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^ 146.

Reuenbürg, Mittwoch den 16. September 1SV8.

66. Jahrgang.

MLmSschau.

Als ein Nachklang zu den diesjährigen Kaiser­manövern ist ein Briefwechsel zwischen dem Kaiser und dem Prinzregenten Luitpold zu ver­zeichnen. Elfterer richtete vor seiner Abreise von Schloß Urville ein Handschreiben an den Regenten, in welchem er nochmals seine lebhafte Anerkennung des Zustandes und der Führung der bayerischen Truppen, welche an dem Kaisermanöver teilgenommen haben, ausspricht und den Regenten zu solchen Truppen beglückwünscht. Zuletzt bekundet der Kaiser seine besondere Genugtuung über die Anwesenheit so zahlreicher alter Soldaten aus der bayerischen Rheinpfalz bei der Metzer Kaiserparade. Prinz­regent Luitpold dankt in seiner vom Jagdschloß Vorderriß ausgegebenen brieflichen Antwort dem Kaiser wärmstens für dessen lobende Anerkennung der Leistungen der bayerischen Truppen, betonend, wie diese kaiserlichen Worte der bayerischen Armee nur ein neuer Ansporn zu rastloser Weiterarbeit in dem Bestreben, den übrigen deutschen Kontingenten in Disziplin und Kriegstüchtigkeit ebenbürtig zur Seite zu stehen, sein werden.

Berlin, 14. Sept. Die Finanzminister der Einzelstaaten werden am Freitag dieser Woche in Berlin zusammentreten, um zu der Reichsfinanz­reform nach den Entwürfen des Staatssekretärs Sydow Stellung zu nehmen. Der Reichskanzler wird dabei den Vorsitz führen. Unter den Steuer­vorschlägen des Reichsschatzfekretärs befindet sich zwar die vielfach empfohlene, aber auch von gewich­tiger militärischer Seite nachdrücklich bekämpfte Reichswehrsteuer nicht. Indessen wird versucht wer­den, den ihr zugrunde liegenden Gedanken in Ver­bindung mit dem geplanten weiteren Ausbau der Institution der Nachlaßbesteuerung Geltung zu ver­schaffen. Man will nämlich von dem Nachlaß eines Mannes, der seiner Militärpflicht nicht genügt hat, eine entsprechend erhöhte Erbschaftssteuer erheben, und zwar soll diese Sonderbesteuerung nach ver­schiedenen Vermögensklassen abgestuft werden.

Die Nachricht, wonach die verbündeten Re­gierungen beabsichtigen sollten, das frühere billige Ortsporto wieder herzustellen, bestätigt sich nicht leider! Die BerlinerInformation" vernimmt von zuständiger Seite im Reichspostamte, daß von einem solchen Vorhaben der Regierungen nichts bekannt sei.

Berlin, 14. Sept. Staatssekretär Dernburg ist heute nachmittag 3 Uhr 45 Minuten in Begleit­ung seiner Gattin auf dem Bahnhof Zoologischer Garten eingetroffen.

Der König und die Königin von Spanien werden am 28. September nachmittags zu etwa drei­tägigem offiziellem Besuche bei dem Prinzregenten Luitpold in München eintreffen und in der Residenz Wohnung nehmen. Der Prinzregent wird für die Dauer dieses Besuches seinen Vorderrisser Jagd­aufenthalt unterbrechen. Am gleichen Tage trifft Kronprinz Ferdinand von Rumänien ebenfalls zu offiziellem Besuche in München ein. Die spanischen Majestäten begeben sich von München weiter nach Dresden, zum Besuche auch des sächsischen Hofes und werden dann auch dem Kaiser Franz Josef in Budapest einen Besuch abstatten.

Die drahtlose Telegraphie, welche bei den gegenwärtigen großen französischen Manövern im Zentrum verwendet wird und deren Mittelpunkt ein Ballon ist, welcher der Manöverleitung zur Ver­fügung steht, bewährt sich ausgezeichnet. Man nimmt im Ballon sogar Telegramme von Berlin, wahr­scheinlich für Postschiffe bestimmte Zeitungsnach­richten auf.

Berlin, 14. Sept. Der Parseval-Ballon ist heute früh um 8 Uhr zu einer Probefahrt unter der Führung des Hauptmanns v. Kehler auf­gestiegen und hat die Richtung eingeschlagen, die

das Militärluftschiff in der Nacht vom Freitag auf Samstag genommen hat. Bald nach Abgang des Parsevalballons stieg auch das Militärluftschiff auf und erschien gegen 11 Uhr vormittags über der Straße Unter den Linden, wo es eine Reihe von Manövern gegen den Wind ausführte. Dann flog es in der Richtung nach dem Tegeler Schießplatz weiter, wo es um 11 ff-Uhr nach Lstündiger Fahrt landete.

Berlin, 15. Sept. Der bekannte aeronautische Fachmann Hauptmann a. D. Hildenbrand benützt den Rekord des Militärballons zu einem Vergleich der von dem Zeppelin-Fahrzeug und dem Militär­ballon erzielten Leistungen. Er sagt u. a.: Es spielt eine wesentliche Rolle, ob man bei den Ver­suchsfahrten ohne Rücksicht auf die gerade herrschende Luftströmung nach einem vorher bestimmten Ziele fahren muß, oder ob man nur die Fahrtdauer vor­geschrieben bekommt und fahren kann, wohin man will. Man sehe sich die Fahrtberichte über die jetzige Rekordfahrt an. Der Ballon war so lange wie irgend möglich in der Richtung gegen den Wind gefahren bis Stendal, dann in einem Winkel zur herrschenden Strömmung und endlich im großen und ganzen mit dem Wind von Magdeburg über Branden­burg nach Berlin. Bei der großen Fahrt am 4. und 5. August mußte der starre Ballon Zeppelins dem Lause des Rheins folgen, anfangs kam der Wind etwas südlich von hinten, begünstigte also die Fahrt. Dann aber hat das Schiff den Wind direkt von der Seite und schließlich direkt von vorn. Auch bei der Fahrt von Worms nach Stuttgart hatte die Luftströmung eine Richtung, die das Vorwärts­kommen hinderte. Hätte Graf Zeppelin von Stutt­gart aus mit auch nur einigermaßen günstigem Wind fahren können, so hätte er auch mit nur einem betriebsfähigen Motor die Fahrt fortgesetzt und da die Wirkung auch dann erwiesen war, seine Halle erreicht. Daraus folgt, daß es zweckmäßig ist, stets bei Beginn der Fahrt gegen die Richtung des Windes zu fahren, weil man dann bei eintretenden Pannen auch mit einem Motor sicher den Aufstiegsort wieder erreichen kann. Einen anderen wichtigen Punkt bildet die Eigengeschwindigkeit der Flugschiffe, wo­rüber sich Hauptmann Hildebrand ebenfalls verbreitet, um zu folgendem Schluß zu kommen: Unzweifelhaft wird ein schwereres Fahrzeug nicht so leicht von aufwärts gerichteten Strömungen fortgerissen, als ein leichteres. Dies wurde bei der Schweizerfahrt des Grafen Zeppelin bewiesen. Man steht also, daß vorläufig beide Typen, starre Ballons und Ballonettluftschiffe nebeneinander bestehen müssen.

In Dortmund ist der nationalliberale Land­tagsabgeordnete und frühere Reichstagsabgeordnete Hijbck gestorben.

Nürnberg, 14. Septbr. Der sozialdemo­kratische Parteitag wurde gestern abend in der städtischen Festhalle eröffnet. Das riesige Lokal, das 15 000 Personen faßt, war gefüllt, aber nur ein Teil konnte die Reden hören, deshalb wurde es kurz gemacht. Bebel fehlte, er sei in Zürich nicht unbedenklich erkrankt, Vollmar ist wegen Krankheit ebenfalls nicht erschienen. Abgeordneter Dorn be­grüßte den Parteitag namens des Lokalkomitees, Singer dankte und betonte, auf diesem Parteitag sind Differenzen zu klären und der Spruch des Parteitags muß jedem Genossen ein Evangelium und Heiligtum sein. Er erinnerte an die Geburts­wehen der Partei, die vor 40 Jahren in Nürnberg Klassenpartei wurde und pointierte gegen die jetzt nach rechts rückenden Genossen. Auf die Budget­bewilligung nochmals anspielend, wünschte er sach­liche Behandlung, aber der Parteitag müsse volle Klärung schaffen und Beschlüsse fassen, -welche die gesamte Partei respektiert und achtet. Es sprach noch der alte Löwenstein, neben Bebel einer der wenigen noch Lebenden, die vor 40 Jahren auf den Arbeitervereinstag wirkten. Der Beifall war alle­mal groß.

Karlsruhe, 13. Septbr. DieKarlsr. Ztg." weist darauf hin, daß das Mißgeschick am Forbacher Tunnelbau schon vor längerer Zeit Gegenstand der Erörterungen in der zweiten Kammer war. Die Regierung gab auf eine diesbezügliche Anfrage Aus­kunft. Es handelte sich darum, daß beim Ansetzen des unteren Stollens des 160 Meter langen Bruch­tunnels oberhalb Langenbrand infolge eines Ab­steckungsfehlers 41 Meter des eigentlichen Tunnel­stollens außerhalb der Richtung hergestellt wurden. Der Fehler wurde so frühzeitig entdeckt, daß der Ausbruch und die Ausmauerung des Tunnels nach der richtigen Achse erfolgen konnte.

Aus Baden, 12. Sept. Der 23 Jahlre alte Handelsschüler Zeller aus Bulach ließ sich bei Karls­ruhe vom Zug überfahren und war sofort tot. Der Brand in der Anstalt Mariahof bei Hüfingen wurde durch einen Zögling verursacht, der nach der Tat flüchtete, in Dürrheim aber bald dingfest ge­macht wurde. Es ist ein Schaden von 20 000 entstanden.

Beim Norddeutschen Hilfskomitee für Donau- eschingen haben die Sammlungen den Betrag von 100 000 Mk. überschritten.

Hamburg, 15. Septbr. In der Villa des Generaldirektors Ballin ist in der letzten Nacht ein Einbruch verübt worden. Die Einbrecher brachen von 9 Stellen die goldenen Kronen ab und stahlen zahlreiche Werlsachen. Am Tatorte ließen sie ihre alten Stiefel zurück.

Am Sonntag abend wurden in Hamburg sechs Hagenbeck'sche Elefanten verladen, die mit der Bahn nach München gehen sollten. Dabei wurden zwei wild und rissen aus. Am Montag gelang es, sie in der Umgegend wieder einzufangen.

Wie aus München gemeldet wird, wurden zwei Engländern auf der Reise nach Kissingen für 200 000 Mk. Juwelen aus dem Koffer gestohlen. Für die Wiedererlangung ist eine Belohnung von 2000 Mk. ausgesetzt.

Pass au, 14. Septbr. Gelegentlich der Adap­tierungsarbeiten im Palais des Grafen Forgach wurde ein Paket mit Wertpapieren in der Höhe von ungefähr ff- Million aufgefunden. Ein italienischer Feldmarschall-Leutnant, der einst in Passau wohnte, hatte den Schatz einmauern lassen, da er einen Diebstahl befürchtete. Die Papiere sind aber in­zwischen wertlos geworden.

Eine Millionenerbschaft, die ausnahmsweise einmal mehr als ein Fantasiegebilde ist, ist nach Kurhessen gefallen. Aber einen Haken hat die Sache auch. In den fünfziger Jahren des vorigen Jahr­hunderts diente beim kurhessischen Leibgrenadier- Regiment ein aus Bisch Hausen (Kreis Mitzenhausen) stammender Korporal Konrad Schäfer, der später Leibjäger eines Mitgliedes des englischen Königs­hauses wurde, dann in die Dienste des damaligen kaiserlich brasilianischen Gesandten in London trat und mit diesem nach Rio de Janeiro übersiedelte. Dort heiratete er später die Tochter eines reichen Farmers in Los Puntos. Vor etwa 8 Jahren starb Schäfer im Alter von 80 Jahren kinderlos. Die brasilianische Gesandschaft in Berlin machte nach jahrelangem Suchen die Erben ausfindig, und teilte ihnen mit, daß Schäfer sie als Erben für seine großen Besitzungen bestellt habe, die einen Wert von etwa 15 bis 20 Millionen hätten. Auf eingezogene Er­kundigungen hin wurde den Erben jedoch der Be­scheid. daß die Besitzung allerdings sehr groß sei, vorwiegend werde Kaffee, Reis und Baumwolle angebaut, doch sei es schwer, die erforderlichen Arbeitskräfte zu erhalten, da in der sumpfigen Niederung der Malaria herrsche; auch seien 200000 Mark bares Kapital zur Instandsetzung erforderlich. Ein Rechtsbeistand in Rio de Janeiro wurde des­halb, da die Erben unter diesen Umständen die Besitzungen nicht selbst wirtschaften wollen, beauftragt >