jenige berechtigt ist Lehrlinge zu halten, welcher die Meisterprüfung mit Erfolg bestanden hat; abgesehen von älteren Handwerkern, welche diese Befugnis durch die Verwaltungsbehörde erlangen können. Da unter diesen Umständen eine zahlreiche Beteiligung an den Prüfungen in Aussicht zu nehmen ist, wird sich die rechtzeitige Anmeldung wohl empfehlen.
Neuenbürg, 18. Sept. Auf unseren Wiesen blüht jetzt wieder die Herbstzeitlose, eine der letzten Blumengaben, die das Jahr uns spendet. Sie ist in allen Teilen giftig. Im ersten Jahr wächst aus der Knolle, die sehr tief im Boden steckt, eine fleischfarbene Blüte hervor, die Herbstzierde unserer feuchten Wiesen. Erst im nächsten Frühjahr erscheinen auch die Blätter und Früchte, die von den Unkundigen als gar nicht zu dieser Pflanze gehörig erkannt werden. Sie geraten oft unter das Heu und vergiften auf diese Weise das Vieh. Auch die Milch solcher vergifteten Kühe kann gefährlich werden. Da die Zeitlose auf unseren Herbstwiesen oft die einzige Blüte ist, dazu oft ganze Flächen dicht bedeckt, so dient sie den Kindern häufig als Spiel, wodurch Vergiftungen verursacht werden können. Etwa 50 Gramm der Blüte wirken tödlich. Die ersten Vergiftungserscheinungen zeigen sich beim Menschen gewöhnlich erst nach fünf Stunden. Die Erscheinungen sind cholera-artig: Erbrechen, Durst, Schlingbeschwerden, Schmerzen im Magen, in den Armen und Beinen, Blässe, Kältegefühl, Zuckungen und Krämpfe. Verlaufen die Vergiftungserscheinungen günstig, so kann nach fünf bis zehn Tagen Genesung erfolgen.
Neuenbürg. 18. Sept. In der Septembernummer der Schwarzwaldblätter bringt Hofrat Th. Schön einen Aufsatz „Aus Teinachs ältester Geschichte bis zum Jahre 1617". Der Arbeit liegt hauptsächlich das urkundliche Material des königl. Haus- und Staatsarchivs zu Grunde. Gewisse Aufschlüsse über die Entstehung Teinachs, das früher als Vorstadt zu Zavelstein erscheint, sind sehr interessant und verdienen allgemeines Interesse. In dem Aufsatz ist auch der Spinnerin Kreuz genannt. Der Tübinger Professor Crusius berichtet: „Zwischen Calw und Zavelstein sahen wir (ich, Magister Mästlin, Heinrich Welling und Leonhard Speidel, erster Schulmeister in Calw) unter Strauchwerk im Felde Schnappenrad an der öffentlichen Straße ein aufgerichtetes, steinernes Kreuz, in welchem ein Spinnrocken eingehauen ist, mit den Worten: ^imo ckomini 1447. Es sagte uns der Wirt des Bades Teinach, er habe einst von einem mehr als 100- jährigen Mann gehört, es wäre eine arme Spinnerin gewesen, allda im greulich, tiefen Schnee erstickt." In 3 Schilderungen von Wanderungen wird den Lesern die Schönheit des Schwarzwaldes im Wutachtal und in der Umgebung von Wildbad und die herrliche Landschaft in den Löwensteiner Bergen vor Augen geführt. Aus den Bezirksnachrichten des Calwer Bezirksvereins erfahren wir, daß zum Stubenfelsen an schönen Sonntagen die reinste Völkerwanderung stattfinde und daß der Felsen es auch wert sei, daß man ihm die Ehre erzeige, da er den Verein auf über 500 Mk. zu stehen gekommen sei. In der Rubrik Verschiedenes interessiert eine Notiz von Bahnwärter Roth in Loßburg über den „Ursprung der großen Kinzig". Die Nummer enthält schöne photographische Aufnahmen aus verschiedenen Gegenden.
** Pforzheim, 20. Sept. Der vorige Woche im Kallhardwald aufgefundene Leichnam eines alten Mannes wurde als der des 64 Jahre alten früheren Landwirts Jakob Talmon-Gros aus Neuhengstett, OA. Calw, ermittelt, welcher wohl infolge Krankheit sich entleibt hat. — Heute vormittag wurde hier der Grundstein zu dem von Bankdirektor A. Kayser gestifteten „Altersheim für Invaliden der Arbeit" gelegt. Der Wert der Stiftung wird insgesamt auf etwa 1 Million Mark geschätzt.
Oermischres.
Herbstanfang.
Am 23. September 12 Uhr mittags hält der Herbst seinen Einzug, die Sonne tritt in das Zeichen der Wage und macht im Niedersteigen wiederum Tag und Nacht gleich. Die Punkte, in denen die Sonne steht, wenn Tag und Nacht gleich sind, werden die Aequinoktialpunkte genannt. Man unterscheidet einen Tag- und Nachtgleichenpunkt des Frühlings und des Herbstes. An diesem Tage beträgt die Dauer des Tages wie der Nacht zwölf Stunden. Die Sonne geht um 6 Uhr des Morgens auf und um 6 Uhr des Abends unter. Vielfach ist auch die Ansicht verbreitet, daß um die Zeit der Aequinoktien die Stürme häufiger seien als sonst, und man spricht deshalb von Aequinoktialstürmen, indes haben die Beobachtungen für Europa keinerlei Anhalt für diese Annahme ergeben. Der Herbst ruft eine elegische Stimmung hervor, die man kaum abzuschütteln vermag; denn das fallende Laub bereitet uns langsam auf die Oede des langen Winters vor. Der Herbst ist ja der Anfang vom Ende alles Schönen, was Frühling und Sommer schufen, und unwillkürlich erfüllt den fühlenden Menschen der Gedanke an einen Abschied, ein Scheiden mit Wehmut. Aber trotzdem kann der sinnige Naturbetrachter die Hände nicht dankbar genug zusammenfälten zum Gebet. Nicht nur, daß der allgütige Schöpfer die in diesem Jahre ganz besonders reiche Getreideernte verliehen, den goldenen Schnitt am Buche der Natur mit den wundervoll farbigen Bildern von Himmelsbläue, Morgen- und Abendrot, er verleiht ihm auch die schwellende saftige Traube voll Himmelsblut, sich zu kräftigen und sein Herz zu erfreuen, er bietet ihm Pomonas herrliche Früchte von unzähligen Obstarten, die ihn anlachen in blauen und rötlichen Farben wie ein schöner Hochsommermorgen. Das Wort Herbst stammt aus dem Altdeutschen, wo es sich als Herpist wiederfindet; auch im Angelsächsischen besteht eine ähnliche Wortform Hearkost, und dieses bedeutet Ernte oder Erntefest. Aber auch unsere neuhochdeutsche Sprache hat eine hübsche Erklärung des Wortes in einer poetischen Form gegeben, die gewissermaßen eine Antwort auf die Frage gilt, warum der Herbst so seltsam schwermütig stimmt:
. . . denn weil Vergehen, Scheiden, Sterben
Das Herbste ist von allem Herben. iVl.
Haben die Pflanzen Augen? Aus Dublin wird berichtet: Die von Francis Darwin, dem Präsidenten der „British Association" begründete Hypothese, wonach die Pflanzen denken und gewisse Eigenschaften entwickeln können, erfährt jetzt eine neue Stütze in den Untersuchungen Professor Wägers, aus denen hervorgehen soll, daß die Pflanzen sehen können. Er zeigte, daß die äußere Haut vieler Blätter in der Tat Linsen gleicht, die nahe verwandt
den Sehorganen vieler Insekten und durchaus im stände sind, ein klares Bild der Umgebung aufzunehmen. Die Linsen sind zum Teil so entwickelt und nehmen die einfallenden Lichter so genau auf, daß mit ihrer Hilfe sogar photographische Aufnahmen hergestellt werden können. Der Forscher legte eine Anzahl Photographien vor, die durch ihre Schärfe und Genauigkeit überraschten. Diese Pflanzenaugen sehen nicht nur sehr gut, sondern führen auch die aufgenommenen Lichtstrahlen durch Spiegelung zum „Gehirn" der Pflanze und bewirken so Bewegungen. Der Wissenschaft ist es längst bekannt, daß gewisse Blätter sich bewegen und so stellen, daß sie die größten Licht- und Sonnenmengen erreichen. Professor Wäger glaubt in seinen Untersuchungen die Erklärung für diese Bewegung gefunden zu haben, die sich in nichts von den Bewegungen der Tiere unterscheidet. Eine genaue Untersuchung der pflanzlichen Sehwerkzeuge lehrt, daß die Gesichtsorgane außerordentlich hoch entwickelt sind.
Letzte Nachrichten u. Telegramme
Berlin, 21. September. Die Morgenblätter melden: Die Kronprinzessin wurde anläßlich ihres 22. Gebutstages durch ein Kaiserliches Handschreiben zum Chef des 8. Dragonerregiments ernannt.
Bei Kreuth (Bromberg) überfuhr ein in unsinnigem Tempo gefahrenes Automobil zwei Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren, sowie einen älteren Knaben, der die beiden Kinder retten wollte. Alle drei wurden getötet.
In Calais ist gestern abend an der Landungsbrücke der bekannte Kanalschwimmer Wolffe aus dem Wasser gehoben worden. Er war am Samstag abend in Dover abgeschwommen und befand sich in ganz erschöpftem Zustand.
Pittsburg, 21. Sept. Verheerende Waldbrände wüten auch in Pennsylvanien, wo der Ort Corry ganz von Flammen umzingelt ist. Die anhaltende Dürre hat in West-Pennsylvanien, im östlichen Ohio und in West-Virginien die Schiffahrt lahm gelegt. Ueberall finden Versammlungen statt, die um Regen beten.
Paris, 21. Sept. In der Pariser Telephon- Zentrale in der Rue de Louvre brach gestern abend 7 Uhr infolge Kurzschluß Feuer aus, welches sich so rasch ausbreitete, daß die Telephonistinnen, mit dem Hörapparat versehen, flüchten mußten. Die Bemühungen der Feuerwehr waren darauf gerichtet, das nur durch einen schmalen Hof getrennte Hauptpostamt zu retten. Menschenverluste sind, wie die Polizei berichtet, nicht zu beklagen, doch ist das Gebäude völlig zerstört. Man sieht schon jetzt, daß der Fernsprechverkehr mit der Provinz und mit dem Auslande gänzlich abgeschnitten ist und daß es geraume Zeit währen wird, ehe auch nur provisorisch der Dienst an einer anderen Stelle wieder ausgenommen werden kann.
MelluiW ms je« „Erztültt"
für das IV. Quartal
werden nun von allen Postanstalten und Postboten, von der Expedition und von unseren Austrägerinnen entgegengenommen.
amtliche Bekanntmachungen unS Privat-Slnzeigsn.
Karrdrverkskammer Reutlingen.
Meister-Prüfungen.
In den Monaten November und Dezember dieses Jahres finden am Sitze der Kammer wieder Meisterprüfungen in säurt- lichen Gewerben statt. Den Prüfungen geht ein neuntägiger freiwilliger Borbereitungskurs in Buchführung, Wechselkunde, Kalkulation, Gewerberecht und Gesetzeskunde voraus, wofür das Unterrichtsgeld einschließlich der Aufwendungen für Lehrmittel 7 beträgt. Dieser Kurs beginnt voraussichtlich am 8. Oktober. Bei genügender Beteiligung werden 2 Kurse abgehalten, wovon der zweite voraussichtlich am 22. Oktober beginnen wird. Anmeldungen, wozu die Formulare unentgeltlich vom Bureau der Kammer bezogen werden können, sind mit dem Nachweis (Zeugnisse oder amtliche Beglaubigung) einer mindestens 3jährigen Gesellenzeit und mit der Angabe, ob der Borbereitungskurs besucht werden will, bis spätestens 1. Oktober an die Handwerkskammer einzureichen. Mit der Anmeldung ist die. Prüfungsgebühr von 20 ^ zu bezahlen.
Reutlingen, den 19. September 1908.
K. Vollmer. H. Freytag.
Mails absäVStt Kahnschmllen.
Die Unterzeichnete Stelle versteigert eine Anzahl abgängige Eisenbahnschwellen und zwar auf dem Bahnhof in
Wildbab am Freitag den 25. Sept., vorm, von 8 Uhr 30 ab
Calmbach „ Höfe«
Neuenbürg „ Birkenfeld „ Brötzingen „
„ - 9 „ 10 „
» „ 11 „ 30 „
nachm. „ 2 „ 30 „ ^ „ 3 „ 20 „
K. Mahnmersterei.
Neuenbürg.
Ein größeres unmöbliertes
Zimmer
welches gleich bezogen werden kann, ist zu vermieten.
Zu erfragen in der Geschäftsstelle ds. Blattes.
Wer-KM.
Steueyettel-Mrmulare,
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Cauvrrts mit Ausschnitt und Aufdruck
empfiehlt
die Buchdruckerei ds. Blattes.!
Eine Partie neue wein« «MSgrüne Eichenholz- ES»»faffer, von 360 bis
470 Liter haltend, zum Teil mit Türchen, hat zu verkaufen
Georg Htngerer,
Restaurateur,
Pforzheim Deimlingstr. b. Markt