gehen rastlos weiter. Der PesterLloyd" meldet aus Belgrad, daß das serbische Kriegsministerium alle mit Lieferungen für die serbische Armee betrauten ausländischen Firmen zu möglichster Be­schleunigung der Lieferungen aufgefordert habe und daß Serbien unentwegt zum Kriege rüstet, den es im Frühjahr jedenfalls provozieren will. Im April, spätestens Mai, sei eine gewaltsame Lösung des serbisch-österreichisch-ungarischen Konfliktes zu er­warten.

Sofia, 9. Februar. Nachdem die bulgarische Regierung offiziell davon verständigt worden ist, daß der an Rußland gerichtete Gegenvorschlag eine Erklärung enthalte, nach der die Türkei auf jede Grenzberichtigung verzichtet, hat das Kriegs­ministerium die sofortige Entlassung der einberufenen Reservisten der 8. Grenzdivision verfügt.

Die russische Vermittlungsaktion in dem türkisch-bulgarischen Konflikte hat in dem türkischen Gegenvorschläge der vollständigen Kompensierung der von der Türkei an Rußland zu zahlenden Kriegsentschädigung mit der bulgarischen Ent­schädigung an die Pforte ein unerwartetes Hindernis gefunden. Ueber die Aufnahme des türkischen Gegen­vorschlages seitens der Mächte verlautet noch nichts sicheres.

Ueber den Brand in der deutschen Gesandtschaft in Santiago de Chile wird noch berichtet, daß auch die Archive zerstört sind. Allem Anschein nach liegt Brandlegung im Anschluß an einen Einbruch vor. Der Verdacht, daß ein Verbrechen an dem Kanzlisten Beckert verübt wurde, ist durch den ärzt­lichen Befund fast zur Gewißheit erhoben. Man bringt den ganzen Vorfall mit anonymen Drohbriefen in Verbindung, die wiederholt bei Mitgliedern der Gesandtschaft eingegangen waren.

Württemberg.

Stuttgart, 9. Febr. Die Zweite Kammer hat heute in der Schlußabstimmung die Volks­schulnovelle mit 63 gegen 26 Stimmen des Zentrums und des Abgeordneten Dr. Rübling (B.K.) angenommen. Der Bauernbund und die Konser­vativen stimmten motiviert ab. Sie erklärten, daß sie mit dem Gesetz, wenn es aus den Beratungen des Hauses hervorgegangen ist, nicht einverstanden feien. Die große Bedeutung des Entwurfs erfordere aber, daß er auch der Ersten Kammer zur Durch­beratung vorgelegt werde. Um dies zu ermöglichen, hätten sie dem Entwurf im Ganzen zugestimmt. Für den Fall einer nochmaligen Beratung der Novelle in diesem Hause behalten sie sich ihre Abstimmung nach jeder Richtung vor.

Stuttgart, 9. Febr. Der Bruder der Königin Charlotte, Prinz Friedrich von Schaumburg- Lippe, hat sich mit der Prinzessin Antoinette Anna von Anhalt auf Schloß Georgium bei Dessau verlobt. Prinz Friedrich, geboren 30. Jan. 1868, ist Witwer; er hatte sich 1896 mit der Prin­zessin Luise von Dänemark verheiratet, die 1906 gestorben ist. Prinzessin Antoinette Anna ist am 3. März 1885 als Tochter des (1886 verstorbenen) Erbprinzen Leopold von Anhalt geboren.

Stuttgart, 6. Febr. Eine Versammlung hat nach einem Vortrag des Pofessor Sauer über die Wasserversorgung Groß-Stuttgarts, in dem er von den verschiedenen Projekten das Bodensee­projekt zwar als das für alle Zeiten beste bezeichnte, das Schwarzwaldprojett aber als das billigste und am raschesten auszuführende empfahl, eine Er­klärung beschlossen, die mit Rücksicht auf die immer mehr zutage tretende Wasserkalamität in Stuttgart, insbesondere bei dem vom Neckar entnommenen Wasser, der Ueberzeugung Ausdruck gibt, daß die Versorgung von Groß-Stuttgart mit gutem Quell­wasser zu den dringendsten Aufgaben der Verwaltung gehört. Die Versammlung hofft deshalb zuversicht­lich, daß in dieser für Stuttgart so hochwichtigen Sache die Stadtverwaltung mit Unterstützung des Staates eine allgemein befriedigende Lösung in tun­lichster Zeitkürze finden möge.

Stuttgart, 8. Febr. In Sachen der Stutt­garter Wasserversorgung wird die Städtische Verwaltung demnächst eine Denkschrift veröffent­lichen, in der die Wasserversorgungsfrage eingehend behandelt und das derzeitige Stadium der Unter­handlungen hinsichtlich der verschiedenen Projekte milgeteilt werden wird.

Stuttgart, 9. Febr. Das Preisgericht für die Vertonung des Wahlspruchs des Schwäb. Sängerbundes (Förstler und Fladt - Stuttgart, Graf-Ulm, Hegele-Nürtingen, List-Reutlingen, Stau- dacher-Ravensburg, Wörz-Tübingen) hat seine Ent­

scheidung getroffen. Der 1. Preis von 100 Mk. fiel dem Professor Hugo Jüngst, Kgl. Musikdirektor in Dresden, der 2. Preis von 60 Mk. dem Musik­direktor Franziskus Nagler in Leisnig (Sachsen), der 3. Preis mit 40 Mk. dem Lehrer Otto Löffler in Untertürkheim zu. Der mit dem 1. Preis gekrönte Entwurf wird also künftighin der Bundeswahl­spruch sein.

Friedrichshafen, 9. Febr. Der Kommandeur des Reichsluftschiffes 2 l, Hauptmann v. Jena, ist bis auf weiteres nach Berlin zurückgereist. Zur Führung des Reichsluftschiffes ist auch Oberleutnant Masius von der 3. Kompagnie des Luftschiffer­bataillons in Tegel kommandiert. Er wird heute mit einem Kommando von 2 Unteroffizieren und 16 Mann hier erwartet.

Tübingen, 8. Febr. Professor Doktor Sar­torius, der den Lehrstuhl für Staatsrecht inne hat und neuerdings einen Ruf an das preußische Ober­verwaltungsgericht nach Berlin erhielt, hat diesen Ruf nunmehr endgiltig abgelehnt.

Laupheim, 9. Febr. In Dorndorf ist der Senior der württemb. Lehrerschaft, der pensionierte Lehrer Leimgruber, im Alter von 99 Jahren 8 Monaten gestorben.

Herrenberg, 6. Februar. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt 119 Stück Milchschweine, Erlös pro Paar 3548 Mk.; 66 St. Läuferschweine, Erlös pro Paar 5596 Mk. Ver­kauf ordentlich.

Stuttgart. lLandeSProdukteubörse.1 (Bericht vom 8. Februar.) Auf dem Weltmarkt war die Stimmung bis zur Mitte der Woche schwankend, um dann sich zu beseitigen und die Preise weiterhin etwas zu erhöhen. Was die deutschen Märkte betrifft, so wird die Tendenz in erster Linie von den gelichteten Vorräten und andererseits von dem noch zu deckenden erheblichen Bedars beeinflußt, so daß auch hier eine Preiserhöhung zu verzeichnen ist. Dieser Bewegung haben sich die süddeutschen Produktenbörsen und Getreideschrannen angeschlossen. Auch an heutiger Börse war die feste Tendenz vorherrschend bei kleinerem Angebot. Mehlpreise per 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 33 Mk. 50 Psg, bis 34 Mk. 50 Pfg., Nr. 1: 32 Mk. 50 Pfg. bis 33 Btt. 50 Pfg., Nr. 2: 3l Mk. 50 Pfg. bis 32 Mk. 50 Pfg., Nr. 3: 30 Mk. 50 Pfg. bis 31 Mk. 50 Pfg., Nr. 4: 27 Mi. 50 Psg. bis 28 Mk. 50 Pfg. Kleie 9 Mk. 50 Pfg. bis 10 Mk. Pfg. (ohne Sack.)

Slus uns U^rgsoung

Neuenbürg, 8. Febr. Nach einem Artikel im Schwäb. Merkur" vom 6. ds. Mts. hat Professor Dr. Sauer von der Techn. Hochschule in Stuttgart im Bürgerverein des nordwestl. Stadtteils dort einen Vortrag gehalten über das Thema:Die natür­lichen Grundlagen der Wasserversorgung von Groß-Stuttgart. Nach einer allgemeineren Ausführung über die Gegenden, welche für die Auf­suchung und Gewinnung der erforderlichen Wasfer- mengen in Betracht kommen, und wobei als die für Stuttgart geeigneten natürlichen Wasserreservoire der Schwarzwald, das Gebiet des Neckars, das der Donau und Iller und der Bodensee bezeichnet wer­den, sprach er sich über das Schwarzwaldwasser- Versorgungsprojekt folgendermaßen aus:Im Schwarzwald sind die Quellen von einer über­raschenden Stärke. Eine Versorgung Stuttgarts mit reinem Quellwasser ist immerhin ein etwas kühner Gedanke, der aber verwirklicht werden kann, wenn man bedenkt, daß die in Frage kommenden Quellen eine Wassermenge von 430 Sekundlitern geben. Dabei sind das noch nicht alle Quellen des Enz- und Eyachtales. Der Grundgedanke ist der, daß man dieses Wasser mit natürlichem Gefälle nach Stuttgart bringt. Zu diesen 430 Sekundlitern kämen noch die 25 Sekundliter, auf die Stuttgart jetzt an­gewiesen ist. Durch den geplanten Stauweiher, der 5 Millionen Kubikmeter fassen soll, würde den von den Interessenten erhobenen Bedenken entgegen­getreten. Dieser Stauweiher, für dessen Anlage die Verhältnisse außerordentlich günstig sind, müßte 2 mal im Jahre gefüllt werden und dann in gleich­mäßiger Quantität die Verteilung erfolgen. Auf diese Weise würde auch dem Wassergesetze Rechnung getragen. Eine Beeinträchtigung der Wildbader Thermalquellen durch die Ausführung dieses Projekts ist nicht gut denkbar. Das Thermalwasser kommt aus sehr großer Tiefe, während bei den Quellen der Fall gerade umgekehrt liegt. Jedenfalls kann man sich die Entstehung der Thermen denken wie man will, es liegt keine Veranlassung vor, sie mit dem Buntsandstein in Verbindung zu bringen. Außer den genannten Quellen sind im dortigen Gebiet auch noch genügend andere ausnutzbare Wasserkräfte vor­handen. Endlich sind die aus landwirtschaftlichen Gründen erhobenen Bedenken nicht zutreffend, da die

Schwarzwaldwiesen bekanntlich an übermäßiger Wässerung leiden. Der Stauweiher würde also ein Kulturwerk bedeuten. Die in ihm durch die Humus­säure erzeugte braune Färbung läßt sich leicht be­seitigen, wenn man das einlaufende Wasser über eine Kalkschicht führt. Ein mangelnder Gehalt an Nährstoffen läßt sich endlich beheben durch die Zu­führung anderer Quellen auf dem Wege nach Stutt­gart. Auch ein Zusatz vom Berger Quell wäre nicht ausgeschlossen. Zu beachten sind aber bei diesem Projekte gewisse Imponderabilien, die man nicht fassen, nicht greifen kann, die aber vorhanden sind. Das sind die Bedenken wegen der Wildbader Thermen, und das ist der am schwersten wiegende Grund, der gegen das Schwarzwaldprojekt ins Feld geführt wird". Dem Projekt der Versorgung von Stuttgart aus den Grundwasserströmen des Neckar­tales, sowie des Donau-Jllertales steht Prof. Sauer ablehnend gegenüber. Er macht Bedenken in quanti­tativer und qualitativer Hinsicht geltend, es scheint ihm fraglich, ob einerseits die genügende Wasser­menge erschlossen werden könne, andererseits das gefundene Wasser hygienisch einwandfrei sei. Gegen das Bodenseeprojekt bestehen nur Bedenken finan­zieller Art. Professor Sauer kommt dann zu folgen­der Schlußausführung:Beim Schwarzwaldprojekt, bei dem mit etwa 60 km Länge zu rechnen ist, kommen 1213 Millionen Mark in Anschlag. Dar­nach würde das Bodenseeprojekt mit 185 km (nicht über Sipplingen) etwa 3640 Millionen erfordern, während das Donau-Jllerprojekt 110 km Länge er­fordert. Das Bodenseeprojekt ist freilich dasjenige, das für alle Zeiten die beste Lösung darstellt. Aber man muß fragen, welches Projekt unter den gegen­wärtigen Verhältnissen das beste ist. Das ist aber in dem Falle das Projekt, das Stuttgart am schnellsten mit Wasser versorgt und dabei am billigsten ist. Dem Schwarzwaldprojekt fehlt die Erweiterungsmöglichkeit, aber man soll doch nicht für die kommenden Generationen bedacht sein. Wenn es für 3040 Jahre reicht, dann genügt es. Unter solchen Verhältnissen läßt sich nicht ein Projekt empfehlen, dessen Ausführung auf Jahre hinausgeschoben werden muß, und das eine für Stuttgarter Verhältnisse große Summe er­fordert. Nachdem nun lange Worte gefallen sind, sollen auch Taten folgen, damit Stuttgart von dem einer Großstadt unwürdigen Zustand befreit wird."

Professor Sauer ist mit den letzteren Darlegungen über sein dem Vortrag zu Grunde gelegtes Thema wesentlich hinausgegangen, indem er die Frage der Wasserversorgung von Stuttgart vom praktischen und finanziellen Standpunkt aus behandelt hat. Nach dem Schlußergebnis nimmt sich der Vortrag aus wie ein neuer beabsichtigter oder unbeabsichtigter Vorstoß für das Enztalprojekt und für die Weiter­verfolgung der bisherigen Politik des Stuttgarter Rathauses.

Calw, 8. Febr. Der Zigeuner Reinhard von Aistaig wurde hier eingebracht, weil er einen zehnjährigen Buben mit dem Milchfuhrwerk nach Pforzheim bei Liebenzell angefallen hat.

Stammheim, O/A. Calw, 8. Februar. Unser Schultheiß Ernst, welcher Heuer sein 70. Lebens­jahr zurückleat, hat nach 28jähriger ersprießlicher Wirksamkeit sein mühevolles Amt niedergelegt. Die Neuwahl des Ortsvorstehers soll anfangs des nächsten Monats stattfinden und haben die bürger­lichen Kollegien beschlossen, die Stelle zur Bewerbung durch geprüfte Fachmänner auszuschreiben. Da der Gehalt einschließlich der verschiedenen Nebenbezüge gegen 4000 Mk. beträgt, dürfte an Kandidaten kein Mangel sein.

Pforzheim, 8. Februar. Gestern nachmittag 1/2 4 Uhr ist in dem etwa ffs Stunde nordwestlich der Stadt liegenden Walde ein von Mainz kom­mender Luftballon glatt gelandet. Er war mit einem Hauptmann und drei Untermilitärs bemannt. Schulkinder halfen bei der Bergung der Ballonhülle.

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