ein Stuttgarter Fabrikant, verletzt. Das Automobil ist stark beschädigt.

Friedrichshafen, 19. Sept. Wie verlautet, wird die neue Anlage des Grafen Zeppelin so groß gehalten sein, daß bis zu acht Luftschiffen im Jahre gebaut werden können. Es hat sich daher neben einem großen Maschinenhaus die Errichtung von zwei als Werften dienenden großen Hallen not­wendig gemacht. Die Arbeiten an 2. I schreiten rüstig fort. Der Termin der neuen Aufstiege wird streng geheim gehalten. Sie dürften aber bestimmt im Oktober erfolgen, zu einer Zeit, zu der, wie gerüchtweise verlautet, der Kaiser oder der Kron­prinz erwartet wird.

Friedrichshafen, 20. Sept. Graf Zeppelin erläßt folgendes Rundschreiben: Nachdem es mir durch die Opferfreudigkeit des deutschen Volkes er­möglicht wurde, mein Luftschiffunternehmen auf breiterer Grundlage weiter zu entwickeln, habe ich unter dem Namen: Luftschiffbau-Zeppelin G. m. b. H. in Friedrichshafen a. B. eine Gesellschaft errichtet, deren geistiger Leiter ich bleibe und deren Geschäfte in meinem Sinn erledigt werden. Zum Geschäftsführer der Gesellschaft habe ich Hrn. A. Colsmann ernannt. Derselbe übernimmt die Ge­schäftsführung vom 21. September 1908. Der Graf bittet sodann, das bisher dem Hrn. E. Uhland ge­schenkte Vertrauen auf Hrn. Colsmann übertragen zu wollen und fährt fort: Hr. Uhland verbleibt für die Verwaltung der Volksspende, sowie meines Privatvermögens nach wie vor mein treubewährter Generalbevollmächtigter. Gez. Graf Zeppelin.

Pfahlheim OA. Ellwangen, 19. Sept. Ueber den bereits kurz gemeldeten Verlust der fünf Dragonerpferde schreibt dieJpf- und Jagstztg." ausführlich: Gestern abend gegen 9 Uhr brach in der Scheuer des Kaspar Stengel, gen. Rennebauer, so unerwartet und heftig Feuer aus, daß von den sechs dort untergebrachten Dragonerpferden nur eines gerettet werden konnte; auch dieses zeigte derartige

Brandwunden, daß es wahrscheinlich eingehen wird. Außer den fünf Pferden (von der 4. Schwadron) verbrannte noch ein kleines Rind, während das andere Vieh gerettet werden konnte. Die Scheuer war bis oben mit Heu und Getreide gefüllt, so daß die Flammen hoch aufloderten und Flugfeuer das Wohnhaus und andere naheliegende Gebäude lange ernstlich bedrohte. Doch wurde die Gefahr durch das energische Eingreifen der Feuerwehren und der im Orte einquartierten zwei Schwadronen Dragoner (Reg. 26, Stuttgart) und zwei Batterien Artillerie (Reg. 29) mit Erfolg abgewehrt. Der Schaden ist recht bedeutend. Als Ursache des Brandes wird unvorsichtiges Aufhängen einer Laterne vermutet. Ein Knabe wurde einige Zeit vermißt; er hatte sich aus Furcht versteckt gehalten. Das Gerücht, das in der Stadt verbreitet war, daß zwei Gefreite ab­gängig seien, ist unzutreffend.

Roigheim, 19. Septbr. Einen gelungenen Streich spielte hiesigen Einwohnern ein vielfach vorbestrafter Betrüger. Vor einigen Wochen er­schienen in einer Zeitung zwei aufeinanderfolgende Inserate, wonach ein in der Nähe unseres Orts auf einem Hof bediensteter Dien st kriecht unverhofft 240000 Mk. voneiner Tante aus Amerika" geerbt und bereits der Kirche eine Stiftung überwiesen habe. Einige Tage darauf fand sich nun in einer hiesigen Wirtschaft ein ca. 60 Jahre alter Mann ein und stellte sich als derGlücksmensch" den Gästen vor, die sofort auch flott bewirtet wurden. Ein anwesender Bürger bot gleich eine von seinen Töchtern dem reichen Mann" an und tatsächlich wurde auch gleich darauf die Verlobung mit der 20 Jahre alten Tochter gefeiert. Um mehrere inzwischen erschienene verkaufslustige Hausbesitzer los zu werden, kam noch mit starkem Weinkauf ein Kauf mit 11000 Mk. zu­stande. Damit derseltene Schwiegersohn" nicht anderer Meinung werde, wurden andern Tags auf Kosten des Schwiegervaters Verlobungsringe gekauft und der Bräutigam sofort ins Haus der Braut auf-

enommen. Diese Freuds dauerte ca. 3 Wochen- is endlich die Eltern des Mädchens stutzig wurden und den Schwiegersohn aufforderten, sein Erbe nun­mehr einzulösen. Um diesem Wunsche nachzukommen, fuhren der Vater und das Brautpaar eines Tags nach Mannheim; der Schwiegervater mußte außer allen Auslagen noch einen Vorschuß für den angeb­lich beauftragten Agenten dem Schwiegersohn aus­händigen. Dieser entfernte sich dann, kehrte aber leider zu den tapfer ausharrenden Zurückgebliebenen nimmer zurück. Eine ganze Reihe Bürger hatte er umDarlehen" leichter gemacht. Heute nun ist es gelungen, den teurenSchwiegersohn und Bräu­tigam" in Adelsheim festzunehmen und dem Kgl. Amtsgericht Neckarsulm einzuliefern.

Stuttgart, 19. Sept. Dem heutigen Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz waren etwa 1500 Ztr. zugesührt. Preis 2 «1L 30 bis 2 «1s 50 ^ per Ztr. Kartoffel­großmarkt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 600 Ztr. Preis 2 «L 40 2 ; bis 3 «1s per Ztr.

Stuttgart, 19. Septbr. (Vom Wochenmarkt.) Der heutige Wochenmarkt war stark befahren. Auf dem Groß­markt herrschte schon in den Frühstunden ein recht lebhafter Verkehr. Im Vordergrund des Angebots standen Aepfel und Beeren, für erstere verlangte man 47 für letztere 520 - 1 , per Pfund. Daneben gabs reichlich Zwetschgen zu 69 Pfirsiche kosteten 1025 « 1 , schöne Quitten 1520 ^1, Brombeeren 25 ^ Per Pfund. Einmachgurken sind nur noch vereinzelt zu sehen, 100 Stück kleine waren zu 45 -f erhältlich. Im Einzelverkauf war Obst durchschnitt­lich um 510 2 ! teurer.

Kus ^tcrSt. Bezirk uns Umgebung

Neuenbürg, 20. Sept. Die Handwerks­kammer Reutlingen macht im Inseratenteil unserer heutigen Nummer auf die Veranstaltung von Meisterprüfungen in den Monaten November und Dezember ds. Is. aufmerksam. Wir selbst möchten nicht verfehlen, noch darauf hinzuweisen, daß durch das am 1. Oktober ds. Is. in Kraft tretende Gesetz vom 30. Mai 1908 (sogenannter kleiner Befähigungsnachweis) künftig nur noch der-

An «Ke Sotdatenfreunde!

Haussammlung zu Gunsten des Christlichen Soldatenbundes in Württemberg.

Von jeher war es die Sorge verständiger Eltern und Freunde der Jugend, daß die Soldaten für ihre Freizeit auch außerhalb der Kaserne einen guten Ort finden möchten, wo sie sich nach der Anstreng­ung des Dienstes an Stelle des Elternhauses zwanglos aufhalten, sich unterhalten, lesen, spielen, Briefe schreiben, auch billige und gute Speisen und Getränke bekommen könnten; aber für die Mehrzahl der Soldaten war doch nicht ge­nügend gesorgt.

Der Christliche Soldatenbund hat sich deshalb die Aufgabe gestellt, durch Ein­richtung von Soldatenheimen und Berufung von Soldatensekretären solche wünschenswerte Gelegenheiten zu schaffen, wo jeder Soldat, ohne Unterschied des Ranges oder des Glaubens sich wohlfühlen und erholen kann, bei guter und billiger leiblicher Verpflegung ohne Trinkzwang und ohne Alkohol, wo jedem, der etwas Besseres, als die oft so wertlose Wirtshausunterhaltung sucht, auch etwas für sein inneres Leben geboten wird, wo er einen Kreis gutgesinnter Kame­raden und Freunde findet, in dem nichts Unanständiges geduldet und jeder einzelne, der sich ihm anschließt, auch im Guten be­festigt wird, anstatt den mancherlei sittlichen Gefahren der soldatischen Jugend gerade in der Freizeit ausgesetzt zu sein.

Durch tatkräftige Unterstützung aus allen Teilen unseres Landes und von Angehörigen aller Schichten unseres Volkes ist es dem Christlichen Soldatenbund ermöglicht worden, bei dem Truppenübungsplatz in Münsingen, sowie in den Garnisonen Ulm und Wein­garten eigene Soldatenheime mit allen den erwähnten Annehmlichkeiten zu erstellen, bezw. einzurichten. Diese Veranstaltungen, welche die An­erkennung der hohen und höchsten Militärbehörden gefunden haben, werden auch von den Soldaten viel benützt, und jeder unbefangene Zuschauer kann be­obachten, wie wohl sich die Soldaten in unseren Heimen fühlen; es beweisen dies auch viele Dank­briefe und freiwillige Gaben von solchen, welche unsere Häuser wie eine zweite Heimat schätzen ge­

lernt haben. Allein wir bedürfen für folgende dringende Bedürfnisse noch der öffentl. Unterstützung:

1. Das Münsinger Soldatenheim, welches an manchen Sonntagen des Sommerhalbjahres von ca. 2000 Unteroffizieren und Mannschaften besucht wird, bedarf dringend einer Erweiterung, die in Form eines abschlagbaren Zeltes gedacht ist.

WiiuLiuscu,

MW

Vre gut

Neubau Luöurigsbuk

i-ieime cles Lhristlichen Tolclstenbunäes in lVurttembeeg.

2. Das Soldatenheim in Weingarten steht vor der Notwendigkeit, seinen sehr alten Dachstock einer gründlichen Erneuerung zu unterziehen.

3. Auf dem Ulmer Jugend- und Soldatenheim ruht, abgesehen von den Hypothekenschulden, noch eine ungedeckte Schuld von 22 000 Mark.

4. Das in einem Mietslokal untergebrachte Soldatenheim in Ladwigsburg mußte aus Mangel

an anderweitigen geeigneten Räumen am 1. Oktober 1907 leider aufgegeben werden, weil der Besitzer des Anwesens sein Haus für andere Zwecke ver­kaufen wollte. Die Errichtung eines eigenen Sol­datenheim-Gebäudes ist dadurch auch in Ludwigs­burg zur zwingenden Notwendigkeit geworden; die nahezu beendigten Sammlungen bei vermöglichen Freunden der Sache im Neckarkreis, sowie die Haussammlungen innerhalb des größten Teils dieses Kreises haben ein schönes Resultat ergeben, allein diese Mittel reichen noch bei weitem nicht für ein noch so einfaches, aber den Verhältnissen entsprechendes Gebäude. Die baldige Errichtung auch dieses Baues, womöglich noch in diesem Jahre, liegt im Interesse Vieler, besonders aus den unteren Volksschichten, der Hunderte von Soldaten, welche unsere frühere volkskaffeeartige Ein­richtung in Ludwigsburg, besonders Sonn­tags besuchten (bis gegen 1000 Soldaten).

5. Endlich strebt der Unterzeichnete Verein auch Maßnahmen zu Hilfediensten nach Art der Soldatenheimarbeit im Kriegsfall an, wie solche im japanisch-russischen Krieg in der Mandschurei seitens der japanesischen Re­gierung so große Anerkennung fanden.

Solch große, schöne und dringende not­wendige Unternehmungen zum allgemeinen Besten bedürfen aber der allseitigen Unter­stützung. Dies erkannte auch die Kgl. Re­gierung des Schwarzwaldkreises, die dem Christlichen Soldatenbund für die Zeit vom 1. Juli 1908 bis 30. Juni 1909 eine Haus­sammlung in allen Gemeinden des Schwarz­waldkreises genehmigte. Durch recht tatkräftige Beisteuer zu dieser allgemeinen Haussammlung werden dem Christlichen Soldatenbund Mittel an die Hand gegeben, die es ermöglichen, seinen großen Aufgaben gerecht zu werden und wird daher die Kollekte allen Eltern, Soldaten- und Vaterlands­freunden aufs wärmste empfohlen. Ein Sammler erhebt mit dem obrigkeitlich beurkundeten Sammel- buch und einer verschlossenen Geldkassette die Kol­lekte. Möge er gute Aufnahme und willige Geber finden!

Christlicher Soldnlenbnnb in Württemberg.

E. Ruff, Bundessekretär.