sie so rasch wie möglich zu jedem annehmbarem Preise zu verkaufen.

InLavalin Frankreich verübte ein Bediensteter eines Kinematographentheaters Selbstmord, indem er sich in den Löwenkäfig einer benachbarten Me­nagerie einschlich und sich von den Löwen zer­fleischen ließ. In einem hinterlaffenen Brief gibt er als Beweggrund unglückliche Liebe an.

Württemberg.

Stuttgart, 13. Sept. DerStaatsanzeiger" schreibt: Die behördlichen Aufbesserungen, die in unseren Nachbarstaaten Bayern und Baden, sowie in anderen Bundesstaaten jüngst erfolgt und im Reiche und in Preußen in Aussicht genommen sind, haben der Staatsregierung eine erneute Prüfung der Besoldungsverhältnisse der öffentlichen Diener nahe­gelegt. Die Staatsregierung ist zu der Ueberzeugung gekommen, daß auch in Württemberg ein Bedürfnis in dieser Richtung vorliegt und hat daher eine Durchsicht der bestehenden Gehaltsverhältnisse in Aussicht genommen. Diese bereits mit dem nächsten Etatsentwurf für die Etatsjahre 1909 und 1910 zu verbinden, ist nicht möglich, da dieser Etat ohnedies mit einem Fehlbetrag abschließt und es besonderer Vorkehrungen bedürfen wird, um ihn ins Gleich­gewicht zu bringen. Die Gehaltsrevision soll aber so bald als irgend möglich zur Durchführung gebracht werden. Mit Rücksicht auf die hiernach bevorstehende durchgreifende Gehaltsneuordnung muß davon ab­gesehen werden, in den nächsten Etatsentwurf Ge­haltsaufbesserungen für einzelne Beamtenkategorien einzustellen. Die Vorarbeiten für die Gehaltsrevision werden baldigst eingeleitet werden.

Stuttgart, 15. Sept. Wie derSchwäb. Merk." meldet, sollen im nächsten Jahre voraus­sichtlich die Kaisermanöver zwischen dem 13. (württ.) und 14. (bad.) Armeekorps wiederum unter Heranziehung bayerischer Truppenteile auf würt- tembergischem Boden staufinden.

Ulm, 15. Sept. Der General-Inspekteur der dritten Armee-Inspektion, General der Infanterie von Bock u. Polach trifft heute abend hier ein, um an den Manövern des XIII. Armeekorps teil­zunehmen und einzelne Truppenteile zu besichtigen. Gestern kam bereits der kommandierende General, Herzog Albrecht von Württemberg, hieran. Der König wird den Manövern vom 21.23. d. M. beiwohnen.

Stuttgart. Die diesjährige Herbstprüfung für Kandidaten, die die wissenschaftliche Befähigung für den Einjährig - Freiwilligen - Militärdienst vor der Kommission Nachweisen sollen, findet in der Zeit vom 15.25. September im Eberhard-Ludwigs­gymnasium statt.

Stuttgart, 14. Septbr. Graf Zeppelin war gestern von der Herzogin Wera auf die Villa Berg zur Tafel geladen. Nachmittags unter­nahm er mit seiner Tochter und deren Bräutigam eine Spazierfahrt und wurden vom Publikum freudig begrüßt.

Friedrichshafen, 14. Septbr. Das gesamte, dem Grafen Zeppelin vom deutschen Volk zur Verfügung gestellte Geld wird zu einer Stiftung vereinigt, deren Vorstand Graf Zeppelin ist, nach dessen Tod Frhr. Max v. Gemmingen-Gutten- berg und Frhr. Konrad v. Bassus die Leitung übernehmen. Die Stiftung bezweckt die Bestrebungen zur Förderung der Luftschiffahrt und ihrer Verwend­ung für die Wissenschaft zu unterstützen, sich an gewerblichen Unternehmungen zu beteiligen, die den Bau, Betrieb und Verkauf von Luftfahrzeugen zum Gegenstand haben und endlich den Ersatz des bei Echterdingen zerstörten Luftschiffs. Die Luftschiffbau- Zeppelin-Gesellschaft m. b. H. wird einstweilen mit einem Kapital von 3 Millionen Mark gegründet. Von dieser Summe sind 2 698 000 ^ der Stiftung entnommen. Einen Anteil von 300000 ^ über­nimmt Graf Zeppelin aus persönlichen Mitteln und einen formellen Anteil von je 10 000 ^ die Herren v. Gemmingen und v. Bassus. Geschäftsführer der Gesellschaft ist Direktor Colsmann. Die feste Halle in Manzell und das vom Grasen bisher zum Bau von Luftschiffen verwendete Inventar und Ma­terial übernimmt die Gesellschaft zum Preis von 210000 ^ Es ist dies der Preis, der dem Grafen Zeppelin früher geboten wurde, als rheinische In­dustrielle eine Gründung seines Unternehmens ver­suchten. Er entspricht dem Taywerte. Der Ertrag des auf die Anteile der Stiftung entfallenden Ka­pitals fließt zu einem Teil bei Lebzeiten des Grafen und seiner Tochter diesen beiden zu, der andere Teil und später der ganze Ertrag fällt an die Stift­ung. Wenn der Stiftungszweck aus irgend einem Grunde unmöglich und deshalb die Stiftung aufge­

löst werden sollte, fällt das Stiftungsvermögen der Stadt Friedrichshafen zu.

Meimsheim (OA. Brackenheim), 14. Septbr. In seiner kleinen Villa Roberta feierte heute der Erzieher des Grafen Zeppelin, Pfarrer a. D. Rob. Moser, mit seiner Gattin Berta, geb. Cunradi, beide in voller körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische, in Anwesenheit des Grafen Zeppelin das Fest der goldenen Hochzeit. Pfarrer Moser ist geboren am 7. Juni 1826, seine Gattin am 14. Juni 1840. Schon mehrere Tage vor dem Festtag trafen Hunderte von Gratulationsschreiben und Glückwunschtelegrammen ein und am Jubeltag selbst erhielt das Paar aus dem engeren und weiteren Vaterland Glückwunsch- und Sympatiekundgebungen von allen denen, die den alten Herrn in seiner mehr als 50jährigen segensreichen Wirksamkeit hatten kennen und schätzen gelernt. Der Ort war reich bekränzt und beflaggt und eine zahlreiche Menschen­menge strömte gegen die Mittagszeit herbei, um dem greisen Jubelpaar persönlich Glück zu wünschen, andererseits aber auch den hohen Besuch, den Grafen Zeppelin, zu sehen und zu begrüßen. Graf Zeppelin und seine Tochter, Gräfin Hella, trafen punkt 1 Uhr mit dem Automobil von Stuttgart hier ein und wurden mit unbeschreiblichem Jubel begrüßt. Ueber­aus herzlich gestaltete sich die Begrüßung zwischen dem Grafen Zeppelin und seinem ehemaligen Lehrer. Die beiden alten Herrn umarmten und küßten sich und beiden konnte man die innere Freude am Ge­sicht ablesen. Der Graf begrüßte seinen ehemaligen Lehrer mit den Worten:Sei mir gegrüßt, du lieber Freund." Die Trauung des Jubelpaares, die von Pfarrer Auer vorgenommen wurde, fand in der Kirche statt, die Festpredigt hielt ein Sohn des Jubilars. Während des Gottesdienstes sangen die Schulkinder mehrere Choräle und die jüngste Tochter des Jubelpaares trug auf der Violine ein Stück vor. Der amtierende Geistliche überbrachte dem Jubelpaar die Glückwünsche des Königs und über­reichte ihm eine Bibel, in der die eigenhändige Widmung des Königs enthalten war:Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geist". Der Weg von der Kirche zur Villa war von einer dichten Menschenmenge umsäumt; zur Aufrechterhaltung der Ordnung war die Feuerwehr und die Landjäger­mannschaft zugezogen. Nach der kirchlichen Feier fand in der Villa ein Festessen statt, bei dem zu­nächst Pfarrer Auer einen Trinkspruch auf das Jubelpaar ausbrachte. Graf Zeppelin ergriff das Wort zu längeren, überaus herzlichen Ausführungen. Er hob besonders hervor, daß das, was ihm durch seine Erfindung zu leisten vergönnt war, mit das Verdienst seines geliebten Lehrers sei. dem er nächst Gott verdanke, daß er so schöne Erfolge erzielen durfte. Sein Lehrer habe ihn nicht nur in religiösen Dingen unterrichtet, sondern ihn auch mit den Wun­dern der Natur vertraut gemacht. Es folgten hierauf noch weitere Ansprachen, darunter eine solche von Dekan Pezold-Brackenheim der den Grafen Zeppelin feierte. Um ^4 Uhr erhob sich der Graf und rief der Festversammlung unter der Tür ein herzliches Behüt Euch Gott" zu. Der Graf und seine Tochter fuhren dann nach Stuttgart zurück, wo sie um ^/s 6 Uhr eintrafen. Als sie sich auf den Bahnsteig be­gaben, um mit dem 6 Uhr-Zug nach Friedrichshafen zurückzukehren, wurden sie von einer zahlreichen Menschenmenge lebhaft begrüßt.

Zur Zeppelin-Spende sind in Groß-Eis- lingen bei Göppingen zusammen 1340 ^ 60 eingegangen. Hierzu hat die Firma Zeller u. Gmelin, Mineralölraffinerie Eislingen, welche schon seit Jahren ausschließlich die Motoröle für Zeppelin liefert, 1000 ^ beigetragen und liefert bis auf weiteres diese Oele gratis an Zeppelin.

Stuttgart, 13. Sept. Es wird unsere Leser interessieren, eine Zusammenstellung der besonderen Einrichtungen der württ. Post zu erhalten, deren Benutzung für das württ. Volk eine jährliche Er­sparnis von etwa 2 '/- Millionen gegenüber den Einrichtungen der Reichspost bedeutet: 1 ) ermäßigter Tarif für Pakete und Wertbriefe; 2 ) ermäßige Zeitungsgebühr und ermäßigtes Bestellgeld für Zei­tungen im Orts- und Nachbarortsverkehr; 3) er­mäßigte Schließfachgebühren; 4) größerer Umfang des Nachbarortsverkehrs (10 Kilometer-Verkehr und Oberamtsverkehr); 5) Postanweisungsumschläge (kein besonderes Porto für Briefe zu Postanweisungen);

6 ) niedrige Fernsprechgebühren (über 900000 Mk.);

7) kein Bestellgeld für Pakete, Postanweisungen rc. im Orts- und Landbestellbezirk (über 750000 Mk.);

8) keine Paketadresse für Jnlandspakete bis zu 12^/» Kilogramm.

Tuttlingen, 14. Septbr. Auf dem gestrigen Parteifest der Volkspartei des 9. württ. Reichstags­

wahlkreises sprachen in der Hauptsache die Abge­ordneten Haußmann und Storz. Letzterer über die Landespolitik, ersterer über die Reichspolitik, besonders die Reichsfinanzreform und ihre Wichtig­keit für die Regierungsmethode.

Heidenheim, 22 . Sept. Wie die Stadtver­waltung in Heidenheim für ihren Handwerkerstand sorgt, zeigt folgender Fall: Die Malerarbeiten für das neue Schlachthausgebäude sollten öffentlich ver­geben werden. Eine Stuttgarter Firma bot auf die Voranschlagspreise 26°/» ab, die vereinigten Maler­meister boten 12 °/° ab, die Nichtvereinigten boten 20 °/° ab. Der Herr Oberbürgermeister glaubt aber in Anbetracht der flauen Geschäftslage es nicht für angebracht, die Arbeiten nach auswärts zu vergeben und übertrug die Malerarbeiten je zur Hälfte an die vereinigten und nichtvereinigten Meister zum jeweiligen Abgebot. Zur Nachahmung sehr zu empfehlen.

Laupheim, 15. Sept. Der König hat der Kleidernäherin Josefine Kaifel, die zur Rettung ihres schwer verbrannten Bruders, des Eisenbahn- anwärters Johannes Kaifel, sich große Stücke Haut von ihrem Körper schneiden ließ, ein herzliches An­erkennungsschreiben und eine goldene Uhr mit seinem Porträt darauf übersenden lassen.

Freudental O/A. Maulbronn, 13. Sept. Das hiesige Hofkameralamt wird im Lauf des nächsten Jahres nach Bietigheim verlegt, wo ein neues Gebäude in der Nähe der dortigen katholischen Kirche erstellt wird. Die Bauarbeiten sind bereits zur Vergebung ausgeschrieben.

Slus ^taSt, Bezirk uns Angevung»

L Neuenbürg. Aus der Bezirksratssitzung vom 14. September 1908. Das Wirtschafts­konzessionsgesuch des Bäckers Johann Pfeiffer in Rotensol-Herrenalb wurde in mündlicher Verhand­lung, mangelnden Bedürfnisses halber, abgewiesen. Fr. Schrafft Landwirt in Kälbermühle, Gemeinde Wildbad, erhält die Erlaubnis zum Weinausschank in der Zeit vom 15. April bis 15. Oktober alljähr­lich. Ein Gesuch des Willy Lindenberg, Pächters des Kurhauses z. Waldeck in Bühlhof, Gde. Schöm­berg, um die Erlaubnis zum unbeschränkten Wein­ausschank wurde, da sich der Bezirksrat von dem Vorhandensein eines Bedürfnisses nicht überzeugen konnte, abgewiesen. Demselben wird gestattet, Wein, sowie nicht geistige Getränke an die in seinem Ge­bäude wohnenden Kurgäste und deren Besuche wäh­rend des ganzen Jahres auszuschenken. Die Weiter­führung der Gastwirtschaft z. Adler in Neuenbürg durch die Witwe des Tobias Rüd wird genehmigt. Die Wirtschaftskonzession des Waldhornwirts Fa in Schwann wird auf dessen neuerbaute Kegelbahn ausgedehnt. Hermann Mutterer in Grünhütte, Gde. Wildbad, erhält die Erlaubnis zum Ausschank von Wein, Bier, Most und Branntwein in seinem Gebäude. Die Wirtschaftskonzessionsgesuche von Wilh. Fix z. Löwen in Birkenfeld, Alb. Bätzner z. Bären daselbst und Emil Proß z. Wilhelmskeller in Calmbach werden genehmigt. Die Verjährungs­frist der aus dem Gebäude Nr. 18 in Höfen a./E.

Eigentümer Forstassessor Umrath in Weil i. Sch.

ruhenden dinglichen Gastwirtschaftsgerechtigkeit wird auf weitere 10 Jahre verlängert. Die Dienst­kündigung des Oberamtsbaumwarts Vinc. Weiß in Ottenhausen auf 1 . April 1909 wird angenommen und demselben der Dank der Amtskorporation für die geleisteten guten Dienste ausgesprochen. Die Stelle soll zur Bewerbung ausgeschrieben werden. Mit der Lieferung der Rolläden zum Bezirkskranken- Hans-Neubau wurde die Firma C. Leins u. Cie. in Stuttgart betraut.

Neuenbürg, 15. Sept. Die Gerichtsferien gehen mit dem heutigen Tag zu Ende. Die im Geschäftsbetrieb der Gerichte eingetretenen Beschränk­ungen kommen wieder in Wegfall.

Neuenbürg, 15. Sept. In der gestrigen gut besuchten Versammlung des Gewerbevereins, die einen angeregten Verlauf nahm, wurde nach Be­sprechung des Eisenbahnfahrplans der Enzbahn beschlossen, bei der K. Generaldirektion der Staats­eisenbahnen wegen der beabsichtigten Späterlegung des 8 Uhr-Zugs morgens von Pforzheim nach Wild­bad, bezw. wegen des Ausfalls des ersten Zugs ins Tal vorstellig zu werden. Es wurde von allen Seiten das Bedürfnis eines Frühzugs auch im Winterhalbjahr betont. Dieser erste Zug ins Tal, Pforzheim ab 6.20 (früher nur Sonntagszug), wird bekanntlich seit 2 Jahren in den Monaten Mai bis September alltäglich ausgeführt und hat sich als ein Bedürfnis herausgestellt, das auch für den Winter­fahrplan fortbesteht, was seit dem 1. September, da