Württemberg.

Stuttgart, 16. Dez. Zur Bewältigung des vor den Weihnachtsfeiertagen zu erwartenden starken Expreßgut-, Eilgut- und Postverkehrs hat die Eisenbahnverwaltung, wie in den Vorjahren, um­fassende Vorkehrungen getroffen. Außer weiteren Gepäck- und Bahnpostwagen in fahrplanmäßigen Zügen laufen in der Zeit vom 18.24. Dezember täglich 23 besondere Expreß- und Eilgüterzüge und zwar zwischen (Bruchsal)-Bretten-Ulm, Heilbronn- Tübingen-Horb, Heilbronn-Crailsheim, Stuttgart- Aalen-Nördlingen und Stuttgart-Backnang. Zur Abwicklung des Personenverkehrs über Weihnachten werden eine Reihe außerordentlicher Personenzüge, namentlich auch für die Militärurlauber zur Reise von und nach den Garnisonorten, sowie Vor- und Nachzüge zu den fahrplanmäßigen Zügen zur Aus­führung kommen. Das Nähere wegen der Aus­führung dieser Züge, sowie wegen des Ausfalls fahrplanmäßiger Züge, ist leider nicht, obgleich es einem schon oft geäußerten Wunsche des Publi­kums entsprechen würde, aus amtlichen Anzeigen in den Blättern, sondern nur aus den auf den Stationen zum Aushang kommenden Plakaten zu ersehen. Das ist zwar höchst unpraktisch und in Anbracht des Ausfalles fahrplanmäßiger Züge, die doch zum allermindesten bekannt gemacht werden müßten rücksichtslos, aber es kostet nichts und das ist im Zeichen des Verkehrs oder, sagen wir, der verkehrten Sparsamkeit die Hauptsache!

Stuttgart, 16. Dez. Ein sonderbares Vor­gehen des neuen Postscheckamts wird in den Kreisen der Geschäftsleute sehr absprechend kritisiert. Das Amt weist nämlich Anträge auf Eröffnung von Konten, die von Firmen, welche offene Handelsgesellschaften sind, zurück, mit der Be­gründung, daß der Antrag auf Eröffnung eines Postscheckkontos nicht von der Firma ausgehen dürfe, sondern mit dem bürgerlichen Namen irgend eines Gesellschafters unterzeichnet sein müsse, auf dessen Namen, also nicht der Firma, das Konto geführt «erde. Man bezeichnet es als sehr unpraktisch, daß das Konto nicht auf die Firma lauten soll, für welche der Geldverkehr sich doch vollzieht. Die Un­haltbarkeit der Verfügung tritt noch krasser in die Erscheinung, wenn es sich um solche Firmen handelt, in denen die Namen der Teilhaber gar nicht Vor­kommen. Außerdem kommt es auch häufig genug vor, daß die Teilhaber der Firmen wechseln.

Stuttgart, 17. Dez. Der Verband württ. Metallindustrieller hat gestern in seiner außer­ordentlich stark besuchten Generalversammlung be­schlossen, aus dem württ. Jndustriekartell mit Wirk­ung vom 1. Januar 1909 ab wieder auszutreten.

Stuttgart, 16. Dez. In der gestrigen Sitz­ung der Kommission für Feststellung der Fleisch- preise ist mit Wirkung vom 16. ds. ab der Preis des Kalbfleisches auf 75 (bisher 80 festgesetzt worden.

rischer Mondschein breitete sich über Berg und Tal, von den Bergeshöhen flammten die Johannisfeuer weit landeinwärts, nnd der Jubel der sie um­tanzenden Burschen und Mädchen hallte wieder von den schroffen Felswänden.

Am Fenster seines Studiergemaches stand der Pfarrer und schaute hinaus in die köstliche Nacht. Aber es waren ernste Gedanken, die den Greis be­schäftigten, das Schicksal seiner beiden Pfarrkinder Vincenz und Walpurga kam ihm immer wieder ins Gedächtnis.

Als er am vorigen Abend das Mädchen ge­troffen und sie gütig nach dem Grunde ihres Trüb­sinns gefragt, da hatte sie ihm ganz offen ihr Herz ausgeschüttet und erklärt, sie könne den Vincenz nicht heiraten weil sie einen Anderen liebe.

Und plötzlich stand der Hartmann, an den er soeben gedacht, bleich und traurig vor ihm.

Was bringst du, mein Sohn?" frug er teil­nehmend,du stehst verstört aus."

Ich komm' zu fragen, Ehrwürden, was die Wal­purga Ihnen gesagt, denn Sie haben sie gesprochen."

Nur einen Moment zögerte der Geistliche, dann legte er voll mildem Ernst die Hand auf Hart­manns Schulter.

Vincenz, kannst du stark sein und das Schlimmste hören? Ich habe soeben für dich gebetet."

Der arme Hartmann preßte die Hand vor die Augen, während ein dumpfes Stöhnen aus seiner breiten Brust drang. Er wußte schon so gut wie ! alles und mit demGlück" war es vorbei. !

Ich danke, Herr Pfarrer", sagte er endlich ' schlicht und ergreifend,ich will es wohl tragen, j

Stuttgart, 16. Dez. Bei der in den Monaten September, Oktober, November und Dezember d. I. vorgenommenen niederen Justizdien st Prüfung sind 70 Kandidaten zur Uebernahme der in § 1 der Kgl. Verordnung vom 31. Juli 1899 bezeichneten Aemter für befähigt erklärt worden.

Stuttgart, 17. Dezbr. Verlagsbuchhündler Waldemar Hoffmann in Leipzig hat sein Anwesen, Herdweg 66 , samt Park und Stallgebäude, zusammen 60 ar, um den Preis von 265000 ^ an den GrafenZeppelin verkauft, der es nächstes Früh­jahr beziehen wird.

Friedrichshafen, 15. Dez. Graf Zeppelin beabsichtigt, die ihm früher zur Ermöglichung der Weiterführung seines Luftschiffbauunternehmens an­geborgten Geldbeträge heimzuzahlen. Er hat zu diesem Zweck eine Mitteilung ausgegeben, in der es heißt:Nachdem mir ein Teil der für mein Luft­schiffbauunternehmen gehabten Auslagen jetzt gegen Abgabe des Luftschiffes 2 I durch das Reich ersetzt worden ist, bin ich endlich in der Lage, die mir seinerzeit zur Ermöglichung der Weiterarbeit an­geborgten Beträge heimzahlen zu können. Diese Beträge setzen sich zusammen aus mir gestundeten Forderungen an die Liquidationsmaffe der früheren Gesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt" und aus mir persönlich für den gedachten Zweck gegebenen unverzinslichen Darlehen. Bei der Auflösung jener Gesellschaft habe ich versprochen, falls mir das doch einst noch möglich werden sollte, den Aktionären das verlorene Kapital wieder zu erstatten. Dazu werde ich imstande sein, wenn mir nach Ablieferung des Ersatzschiffes für das bei Echterdingen zerstörte Luft­schiff der Rest meiner früheren Auslagen vom Reich vergütet werden wird.

Stuttgart, 15. Dezember. Der Polizeibericht schreibt: Gestern nachmittag geriet im Schaufenster eines Ladens in der Böblingerstraße beim Anzünden des Gaslichts die Auslage in Brand. Das Feuer wurde vom Inhaber und Vorübergehenden gelöscht. Der Schaden beträgt ca. 400500 Mk.

Tübingen, 16. Dez. Wegen schweren Dieb­stahls hatte sich der 28jährige ledige Taglöhner Karl Grether zu verantworten. An der Kirch- weihe, 18. Oktober, nachts zwischen 10 '/- und 11 Uhr, schlich sich ein großer Mann durch die unverschlossene Haustüre in die ebenfalls unverschlossene Wohn­stube der Metzgerswitwe Metzler in Calmbach und von da in den Laden; aus der Ladenkaffe ent­wendete er etwa 23 Mk., dann kehrte er wieder zurück in die Wohnstube und entnahm aus einer Kommode eine Geldtasche mit 11 Mk.; diese ließ er jedoch, als Frau M. aus dem Schlafzimmer auf ihn zukam, wieder zurück. Frau M. will in dem Angeklagten den Dieb genau erkannt haben. Die in dem gleichen Zimmer wachend im Bett liegende Tochter hat zwar einen großen Mann gesehen, den Grether aber, mit dem sie kurz vorher noch getanzt hatte, nicht bestimmt erkannt. Von anderer Seite

Gott behüt' die Walpurga, auch wenn sie mir nicht I

angehören soll. Ich will nun hinauf zur Mutter- I gotteskapelle und ein Herz opfern; kann sie mich nicht mehr glücklich machen, so spende sie wenigstens Trost ins Herz. Aber ehe ich geh', Herr Pfarrer", hier zog er einen amtlich gesiegelten Brief aus der Tasche,hier ist mein Testament, und wenn ich auch noch nicht gleich sterben werd', so ist es doch besser, wenn alles Irdische wohl bestellt ist. Bei Euch liegt es sicherer als bei mir."

In Gottes Namen, Vincenz, gib es her. Möge es noch lange »«eröffnet bleiben!"

Dann ging der Aermste. Schwer und schleppend klangen seine Schritte über den Kiesplah, sein Haupt war gesenkt. Kopfschüttelnd sah ihm der Pfarrer nach.

Der Weg zur Alpenkapelle war weit und be­schwerlich. Vincenz konnte nicht fehl gehen, denn er kannte Weg und Steg ringsum seit frühester Jugend. Und doch hatte er die Kapelle noch nie zu einem solchen Zwecke ausgesucht wie heute.

Ein Wachsherz brachte er dar, damit sie das eigne zuckende drin in der Brust heilen möge.

Ohne Walpurga, ohne die Hoffnung auf ein glück-- liches Leben an ihrer Seite sollte er fortan dahin gehen durch die Welt. Was war denn so plötzlich über des Mädchens Herz gekommen ? Ach, es ändern sich gar bald einmal, wenn das bunte Eichenlaub raschelnd zu Boden fällt, die Gedanken und Wünsche, welche einst der Lenz hervorgebracht.

Fortsetzung folgt.

Sprechende Uhren. Eine seltsame Uhr hat

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wird bezeugt, daß G. zwischen 10 und '/-li Uhr schon im Bette lag und an dem Abend nicht mehr ausgegangen sei. Der Beweis, daß G. der Täter sei, konnte nicht erbracht werden und so wurde er freigesprochen.

Eßlingen, 16. Dezbr. Gestern abend wurde hier in einem Kleiderladen ein desertierter Dra­goner von Stuttgart in dem Augenblick verhaftet, als er sich einen neuen Zivilanzug verschaffen wollte. Der Festgenommene hat in der Nacht vom Samstag auf Sonntag hier einen Einbruch verübt, wobei 30 Mk., eine Uhr und ein älterer Zivilanzug in seine Hände fielen. Gestern früh stahl er einem Weingärtner in St. Bernhardt mittels Einbruchs 260 Mk. Von dem geraubten Geld befanden sich noch über 200 Mk. im Besitz des Verbrechers, der wegen Diebstahls bereits mit längeren Freiheits­strafen vorbestraft ist und heute an seinen Truppen­teil abgeliefert wird.

Göppingen, 16. Dez. An der evangelischen Kirche in Salach ist am Montag nachmittag kurz nach 4 Uhr Feuer ausgebrochen. Es entstand in einem Holzaufbewahrungsraum, wo ein Sack Spähne, ferner Lumpen und sonstige leicht brennbare Gegenstände verbrannten, bis die Nachbarschaft des Feuers Herr wurde. Wäre es einige Stunden später ausgebrochen, so hätte es die Kirche schwer gefährdet, da gleich neben dem Brandherd große Holzvorräte lagern.

Schorndorf, 15. Dez. Eine stürmische Sitz­ung hatte der Gemeinderat in der letzten Woche zu verzeichnen. Es kam zu den schärfsten Aus­einandersetzungen, bis schließlich der Stadtvorstand mit dem Einverständnis der überwiegenden Mehr­heit des Kollegiums die Sitzung aufheben mußte. Der Gemeinderat beschloß daraufhin, das mit den Unterschriften des Stadtvorstands und der Ge­meinderäte mit Ausnahme eines einzigen versehene Protokoll über diese Sitzung zu veröffentlichen.

Schramberg, 17. Dez. Die Firma Maier u. Söhne, die infolge ungünstigen Geschäftsgangs die tägliche Arbeitszeit auf 8 Stunden reduzierte, hat den vollen Betrieb wieder ausgenommen. Sie wurde mit einem großen Auftrag bedacht, der sie b /4 Jahre hinaus voll beschäftigt.

Herrenberg, 15. Dezember. Auf dem Wege zwischen hier und Oberjettingen wurde eine 32jähr. Dienstmagd im Walde von einem Unbekannten über­fallen, der ihr den Geldbeutel mit mehr als 20 Inhalt entriß und darauf die Flucht ergriff. Es ist bis jetzt nicht gelungen, des Räubers habhaft zu werden.

Heuer ist die 90. Wiederkehr des Ent­stehungstages unseres WeihnachtsliedesStille Nacht". Der Komponist ist Lehrer Gruber und die Geburtsstätte des Liedes das Schulhaus von Arnsdorf. In der Kirche zu Oberndorf bei Laife ist das Lied zum ersten Mal gesungen worden.

jetzt eine französische Fabrik, die sich mit der Her­stellung mechanischer Gegenstände beschäftigt, kon­struiert. Einesprechende Uhr", welche eine Ver­bindung von Weckuhr und Phonograph darstellt. Wer morgens früh sich wecken lassen will, hat es künftighin nicht mehr nötig, durch das gellende Knattern eines rücksichtslosen Weckers mit roher Brutalität sich aus den Armen des Schlummers ge­rissen zu sehen. Der neue Apparat hat eine ganze Skala verschiedener Weckarten, unter denen man am Abend je nach der Stimmung seine Auswahl treffen kann. Man steckt eine Nadel in die vorgesehene Oeffnung und am Morgen zur bestimmten Stunde wird automatisch der in der Uhr befindliche Phono­graph in Bewegung gesetzt. Wie man es am Abend gewünscht, so wird man geweckt; das kriegerische Gemüt wird den frischen Fanfarenklang hören, der andere zieht eine zärtliche Frauenstimme vor, die ihn mit Liebe und Freundlichkeit bittet doch aufzustehen, es wäre Zeit; andere, die gütigem Zureden in dieser Stunde nicht zugänglich sind, können sich durch rauhen Kommandoton zum Verlassen der warmen Decke bringen lassen, und es fehlt auch nicht an Platten, die besonders Schläfrigen eine Reihe stattlicher Kraft­ausdrücke ans Ohr schleudern. Eine besondere Ein­richtung, welche ebenfalls automatisch funktioniert, läßt beim Wecken ein elektrisches Licht aufglühen, so daß man sich auch in der Nacht vergewissern kann, ob der Phonograph pünktlich die Zeit innehält und einem nicht vielleicht böswillig einen Streich spielt. Der Apparat kann sowohl nur als Uhr, wie auch als Phonograph benützt werden und seine Hand­habung bietet keine Schwierigkeiten.

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