Die deutsche Kolonie in Palermo hielt am Samstag eine Versammlung ab, um über die Unterstützung der Opfer der Katastrophe zu beschließen und setzte ein Komitee unter dem Vorsitze des deutschen Konsuls Dr. Frhrn. v. Schaumburg ein. Man beschloß ferner, Liebesgaben aller Art an das deutsche Konsulat abzuliefern. — In Taormina hat sich ein Komitee der fremden Kolonien gebildet, das zum großen Teil aus deutschen und englischen Frauen zusammengesetzt ist, die sich für das Hilfswerk zur Verfügung stellten.
Der Großherzog von Baden stiftete 3000 Mk. und richtete alsbald nach Bekanntwerden der furchtbaren Erdbebenkatastrophe ein Telegramm an den König von Italien, in dem er sein wärmstes Mitgefühl mit dem nationalen Unglück ausdrückte. Der König antwortete hierauf am 31. Dezember v. Js. in Worten herzlichen Dankes.
Wie aus Rom gemeldet wird, ist der Papst tief erschüttert und verbringt den Tag in unruhiger Erwartung neuer Nachrichten. Eine Person seiner Umgebung äußerte, der Papst frage sich, ob er nicht persönlich auf der Unglücksstätte als Trostbringer erscheinen solle. Der Papst hat seine Spende auf eine Million Lire erhöht und 500 Betten des vatikanischen Krankenhauses St. Martha auf seine Kosten zur Verfügung gestellt. Der Kgl. Palast in Neapel ist als Hospital in Gebrauch genommen worden.
Der Schweizer Bundesrat hat für die von der Katastrophe Betroffenen 20000 Franks bewilligt. Die vom Lordmajor von London eingeleitete Sammlung übertrifft bereits 20000 Pfund, wovon auf Wunsch des italienischen Botschafters 10000 Pfund sofort telegraphisch nach Rom übermittelt wurden.
— Die sächsische Königsfamilie spendete 3000 Mk., die italienische Kolonie in Dresden 6000 Mk. — In Frankreich brachten die Sammlungen bereits in den ersten Tagen über 600000 Franks. Der Ministerrat zeichnete 125 000 Franks, die Stadt Paris 30 000, das Haus Rothschild 100000, jede der Großbanken 25 000 Franks. — Die Sammlungen in Neapel ergaben am Samstag eine halbe Million, die Mailänder Sparkasse spendete eine Million Lire.
Wie die New-Aorker „World" aus Washington erfährt, hat Präsident Roosevelt den Kongreß ersucht, ihm eine Summe von 8 Millionen Dollars zur Hilfe für die von dem Erdbeben betroffenen Notleidenden zu bewilligen.
Das Konstantinopeler Blatt „Jeni Gazetta" weist auf die Freundschaft Italiens für die Türkei während der letzten fünf Monate hin und sagt, daß die Ottomanen sich jetzt dankbar zeigen müßten, und fordert zu Sammlungen für die Opfer in Süditalien auf, welche das Blatt mit 500 Franks eröffnet. Der Sultan spendete für diesen Zweck 1000 Pfund.
— Nach der „Jeni Gazetta" geht demnächst ein türkischer Kreuzer zur Hilfeleistung nach Sizilien ab.
Messina, 2. Jan. Der große deutsche Kreuzer „Hertha" ist Donnerstag abend, von Korfu kommend, vor Messina eingetroffen. Der Kommandant der „Hertha" stellte dem General Menza 100 Leute sowie Mehl, Fleisch und einen großen Vorrat von Brot zur Verfügung. — Ueberlebende von der Katastrophe erzählen, daß sie zuerst ein furchtbares Donnern gehört hätten, dem ein sturmähnliches Pfeifen folgte, dann sahen sie einen ungeheuren Wasserberg vom äußeren Meere her wie einen Wasserfall in den Hafen Hineinstürzen und Bollwerk und Speicher zerstören. — Es ist jetzt bekannt geworden, daß die Flutwelle in der Nähe von San Giovanni einen ganzen Eisenbahnzug mit den Reisenden verschlungen hat.
Neapel, 3. Januar. Nachdem der deutsche Dampfer „Hertha" einige hundert Ueberlebende nach Palermo gebracht hatte, traf er heute mit einer großen Zahl zum Teil schwer Verwundeter hier ein. 2 Personen starben auf der Reise. Nach dem Ausschiffen der Verwundeten wird die „Hertha" nach Messina zurückkehren.
Rom, 3. Januar. Nach amtlicher Feststellung sind auf dem Erdbebengebiet bis gestern auf italienischen Schiffen 10 370 Verletzte befördert worden, auf englischen 1209, auf deutschen 900 und auf russischen 800.
Rom, 3. Jan. In allen Kirchen Roms wurden heute Trauergottesdienste für die Opfer der Erdbebenkatastrophe abgehalten. In der Peterskirche wohnte eine große Menschenmenge der Messe bei, die Monsignore Ceppedelli, Patriarch von Konstantinopel, unter Assistenz von Kardinal Rampolla am Hauptaltar zelebrierte. In den Kirchen fanden Versammlungen zugunsten der vom Erdbeben Betroffenen statt. Das Hilfskomitee veranstaltete auch
heute auf den Straßen und Plätzen der Stadt öffentliche Versammlungen.
Württemberg.
Stuttgart, 2. Jan. Nach einer Meldung aus Berlin sollen die diesjährigen Kaisermanöver, die bekanntlich zwischen dem 13. und 14. A.K. stattfinden, in der Gegend von Mosbach und Gundels- heim am unteren Neckar, östlich von Heidelberg sich abspielen. Das 13. A.K. wird durch die 2. bayrische Division verstärkt werden.
Stuttgart, 2. Jan. Von der Versicherungsanstalt Württemberg sind im Monat Oktober ds. Js. 496 292,42 Mk. an Rentenzahlungen geleistet worden. Auf Invalidenrenten entfallen von dieser Summe 418400,09 Mk., auf Krankenrenten 21401,88 Mk., auf Altersrenten 38 090,45 Mk. und auf Beitragserstattungen 18400 Mk.
Stuttgart, 3. Jan. Die „Morgenpost" berichtet, daß der in Messina gerettete Geyer sich auf dem Wege hierher befindet. Aus Stuttgart stammt auch ein gewisser Braun, der mit seiner Frau in Messina gerettet wurde, während ihre Tochter umgekommen ist.
Stuttgart, 2. Januar. In der Neujahrsnacht wurde gegen 121 Personen (im Vorjahr 258) wegen Ruhestörung, Abbrennen von Feuerwerkskörpern re. Anzeige erstattet.
Ludwigsburg, 2. Jan. Der Zuchthäusler Karle, der am 10. Oktober hier ausgebrochen war und seither sich in der Bodenseegegend Herumgetrieben hatte, ist am 31. Dezember in Tuttlingen verhaftet und ins hiesige Zuchthaus wieder eingeliefert worden.
Freudenstadt, 2. Jan. Der erste Tag des neuen Jahres war von prachtvollem Winterwetter begünstigt und die einheimischen sowie die vielen fremden Freunde des Wintersports — in den hies. Hotels weilen zurzeit gegen 300 Wintergäste! — kamen voll auf ihre Rechnung. Der Eis fee, der dank den unentwegten Bemühungen des Stadtbaumeisters Gläser in vorzüglicher Verfassung ist, war sehr stark besucht und die ideal schöne Rodelbahn am Kienberg, wo Stadtgeometer Reißing früh und spät um eine flotte Bahn besorgt ist, war den Tag über von Hunderten benützt. Lebhafter Dank wird überall der Stadtverwaltung gezollt, welche jetzt endlich auch dem Winterkurort Freudenstadt die Wege ebnet.
In Beihingen, OA. Nagold, wo im Oktober vor. Js. sechs Häuser abbrannten, brach in der Neujahrsnacht wieder ein Brand aus, dem vier Wohnhäuser und zwei Scheunen zum Opfer fielen. Entstehungsursache ist unbekannt.
Gerabronn, 3. Jan. Der „Vaterlandsfreund" erzählt folgende hübsche Geschichte aus Michelbach a. L.: Daß die heldenhaften und schlagfertigen Germanenfrauen noch nicht ausgestorben sind, steht fest. Fuhr da kürzlich mit der Post von hier nach Wallhausen die Tochter des Handelsmanns L. mit dem erst im Herbst vom Militär entlassenen Sohne des Handelsmanns G., wobei sich letzterer im Liebes- werben ziemlich stürmisch benommen haben soll. Auf einmal haute ihm die Jungfrau eine derartige runter, daß er seine beiden schönsten Vorderzähne einbüßte und sich in Crailsheim an den Zahndoktor wenden mußte. Das Fräulein scheint übrigens eine gute Handschrift zu schreiben.
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Zur Bewerbung sind im „Staatsanzeiger" ausgeschrieben die 2. Schulstelle zu Dobel, eine Schulstelle in Loffenau und die Schulstelle in Unterlengenhardt.
— Neuenbürg, 2. Januar. Wie schon seit vielen Jahren, so hat auch in diesem Jahr der Liederkranz das neue Jahr durch seine Weihnachtsaufführung eingeleitet. Man ist hier gewöhnt, von dem Verein bei solchen Gelegenheiten etwas Tüchtiges und Schönes zu erwarten. Auch diesmal hat das reichhaltige Programm mit seiner Abwechslung zwischen Männerchören, Frauenchören und gemischten Chören, Instrumentalmusik und Theater allgemein befriedigt. Im allgemeinen kann die Aufführung als gut gelungen bezeichnet werden, und die mühevolle Arbeit des Dirigenten, Hrn. Reallehrer Widmaier und der mitwirkenden Damen und Herren, besonders auch des Hauptarrangeurs und Regisseurs des nichtmusikalischen Teils, Hrn. Vizevorstand Frey, ist durch den Erfolg belohnt worden. Es ist die Arbeit verschiedener Wochen, die sich nun in wenigen Stunden vor unfern Augen und Ohren präsentiert hat. Mit Recht hat daher auch Vorstand Hagmayer in seiner Begrüßungsansprache allen Mitwirkenden, besonders auch den außerhalb des
Vereins stehenden, die sich in dankenswerter Weise dem Verein zur Verfügung gestellt haben, Frln. Lang und Hrn. Stadtvikar Schlipf, den Dank des Vereins und der Versammlung ausgesprochen. Auch noch andern Damen, die Sängerinnen des Frauenchors eingeschlossen, ist der Verein durch ihre Mitwirkung zum Dank verpflichtet, als Darstellerinnen besonders noch den Frln. Mahl, Stengele, Frey und Hoffmann. Um auf die einzelnen Nummern des Programms einzugehen, müssen wir mit den Männerchören beginnen, dem eigensten Gebiet des Liederkranzes. Stimmungsvoll war wieder der klassische, immer herrliche Chor: „Heilge Nacht". Während des Gesangs zeigte sich ein herrliches lebendes Bild, eine Engelgruppe, die nachher in anderen Stellungen wiederkehrte. Auch die weiteren Männerchöre sind recht gut gelungen, am besten der markige „Segenswunsch" an das deutsche Vaterland. Die Frauenchöre hatten etwas gelitten durch ein Sinken im Ton; für die verhältnismäßig kurze Zeit der Einübung bedeuten sie aber doch eine achtbare Leistung. Trefflich gelangen die gemischten Chöre, vor allein der „Hirtenchor", eine vorzügliche Darbietung. Die Pausen waren durch Trios für Klavier (Frl. Lang), Cello (Hr. Stadtvikar Schlipf) und Violine (Hr. Reallehrer Widmaier) ausgefüllt, wobei namentlich das Cello durch vollen, runden Ton in schöner Weise hervortrat. Die beiden Theaterstücke wurden durchgängig gut gegeben. uni> die Rollen waren gut verteilt, jedes am rechten Platz. Das erste, ein sentimentales Stück, für den hl. Abend zurechtgeschnitten, handelt von unschuldiger Verhaftung und glücklichem Wiederfinden am Christabend. Der schuldige Bösewicht hat noch gerade zur rechten Zeit ein Geständnis abgelegt. Die Rollen waren von den Frln. Frey und Hoffmann, den HH. Metzger. Höhn, Geppert, Hermann, Rommel, Waker, Stengele und Zorn beseht. Am meisten Vergnügen bereitete das urschwäbische Volksstück „A gstörte Metzelsupp" von Schvegelbaur, dem Verfasser verschiedener solcher schwäbischen Dialektstücke, die sogar im Wilhelmatheatec gespielt worden sind. Auch die gestrige Aufführung im „Anker" ist so vorzüglich gelungen, daß sie sich wohl in einem Theater sehen lassen könnte. Fast alle spielten ihre Rollen mit ächter Natürlichkeit, so daß es schwer ist, einzelne Rollen besonders hervorzuheben. Frl. Mahl spielte in Haltung und Aussprache vorzüglich die besorgte Mutter Lisbeth und Frln. Stengele Schulzen Grelle. Den grimmigen und bärbeißigen Schuster spielte mit großer Nalürlichkeit in seinem an ihm gewohnt lebhaftem Temperament Hr. Rempfer, den schlauen Schultheiß Hr. Frey und den Bürgermeister mit dem guten Appetit Hr. Pfromm er. Der von Heimweh geplagte Sohn Peter, der nach Iffstägigem Aufenthalt in der Fremde zur großen Freude seiner Mutter und seines Schatzes wieder zur MetzelsuM erscheint und an Jakobi Hochzeit macht, wurde ron Hrn. K. Silbereisen gespielt. Die darauffolgerde Verlosung brachte noch manche Ueberraschungen, hoch litt sie wie bisher all' diese Christbaumverlofungen auch bei den anderen Vereinen an dem leidigen Umstand, daß sie eine so lange Zeit in Anspruch nahm, so daß auch hier die vielen Gäste, welche has Ende der Gabenverteilung abwarten wollten, bis lange nach Mitternacht ausharren mußten. Mn trennte sich aber doch hochbefriedigt von all den Gesehenen und Gehörten. während eine große Zahl noch bis fast in die Morgenstunden zum Tanz beisammenblieb.
Neuenbürg, 2. Jan. Ein schwerer Unfall ist zwei braven Arbeitern, welche beim Wegbau im Größeltal beschäftigt waren, heute nachmittag zugestoßen. Sie wurden durch einen Erdrutsch schwer verletzt. Es ist der 35 Jahre alte ledige Johannes Karpflinger aus Ringhofen in Bayern, welcher so schwere Verletzungen erliit, daß er, von seinen Mitarbeitern ins Bezirkskrankenhaus verbracht, daselbst nach kurzer Zeit verschied, und der verheiratete Arbeiter Ruß aus Calmbach, der mehrere Verwundungen am Kopfe davontrug und nun in Calmbach in ärztlicher Behandlung sich befindet.
* Neuenbürg, 1. Jan. (Kamerun.) Angesichts des nahen Erscheinungsfestes, an welchem der Mission in unserem deutschen Schutzgebiet Kamerun wieder eine Kollekte in den evangelischen Kirchen zugedacht ist, dürfte es von Interesse sein, einiges über den Stand der dortigen Missionsarbeit zu hören. Die Basler Mission, die seit 1887 in Kamerun arbeitet, hat jetzt eine Christengemeinde dort angesammelt von über 7000 Seelen. Das letzte Jahr brachte im Ganzen 1226 Taufen. Erwachsene Heiden ließen sich taufen 1056, Kinder wurden getauft 170. Ganz besonders stark ist der Zudrang der Bevölkerung zu den Schulen, die teils seitens