wohl aber in den Millionen von Heimen der Männer, die in Kontoren, in Fabriken, in Werkstätten und auf den Aeckern arbeiten, und unter diesen ist das Gefühl für das deutsche Volk tief und dauernd.
Berlin, 9. Febr. Der König und die Königin von England sind vormittags 11 Uhr hier eingetroffen und wurden vom Kaiserpaar, dem Kronprinzenpaar und sämtlichen Prinzen und Prinzessinnen empfangen. Der Empfang war überaus herzlich. Die Ausschmückung der Einzugsstraßen zum Empfang des Königs Eduard vom Lehrter Bahnhof durch das Brandenburger Tor bis zum Schloß ist einheitlich mit Wimpeln und Flaggen und Blumengirlanden in den englischen Farben geschmückt. Auf dem Pariser Platz erwarteten Oberbürgermeister Kirsch« er, Bürgermeister Reicke, die Stadträte und Stadtverordneten von Berlin den festlichen Zug. Oberbürgermeister Kirschner richtete an den König von England eine Begrüßungsansprache, auf welche König Eduard erwiderte. Der Königin von England wurde von einer der Ehrenjungfrauen ein prächtiger Strauß überreicht. Die Königin dankte vielmals herzlich. Auf ein Zeichen des Kaisers erfolgte unter Hochrufen und Tücherschwenken die Weiterfahrt auf der mit gelbem Kies bestreuten Mittelpromenade. Beim Herannahen der Majestäten wurde regiments- weise präsentiert, das Spiel gerührt und auf ein Zeichen des Regimentskommandeurs dreimal Hurra gerufen. Auf dem kleinen Schloßhof stand als Ehrenwache die Leibkompagnie des 1. Garderegiments zu Fuß mft Fahne aus Silberbrokat und
mit Musik. Die Prinzen Oskar und Joachim waren eingetreten. Der Kaiser und der König entstiegen ihrem Wagen auf den Schloßhof und schritten die Front der Leibkompagnie ab. Dann begaben sich die Majestäten in die Prunkgemächer des Schlosses zum großen Empfang. Die Schloßgardekompagnie präsentierte im Pfeilersaal der Königskammer, die Galawache der Gardes du Corps im Gardes du Corps-Saal. Hier wurden die Majestäten von den Hofchargen empfangen. Es hatten sich versammelt die Palastdamen und Ehrendamen der Kaiserin, die Kabinettschef und die Herren des großen Vortritts, an ihrer Spitze Oberhofmarschall Graf Eulenburg. Der Kaiser >und die Kaiserin geleiteten hierauf den König und die Königin in die für sie bestimmten Gemächer. Um 1 Uhr war Familienfrühstückstafel im kleinen Spreisesaal des königlichen Schlosses. Hiebei saß der Kaiser neben der Königin.
— Nachmittags 5 Uhr machte König Eduard eine Spazierfahrt im kaiserlichen Automobil, begleitet von General von Löwenfeld. Das Publikum bereitete dem König allenthalben lebhafte Ovationen. Gegen 6 Uhr kehrte der König zum Schloß zurück.
— Abends 8 Uhr begann die Galatafel im Schloß. Bei dem Einzug des Hofes in den Weißen Saal führte der König die Kaiserin, der Kaiser die Königin. Vor dem Thronbaldachin nahm der Kaiser links vom König Platz. Links neben dem Kaiser folgten die Königin, der Kronprinz, rechts neben dem König die Kaiserin und Prinz Heinrich. Während der Tafel brachte der Kaiser einen Trinkspruch aus. Auf denselben erwiderte König Eduard: „Im Namen der Königin und für mich selbst sage ich Ew. Majestät unfern wärmsten Dank für die Worte des Willkommens, mit denen Ew. Majestät uns soeben begrüßt haben, und nicht weniger für den ebenso freundlichen wie glänzenden Empfang, welchen Ew. Majestät und Ihre Majestät die Kaiserin, sowie Ew. Majestät ganzes Haus und Ihre Haupt- und Residenzstadt uns heute bereitet haben. Obgleich ich meine wiederholten Besuche in Kiel, Wilhelmshöhe oder Kronberg in angenehmster Erinnerung behalten habe, so gereicht es mir doch zu besonderer Genugtuung, daß es der Königin möglich war, mich bei meinem gegenwärtigen Besuche zu begleiten, und daß wir ihn in diesem alten Schloß Eurer Majestät Vorfahren,, in der Mitte Ihrer Haupt- und Residenzstadt abstatten konnten. Es bedarf wohl nicht mehr der Versicherung, das wir beide den lieben Besuch Ew. Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin in Windsor nicht vergessen haben. Ew. Majestät haben in betreff des Zweckes und des erwünschten Resultats unseres Besuches meinen eigenen Gefühlen beredten Ausdruck gegeben, und ich kann daher nur wiederholen, daß unser Kommen nicht allein die engen Bande der Verwandtschaft zwischen unseren Häusern vor der Welt in Erinnerung zu bringen beabsichtigt, sondern auch die Befestigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern und dadurch die Erhaltung des allgemeinen Friedens, auf welchen mein ganzes Streben hinzielt. Mit dem Wunsche, daß die gedeihliche Entwickelung Ew. Majestät großen Reichs auch in Zukunft andauern möge, erhebe ich mein Glas auf das Wohl Ew. Majestät. Ihrer Majestät der Kaiserin und Ihres Hauses."
Berlin, 9. Febr. Der Kaiser hat dem englischen Botschafter Goschen das Großkreuz des Roten Adlerordens verliehen.
Berlin, 8. Februar. Die Adresse der Berliner Stadtverordnetenversammlung zum 50. Geburtstag des Kaisers wird erst jetzt bekannt gegeben. Es heißt darin: „Möge es der Weisheit Ew. Majestät Regierung gelingen, die Schatten zu beseitigen, welche die Eintracht der Nationen Europas trüben, damit das deutsche Volk in sonnigem Frieden weiter zu arbeiten vermag an den Werken völkerverbindender Kultur."
Die Kommissionsentscheidung in der Frage der Nachlaßsteuer dürste sich einigermaßen verzögern. Dies infolge des in der Kommissionssitzung vom vergangenen Samstag eingebrachten Antrages der Konservativen, die Abstimmung über den grundlegenden 8 1 bis zur Erledigung der Erbschaftssteuer auszusetzen. In Reichstagskreisen faßt man diesen konservativen Antrag als ein Anzeichen für eine Besserung der durch die Gegensätze in der Frage der Nachlaßsteuer herbeigeführten kritischen Lage auf. Man schließt aus dem Anträge, daß die Konservativen nicht bestrebt sind, die Situation zuzuspitzen, sondern hoffen, daß sich noch Mittel und Wege finden werden, ein Kompromiß zu schaffen. Wie verlautet, schweben zwischen den Konservativen und der Regierung neue Verhandlungen, wobei die Reichspartei vermittelnd einzuwirkcn versucht. Nach Lage der Dinge dürste es zweckmäßig sein, in der Finanzkommission zunächst die indirekten Steuern zu beraten und die Beratung der direkten Steuern bis zum Schluffe der Beratung aufzuschieben. Bei dieser Praxis läßt sich besser übersehen, wieviel Millionen die Kommission durch indirekte Steuern bewilligt und wieviel weitere Millionen später durch direkte Steuern aufzubringen wären. In der Zwischenzeit wären die Parteien in der Lage, sich betreffs der direkten Besteuerung zu einigen. Auch in der Angelegenheit der Branntweinsteuer, welche infolge der Ablehnung des geplanten Monopols seitens der Budgetkommission des Reichstages ebenfalls eine ziemlich kritische Wendung zu nehmen drohte, sind, sicherem Vernehmen nach, erfolgerschließende Kompromißverhandlungen, die zwischen den Blockparteien und der Regierung schweben, im Gange. Das angestrebte Kompromiß weist als Kernpunkte die Abschaffung der bisherigen Verbrauchsabgabe und der Maischraumsteuer und als Ersatz dafür die Einführung einer Fabrikatsteuer von 100 Mk. pro Hektoliter, sowie den progressiven weiteren Ausbau der bisherigen Brennsteuer auf. Endlich gilt auch eine Verständigung zwischen dem Reichstage und dem preußischen Kriegsministerium in Sachen der strittigen Offiziersbesoldungsnovelle als gesichert.
Berlin, 9. Febr. Das deutsch-französische Abkommen über Marokko ist heute vormittag im Auswärtigen Amt durch den Staatssekretär Frhr. v. Schön und den französischen Botschafter Cambon unterzeichnet worden.
Paris, 9. Februar. Alle Blätter legen dem deutsch-französischen Abkommen große Bedeutung bei und sprechen sich über seine Tragweite günstig aus. Der „Temps" bezeichnet die Verständigung als einen Markstein in der Geschichte Europas. „Siöcle" sagt, die Staatsoberhäupter und Minister, die an diesem Erfolg mitgearbeitet haben, haben sich um die Menschheit verdient gemacht. „Journal de Debats" meint, der 9. Februar 1909 werde in der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen epochemachend sein. „Liberia" erkennt offen das Entgegenkommen der deutschen Regierung bei diesen Verhandlungen an.
Der frühere christlich-soziale Reichstagsabgeordnete Hofprediger a. D. Adolf Stöcker, der vor kurzem sein Mandat aus Gesundheitsrücksichten niedergelegt hatte, ist gestern in Bozen gestorben.
Bei der Reichstagsersatzwahl für den Wahlkreis Schrimm-Schroda wurden im ganzen 17 936 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielt v. Niegolewski (Pole) 13919 und v. Günther (Reichsp.) 4009; zersplittert waren 8 Stimmen. Der Pole ist somit gewählt.
Der König von Italien hat das Dekret über die Auflösung der Kammer am Montag unterzeichnet. Die Neuwahlen werden am 7. März, die Stichwahlen am 14. März stattfinden. Das neue Parlament wird am 24. März zusammentreten.
Die kriegerischen Vorbereitungen gegenüber Oesterreich-Ungarn von serbischer Seite aus.