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Unglaublich aber wahr!

Der konservative und bauernbündlerische Landtagsabgeordnete Schaible von Nagold, ein Parteigenosse Tchrempf'z, hat am 17. Iuni d. I. im ausdrücklichen Auftrag seiner Freunde einem sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten das Anerbieten gemacht, die 3370 Bauernbündler im Ulm-Heidenheimer Wahlkreis in der Stichwahl M den Sozialdemokraten Dietrich abstimmen zu lassen, wenn dagegen die Sozialdemokraten in unserem VII. Wahlkreis sich der Wahl enthalten.

Ms» der heuchlerische Bauernbund ist bereit, sür di« von ihm als antichristlich und

revalutianär" bezeichnet« Sozialdemokratie einzutreten, obwohl er in allen Flugblättern und Reden als deren entschiedenster Gegner sich ausgibt.

Ist das charakterrvsll? Ist das ehvttch?

Rein! Also los vom Bauernbund und zur Wahlurne mit dem Stimmzettel

Uvim'iivk 8vk«ssviokks^M,

Der ZSaHlarrsschuß.

Zur Stichwahl.

Ohne Entscheidung ist die erste Wahl vorübergegangen. Trotz aller Verleumdungen und Beschimpfungen unseres seitherigen ReichstagSabge- ordueten Schrempf durch die Volkspartei kam er am 16. Juni dem Kandidaten Schrveickhardt um 1800 Stimmen voraus.

Von den volksparteilicheu Kandidaten ist bis zur Stunde noch kein einziger in den Reichstag gewählt; unser Volk hat ihnen mit

einer Minderzahl von t»OOV Stimmen nahezu den Lauspasz gegeben; von ihren früheren 7 Abgeordneten kommen nur 6 in die Stichwahl.

Ohne Mithilfe der Sozialdemokratie wird kein Demokrat den Reichstag sehen.

Sollte nun unser Wahlkreis einem Kandidaten der Volkspartei Unterschlupf gewähren?

Wie haben sich denn die Herrenberger zur Wahl Schweickhardts gestellt? Hat nicht die kleine Zahl voll 750 Stimmen im ganzen Herreu­berger Bezirk, also in seiner nächsten Nähe, den Beweis geliefert, wie wenig warm, nach Ansicht der Wähler, das Herz des Großmüllers und Groß­brenners, mit dem doch die Bauern im Gäu auf dem Frucht- und Obstmarkte in Tübingen verkehren, sür den bedrängten Mittelstand schlägt?

Warum verfolgt denn die Volkspartei Schrempf mit glühendstem Haß?

Weil er die Irreführung unseres Volkes durch die sogenannte Volkspartei rücksichtslos aufgedeckt hat.

Die Volkspartei behauptet, der Bauernbund habe den Bauernbrennereien den Garaus gemacht.

Bei der Verabschiedung dieses Gesetzes war Schrempf und noch kein Bauernbündler im Reichstag,

dagegen saßen die Demokraten im Reichstag, fehlten aber bei der Abstimmung.

Läppisch ist die Behauptung, der Bauernbund habe den Zucker verteuert.

Nicht der Bauernbund hat es getan, sondern das Großkapital, das von der Volkspartei so warm unterstützt wird.

Unwahr ist die Behauptung, der Bauernbund wolle den Most verteuern.

In der Zeit, wo Obst geerntet wird, wo Most gemacht wird, vom 25. September bis 25. November, also 8 Wochen lang, kann Obst zu Mostzwecken vollständig zollfrei eingeführt werden.

Wer vorurteilsfrei prüft, wird sich durch 1>ie Ausstreuungen der Gegner

nicht beirren lassen,

sondern seine Stimme abgeben auf den bewährten Volksinann

Münch Schrempf.

Die Leitungen -er konservativen Partei nnd -es Bundes -er Landwirte haben ihre Wähler verpflichtet, in -er Stichwahl

unter allen Umständen gegen die Sozialdemokratie zu stimmen.

Aur ÄbweNe!

DieDeutsche Reichspost" publiziert in ihrer letzten Nummer folgende Berichtigung:

Nach unfern Erkundigungen ist soviel richtig, daß ein konservativer Abgeordneter zu einem Angehörigen der sozialdemokratischen Fraktion

übrigens rein von sich aus, ohne jede Aenntnks seiner Parteifreunde geäußert hat: Wenn die Sozial­demokraten im 7. Wahlkreis (bei der Stichwahl) Wahlenthaltung beobachten, konnten die Bauernbündler im 14. Wahlkreis das Gleiche tun".

Hienach handelt es sich bloß um eine unverbindliche Privatunterhaltung.

Weder die konservative Parteileitung, noch der Kandidat Schrempf, noch die sonstigen Mitglieder des Schrempf schen Wahlkomites wußten vorher etwas von dieser Unterredung, sind daher auch nicht dafür

verantwortlich, sondern verwahren sich ganz entschieden gegen den Vorwurf eines ihren Grundsätzen widersprechenden Wahlabmachungsversuchs mit den Sozialdemokraten.

_ Das Zchrempf'sche Wahlkomite in Nagold.

Telephon Nr. S.

Druck und Verlag der A. Oelichläger 'schen Luchdruckerei. Verantwortlich r Paul Adolfs in Ealw.