einer Preßkommission für die „Schwab. Tagwacht" verlangt.
Stuttgart, 12. Sept. Ein evang. Vereinshaus in Bahnhofnähe wird zum kommenden Frühjahr in der Kronenstraße eingerichtet werden. Das Haus Nr. 49 ist dort zu diesem Zweck angekauft worden. Es soll auch ein anstoßender großer Garten erworben und zu späterer Bebauung herangezogen werden. — Dem K. Waisenhaus ist aus dem Nachlaß der in Ueberberg, OA. Nagold, verstorbenen Schwestern Anna, Maria und Veronika Dürr das reiche Vermächtnis von 32 316 Mk. zugekommen.
Friedrichshafen, 12. Sept. Graf Zeppelin hat dieser Tage den Fabrikarbeiter Jaggi in Hirschtal in der Pfalz zu einem Besuch eingeladen. Jaggi hatte seiner Zeit den Grafen nach seinem berühmten Erkundigungsritt im Feindeslande auf den Weg nach Landau gebracht, eine Dienstleistung, die Gras Zeppelin auch heute noch in lebhafter Erinnerung hat.
Mühlacker, 12. Sept. Bei der auf der Kgl. Eisenbahn-Bauinspektion Mühlacker in Anwesenheit der Bewerber erfolgten Eröffnung der in großer Zahl und teilweise aus weiter Entfernung eingelaufenen Offerte auf die Arbeiten zur Erstellung zweier Dienstwohngebäude beim Staatsbahnhof Vaihingen a. E. traten Submissionsblüten zu Tage, die ein bezeichnendes Licht auf die heutigen Zustände im Gewerbsleben werfen. Die auf einzelne Arbeiten gemachten Angebote betragen bis zu 32°/» des Voranschlags ! I Den höchsten Rekord stellte ein Vaihinger Schlossermeister. Ein Schlossermeister von Mühlacker bot 26°/» ab. Bei Malerarbeiten sind ebenfalls 30°/» abgeboten worden, daß bei solchen Abgebolen entweder keine meistermäßige Arbeit mehr geliefert werden kann, was aber bei staatlichen Bauten von vornherein ausgeschlossen ist! — oder der Meister früher oder später zu Grunde gehen muß, wird jeder Handwerksmann, der noch rechnen kann, ein- sehen müssen, darüber, daß die Werkmeister zu niedere Preise ansetzen, brauchen sich unsere Bauhandwerker nicht mehr zu beklagen, wenn noch solche Abgebote möglich sein sollen.
Ulm, 12. Septbr. Die sogenannten Schatzschwindler treiben nun auch in Rußland ihr Unwesen. Ein hiesiger Geschäftsmann erhielt einen gedruckten Brief aus Minsk, in dem der Absender Aron Scheimann mitteilt, daß er 50 Pfund Berggold in Stückchen geschmolzen besitze, die er dem Adressaten 25°/» unter dem Goldkurs zum Verkauf anbietet. Zum Abschluß des Geschäftes muß der Käufer nach Rußland kommen und muß alle nötigen Mittel zum probieren der Ware mitbringen. Hoffentlich fällt auf den Schwindel niemand herein.
Geislingen, 12. Sept. Das anhaltend schlechte Wetter zwang die in der Umgegend manöverieren- den Truppen gestern nachmittag in die Notquartiere zu gehen, da das in Aussicht genommene Biwak bei dem grundlosen Boden nicht durchzuführen gewesen wäre, ohne die Mannschaften gesundheitlich zu gefährden. Hier lagen zwei Bataillon des 180. Infanterieregiments Tübingen und eine Eskadron des Ulanen-Regiments Nr. 20 Ulm. In der Umgebung halten die Truppen vorher abgekocht.
Ruths Geheimnis.
Novelle von Clara Rheinau.
Nach dem Englischen.
4) - (Nachdruck verboten.)
Jetzt schritt Luke Summers um den Tisch herum und legte seine nervige Hand auf des Alten Schulter. Dieser schrak vor der Berührung zurück, denn die Finger schienen sich nach seinem Halse zu bewegen, und ein mörderisches Licht blitzte in den dunklen Augen auf, die sich in die seinen bohrten. Jetzt brach die ganze leidenschaftliche Natur des Fremden los, und er rief mit donnernder Stimme: „Es ist eine Lüge, Sie alter Tor! Wenn mein Vater schon sterbend war, so konnte er kein Testament mehr machen; wenigstens wußte er nicht mehr, was er tat. Sie und Ruth haben dies miteinander ausgeklügelt. Aber ich will nicht das Opfer eines teuflischen Betruges sein. Was ist aus meinem Vetter Frank Grey geworden? Ist er tot? Oder beleidigte er den alten Mann?"
„Keines von beiden", antwortete Josiah, sich krümmend unter dem festen Griff seiner Finger. „Er ist wohl und gesund, und mein verstorbener Herr war ihm bis zuletzt sehr wohlgeneigt."
„Sehr wohlgeneigt", wiederholte Luke höhnisch, „wenn er ihm keinen Heller vermacht hat. Pah, mir liegt nichts daran, ob er Hungers sterben wird! Gab mein Vater einen Grund an, warum er dieses Testament machte und welchen?"
„Ich glaube nicht, daß ich das Recht habe, die
Herrenberg, 12. Septbr. Auf den heutigen ersten Ob st mar kt waren nur etwa 50 Ztr. zugeführt. Der Verkauf ging flau, da Käufer und Verkäufer zuwarten, um die weitere Entwicklung der Preise zu verfolgen. Etwa die Hälfte wurde zu 1,70 Mk. für den Zeniner abgesetzt.
Kus ^taSt. Bezirk uns U^igedung
Seine Majestät der König hat auf die Stelle des Betriebsinspektors in Tübingen den Betriebsinspektor, tit. Finanzrat Hindennach in Calw seinem Ansuchen gemäß versetzt.
Seine Majestät der König hat dem Oberreallehrer Hahn an der Realschule in Neuenbürg eine Oberreallehrersstelle an der 6klassigen Realschule in Heilbronn übertragen.
Neuenbürg, 12. Sept. Die Reichsbank löst nur noch bis 30. September ds. Js. die bekanntlich außer Kurs gesetzten Taler ein. Wer also noch im Besitz von Talerstücken sein sollte, tut gut daran, sie sofort bei der Reichsbank gegen andere Münzen umzutauschen, um Verluste zu vermeiden.
Neuenbürg, 13. Sept. Die paar „schönen" Tage, die uns vom 6.-8. ds. beschert waren, die auch überall die schönsten Hoffnungen auf eine Fortdauer des guten Wetters aufkommen ließen, und die zur Einheimsung des lange verregneten Oehmds, des Habers und anderer Früchte fleißig benützt wurden, haben bald wieder dem alten Regenwetter das Feld geräumt. Schon Mitte der letzten Woche traten Gewitterregen auf. die wieder allgemeinen Landregen bei recht unbehaglicher Temperatur brachten. Falbs Nachfolger als Wettermacher hat diesmal recht, wenn er für die Tage vom 9.—12. Sept. Sturm- und Regentage prophezeihte. Wir wollen hoffen, daß nun auch seine weitere Prognose zutrifft, welche vom 13. ds. ab die Niederschläge aufhören und „um die Mitte des Monats Schönwetter eintreten läßt, das bis zum Ende anhalten dürfte." Es wäre wahrlich höchste Zeit dazu. — Nachschr. v. 14: Der gestrige Sonntag zeigte nur frühmorgens das alte, trübe Gesicht, bald hellte es sich auf, freilich bei sehr empfindlicher Frische; das Barometer tat einen mächtigen Schritt aufwärts. Heute frischer, klarer Herbstmorgen. Wir bekommen nun tatsächlich das verheißene „gute" Weiter.
j Calmbach, 10. Septbr. Letzten Sonntag veranstaltete Hr. Mittelschullehrer Hayh im neuen Schulhause eine für die zahlreichen Besucher interessante Zeichenausstellung mit Zeichnungen der Mittelschule und der gewerblichen Fortbildungsschule. Die erstere Abteilung, welche etwa 180 Blätter umfaßte, bot Leistungen des V.—VII. Schuljahrs, beginnend mit flächiger Darstellung von allerlei Gebrauchs- und Naturgegenständen in Wasserfarben, an welche sich, vom Leichteren zum Schwereren aufsteigend, kompliziertere Blatt-, Blüten- und Früchte- sormen anschlossen, welche in Hinsicht auf Farbengebung den Schülern jedenfalls manche Schwierigkeiten geboten haben. Von besonderem Interesse waren für viele Besucher die Pinsel- oder Silhouettenzeichnungen (schwarz oder farbig, ohne Benützung
Gründe Ihres Vaters zu wiederholen; sie stehen auch in gar keiner Beziehung zu unserer Unterredung."
„Sie haben nicht das Recht, sie zu wiederholen, he?" höhnte der andere, des alten Mannes Sprache nachahmend. „Spielen Sie nicht mit mir, Josiah Higginbotham, es könnte Ihnen schlecht bekommen. Ich sage noch einmal: es ist eine Lüge und das Testament ein Betrug! Kann ich das kostbare Dokument in Augenschein nehmen?"
„Wenn Sie es wünschen."
„Wann und wo?"
„Sogleich, im Hause Ihres verstorbenen Vaters", antwortete Josiah, und Luke fühlte unwillkürlich, daß der Alte die Wahrheit sprach. Er fragte in ruhigerem Tone: „Und was ist Ihnen bestimmt, in dem schönen Testament?"
„Gar nichts, Sir."
„Gar nichts? Nach einer lebenslänglichen Dienstzeit! Wollen Sie damit sagen, daß Sie in Ihrem Alter noch auf Ihrer Hände Arbeit angewiesen sind?"
„Ihr Vater wünschte, daß ich die Besorgung von Miß Ruths Geschäften übernehme; das übrige überließ er ihrer Freigebigkeit. Ich bin ganz zufrieden; ich kann auf Miß Ruths Güte vertrauen. Gott segne das liebe Kind!"
„Ha, ha! Das liebe Kind", entgegnete Luke mit beißendem Spott, „das Herzchen, das mich um Hab und Gut bringt! Was Sie betrifft, Josiah. mein alter Freund, so bin ich geneigt zu glauben, daß Sie in Ihren alten Tagen den Verstand verloren haben, wenn Sie davon sprechen, auf anderer
des Bleistifts, nur mittels des Pinsels ausgeführt), wie auch die Stilisierübungen, ornamentalen Zierformen und Stoffmuster. Daran reihten sich als die am ausgiebigsten vertretene Gruppe die körperlichen Darstellungen. Allerlei Früchte, Gläser, Flaschen, Töpfe, Krüge, Schachteln, Kistchen, Bücher und viele andere Gegenstände waren zu sehen, alles in farbiger, perspektivischer Ausführung mit Licht und Schatten, außerdem einige Menschen- und Tierköpfe und Landschaftsskizzen. In der zweiten Abteilung, welche ca. 80 Blätter der gewerblichen Zeichenschule umfaßte, wurden den Besuchern zahlreiche Darstellungen aus verschiedenen Gewerben geboten: Portale, Büffets, Zimmereinrichtungen, sodann Türschlösser, Träger und andere Darstellungen aus dem Schlossergewerbe, ferner Darbietungen aus dem Mechanikergewerbe, allerlei Maschinenteile und ganze Maschinen, einiges aus dem Maurerhandwerk und endlich eine Reihe von Zeichnungen aus dem Sattlergewerbe. Schließlich sei noch einer kleineren hübschen Sammlung von Kohlenzeichnungen und Aquarellstücken gedacht, welche zumeist von Angehörigen des Maler- und Graveurgewerbes herrührten. Alles in Allem lieferte die Ausstellung den Beweis dafür, daß auch in kleineren Gemeinden unter Leitung eines tüchtigen Lehrers schöne Erfolge im Zeichnen erzielt werden können.
Calw, 12. Sept. Die bürgerlichen Kollegien haben das Gehalt des Stadtschultheißen auf 5600 Mark, steigend bis zum Höchstgehalt von 7200 Mk. festgesetzt.
Neuenbürg, 10. Sept. Die Tage nehmen ab. Deutlich merkt man es bereits, ja sie sind am Schluffe dieses Monats bereits kürzer als die Nächte. Die Abnahme der Tagesdauer beträgt im September fast zwei Stunden, denn während die Sonne am 1. September 5 Uhr 24 Minuten auf- und 6 Uhr 55 Minuten unterging, geht sie am 30. September erst 6 Uhr 9 Minuten auf und bereits 5 Uhr 50 Minuten wieder unter. Im September und zwar am 23. mittags 12 Uhr tritt die Sonne auch aus dem Zeichen der Jungfrau in das Zeichen der Wage ein, gelangt wieder zum Aequator und macht zum zweiten Male im Jahre Tag- und Nachtgleiche, das heißt, es beginnt der kalendarische Herbst. Der Mond erschien am 3. September abends 10 Uhr als erstes Viertel, am 10. nachmittags 1 Uhr erscheint er als Vollmond. Am 9. September befinden sich unsere nächtliche Himmelsleuchte in Erdnähe und am 22. in Erdferne.
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Die körp erliche Entwicklung im militärpflichtigen Alter. Wie nötig eine ausgiebige Tätigkeit in freier Luft gerade für den Großstädter ist, läßt sich aus dem Vergleich der Tauglichkeitsziffer bei der Aushebung zum Militärdienst innerhalb der einzelnen Bezirke ableiten. Nach Stabsarzt Dr. Schmierung, dessen Angaben von Dr. Schmiedecke im Aerztlichen Verein zu Frankfurt a. Main (Deutsche Medizinische Wochenschrift) wiedergegeben werden, schwankten die Tauglichen in den Jahren
Güte zu vertrauen. Pah I Miß Ruth wird heiraten. Sind Sie sicher, daß Ihr Gatte die Dinge im nämlichen Lichte betrachten wird? Ist es nicht wahrscheinlicher, daß man Sie wie einen alten Handschuh beiseite werfen wird, wenn man Ihrer Dienste nicht mehr bedarf? Der Weise verläßt sich nur auf sich allein, nicht auf andere. Hören Sie mich, Josiah —", seine Stimme sinkt zu einem heiseren Geflüster herab, — „ist dieses Testament so abgefaßt, wie Sie sagen, dann bin ich arm, und auch Sie sind ruiniert. Sollte dieser Papierfetzen jedoch von der Welt verschwinden, so erbe ich allein meines Vaters Reichtum. Ich bin kein schlechter Zahlmeister, wenn ich die Mittel habe. Welches sind Ihre Bedingungen?"
„Meine Bedingungen?" stammelte der Alte verwirrt. „Ich verstehe Sie nicht."
»Ja, Ihre Bedingungen", wiederholte Luke — „Ihre Bedingungen, unter welchen Sie uns beide reich machen wollen; Sie verstehen mich nicht? Nun denn, deutlich gesprochen, wenn Sie darauf bestehen — wer ein Testament macht, kann es auch vernichten, Josiah Higginbotham; wollen Sie dieses Testament verschwinden lassen?"
Der alte, treue Clerk verstand ihn jetzt. Aus den glanzlosen Augen sprach eine Welt von Geringschätzung; die Entrüstung schien seine gebeugte Gestalt größer zu machen und mit fester Stimme erwiderte er:
„Nicht für alles Gold der Welt würde ich auch nur einen einzigen Buchstaben an dem Testament